* * * *
Und Er sagte:"[…] und die ihrem Herrn nicht(s) beigesellen."[1]
_____________________________
Danach sagte der Scheikh, möge Allah mit ihm gnädig sein: „Und Er sagte: "[…] und die ihrem Herrn nicht(s) beigesellen."“ Dies ist eines der Eigenschaften, die der erhabene Allah in Sure „al-Mu`minūn“ im Bezug auf die Wetteiferer um das Gute erwähnt hat. Der erhabene Allah hat gesagt: "Gewiss, diejenigen, die aus Furcht vor ihrem Herrn besorgt sind."[2] Dies ist die erste Eigenschaft. Die zweite Eigenschaft lautet: "[…]und die an die Zeichen ihres Herrn glauben."[3] Die dritte Eigenschaft – die ja auch die wertvollste ist – lautet: "[…]und die ihrem Herrn nicht(s) beigesellen."[4] Und die Vierte: "[…]und die geben, was sie geben, während ihre Herzen sich (davor) ängstigen, weil sie zu ihrem Herrn zurückkehren werden."[5]
Diese besonderen Eigenschaften stehen für das Verwirklichen des Tauĥīds, frei von jeglichem Makel. Dies ist nur eine kurze Übersicht. Nun folgen die Details:
Erste Eigenschaft: "Gewiss, diejenigen, die aus Furcht vor ihrem Herrn besorgt sind." Die Furcht gehört zu den Handlungen des Herzens und steht für Besorgnis vor Allah, Ruhmreich und Erhaben ist Er, und für Furcht vor Seiner Bestrafung. Es ist eine Furcht vor Ihm, Erhaben ist Er, da Er die Ungehorsamen und Sünder für ihre Sünden bestrafen kann. Zu den besonderen Arten der Anbetung gehört Furcht, Angst, Wunsch, Ehrfurcht und Hoffnung, all das sind Handlungen des Herzens. Jedoch darf die Angst nicht die Ebene der Hoffnungslosigkeit erreichen. Es muss eine Furcht sein, die an Hoffnung gekoppelt ist. Und gebt nicht die Hoffnung auf das Erbarmen Allahs auf. "Es gibt die Hoffnung auf das Erbarmen Allahs nur das ungläubige Volk auf."[6] Doch auch die Hoffnung darf nicht ohne Furcht vor Allahs Ränken[7] existieren. Niemand darf sich vor Allahs Ränken sicher fühlen und sich allein auf die Hoffnung verlassen, indem er die Furcht völlig vernachlässigt. "Glauben sie denn, sicher vor Allahs Ränken zu sein? Aber vor Allahs Ränken sicher zu sein, glaubt nur das Volk derjenigen, die Verlierer sind."[8] Es wird wünschenswert, beides in sich zu vereinen, Furcht und Hoffnung. Man darf nicht so viel Furcht haben, dass man verzweifelt, doch darf man auch nicht so viel Hoffnung haben, dass man sich vor Allahs Ränken sicher fühlt. Man muss ausgeglichen sein. Deshalb sagen die Gelehrten auch: „Ein Gläubiger befindet sich stets zwischen Furcht und Hoffnung, wie ein Vogel mit seinen beiden Flügel. Wenn eins davon schwächer wird oder ganz ausfällt, stürzt der Vogel ab. So verhält es sich auch bei einem Mu`min. Wenn seine Furcht oder seine Hoffnung schwächer werden, geht er zugrunde.“
Zweite Eigenschaft: "[…]und die an die Zeichen ihres Herrn glauben." Das Glauben an die Zeichen Allahs bedeutet, dass diese wahrhaftig bekräftigt und in die Tat umgesetzt werden. Zu den Zeichen Allahs gehört der Qur`ān. Der Glaube daran bedeutet, dass man wahrhaftig bekräftigt, dass es die Worte Allahs sind, Ruhmreich und Erhaben ist Er. Allah hat mit diesen Worten in Offenbarung gesprochen. Djibrīl ist daraufhin mit diesen Worten zum Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, herabgekommen und der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, lernte diese von Djibrīl auswendig und verkündete es den Menschen. "Und er ist ganz sicher eine Offenbarung des Herrn der Weltenbewohner; mit dem der vertrauenswürdige Geist herabgekommen ist"[9], hiermit ist Djibrīl, möge Allah ihn loben und Heil schenken, gemeint, "auf dein Herz, damit du zu den Überbringern von Warnung gehörst, in deutlicher arabischer Sprache."[10] Dies sind die Merkmale des Qur`āns.
