Dritte Kategorie: Tauĥīd al-Aşmā` wa ş-Şifāt (Die Aufrechterhaltung der Einheit in den Namen und Eigenschaften Allahs)

Das bedeutet, dass man bekräftigt, dass Allah einzig ist in den Namen und Eigenschaften, die Er hat. Das beinhaltet zweierlei Dinge:

Erstens:          Die Bekräftigung. Man bekräftigt also dem erhabenen Allah all Seine Namen und Eigenschaften.

Zweitens:       Das Verneinen der Vergleichung. Man verneint jeglichen Vergleich mit Allah in Seinen Namen und Eigenschaften, so wie der erhabene Allah gesagt hat: "Nichts ist Ihm gleich und Er ist der Allhörende, der Allsehende."1

Dieser Vers weist klar darauf hin, dass Ihm in all Seinen Eigenschaften kein Geschöpf gleich ist, auch wenn sich die Wortbedeutungen ähneln sollten. Denn sie unterscheiden sich trotzdem in ihrer Wirklichkeit enorm. Somit ist derjenige, der nicht das bekräftigt, was Allah Sich Selbst zugeschrieben hat, ein Annullierer (Mu’attil). Seine Annullierung (Leugnung) hier gleicht der Annullierung von Pharao. Und wer diese zwar bekräftigt, aber diese auch gleichzeitig mit denen der Geschöpfe vergleicht, der gleicht den Götzendienern, die auch andere neben Allah angebetet haben. Und wer diese nun bekräftigt, ohne dabei Vergleiche zu ziehen, der gehört zu den Muwaĥĥidīn.

Bezüglich dieser Kategorie des Tauĥīds sind einige irregegangen, die der islamischen Gemeinschaft angehören und spalteten sich in zahlreichen Gruppen. Manche von ihnen sind den Weg des Annullierens gegangen und haben Allah einige Seiner Eigenschaften aberkannt mit der Begründung, sie würden dadurch Allah die Makellosigkeit zuschreiben. Diese sind jedoch irregegangen. Denn derjenige, der Allah wahrlich die Makellosigkeit zuschreibt, ist derjenige, der Ihm sowohl alle Eigenschaften des Makels und des Mangels abschwört als auch die Makellosigkeit Seiner Worte im Bezug auf Verblendung und Irreführung. Derjenige, der sagt, dass Allah kein Gehör, kein Sehvermögen, kein Wissen und keine Macht hat, der hat Allah nicht die Makellosigkeit zugeschrieben, sondern hat Ihn mit dem schlimmsten Makel beschimpft und Seine Worte als verblendend und irreführend bezeichnet. Denn der erhabene Allah hat all diese Eigenschaften mehrfach in Seinen Aussagen wiederholt und auch bekräftigt: "Allah ist Allhörend, Allsehend", "Allah ist Allmächtig, Allweise", "Allah ist Allverzeihend, Barmherzig". Wer diese Worte nun bekräftigt, sie aber gleichzeitig von ihrer Bedeutung entleert, der ist wahrlich verblendet, irregegangen und hat die Worte des erhabenen Allahs verleumdet. Andere sind wiederum den Weg des Vergleichens gegangen mit der Begründung, sie würden damit das bekräftigen, was Allah Sich Selbst zugeschrieben hat. Sie sind jedoch irregegangen, da sie keineswegs Allah verherrlicht haben, wie es Ihm gebührt. Somit haben sie Ihn mit Makel und Mangel beschimpft, da sie Denjenigen, der in jeglicher Hinsicht vollkommen ist, verglichen haben mit demjenigen, der in jeglicher Hinsicht unvollkommen ist. Denn auch wenn der Vergleich des Vollkommenen mit dem Unvollkommenen nur dazu dienen soll, diese Vollkommenheit hervorzuheben, so beinhaltet dieser Vergleich trotzdem einen Werteverlust dieser Vollkommenheit, wie man hier am folgenden Beispiel deutlich sehen kann: „Siehst du nicht, dass der Wert des Schwertes geschmäht wird, wenn gesagt wird, es wäre schärfer als ein Holzstab?“

Wie sieht es dann aus, wenn man die Vollkommenheit mit der Unvollkommenheit vergleichen würde?! Dieser Verglich ist natürlich schlimmer und frevelhafter im Bezug auf das Recht Allahs, dem Erhabenen.

