Ĥadīth 44: „Welche Tat ist die am meisten geliebteste bei Allah?“

Ĥadīth-Nr. 44

Abu ‘Ammr asch-Schaibānī, dessen Name Şa’d Ibn Iyāş ist, berichtete: „Der Bewohner dieses Hauses – und er zeigte dabei auf das Haus von ‘Abdullah Ibn Maş’ūd – sagte: „Ich fragte den Gesandten Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken: „Welche Tat ist die am meisten geliebteste bei Allah?“ Er sagte: „Das Gebet zur rechten Zeit.“ Ich sagte: „Welche (Tat) dann?“ Er sagte: „Die Güte (al-Birr) zu den Eltern.“ Ich sagte: „Welche (Tat) dann?“ Er sagte: „Der Djihād (Kampf) auf dem Weg Allahs.“

Er (‘Abdullah) sagte: „Diese wurden mir von ihm genannt, und wenn ich ihn darum gebeten hätte, mir noch mehr davon zu nennen, hätte er mir weitere genannt!““

 

Sprachliche Analyse des Ĥadīths:

„Das Gebet zur rechten Zeit“: Hier meint er das rituelle Pflichtgebet. Denn bei einer Verallgemeinerung, ist stets das rituelle Pflichtgebet gemeint.

 

Zusammenhängende Bedeutung:

Ibn Maş’ūd, Allahs Wohlgefallen auf ihn, fragte den Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, nach den Anbetungen, die beim erhabenen Allah am meisten geliebt sind. Denn je mehr eine Tat bei Allah geliebt ist, desto mehr Lohn bekommt man auch dafür.

Der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, sagte erklärend: „Die am meisten geliebteste Tat bei Allah ist das rituelle Pflichtgebet zur rechten Zeit, so wie es der Gesetzgeber festgelegt hat. Denn hierin ist eine Initiative, um dem Aufruf Allahs nachzukommen, Seinem Befehl Folge zu leisten und dieser besondere Pflicht die notwendige Aufmerksamkeit zu schenken.“

In seinem stetigen Verlangen nach dem Guten, hat Ibn Maş’ūd, Allahs Wohlgefallen auf ihm, es nicht dabei belassen, im Gegenteil, er fragte weiter nach der zweiten Ebene der Taten, die bei Allah am meisten geliebt sind. Der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, sagte: „Die Güte zu den Eltern.“

Das erste Recht, ist das alleinige Recht Allahs und das zweite, das alleinige Recht der Eltern. Die Rechte der Eltern kommen somit erst nach dem Recht Allahs! Er, Erhaben ist Er, hat in der Verehrung Ihm gegenüber, die Rechte und Güte der Eltern mit dem Tauĥīd Ihm gegenüber gekoppelt, so wie es in den zahlreichen Stellen im edlen Qur`ān zu finden ist. Denn die Eltern haben ein Recht dir gegenüber, das für dich verpflichtend ist, für das, was sie für deine Existenz, deiner Erziehung, deiner Ernährung und ihre Liebe und Fürsorge dir gegenüber getan haben. Mit deiner Güte ihnen gegenüber, erfüllst du einige ihrer Rechte.

Er, Allahs Wohlgefallen auf ihm, fragte weiter nach der dritten Ebene in der Reihe der Wohltaten. Der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, sagte: „Der Djihād auf dem Weg Allahs.“ Denn der Djihād ist das Haupt des Islams und seine Stütze, ohne das er sich nicht erheben kann. Nur mit ihm wird das Wort Allahs das Höchste sein und nur mit ihm kann die Religion verbreitet werden.

Das Unterlassen dieser Sache, gleicht der Zerstörung des Islams, dem Niedergang seiner Leute, dem Schwinden ihrer Glorie, der Beraubung ihrer Macht und dem Wegfall ihrer Herrschaft und ihres Staates, möge Allah uns davor bewahren.

Diese Sache ist eine definitive Pflicht für jeden Muslim. Denn, wer stirbt und weder in die Schlacht gezogen ist, noch beabsichtigte er, in die Schlacht zu ziehen, der ist auf einer Eigenschaft der Heuchelei gestorben.

 

Der Nutzen aus diesem Ĥadīth:

  1. Die Tat, die am meisten geliebteste ist bei Allah, ist das Gebet zu rechten Zeit. Dann die Güte zu den Eltern. Und dann der Djihād auf dem Weg Allahs. All das kommt natürlich nach dem Vorhandensein des Fundaments des Glaubens (Īmān). Denn die Anbetungen (al-‘Ibādāt) sind die Zweige des Glaubens und der Glaube ist das Fundament.
  2. Mit seiner Frage beabsichtigte er die körperlichen Taten. Das wird auch durch die Antwort ersichtlich, die begrenzt war, auf das rituelle Gebet, der Güte gegenüber den Eltern und dem Djihād. Weder in der Frage noch in der Antwort wurden die Taten angesprochen, die sich auf das Herz beziehen und dessen Spitze der Glaube ist.
  3. Nicht alle Taten befinden sich hinsichtlich ihres Vorrangs auf derselben Stufe. Sie unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Nähe zu Allah, ihrem Profit und ihrem Nutzen. Deshalb fragte er ihn, um zu wissen, welche Tat er der anderen bevorzugen soll.
  4. Eine Tat ist dadurch vorzüglicher als die anderen, weil Allah diese liebt.
  5. Das Bestätigen der Eigenschaft der Liebe, als eine Eigenschaft des erhabenen Allahs, so wie es Seiner würdig ist.
  6. Der Vorzug des Fragens nach Wissen, vor allem, wenn es sich dabei um wichtige Angelegenheiten handelt. Diese Frage von Ibn Maş’ūd hatte hier einen großen Nutzen.
  7. Das gelegentliche Seinlassen des Fragens nach Wissen, wenn es dafür einen Grund gibt, wie zum Beispiel aus Furcht vor dem Langweilen anderer oder aus Ehrfurcht vor der Frage.

 

Eine weitere Nützlichkeit:

Der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, wurde mehrfach nach den Taten und ihren Prioritäten gefragt. Der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, antwortete dabei stets entsprechend der Situation und dem Nutzen, den der Fragende dadurch erlangen konnte. Deshalb sagte er mal, das Gebet zur rechten Zeit, mal der Djihād auf dem Weg Allahs und mal die Spende. Dies machte er abhängig, vom Fragenden und das, was seiner Lage entsprach.

Zweifellos sind diese Antworten voller Weisheit und Richtigkeit und ein Rechtsspruch für den, der dabei diese Taten und das allgemeine Wohl beabsichtigt. Denn die islamische Religion ist im Hinblick ihrer Regeln und Taten, eine Religion der Realität.

Deshalb müssen die Prioritäten der einzelnen Taten untereinander, basiert sein auf diesen Grundsatz. Denn jeder Mensch hat bestimmte Taten, die ihm mehr Vorteil bringen und ohne sie er nicht bestehen kann. Folglich muss er dann auch zu diesen Taten geleitet werden.

Auch ist die Zeit bestimmend für die Prioritäten der einzelnen Taten untereinander. Die Spende kann die höchste Priorität haben, im Falle von Hungersnot oder wenn allgemein Spenden dringend gebraucht werden. Ein anderes Mal kann das Streben nach Wissen die höchste Priorität haben, da man darauf angewiesen ist, weil viele sich davon abgewandt haben.

Dasselbe gilt auch im Bezug auf die Taten, die am Tage oder in der Nacht verrichten werden. Mal gibt es Zeiten, wo das Bitten um Vergebung vorrangiger ist als das Lesen. Und mal ist das Gebet vorrangiger und so weiter.

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