Diese Gläubigen glauben daran, dass der Qur`ān die Ansprache ihres Herrn ist, der an sie gerichtet ist und der Gebote und Verbote beinhaltet. Er unterrichtet sie auch über ihren Herrn, Erhaben ist Er, und über Seine Eigenschaften. Er berichtet ihnen über das Verborgene, das bereits vergangen ist und über das Verborgene, das in der Zukunft liegt. Dieser Qur`ān ist das wertvollste Buch, dass jemals vom Himmel herabgekommen ist. Der erhabene Allah hat darin besonderes Wissen und Geheimnisse offenbart, über die nur Er Kenntnis hat. Die unwissende Masse versteht etwas aus dem Qur`ān, die Anfänger im Wissen verstehen etwas aus dem Qur`ān und diejenigen, die im Wissen fest gegründet sind (also die Gelehrten), verstehen mehr, als die anderen, jeder in dem Maße, den ihm der erhabene Allah gewährt hat. Denn der Qur`ān besteht, so wie es Ibn ‘Abbāş gesagt hat, aus vier Teilen:
Einen Teil davon kennen die Araber bereits aus ihrer Sprache, wie Höllenfeuer, Paradies, Unzucht, Alkohol, Götzendienst, Unglaube und Zinsen. Dann gibt es einen Teil, aus dem sich niemand auf Grund von Unwissenheit entschuldigen kann, wie die Kenntnis über das Gebet, das Fasten, die Pilgerfahrt und die Grundpfeiler des Islams. Jeder ist aufgefordert, dieses zu kennen. Dann gibt es einen Teil, den nur die Gelehrten wissen, da dieses sehr spezifisch ist, wie die eindeutigen Verse und andere, die mehrdeutig sind (al-Muĥkam wa l-Mutaschābih), die beschränkten und unbeschränkten (al-Muttlaq wa l-Muqayyad), die abrogierenden und abrogierten (an-Nāşikh wa l-Manşūkh) und die allgemeingültigen und spezifischen (al-’Ām wa l-Khāş), über diese Dinge haben nur die Gelehrten Kenntnis, die die islamische Scharī’ah studiert haben.
Der vierte Teil ist der, über den nur Allah allein Kenntnis hat. Dies sind die Gegebenheiten, über die Allah im Qur`ān berichtet hat, wie über das Paradies, über die Hölle und über die Eigenschaften des Herrn, Erhaben ist Er. Wir kennen zwar ihre Bedeutung, doch haben wir keinerlei Kenntnis über ihre tatsächlichen Gegebenheiten, denn diese Kenntnis besitzt nur Er, Ruhmreich und Erhaben ist Er. Sein Gehör, Sein Sehvermögen, Sein Wissen, Sein Gesicht, Seine Hände, Erhaben ist Er, über all das hat nur Allah allein Kenntnis. Sein Herabsteigen in die Himmelserden, Sein Erheben über den Thron, wir haben keinerlei Wissen, wie es wirklich ist, denn dieses weiß allein nur Allah. Was die sprachlichen Bedeutungen dieser Worte anbetrifft, so kennen wir sie und verstehen sie auch.