Die Antwort auf all das lautet wie folgt: Wir müssen an all das glauben, womit Allah Sich Selbst im Qur`ān und über Seinen Gesandten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, beschrieben und bezeichnet hat, ohne dabei etwas an den Texten zu verändern oder zu verfälschen (Taĥrīf), etwas zu leugnen an was geglaubt werden muss (at-Ta’ţīl), die Beschaffenheit eines Attributs Allahs zu bestimmen und zu beschreiben (at-Takyīf) und die Attribute Allahs mit den Attributen Seiner Geschöpfe zu vergleichen (at-Tamthīl).

Genau das sagten auch Scheich al-Işlām Ibn Taimiyah und andere Leute des Wissens. Unser Glaubensfundament (‘Aqīdah) also muss frei sein von diesen vier Dingen, die wir erwähnt haben.

Mit at-Taĥrīf meinen wir hier die Auslegung der Verfälscher im Bezug auf die Texte über die Eigenschaften Allahs. Denn sie haben sich selbst den Namen „Die Leute der Auslegung“ (Ahlu t-Ta`wīl) gegeben, um diesen Weg, dem sie gefolgt sind, als gemäßigt zu deklarieren. Denn die Seelen flüchten vor dem Wort at-Taĥrīf. Doch das gehört zur Rubrik der prunkenden Reden und zur Verschönerung für die Menschen, damit sie nicht davonlaufen.

Die Wirklichkeit ihrer Auslegung (at-Ta`wīl) ist die Verfälschung, was ja das entleeren des Wortes von seinem eigentlichen Wortlaut (oder auch von seinem wörtlichen Sinn) bedeutet. Wir sagen: Wenn diese Umformung auf ein Beleg basiert, der authentisch ist, so ist diese dann keine Auslegung nach ihrem Verständnis, sondern eine Erklärung (at-Taffşīr). Doch wenn es hierfür keinen authentischen Beweis gibt, der diese Uminterpretation unterstützt, dann handelt es sich hier klar um eine Verfälschung und um eine Entleerung des Wortes von seinem eigentlichen Wortlaut. Somit sind diejenigen, die diesem Weg gefolgt sind, auch irregegangen. Sie haben zwar die Eigenschaften Allahs bekräftigt, doch haben sie diese auch gleichzeitig verfälscht. Deshalb sind sie einen Weg gegangen, der nicht der Weg der Leuten der Ahlu ş-Şunnah wa l-Djamā‘ah ist und sogar entgegengesetzt zu diesem ist.

Deshalb dürfen diese Menschen nicht zu den Leuten der Ahlu ş-Şunnah wa l-Djamā’ah aufgezählt werden. Denn die Zuordnung zu einer Sache beinhaltet eine Zugehörigkeit zu dieser. Die Leute der Ahlu ş-Şunnah sind der Şunnah zugehörig, da sie sich an ihr festhalten. Doch diese Menschen halten sich nicht an die Şunnah fest im Bezug auf das, was sie verfälscht haben.

Außerdem bedeutet al-Djamā’ah (im Wort Ahlu ş-Şunnah wa l-Djamā‘ah), al-Idjtimā‘, Zusammenkunft. Diese Menschen jedoch kommen bei all ihren Meinungen nie zusammen. In ihren Büchern findet man stets Verstrickungen, Widersprüche und Verwirrungen, wobei jeder dem anderen, Irreleitung vorwirft oder sich sogar selbst in seinen Büchern widerspricht.

