O ihr Gläubige! Fürchtet Allah in geziemender Furcht. Ehrt sowohl die Gebote Allahs als auch Seine Verbote, indem ihr den Geboten nachkommt und den Verboten fernbleibt. Denn nur dadurch erlangt ihr die Gottesfurcht!
O ihr Gläubige! Der erhabene Allah ist Derjenige, in Dessen Hand die Herrschaft über Himmel und Erde ruht. Er allein besitzt die absolute Macht. Allah bestimmt über Seine Diener das, was Er möchte. Er erweitert und beschränkt dem, dem Er will, die Mittel zum Unterhalt. All das sind Prüfungen des erhabenen Allahs!
Deshalb ist die göttliche Prüfung ein sehr bedeutsames und höheres Gesetz, das die Muslime behüten sollten. Sie sollten die Grundlagen der islamischen Rechtslehre lernen und lehren, so wie sie im Buche Allahs und in der Şunnah Seines Gesandten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, überliefert wurde. Denn diese Quellen zeigen die Wirklichkeit hinter der göttlichen Prüfung und den Zweck, den sie dabei erfüllt. Der erhabene Allah hat uns berichtet, dass Er die Menschen mit dem Bösen und mit dem Guten auf die Probe stellt. Beides sind also Prüfungen, sowohl das Gute als auch das Böse. Mit beiden prüft der erhabene Allah die Menschen gleichermaßen.
Es werden manchmal ganze Gruppen von Menschen von Allah geprüft und manchmal aber auch nur vereinzelte Personen. Sie werden geprüft, indem sie manchmal mit Guten und manchmal mit Katastrophen auf die Probe gestellt werden. All das obliegt Seiner uneingeschränkten Weisheit. Er bestimmt, was Er will und Er entscheidet mit dem, was Er will! Ihm allein obliegt die absolute Macht und Ihm allein obliegt die Herrschaft über aller Dinge.
Alle Dinge, die geschehen, geschehen, weil Er es so bestimmt hat und in Übereinstimmung mit Seiner Weisheit und mit Seinem Willen. Das, was Er will, wird geschehen und das, was Er nicht will, wird nicht geschehen! Deshalb erweitert Er einigen Menschen die Mittel zum Unterhalt und anderen nicht.
Der edle Qur`an und die Şunnah des Gesandten Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, zeigen uns die Weisheit, die dahinter steckt. Denn der erhabene Allah hat gesagt: "Wenn sie aber den (rechten) Weg einhalten, dann werden Wir ihnen reichlich Wasser zu trinken geben, um sie dadurch zu prüfen." [al-Djin 72:16f].
Derjenige also, dem Freude, Gunst und Segen gewährt wurde, muss sich bewusst machen, in welch eine gänzliche Lage er gebracht wurde. Er muss sich fragen, ob er auch zu denen gehört, die den rechten Weg einhalten oder nicht. Er muss sich selbstkritisch hinterfragen, ob er zu den Gläubigen gehört, die auf Allah hören, indem sie Seinen Geboten folgen und Seinen Verboten fernbleiben oder nicht. Wenn er zu denen gehören sollte, die den rechten Weg einhalten, gläubig sind und auf die Gebete achten und denen der erhabene Allah außerdem die Mittel zum Unterhalt erweitert hat, dann soll er wissen, dass der erhabene Allah ihm all das gegeben hat, um ihn damit zu prüfen. Er prüft ihn, ob er sich bezüglich all dieser Güte als dankbar erweisen wird, oder diese doch leugnen wird.
Denn wie oft schon haben Menschen den rechten Weg eingehalten und sind dann, als ihnen Reichtum und Wohlstand gewährt wurde, in die Irre gegangen und haben den erhabenen Allah für all das nicht gedankt. Derjenige also, der den rechten Weg einhält, im vollen Besitz seiner Kräfte ist, Gesund ist und über ausreichen Wohlstand verfügt, der sollte wissen, dass der erhabene Allah ihn mit all diesen Dingen prüft, um zu sehen, ob er dankbar sein wird oder leugnen wird. Denn das hat uns der erhabene Allah über Şulaimān, Allahs Heil auf ihm, berichtet, als er sagte: "Dies geschieht durch die Gnade meines Herrn, um mich zu prüfen, ob ich dankbar oder undankbar bin." [an-Naml, 27:40].
Diese Worte sagte Şulaimān, Allahs Heil auf ihm, als ihm der Thron von Bilqīş gebracht wurde. Er verstand sofort, dass diese Gunst, die ihm der erhabene Allah gewährt hat, eine Prüfung war, um festzustellen, ob er sich dankbar zeigen wird oder ob er glaubt, all das allein geschafft zu haben.