Die Bedeutung also von der Aussage des Erhabenen, "[…]und die an die Zeichen ihres Herrn glauben" ist, dass man an den Qur`ān glaubt, sorgfältig über ihn nachdenkt, sich mit ihm ernsthaft beschäftigt, das Interesse an ihm zeigt und das umsetzt, was darin geschrieben ist. Das, was Er ihnen darin anbefohlen hat, setzen sie um und das, was Er ihnen darin verboten hat, unterlassen sie. Das, worüber Er ihnen darin berichtet hat, bekräftigen sie und glauben daran und das, was für sie nicht eindeutig ist, bringen sie vor Allah, Erhaben ist Er. "Und diejenigen, die im Wissen fest gegründet sind, sagen: „Wir glauben daran; alles ist von unserem Herrn.“"[11] Dies ist die Vorgehensweise der Gläubigen im Bezug auf den Qur`ān. Dies steht im Gegensatz zu den Abweichlern, die schlimme Haltungen zum Qur`ān haben. Es gibt manche von ihnen, die sagen: „Der Qur`ān ist erschaffen.“ Andere wiederum sagen: „Der Qur`ān hat ein offenkundiges und ein verborgenes Wissen.“ Dies sind die al-Bāţiniyah. Diese glauben nicht wirklich an die Zeichen Allahs, Ruhmreich und Erhaben ist Er. Andere wiederum sagen: „Das, was im Qur`ān offenkundig ist, wurde nicht wirklich beabsichtigt, da es zu Taschbīh (das Vergleichen von Allah mit Seiner Schöpfung) und Tadjşīm (Allah habe Körperglieder) verleitet im Bezug auf das, was über den erhabenen Allah berichtet ist.“
Dritte Eigenschaft: "[…] und die ihrem Herrn nicht(s) beigesellen." Dies ist die Umsetzung des Tauĥīds, da diese Menschen kein Schirk begehen, weder im Bezug auf den kleinen noch im Bezug auf den großen Schirk. Das bedeutet: Von ihnen geht keinerlei Schirk aus. Sie sind diejenigen, die den Tauĥīd wahrlich ungesetzt haben und vom kleinen, großen, verborgenen und offensichtlichen Schirk verschont geblieben sind. Sie blieben verschont von allen Arten des Schirk, der Neuerung und des Vergehens.
Vierte Eigenschaft: "[…]und die geben, was sie geben" an rechtschaffenen Taten "während ihre Herzen sich (davor) ängstigen, weil sie zu ihrem Herrn zurückkehren werden."[12] Hier dementiert Er ihnen die Bewunderung ihrer eigenen Taten. Denn sie verrichten edle Taten und ängstigen sich davor, dass Allah ihnen diese zurückweist. Sie ängstigen sich davor, dass ihre Taten zurückgewiesen werden, da ihnen darin ein Makel unterlaufen sei könnte. Denn kein Mensch ist unfehlbar. Somit vereinen sie Gehorsam und Furcht miteinander. Was jedoch die unaufmerksamen und fahrlässigen Menschen anbetrifft, so vereinen sie Faulheit und Sicherheit vor den Ränken Allahs miteinander.
Deshalb sagte der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken: „Keiner von euch wird durch seine Taten ins Paradies eintreten!“ Die Leute fragten: „Du auch nicht, o Gesandter Allahs?“ Er erwiderte: „Ich auch nicht, es sei denn, Allah nähme mich in Seine Barmherzigkeit auf.“[13] Dies ist der Rang derjenigen, die den Tauĥīd wahrlich umgesetzt haben. Denn das Paradies wird nicht durch die Taten erlangt. Die Taten sind ein Grund, um ins Paradies eintreten zu dürfen. "Geht in den (Paradies)garten ein für das, was ihr zu tun pflegtet."[14] Die rechtschaffenen Werke sind somit ein Grund, um ins Paradies eintreten zu dürfen. Gewiss, Allah lässt den Lohn derer nicht verlorengehen die Gutes tun.
