Kapitel 2: War Şayyid Quttb ein Rufer auf der Methodik des Prophetentums oder ein Rebell auf der Methodik der Putschisten?

Als Şayyid Quttb anfing, für den Islam zu arbeiten, brachte er im Jahre 1948 n.Ch. eine Zeitschrift namens „Der neue Gedanke“ (al-Fikr al-Djadīd) heraus. Zwölf Ausgaben wurden davon gedruckt, bevor die Regierung diese Zeitschrift verbot.

Zu den Titeln seiner Artikel gehörten folgende:

  • Oh ihr Wohlhabenden, ihr seid es, die den Saat des Kommunismus säen.
  • Befreit euch, oh Sklaven der Amerikaner, der Russen und der Engländer.
  • Das Volk ist kein Bettler, deshalb gibt ihm seine Rechte zurück, er ist an eurem Segen nicht interessiert.[1]

Derjenige, der die Rechtleitung der Scharī’ah bezüglich des Behandelns der Fehler der Machthaber und der Bewahrung der öffentlichen Ordnung kennt, weiß nach diesen Äußerungen, dass die Methode der Scharī’ah auf Diskretion baut, um den Rang der Machthaber zu wahren und dem Grundsatz der Scharī’ah nachzukommen, der ja lautet, das Vereinen der Stimmen und das Unterlassen der Gründen für Übel und Uneinigkeit der Stimmen. Somit wird auch ersichtlich, dass die Methodik, die hier Şayyid Quttb eingeschlagen hat, der Methodik der Khawāridj gleicht, die bekanntlich darauf basiert, die Machthaber öffentlich zu kritisieren, um die Herzen der Bürger gegen die Machthaber aufzuhetzen und ein Revolte anzuzetteln.

Im Jahre 1951 n.Ch. fing Şayyid Quttb an, als er aus Amerika zurückkam, diese Art der Kritik intensiv zu praktizieren. Er sagte über sich selbst: „Ich befand mich im Jahre 1951 n.Ch. in einer intensiven Auseinandersetzung mit der Lage des Königreichs, dem Feudalismus und dem Kapitalismus. Diesen führte ich mit meinem Stift, meinen Predigten und meinen  Versammlungen.“[2]

Dies ist eine Bestätigung seiner Methodik bezüglich des öffentlichen Kritisierens der Machthaber, während er gleichzeitig über die Schreine und Gräber schwieg, die damals in seiner Zeit überall angebetet wurden. Diese Angelegenheit zeigt uns, wie der Islam von Şayyid Quttb aussieht. Er basiert nicht auf die Notwendigkeit, die Anbetung allein Allah zu widmen, sondern auf die Forderung, der Islam müsse das Land regieren.

 

  • Hier nun einige repräsentative Beispiele für das, was er geschrieben hat:

Er sagte: „Würde man mir die Macht übertragen, so würde ich ein Institut gründen, wo darin jeder sein Missfallen über diese Generation der Politiker dieses Landes zeigen kann, ein anderes Institut, wo darin jeder sein Missfallen über die Autoren und Reporter zeigen kann und ein weiteres Institut, wo darin jeder sein Missfallen über diese Minister zeigen kann.“[3]

Ich sage: Ein Problem wird nicht dadurch gelöst, indem die Menschen ihr Missfallen über die Machthaber zeigen, sondern indem die Menschen beratschlagt werden, ihnen die Religion gelehrt wird und sie darauf erzogen werden. Der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, hat gesagt: „Derjenige, der einem Machthaber einen Ratschlag geben möchte, der soll dies nicht in aller Öffentlichkeit tun. Er soll ihn bei der Hand nehmen und mit ihm vertraulich über das reden, was zwischen ihnen ist. Wenn er diesen Ratschlag annimmt, dann ist es gut und wenn nicht, dann ist er seiner Verpflichtung nachgekommen.“[4]

 

  • Die Rolle von Şayyid Quttb während des Putschs, der dazu geführt hat, dass die Monarchie abgeschafft und die Republik ausgerufen wurde.[5]

Ich habe immer gehört, dass Şayyid Quttb lediglich Schriftsteller war, der für sich die Liebe zum Islam gefunden hat, nach dem er eine lange Zeit beinahe Atheist war. Als er dann den Islam für sich entdeckt hatte, hat er ihn geliebt und fing deshalb an, über ihn zu schreiben und die Menschen zu ihm zu rufen. Warum wird dieser arme Mann von euch so angegriffen?