Der Verfasser der „at-Taĥāwiyyah“ hat einige Aussagen  von al-Ĝazālī – der ja den Gipfel der „Wissenschaft der Worte“2 erklommen hatte – überliefert, die demjenigen, der sie liest, die Fehler, die Fehltritte und die Schwachsinnigkeit zeigen, auf dem sich diese Leute der Worte (Ahlu l-Kalām) befinden und dass sie sich nicht im Klaren sind, was sie da eigentlich sagen. Ar-Rāzī, der ja zu ihren Führungspersonen gehört, hat gesagt: „Wir konnten aus all unseren Forschungen, die wir ein Leben lang geführt haben keinen einzigen Nutzen ziehen, außer, dass wir lediglich die Aussagen von dem und dem darin gesammelt haben.“ Dann sagte er weiter: „Ich habe mir  sowohl Gedanken gemacht über die Wege dieser „Wissenschaft der Worte“ als auch über die Methodik der Philosophie und bin dann letztendlich zum Entschluss gekommen, dass diese weder eine Krankheit heilen können noch können sie den Rachedurst stillen. Dann fand ich vor, dass der Weg, der am nächsten zur Wahrheit ist, der Weg des Qur`ān war. Ich lese im Qur`ān über das, was Allah Sich Selbst zugeschrieben hat: "Der Allerbarmer hat Sich über den Thron erhoben"3 und "Zu Ihm steigt das gute Wort auf"4, und schreibe Ihm das auch in dieser Form zu. Und ich lese über das, was Allah Sich Selbst abgeschrieben hat: "Nichts ist Ihm gleich"5 und "aber sie umfassen Ihn nicht mit ihrem Wissen"6, und schreibe Ihm das auch in dieser Form ab und sage, dass Er mit unserem Wissen nicht erfasst werden kann. Und wer das ausprobiert hat, was ich ausprobiert habe, der wird dann auch das wissen, was ich weiß.“

Somit findest du vor, dass sie stets verwirrt und verstört sind, da sie sich nicht im Klaren sind, was die da eigentlich sagen. Im Gegensatz dazu findest du vor, dass diejenigen, die der erhabene Allah zu Seinem rechten Weg geleitet hat, beruhigend, entspannt und unbekümmert sind. Sie lesen im Buche Allahs und in der Şunnah Seines Gesandten und bekräftigen all die Namen und Eigenschaften, die Allah Sich Selbst dort zugeschrieben hat. Denn niemand hat mehr Kenntnis über Allah, als Allah Selbst. Und kein Bericht ist wahrheitstreuer als die Berichte Allahs. Und keine Erklärung ist authentischer als die Erklärung Allahs. Denn der erhabene Allah hat gesagt: "Allah will euch Klarheit verschaffen."7 Und Er sagte auch: "Allah macht euch das klar, damit ihr nicht irrt."8 Und Er sagt: "Und Wir haben dir das Buch zur Erklärung aller Dinge herabgesandt."9 Weiterhin sagt Er: "Und wer ist glaubwürdiger in der Aussage als Allah?"10 An einer anderen Stelle sagt Er: "Und wer ist dieser, der wahrhaftiger als Allah spricht?!"11

All diese Verse, aber auch andere, weisen klar daraufhin, dass Allah den Geschöpfen diesen Weg erklärt hat, der sie zum Ihm führt. Denn das, was die Geschöpfe am meisten an Erklärung brauchen ist das, was im Bezug zum erhabenen Allah, zu Seinen Namen und zu Seinen Eigenschaften steht, damit sie Ihn mit Klarheit (Başīrah) anbeten können. Denn eine Anbetung, die an Jemanden gerichtet wird, dessen Eigenschaften man nicht kennt oder der keine Eigenschaften hat, ist nicht umsetzbar. Deshalb ist es erforderlich, dass du die Eigenschaften des Angebeteten kennst, sodass sie dich dazu bringen, dass du dich zu Ihm flüchtest und Ihn in der Art und Weise anbetest, die auch Seiner würdig ist.

Der Mensch sollte deshalb seine Grenzen nicht überschreiten, indem er anfängt, die Beschaffenheit eines Attributs Allahs zu bestimmen und zu beschreiben (at-Takyīf) oder die Attribute Allahs mit den Attributen Seiner Geschöpfe zu vergleichen (at-Tamthīl). Denn, wenn der Mensch nicht mal dazu fähig ist, seine eigene Seele (an-Naffs) völlig zu begreifen, dann ist es doch vorrangiger, dass er auch nicht die Fähigkeit dazu haben wird, das zu begreifen, womit Allah Sich Selbst beschrieben hat. Deshalb sollte ein Mensch sich selbst die Frage nach dem „Wie“ und „Warum“ verbieten, wenn es sich um die Namen und Eigenschaften Allahs handelt. Außerdem sollte er aufhören in der Art und Weise darüber nachzudenken, indem er anfängt Vergleiche zuziehen.