Er lässt Seine rechtschaffenen Diener allein durch Seine Gnade und Seiner Gunst ins Paradies eintreten. Der erhabene Allah hat gesagt: "Und wenn ihr die Gunst(erweise) Allahs aufzählen wolltet, könntet ihr sie nicht erfassen."[15] Wenn du nicht fähig bist, diese Gunsterweise Allahs aufzuzählen, wie willst du ihm dafür dann danken? Deshalb sagte der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken im „Du’ā` al-Qunūt“: „Oh Allah! Ich suche Zuflucht in Deinem Wohlgefallen vor Deinem Zorn und in Deiner Vergebung vor Deiner Strafe. Ich kann Dich nicht genug preisen. Du bist, wie Du Dich Selbst gepriesen hast.“[16] Er ist der Führer der Propheten, der Imam der Gesandten und das beste Geschöpf überhaupt, und trotzdem gesteht er sich ein, dass er den erhabenen Allah nicht genug preisen kann. Was ist dann mit den anderen?
Diese Menschen geben also, was sie geben, während ihre Herzen sich davor ängstigen, weil sie zu ihrem Herrn zurückkehren werden. Denn ihre Taten sind sehr wenig im Vergleich dazu, was sie alles hätten tun müssen. Außerdem sind sie sich nicht sicher, ob ihre Taten überhaupt angenommen wurden. Es kann ja schließlich sein, dass sie durch irgendeinen Grund zurückgewiesen wurden. Deshalb sagte der erhabene Allah: "Allah nimmt nur von den Gottesfürchtigen an."[17] Wer kann sich selbst garantieren, dass er zu den Gottesfürchtigen gehört? Der Mensch sollte aber trotzdem weiterhin rechtschaffene Werke verrichten und weder verzweifelt noch frustriert sein. Er sollte gut denken über Allah, Erhaben ist Er. Das, was er dabei nicht tun darf, ist zu glauben, dass er große Werke verrichtet hat oder indem er Allah diese Taten als Wohltat vorhält. Die Mutter der Gläubigen, ‘Ā`ischah Allahs Wohlgefallen auf ihr, sagte zum Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, als den Vers, "[…]und die geben, was sie geben, während ihre Herzen sich (davor) ängstigen, weil sie zu ihrem Herrn zurückkehren werden", hörte: „O Gesandter Allahs! Sind damit etwa diejenigen gemeint, die Unzucht begehen, stehlen und Alkohol trinken und deshalb sich davor ängstigen, wegen ihren Sünden bestraft zu werden?“ Er sagte: „Nein, o Tochter des Wahrhaftigen. Es sind vielmehr Menschen, die beten, fasten und für die Sache Allahs kämpfen und sich trotzdem davor ängstigen, dass ihnen all ihre Taten zurückgewiesen werden.“
[1] Al-Mu`minūn 23:59
[2] Al-Mu`minūn 23:57
[3] Al-Mu`minūn 23:58
[4] Al-Mu`minūn 23:59
[5] Al-Mu`minūn 23:60
[6] Yūşuf 12:87
[7] Anm. des Übersetzers: Rän|ke Pl. üble Pläne, Intrigen; Ränke schmieden
[8] Al-A’rāf 7:99
[9] Asch-Schu’arā` 26:192-193
[10] Asch-Schu’arā` 26:194-195
[11] Āli-‘Imrān 3:7
[12] Al-Mu`minūn 23:60
[13] Verzeichnet bei Bukhārī (5349), Muşlim (2816), Ibn Mādjah (4201) und Aĥmad (2/256)
[14] An-Naĥl 16:32
[15] An-Naĥl 16:18
[16] Verzeichnet bei Muşlim (486), at-Tirmidhī (3493), an-Naşā`ī (1130), Abū Dāwūd (879), Ibn Mādjah (3841), Aĥmad (6/58) und Mālik (497)
[17] Al-Mā`idah 5:27