Als ich dann jedoch das Buch von al-Khālidī las, sah ich, dass Şayyid Quttb nicht nur ein armer Schriftsteller war, sondern zu jenen gehörte, die die Fahnen der Reformen, nach der Methodik der Khawāridj, gehisst hatten. Er beteiligte sich aktiv mit seinem Stift und seinen Gedanken beim Sturz des Königs. Er machte sein Heim zum geheimen Stützpunkt, wo sich die Generäle versammelten, die den König stürzten. Dort hegten sie, im Schutze der Nacht, ihren geheimen Komplott. Von dort aus hat er Befehle erteilt, die auch befolgt wurden. Als der Putsch erfolgreich durchgeführt wurde, gehörte er dem Rat der Führer des Putsches an.

Şayyid Quttb war somit ein Rebell gewesen, der zur Revolte aufrief. Er setzt das um, zu dem er lange Zeit aufgerufen hatte, indem er in seinem Land die Revolte aktiv mitgestaltete. Dieses Gedankengut hat er dann auch ins Ausland exportiert, sodass abertausende von Jugendlichen, auf dieses Gedankengut erzogen wurden und behauptetenin ihrer Ungerechtigkeit und Falschaussage, dass er der wahre Repräsentant des Islams sei. Hätten diese Menschen einen Verstand gehabt, der begreift, dann hätten sie die nachhaltigen Folgen eines solchen rebellischen Gedankenguts auf die Reformen erkannt, als sie gesehen hätten, was aus seinem Exporteur dieser Epoche Şayyid Quttb wurde, der das erste Opfer davon war. Außerdem hat er auch nicht sein angestrebtes Ziel damit erreichen können, welches sie stets im Chor besingen. Allah sprach die Wahrheit, als Er sagte: "Gewiss, Allah lässt das Tun der Unheilstifter nicht als gut gelten."[6] Oder als Er sagte: "Allah lässt die List der Verräter nicht gelingen."[7]

Nach dieser Einführung, hier nun eine kurze Zusammenfassung von dem, was al-Khālidī in seinem Buch über die Rolle von Şayyid Quttb bei der „Rebellion der Freien“ geschrieben hatte:

Die Pläne der Muslimischen Bruderschaft für einen Putsch gegen die Monarchie, begannen bereits in den vierziger Jahre (des zwanzigsten Jahrhunderts). Die Generäle, die der Muslimischen Bruderschaft angehörten, fingen an, zahlreiche Artikel von Şayyid Quttb intensiv zu lesen, aber auch seine Bücher, die er zur damaligen Zeit bereits verfasst hatte, wie „al-‘Adālah al-Idjtimā’iyyah“ (Soziale Gerechtigkeit). Aus diesem Grund haben ihn auch einige von ihnen mit dem bekannten Franzosen Mirabeau verglichen, der damals einen großen Einfluss auf die Französische Revolution hatte. Sie nannten Şayyid Quttb den „Mirabeau der Ägyptischen Revolution“[8].

Die Rolle von Şayyid Quttb beim Putsch gegen den König, begrenzte sich nicht allein auf seine gedanklichen Einflüsse auf die Putschisten, durch seine Bücher und Artikel, im Gegenteil, sein Haus war der geheime Treffpunkt der Führer des Putsches gewesen. Şulaimān Fayyād erzählt folgendes über seinen Besuch bei Şayyid Quttb, als sie beide im Garten seines Hauses saßen: „Ich fragte ihn über seine Meinung über diese Revolution. Er lächelte und sagte zu mir: „Hier, unter diesem Baum, haben bei den Vorbereitungen der Revolution, die „Freien Offiziere“ einige ihrer Treffs zusammen mit mir abgehalten.“ Danach ging er in sein Haus und holte einen Umschlag. Darin befanden sich Fotos. Er zeigte mir ein Bild nach dem anderen. In all diesen Bildern war er unter diesem Baum zu sehen. Diese Bilder wurden alle in der Nacht geschossen. Auf diesen Bildern waren auch all die „Freien Offiziere“ zu sehen (die sich an der Revolution gegen den König beteiligt hatten). Er befand sich unter ihnen.“[9]

