Ĥadīth 45: „Der Gesandte Allahs pflegte das Fadjr-Gebet zu leiten und einige der gläubigen Frauen pflegten - mit ihrem aus Mirţ bestehendem Schleier bedeckt - daran teilzunehmen.“

Ĥadīth-Nr. 45

‘Ā`ischah berichtete: „Der Gesandte Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, pflegte das Fadjr-Gebet zu leiten, und einige der gläubigen Frauen pflegten - mit ihrem aus Mirţ bestehendem Schleier bedeckt - daran teilzunehmen, und sie gingen nach Hause, ohne von irgendjemandem wegen der Morgendämmerung[1] (Ĝalaş) erkannt zu werden.“

Er sagte: Al-Murūţ (plural von Mirţ) sind Kleidungsstücke, die aus Damast[2] oder Stoff bestehen.

„Ĝalaş“ ist das Vermischen des Morgenlichtes mit der Dunkelheit der Nacht.

 

Sprachliche Analyse des Ĥadīths:

  1. Al-Mirţ ist ein Gewand, das farbig war. Andere sagten weiter, in diese waren Vierecke eingewebt.
  2. Mutalaffi’āt (hier mit bedeckt übersetzt) bedeutet, dass sowohl ihr gesamter Körper als auch ihr Kopf bedeckt waren.

 

Zusammenhängende Bedeutung:

‘Ā`ischah, Allahs Wohlgefallen auf ihr, berichtet uns hier über die Frauen der Gefährten, die in ihren Gewändern bedeckt mit dem Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, am Fadjr-Gebet teilnahmen. Danach kehrten sie in ihre Häuser nach dem Gebet zurück, während sich die Helligkeit des Morgens bereits mit der Dunkelheit der Nacht vermischt hatte (Morgendämmerung), sodass trotzdem derjenige, der sie sah, sie wegen der Dunkelheit, die noch herrschte, nicht erkennen konnte.

 

Meinungsverschiedenheit der Gelehrten:

Die Gelehrten sind verschiedener Meinung bezüglich der besten Zeit für das Verrichten des Fadjr-Gebets.

Die ĥanafītische Rechtschule ist dahin gegangen, dass der Işfār (d.h. wenn der Morgen bereits erstrahlt ist) beim Fadjr-Gebet besser ist. Dabei stützen sie sich auf den Ĥadīth, der besagt: „Verrichtet das Fadjr-Gebet in der Zeit des  Işfār, denn dies ist gewaltiger in der Belohnung.“ At-Tirmidhī hat gesagt: „Dieser Ĥadīth ist gut und authentisch.“

Der Großteil der Gelehrten, zu denen auch die anderen drei Imame der Rechtschulen gehören, sind jedoch dahin gegangen, dass beim Fadjr-Gebet, der Ĝalaş, besser ist. Hierfür brachten sie zahlreiche Aĥādīthe ein, zu denen auch der obige Ĥadīth gehört.

Außerdem antworteten sie auch auf den Ĥadīth, „Verrichtet das Fadjr-Gebet in der Zeit des  Işfār […]“, auf zahlreicher Weise. Dabei sind die folgenden zwei Antworten, die besten:

  1. Entweder ist mit Işfār gemeint, dass man sich vergewissern soll, dass der Fadjr auch wirklich angebrochen ist, damit man nicht voreilig handelt und das Gebet mitten in der Nacht verrichtet.
  2. Oder es ist mit dem Işfār gemeint, dass man die Rezitation (des Qur`āns) im Gebet verlängern soll, denn gerade dies ist ja erwünscht. Dadurch, dass die Rezitation verlängert wird, wird das Gebet erst dann beenden sein, wenn die Zeit des Işfār bereits angebrochen ist.

 

Der Nutzen aus diesem Ĥadīth:

  1. Es ist erwünscht, die Initiative zu ergreifen, und sich bereits zu Anfang der Zeit zum Fadjr-Gebet aufzumachen.
  2. Es ist den Frauen erlaubt, in die Moschee zu gehen, um das Gebet zusammen mit den Männern zu verrichten, solange keine Fittnah zu befürchten ist und sie ihre Reize nicht offen zeigen.

 

 

 



[1]
Anm. des Übersetzers: Zeit zwischen Tag und Nacht, in der die Sonne noch unter dem Horizont steht, ihr Licht aber schon schwache Helligkeit vermittelt (Morgendämmerung)

[2]Anm. des Übersetzers: Damast ist ein Seidengewebe mit gleichfarbigem, eingewebtem Muster [<lat. damascenus „aus Damaskus stammend“]

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