Wenn der Mensch diesem Weg folgt, wird er beruhigt und gelassen sein. Und das war auch die Lage der Şalaf (Vorfahren) – möge Allah mit ihnen gnädig sein. Als ein Mann Imam Mālik Ibn Anaş über das Sicherheben (al-Iştiwā`) im Vers "Der Allerbarmer hat Sich über den Thron erhoben" gefragt hat, antwortete er darauf wie folgt: „Das Sicherheben (al-Iştiwā`) ist bekannt, und das Wie (also die Art und Weise, wie Allah dies getan hat) unbekannt! Der Glaube daran ist Pflicht, das Ableugnen Unglaube und die Frage danach eine Neuerung. Und ich glaube, dass auch du einer dieser Neuerer bis.“

Wenn wir uns unsere heutigen Zeit anschauen, dann finden wir Leute vor, die sagen, dass wenn Allah im letzten Drittel von jeder Nacht zum Himmel der Erde herabsteigt12, dann hieße das doch, dass Er Sich in jeder Nacht im Himmel der Erde befindet, da es immer irgendwo auf der Erde Nacht ist und somit das letzte Drittel der Nacht weiter vom einen Ort zum anderen zieht. So etwas haben die Gefährten, Allahs Wohlgefallen auf sie alle, nie gefragt. Würde das Herz eines Gläubigen dieses hier nicht annehmen können, dann hätte der erhabene Allah dies im Qur`ān beschrieben oder es über die Zunge Seines Gesandten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, erklären lassen. Er hätte auch einen bestimmen können, der den Gesandten diesbezüglich gefragt hätte, damit er ihm antwortet, so wie ein Gefährte den Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, folgendes gefragt hat: „Wo war Allah, bevor er Himmel und Erde erschuf?“ Der Gesandte Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, gab ihm daraufhin die Antwort.13

Diese bedeutsame Frage belegt, dass all das, was der Mensch benötigt, durch den erhabenen Allah auch auf eines dieser drei Wege erklärt wurde. Die Antwort auf die Verwirrung im Bezug auf den Ĥadīth über das Herabsteigen im letzten Drittel der Nacht lautet: Wenn in einem Bereich der Erde das letzte Drittel der Nacht noch nicht vorüber ist, so ist das Hinabsteigen in ihr gewiss. In den anderen Orten, in denen das letzte Drittel der Nacht oder auch die letzte Hälfte der Nacht noch nicht angebrochen ist, so gibt es in ihr kein Hinabsteigen. Und Allah ist Nichts gleich! Der Ĥadīth weist darauf hin, dass die Zeit des Hinabsteigens mit dem Beginn des Fadjr endet.

Wir müssen uns hier fügen und sagen: Wir hören, gehorchen, befolgen und glauben! Genau das ist unsere Position! Wir überschreiten weder die Grenzen des Qur`āns noch die Grenzen der Aĥādīthe.

 

 

 

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[1] asch-Schūrah 42:11

[2] Anmerkung des Übersetzers:      Im arabischen „’Ilm al-Kalām“: Von der Philosophie beeinflusste Richtung, die in der muslimischen Welt entstand, vor allem nachdem die griechische Philosophie ins Arabische übertragen wurde. Zu dieser Richtung gehören u.a. die al-Mu’tazilah.

[3] TāHā 20:5.

[4] Fātir 35:10

[5] asch-Schūrah 42:11

[6] TāHā 20:110

[7] an-Nişā` 4:26

[8] an-Nişā` 4:176

[9] an-Naĥl 16:89

[10] an-Nişā` 4:122

[11] an-Nişā` 4:87

[12] Anmerkung des Übersetzers: Hier bezieht er sich auf folgenden Ĥadīth: Abu Hurairah, Allahs Wohlgefallen auf ihm, berichtet, dass der Gesandte Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, gesagt hat: „Unser Herr, gesegnet und erhaben ist Er, steigt jede Nacht zum Himmel der Erde herab, wenn das letzte Drittel der Nacht bleibt und spricht: "Wer ruft Mich an, so dass Ich ihn erhöre? Wer bittet Mich, so dass Ich ihm gebe? Wer bitte Mich um Vergebung, so dass Ich ihm vergeben.“ [Verzeichnet bei al-Bukhārī]

[13] Verzeichnet bei al-Bukhārī: Kitāb: Badd`u l-Khalq, Bāb: Mā Djā`a fī Qauli Allahi Ta’ālah: "Wa Huwa l-Ladhī Yubdi`u l-khalqa".

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