Maĥmūd al-‘Azab sagte: „Unser Führer und Lehrer Şayyid Quttb war derjenige, der sich um die Revolution gesorgt hat, sei es in ihrer Fötus-Zeit oder auch während ihrer Geburt. Er befahl uns, uns darauf vorzubereiten. Die Armee wird niemals vergessen, dass Şayyid Quttb sowohl der Vater dieser Revolution als auch der Vater der Revolutionäre war. Seine Bescheidenheit lässt uns nur noch mehr an ihm festhalten und ihn hochschätzen.“

Dann sagte er weiter: „Wenige Tage vor der Revolution, haben wir den Befehl von Herrn Quttb bekommen, auf Alarmbereitschaft zu sein. Ich war damals der Kopf der Führung der Muslimischen Bruderschaft in Port Said (Būr Şa‘īd) gewesen. Als ich diesen Befehl bekam, machte ich mich auf nach Kairo zum Haus von Herrn Şayyid Quttb. Es war am 19. Juli 1952 n.Ch. gewesen. Bei ihm im Haus befanden sich gerade einige Köpfe dieser Revolution, wie auch Djamāl ‘Abdun-Nāşşir[10]. Herr Şayyid teilte mir mit, dass meine Leute und ich uns bereit machen sollten und auch die Zivilisten, die zur Muslimischen Bruderschaft angehörten, sollten sich bereit machen. Wenn wir vom Beginn der Revolution hören, sollten wir ihre Beschützer werden. Wir sollten die Sicherheit in Port Said aufrecht erhalten und kein Blut vergießen.“[11]

 

  • Einige Einblicke in die Bemühungen und Rolle von Şayyid Quttb, nach der Revolution

‘Abdul-Ĝafūr ‘Attār, der bekannte Autor und nahstehender Freund von Şayyid Quttb sagt: „Şayyid Quttb war der einzige Zivilist gewesen, der an den Sitzungen der Führungsspitze der Revolution teilnehmen durfte. Die Führungsspitze hat sich stets in seinem Haus in Helwan (Ĥilwān) getroffen.“[12]

‘Ādil Ĥamūdah sagte: „Diejenigen, die die Tage der Revolution detailliert und aktiv miterlebten, haben bekräftigt, dass Şayyid Quttb ein Büro im Sitz des Komitees der Freien Offiziere hatte. Er hat sich dort stets aufgehalten.“[13]

Şayyid Quttb sagte über sich selbst: „Ich war in der Zeit vom 23. Juli bis Februar 1953 n.Ch. vertieft in der Arbeit mit den Führern der Revolution gewesen, bis unsere Ansichten über die Gestaltung der Befreiung und ihrer Zusammensetzung immer mehr auseinandergingen.“ Er sagte weiter: „Ich habe täglich mehr als zwölf Stunden neben den Führern der Revolution und denen, die um sie herum waren, gearbeitet.“[14]

Nach der erfolgreichen ägyptischen Revolution, haben ihre Anführer ein Monat danach, ein Fest zu Ehren von Şayyid Quttb im Hauptquartier der Offiziere in Zamalek (ein Stadtbezirk von Kairo) gefeiert. Diese Feier fand unter der Obhut des Präsidenten der Republik Muĥammad Nadjīb[15] statt, der jedoch nicht persönlich daran teilnehmen konnte, sondern Djamāl ‘Abdun-Nāşşir als Vertretung dorthin entsandte. Dies reichte dem Präsidenten jedoch nicht aus, er gab Anwar aş-Şādāt einen Brief, den er dort den Anwesenden verlas. Danach stand Şayyid auf und hielt seine Ansprache. Darin sagte er, dass er sich, auch nach der Revolution, weiterhin vor dem Gefängnis fürchten würde und vor den Dingen, die schlimmer sind als ein Gefängnis. Daraufhin sagte Djamāl mit seiner lauten Stimme: „Mein großer Bruder Şayyid. Bei Allah! Sie werden dir niemals Nahe kommen können, außer über unsere Leichen. Das Versprechen wir dir im Namen Allahs! Wir werden sogar unser Eid dir gegenüber nochmal erneuern, dass wir uns für dich bis zum Tod opfern werden.“[16]

Doch diese Reinheit zwischen ‘Abdun-Nāşşir und der Muslimischen Bruderschaft (Ikhwān al-Muşlimīn)  hielt nicht lange an, sodass Şayyid versuchen musste, zwischen den beiden Parteien zu vermitteln, jedoch ohne Erfolg.

