Das Gebet vernachlässigen

 Frage:

Allah hat mich vor Monaten zum rechten Weg geleitet, und dafür sei Ihm allein dank. Aber ich begann mit der Zeit immer mehr das Interesse zu verlieren und Stück für Stück rückfällig zu werden. Ich weiß nicht, warum. Ich habe aber zumindest versucht, in dieser Zeit nicht zu sündigen. Es hat erst damit angefangen, dass ich das Gebet stets versäumt habe, weil ich entweder schlief oder unterwegs war. Dann habe ich für Tage das Gebet ganz sein gelassen… Was kann ich da machen? Ich habe außerdem das Gefühl, dass der Teufel mir einen Knoten gebunden hat, damit ich die Gebete verpasse. Denn ich verpasse viele Gebete. Ich habe das Gefühl, dass ich noch nicht von diesem Knoten geheilt wurde. 

 

 

Antwort:

Gepriesen sei Allah.

Lieber Bruder, du solltest wissen, dass Allah dir Segen verliehen hat, indem Er dir Reue ermöglicht hat und dir geholfen hat, der Religion zu folgen, bevor dich der Tod plötzlich ereilt. Sei deshalb dankbar für diesen Segen und strebe weiter danach, Ihm zu gehorchen.Denn al-Buchāri (4836) und Muşlim (2819) haben den Ĥadīth von Muĝīrah Ibn Schu’bah verzeichnet, der gesagt hat:

„Der Prophet – möge Allah ihn loben und Heil schenken – betete gewöhnlich solange, bis seine Füße anschwollen – oder dick wurden. Und wenn jemand ihn danach fragte, sagte er zu ihm: „Soll ich nicht ein dankbarer Diener Allahs sein?""

 

Wie kannst du dir selbst erlauben, eine Wohltätigkeit mit einer Abscheulichkeit zu begegnen? Wie kannst du wieder zu den ersten Schritten zurückkehren, nachdem du bereits eine große Strecke gegangen bist? Du bist vom rechten Weg abgewichen und hast dich verbogen, nachdem Allah dich mit dem Einhalten des rechten Weges gesegnet hat. Der Gesandte Allah hatte stets Zuflucht bei Allah vor solchen Dingen gesucht.In Şaĥīĥ Muşlim (1343) ist der Ĥadīth von ’Abdullah Ibn Şardjīş verzeichnet, der gesagt hat:

 

„Der Gesandte Allahs – möge Allah ihn loben und Heil schenken – pflegte beim Antritt der Reise Zuflucht bei Allah zu nehmen, vor den ( bevorstehenden) Mühsalen der Reise, vor dem Verderben nach dem Leben, vor dem (an Allah) gerichteten Hilferuf der ungerecht behandelten Personen, und vor dem düsteren Anblick in der Familie und im Vermögen."

Der erhabene Allah hat in Seinem Buch ein Beispiel für diejenigen gegeben, die wieder zu den schlechten Dingen zurückgekehrt sind und das zerstört haben, was sie aufgebaut hatten, um ihnen zu zeigen, in welch einer schrecklichen Lage sie sich nun befinden und was sie für sich ausgewählt haben. Damit will Er Seine Diener warnen. Der erhabene Allah hat gesagt:

"Haltet den Bund mit Allah ein, wenn ihr einen Bund geschlossen habt; und brecht die Eide nicht nach ihrer Bekräftigung, wo ihr doch Allah zum Bürgen für euch gemacht habt. Wahrlich, Allah weiß, was ihr tut. Und seid nicht wie jene (Frau), die ihre Strickarbeiten auflöste, nachdem sie diese angefertigt hatte. Ihr macht eure Eide zu einem Mittel, euch gegenseitig zu betrügen, (aus Furcht,) ein Volk könnte sonst mächtiger werden als ein anderes. Allah stellt euch damit nur auf die Probe, und am Tage der Auferstehung wird Er euch das klar machen, worüber ihr uneinig waret." [1]

 

Scheich Ibn aş-Şa’dī – möge Allah mit ihm gnädig sein – hat gesagt:

„Dies beinhaltet alle Bunde, wie Anbetung, Gelübde und Glauben, die ein Diener mit seinem Herrn geschlossen hat. Dazu gehört aber auch das, was er und andere abgemacht haben, wie Vereinbarungen zwischen zwei Vertragspartnern. "Und seid nicht" jene, die ihre Eide in schlimmster und törichter Weise brechen, so "wie jene (Frau)" die einen starken Garn [2] gespannt hat und dann, als sie fast fertig war, diesen wieder auflöste. Sie hat sich erschöpft im Spinnen und im wieder auflösen und hat nichts dabei gewonnen, bis auf Frustration, Erschöpfung und Torheit. Das gleiche gilt auch für denjenigen, der seinen Eid gebrochen hat. Er ist ungerecht, unwissend und dumm zugleich. Außerdem hat er Mangel in seinem Glauben und in seiner Männlichkeit." [3]

Deshalb, eile zur Reue von dieser Lage, in der du dich befindest. Denn das Unterlassen des Gebets ist eines der schlimmsten Sünden, mit der man gegenüber dem erhabenen Allah ungehorsam sein kann. Der Gesandte Allahs – möge Allah ihn loben und Heil schenken – hat denjenigen, der das Gebet unterlassen hat, als jemanden bezeichnet, der Kufr begannen hat:

„Der Vertrag zwischen uns und ihnen ist das Gebet. Wer es unterlässt, begeht Kufr." [4]

In einem anderen Ĥadīth heißt es:

„Zwischen Glaube und Unglaube liegt das Unterlassen des Gebetes." [5]

Es ist merkwürdig, wie der Bruder, der gefragt hat, sagen kann: „Ich habe aber zumindest versucht, in dieser Zeit nicht zu sündigen.", aber dann gleichzeitig erwähnt, dass ihm viele Gebete entgangen sind. Was versteht er unter Sünde?!

Wenn er das Gebet unterlassen hat, dann hat er eines der schlimmsten Sünden begangen und sich der größten Gefahr ausgesetzt, die nach dem Schirk kommt.

Sehe deshalb zu, dass du schnell bereust und das bedauerst, was du getan hast, bevor ein Moment kommt, wo darin zwar der Mensch bereut, seine Reue aber nicht mehr angenommen wird.

Was jedoch deine folgende Aussage anbetrifft „Ich habe außerdem das Gefühl, dass der Teufel mir einen Knoten gebunden hat, damit ich die Gebete verpasse. Denn ich verpasse viele Gebete. Ich habe das Gefühl, dass ich noch nicht von diesem Knoten geheilt wurde.", so ist dies nur ein Trick des Teufels und gehört zu seinen Einflüsterungen und Einschüchterungen. Du selbst hast deinen Feind gegen dich unterstützt, sodass er diese Knoten der Faulheit, der Illusion und der mangelnden Entschlossenheit, Gutes zu tun, über dich binden konnte. Eile deshalb zur Lösung dieses Problems, indem du Allah – dem Erhabenen – gehorchst, deine Gebetswaschung verrichtest und zum Gebet spurtest, wenn die Zeit dazu begonnen hat.

Abu Hurairah – Allahs Wohlgefallen auf ihm – berichtete: Der Gesandte Allahs – möge Allah ihn loben und Heil schenken – sagte:

„Wenn einer von euch schläft, bindet Satan über seinem Nacken drei Knoten, indem er jeden Knoten mit den Worten schließt: „Dir steht eine lange Nacht bevor, so versinke im Schlaf." Wenn er aber aufsteht und Allahs gedenkt, so löst sich ein Knoten wenn er sich für das Gebet wäscht, löst sich ein weiterer Knoten und wenn er betet, löst sich noch ein Knoten. Morgens fühlt er sich voller Kraft und glückselig, anderenfalls fühlt er sich missbehaglich und faul."[6] 

Ibn ’Abdul-Barr – möge Allah mit ihm gnädig sein – hat gesagt:

„Dieser Ĥadīth weist darauf hin, dass der Teufel veranlassen kann, dass eine Person schläfrig wird. Er macht ihn schwer und träge durch seine Bemühungen und das, was ihm an Einflüsterung, Versuchung und Irreführung gewährt wurde, mit Ausnahme der loyalen Diener Allahs. Dieser Ĥadīth weist außerdem darauf hin, dass der Teufel vertrieben werden kann mit Hilfe des Gedenkens Allahs (Dhikr), sowie der Gebetswaschung (Wudū`) und dem rituellen Gebet."[7]