Danach trat Şayyid Quttb im März 1953 offiziell der Muslimischen Bruderschaft bei. Hier fing die neue Epoche an, die von den Schülern seines Weges als die Epoche der „Islamischen Bewegung“ bezeichnet wird. Dabei sind sie der Ansicht, dass diese Zeit für seine richtige Sicht des Islams stünde. Deshalb schauen wir also, was er in dieser Zeit tat!

Şayyid Quttb hat in der Partei die kulturellen Angelegenheiten und das Publizieren übernommen. Er war verantwortlich für das Verlegen der Zeitung der Ikhwān. Und jeden Dienstag hielt er eine Ansprache. Auch ist er nach Syrien, Jordanien und Palästina als Repräsentant der Partei gereist.

Es wird gesagt, dass Şayyid der geheimen Organisationen der Ikhwān angehörte. Er hat das Verlegen der offiziellen Zeitung eingestellt und begann stattdessen gegen die Regierung der Revolution (im Geheimen) zu schreiben. Dies wurde bekannt als „Krieg der geheimen Publikationen“. Ihm wird das Verlegen der Zeitschrift „Die Ikhwān in der Schlacht“ zugeschrieben, dass von der geheimen Organisationen der Ikhwān verlegt wurde und wo Şayyid darin den späteren Präsidenten ‘Abdun-Nāşşir bloßstellte und seine Treue für die Amerikaner und den Juden zeigte.

Al-Khālidī sagte über diesen Vorwurf: „Wir schweigen hierüber und machen davor Halt. Denn wir haben keine sicheren Mittel, um dafür oder dagegen zu urteilen.“[17]

Ich sage: Weder in der Methodik von Şayyid noch in seiner Sichtweise hinsichtlich der Da’wah al-Ĥarakiyyah würde irgendetwas dagegen sprechen. Im Gegenteil, beides befindet sich auf derselben Linie, nämlich Geheimorganisation und Verleumdung des herrschenden Systems! Und all das mit der Behauptung, damit zu Allah rufen zu wollen.

‘Abdun-Nāşşir hat am 15. Januar 1954 n.Ch. die Partei der Ikhwān al-Muşlimīn aufgelöst und zahlreiche Anhänger der Ikhwān und ihre Führer verhaftet, unteranderem auch Şayyid Quttb. Zehn Tage danach setzte er den Präsidenten Muĥammad Nadjīb ab. Am 28. desselben Monats haben die Ikhwān eine gewaltige Demonstration organisiert. Ihr Ergebnis war, dass ‘Abdun-Nāşşir ihren Forderungen nachgab und Muĥammad Nadjīb wieder ins Amt des Staatspräsidenten zurückließ. Er ließ auch die inhaftierten Gefangenen wieder frei, unter ihnen auch Şayyid Quttb.

Ich sage: Demonstrationen sind keine scharī’ah-konforme Mittel, um den Herrscher zu berichtigen. Sie sind auch keine scharī’ah-konforme Mittel, um nach Allah zu rufen. Vielmehr sind dies Methoden des Westens, die die Muslime nachgeahmt haben. Sie wurde von den „Islamisten“ angenommen unter dem Vorwand der Da’wah.

Nach diesen Ereignissen haben Şayyid Quttb und diejenigen, die mit ihm waren, wieder damit begonnen, ihre geheimen Zeitschriften gegen Djamāl ‘Abdun-Nāşşir zu veröffentlichen. Dies hielt an bis zum 26.10.1954, als ‘Abdun-Nāşşir verkündet hat, dass gegen ihn ein Attentat von seitens einiger Anhänger der Ikhwān verübt wurde und zwar von Maĥmūd ‘Abdul-Latīf, dessen Familie zur herrschenden Familie in Kairo gehörte. Dieses Ereignis ist unter „al-Ĥādithah al-Manschiyyah“ bekannt. Daraufhin wurden Şayyid und viele andere von den Ikhwān wieder inhaftiert.

Er blieb neun Jahre in Haft, bis er dann schließlich durch Vermittlungen des irakischen Präsidenten ‘Abduş-Şalām ‘Ārif im Jahre 1964 wieder frei kam.

 

  • Was hat Şayyid Quttb nach seiner Entlassung getan?

Zwei Jahre vor seiner Entlassung aus dem Gefängnis hat er dort eine Gruppe von Anhängern der Ikhwān al-Muşlimīn angeführt und ihnen seine neue Methodik – worauf wir später eingehen werden – gelehrt. Ihre Zahl im Gefängnis von al-Qnāter betrug fünfundzwanzig.

Nach seiner Entlassung hat er sich aber nur noch sporadisch mit ihnen getroffen. Er zog es vor, dass sie sich mit seinem Egebenen Muĥammad Yūşuf Hawwāsch, der auch mit ihnen inhaftiert war, verbünden sollte. Er hingegen hat Kontakt aufgenommen mit dem Fünfer-Komitee der „offiziellen, neuen, geheimen Organisation der Ikhwān“, die von ’Abdul-Fattāĥ Işmā’īl gegründet wurde. Sie hatten es geschafft, mit ihm während seiner Haftzeit Kontakt aufzunehmen und haben mit ihm vereinbart, dass er „der geistige Vater der Ikhwān außerhalb des Gefängnisses werden sollte, um ihr Verständnis zu bessern und sie auf den geraden Weg zu leiten. Sie sahen in ihm den Fähigen dafür.“ Şayyid willigte ein, sodass seine Schriften, die er im Gefängnis verfasst hatte, sie stets erreichten. Şayyid hat ihnen seine Ansichten über diese neue Da’wah in den folgenden Punkten zusammengefasst:

  1. Die Notwendigkeit, bei der muslimischen Jugend[18] und den restlichen Menschen mit der ‘Aqīdah zu beginnen und mit dem Verdeutlichen der Bedeutung von Glaube (Īmān), Islam, Dienerschaft (al-‘Ubūdiyyah) und dem sich in Entscheidungsfragen an Allah wenden (at-Taĥākum ilā Allah).[19]
  2. Das Erziehen der muslimischen Jugend, die ihre Religion nach den zuvor erwähnten Grundsätzen versteht, auf islamische Charakterzüge und ihre Aufklärung hinsichtlich dem, was um sie herum in den feindlichen Lagern geschieht, sei es im Inland oder auch im Ausland.[20]
  3. Das Organisieren von Einzelpersonen darf nur dann durchgeführt werden, wenn diese eine hohe Ebene hinsichtlich dem Verständnis über die ‘Aqīdah erreicht haben, beim Erlangen von gutem Charakter und Benehmen und dem Bewusstsein hinsichtlich dem was geschieht und vorgeht.[21]
  4. Der Ausgangspunkt dieser islamischen Bewegung ist nicht die Forderung nach der Etablierung einer islamischen Ordnung, sondern das Überführen der Gesellschaft – oder zumindest ein Teil der Gesellschaft – zum Islam entsprechend den zuvor erwähnten Punkten, damit diese dann die Etablierung des Islams einfordert.[22]
  5. Das Erlangen einer islamischen Ordnung kann nicht auf dem Wege des Sturzes der Machthaber von oben her gelingen, sondern durch den Wandel bezüglich den Ansichten der Gesellschaft – oder zumindest ein Teil von ihr, der einflussreich ist – ihrer Werte, ihres Charakters und ihrer Einhaltung des Islams. Das kann gelingen, wenn jedem Einzelnen gelehrt wird, dass die Etablierung des Islams eine unabdingbare Verpflichtung ist.
  6. Zum selben Zeitpunkt muss aber auch die Sicherheit dieser islamischen Bewegung beim Umsetzen der zuvor erwähnten Punkte garantiert sein, sodass bei Übergriffen auf ihr oder auf Einzelpersonen, die ihr angehören, dieser Übergriff abgewehrt werden kann. Da diese Bewegung ja schließlich niemanden angreifen möchte und auch nicht eine gewaltsame Etablierung der Ordnung von Allah von oben her einfordert, muss sie auch in Ruhe gelassen werden, damit sie ihren Pflichten nachkommen kann. Weder sie noch ihre Anhänger dürfen angegriffen werden. Sollte es dennoch zu Übergriffen auf diese Bewegung kommen, so wird diese mit der Zerschlagung dieser Macht antworten, die begonnen hat und zwar in dem Maße, der ihr das Fortschreiten auf diesen Weg ermöglicht.