Ibn al-Qayim – möge Allah mit ihm gnädig sein – hat gesagt:

„Zweifellos bietet das Gebet selbst eine gute Gesundheit für den Körper und hilft ihm, sich selbst von Verunreinigungen zu befreien. Der höchste Vorteil jedoch ist der Schutz des Glaubens und die Glückseligkeit sowohl in dieser Welt als auch im Jenseits. Auch das Aufstehen in der Nacht, um das freiwillige Gebet zu verrichten (Qiyām al-Lail) ist eines der Mittel sowohl zum Schutz der Gesundheit als auch zum Vorbeugen vor chronischen Krankheiten. Außerdem ist es eines der Dinge, die dem Körper, der Seele und dem Herzen Energie bringen, so wie es im Ĥadīth erwähnt wurde, der in beiden Şaĥīĥ Büchern verzeichnet wurde."[8] Dann erwähnte er den Ĥadīth.

Habe nicht das Gefühl schwach vor deinem Feind zu sein und lass ihn nicht Macht über dich haben. Suche Hilfe bei Allah und habe nicht das Gefühl hilflos zu sein, so wie es dir dein Prophet – möge Allah ihn loben und Heil schenken – befohlen hat. Und Wisse, " die List des Satans ist schwach"[9]. Und wisse auch, dass die obligatorischen Gebete einfach sind. Sie sind für einen Muslim nicht aufwendig, um sie regelmäßig zu verrichten.

Im Bezug auf das, was du über den Verlust deines Interesses erwähnt hast, so kann ein Grund dafür sein, die Art der Leute, mit denen du verkehrst. Versuche so viel wie möglich an Sitzungen des Gedenkens Allahs und des Wissens teilzunehmen und dich mit guten Leuten zu umgeben. Denn die Anbetungen fallen dem Naffs (Egos) einfacher, wenn man sich dazu eine andere Person als Beispiel nimmt und wenn dieser einem auch hilft. Eine Person wird zwangsläufig sowohl Situationen ausgesetzt sein, in denen er sich stark fühlt und somit viel Gutes verrichtet als auch Situationen, in denen dieses starke Interesse nachlässt. Doch darf ihn letzteres nicht dazu bringen, die obligatorischen Anbetungen zu unterlassen oder den verbotenen Dingen zu verfallen.  

Deshalb ist unser Rat an dich, dass du dir selbst ein Programm erstellt, das du regelmäßig umsetzt und nicht vernachlässigst. Dieses soll alle obligatorischen (Farā`id) und freiwilligen (Nawāfil) Gebete beinhalten. Wenn du dann an manchen Tagen mehr machst als gelegentlich, so ist das gut für dich. Und wenn du weniger machen solltest, so darf es nicht die obligatorischen Gebete betreffen, sondern nur die freiwilligen.

Was jedoch die Gebete anbetrifft, die du versäumt hast, so gibt es hier zwei Fälle:

Wenn es Gebete waren, die du versäumt hast, weil du verschlafen hast, so hast du nicht gesündigt und musst diese lediglich nachholen. Die Gebete jedoch, die du ohne Grund versäumt hast, weil du faul warst diese zu verrichten, so musst du bereuen. Das lediglich nachholen der Gebete würde dir hier nicht nützen. Du solltest außerdem zusehen, dass du viel mehr freiwillige Gebete verrichtest und Allah um Verzeihung bittest, damit Er dir verzeihen möge.

Und Allah weiß es am besten!  

 

 

 

_________________________________

[1] Sure 16, an-Naĥl, Vers 91f

[2] Garn: gezwirnter oder ungezwirnter Faden aus Fasern, Haaren oder Endlosfäden;

[3] S.447

[4] Verzeichnet bei at-Tirmidhi (2545), Aĥmad und anderen und als Şaĥīĥ eingestuft von al-Albani

[5] Verzeichnet bei Muşlim

[6] Verzeichnet bei al-Buchāri (3269) und Muşlim (776)

[7] At-Tahmīd (19/45)

[8] Zaad al-Ma’ād (4/225)

[9] Sure 4, an.Nişā`, Vers 76 

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