 

  • Der Ausgang

Der fünfköpfige Ausschuss hat in Absprache mit Şayyid Quttb mit der militärischen Ausbildung einiger Mitglieder begonnen um diese Bewegung im Fall jeglicher Übergriffe seitens der Regierung zu schützen und als Umsetzung von Punkt Sechs. All das geschah aufgrund von starken Gerüchten und Warnungen, dass eine gewaltsame Zerschlagung der muslimischen Bruderschaft kurz bevorstehe. Der Plan sah dabei wie folgt aus: „Im Fall der Inhaftierung von Mitgliedern der Bewegung sollte ein Gegenschlag schnell erfolgen, indem die Köpfe der Regierung beseitigt werden. Dazu gehören in erster Linie: Der Präsident der Republik, der Premierminister, der Direktor des Büros des Feldmarschalls, der Direktor des Geheimdienstes und der Direktor der Polizei.“[23]

Der Ergebnis dieser angespannten Atmosphäre war aber, dass die Sicherheitsbehörden Muĥammad Quttb am 30. Juli 1965 n.Ch. inhaftiert haben und schließlich auch Şayyid Quttb am 9. August 1965. Am 20. August ist der Staat dieser neuen geheimen Organisation der muslimischen Bruderschaft auf die Schliche gekommen und hat daraufhin alle ihre fünf Anführer verhaften lassen.[24]

 

  • Wie konnte der Staat diese neue geheime Organisation aufdecken?

Es ist ein Problem entstanden mit Ĥussain Taufīq und seiner Gruppe, worauf die Sicherheitsbehörden Şamī ’Abdul-Qādir verhaften ließen. Dieser hat zugegeben sich mit Yūssuf al-Qirsch getroffen zu haben, der zu den alten Mitgliedern der Muslimischen Bruderschaft gehörte. Die Sicherheitsbehörden fahndeten daraufhin nach ihm und fanden ihn bei Ĥabīb ’Uthmān, der Mitglied einer Familie der Muslimischen Bruderschaft war, die dieser neuen, geheimen Organisation angehörte. In der Nacht vom 20. August haben die Sicherheitsbehörden Maĥmūd Fakhrī verhaftet, der gegen Murssī Muştafā ausgesagt hat. Die Sicherheitsbehörden stürmten daraufhin seine Wohnung und stellten den anderen eine Falle dort. In der Nacht klopften dann die restlichen drei dieser fünfköpfigen Führung an der Tür dieser Wohnung. Es waren ‘Abdul-Fattāĥ Issmā’īl, ‘Alī ‘Aschmāwī und Mubārak ’Abdul-‘Adhīm. Nach ihrer Anhörung haben einige von ihnen alle Details, Geheimnisse und Ziele dieser Organisation zugegeben. Der Staat ließ daraufhin tausende Anhänger der Muslimischen Bruderschaft inhaftieren.[25]

Im Zuge der Enthüllungen gegen diese geheime Organisation wurde auch Şayyid Quttb verhört, der ja ihr Anführer war. Şayyid Quttb hatte bis dahin nichts über diese Organisationen erwähnt, zum Schutz ihrer Mitglieder. Die Regierung hat ihn und zwei andere Führungsköpfe dieser Organisation daraufhin zum Tode verurteilt. Dieses Urteil wurde schließlich am Montag, den 29. August 1966 n.Ch. vollstreckt, indem Şayyid Quttb, ‘Abdul-Fattāĥ Issmā’īl und Yūssuf Hawwāsch gehängt wurden.[26] Und Allah ist Derjenige, bei Dem Hilfe zu suchen ist.

 

 


[4]Verzeichnet bei Abū ‘Āşim in „aş-Şunnah“ mit einer authentischen Überlieferungskette

[5]Anmerkung:      Der Gesandte Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, hat es verboten, gegen die Machthaber zu revoltieren, solange diese keinen eindeutigen Unglauben begehen, so wie es in beiden Şaĥīĥ-Büchern überliefert wurde: „Außer ihr sieht einen offenkundigen Unglauben.“ Doch auch wenn sie einen eindeutigen Unglauben begehen sollten, darf man nicht gegen sie rebellieren, außer man hat die nötige Macht und Fähigkeit, sie durch einen besseren zu ersetzen, ohne dass dabei Übel entsteht, indem Blut vergossen und die Sicherheit gekippt wird. Denn hier gilt folgender Grundsatz der islamischen Rechtslehre: „Das Abwenden des Übels ist besser als das Erlangen eines Nutzens.“ Wenn diese Revolution auf eine Rechtsprechung (Fatwah) basiert, die von anerkannten Gelehrten herausgegeben wurde und dabei der Weg der islamischen Rechtslehre eingehalten wird, dann ist dies gerecht. Wenn jedoch eine Revolution angefacht wird, ohne dass diese Bedingungen dabei erfüllt sind und ohne die Rechtsprechung der anerkannten Gelehrten, dann ist dieses Vorhaben ein Irrweg.

[6]Yūnuş 10:81

[7]Yūşuf 12:52

[10]Anm. des Übersetzers: Djamāl ’Abdun-Nāşşir (1918 - 1970) war der zweite Präsident Ägyptens nach dem Militärputsch, den er zusammen mit dem General Muĥammad Nadjīb im Jahre 1952 gegen König Fārūq verübte.

[15]Anm. des Übersetzers: Muĥammad Nadjīb (1901 - 1984) war der erste Präsident Ägyptens nach dem Militärputsch, den er zusammen mit dem General Djamāl ’Abdun-Nāşşir im Jahre 1952 gegen König Fārūq verübte.

[18]Warum machte er hier einen Unterschied zwischen der „muslimischen Jugend“ und den „restlichen Menschen“? Sind alle anderen Ungläubige, außer der muslimischen Jugend?

[19]All das sind zweifellos gewaltige Begriffe, wäre das Verständnis im Lichte des Qur`āns und der Şunnah nach dem Verständnis der Şalaf gewesen,  doch weit entfernt ist das.

[20]Diese Erziehung ist beschränkt auf die engsichtige Parteilichkeit (Ĥizbiyyah). Was ihre Aufklärung anbetrifft, so ist dies das, was einige dieser heutigen Quttb-Anhänger in Saudi-Arabien als „Fiqh al-Wāqi‘“ (Fiqh der Realität) bezeichnen und mit dem sie die Jugend anstatt mit dem Fiqh der Scharī‘ah beschäftigt haben.

[21]Gibt es für solch eine Organisation dieser Leute innerhalb einer Partei, indem sie sich vom Rest der Muslime abkapseln, einen Beweis aus dem Qur`ān, der Şunnah oder den Taten der rechtschaffenen Şalaf?

[22]Şayyid will die Menschen nicht aus der Dienerschaft anderer neben Allah holen hin in die alleinige Dienerschaft Allahs. Er will stattdessen eine „islamische“ Gesetzgebung etablieren. Deshalb ist es für ihn auch nicht notwendig, die gesamte Gesellschaft dazu zu rufen, sondern nur bestimmte Teile von ihr, die einflussreich sind, sodass dadurch die Etablierung dieser neuen Ordnung gelingen kann. Der Ausgangspunkt hingegen bei all den Propheten war, die Menschen dazu aufzurufen, ihre Anbetung allein Allah zu widmen und dann erst die Überführung zu all den anderen Gesetzen der Religion. Dabei rufen sie die gesamte Bevölkerung dazu auf, egal ob sich dabei ein neuer Staat etabliert oder nicht.

[26]Buch von al-Khālidī (S.419-429), (S.479)

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