Eine andere Sorte von Menschen wird auch mit Wohlstand und Wohlergehen geprüft, während sie jedoch zu denen gehören, die nicht den vollkommenen Glauben im Herzen tragen, unmäßig bei den Pflichten sind, den Verboten nacheifern und keinem sein Recht geben. Diese Menschen sollten Wissen, dass dies eine Prüfung ist und dass der erhabene Allah sie stufenweise dem Verderben näherbringt. Denn das wurde im folgenden Ĥadīth überliefert. Der Gesandte Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, hat gesagt: „Wenn du siehst, wie Allah einem Diener (Wohlstand) gibt und dieser (trotzdem) auf Sünden beharrt, dann wisse, dass er ihn stufenweise (dem Verderben) näherbringt.“ [Dieser Ĥadīth von ’Uqbah Ibn ’Āmir, Allahs Wohlgefallen auf ihm, ist authentisch (Şaĥīĥ) und wurde bei Aĥmad verzeichnet (4/145)].
Der erhabene Allah hat dazu gesagt: "Wir werden sie stufenweise (dem Verderben) näherbringen, von wo sie nicht wissen. Und Ich gewähre ihnen Aufschub. (Aber) gewiss, Meine List ist fest." [al-Qalam, 68:44f].
Der erhabene Allah reagiert mit wachsamerer Sorge, wenn Er sieht, dass Seine Heiligtümer verletzt werden und trotzt alledem erweitert Er dem, der den rechten Weg nicht einhält, die Mittel zum Unterhalt, damit er ihn prüft. Deshalb sollten diese Menschen, die undankbar sind, wissen, dass all dies dazu dienen soll, dass einem dadurch das Verderben stufenweise nähergebracht wird, damit andere Menschen sehen, was aus ihnen geworden ist, nachdem die Bestrafung sie ereilt hat.
Ein Muslim sollte stets zu seinem Herrn zurückkehren für all das, was Er ihm an Freude, Gunst und Segen gegeben hat. Wenn er gläubig ist, den Geboten nachkommt und den Verboten fernbleibt, dann sollte er stets darum bemüht sein, seinem Herrn dafür zu danken. Außerdem sollte er all das, was er von seinem Herrn bekommen hat, auch für das einsetzen, was erlaubt ist. Er sollte auch nicht glauben, dass er all das durch seine eigene Kraft und durch sein Können erreicht hat, sondern, weil der erhabene Allah ihm dies gewährt hat.
Wer sich jedoch mit Sünden umgibt und nicht den rechten Weg einhält, obwohl der erhabene Allah ihm Freude, Gunst und Segen gegeben hat, der sollte endlich aufwachen, bevor er all diese Dinge wieder verliert.
Die andere Sorte von Menschen wird nicht mit dem Guten geprüft, sondern mit Katastrophen und Heimsuchungen. Diese Katastrophe kann sich folgendermaßen auswirken: Das Vermögen kann sich verringern, die Gesundheit kann sich verschlechtern und so weiter. Diese Heimsuchungen entsprechen jedoch der vollkommenen Weisheit des erhabenen Allahs, Seiner Vorherbestimmung und Seines Vorgehens gegen Seine Schöpfung. Seitdem Ādam als Erster auf dieser Erde war, gibt es schon Heimsuchungen. Diese können Krankheiten sein, Todesfälle, Hungerkatastrophen, Verlust von Vermögen oder ähnliches. Hier prüft der erhabene Allah den Glauben der Menschen, so wie er es zur Zeit des Kalifats von ’Ummar Ibn al-Chattab, Allahs Wohlgefallen auf ihm, getan hat. In seiner Zeit wurden die Muslime von Allah mit einer Hungerskatastrophe geprüft, das ein ganzes Jahr andauerte. Der erhabene Allah wollte mit dieser Prüfung sehen, ob sie Ihn um Rettung fragen werden und sich geduldig zeigen oder ob sie gegenüber ihren muslimischen Geschwistern geizen werden. Auch der Gesandte Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, wurde mit seinen Gefährten von Allah in der Schlacht von Uĥud geprüft. Der erhabene Allah hat gesagt: "Und als euch ein Unglück traf, nachdem ihr das Doppelte erlangtet, sprachet ihr da etwa: „Woher (kommt) dies?“ Sprich: "Es kommt von euch selber."" [Āli-’Imrān, 3:165].
Diese Menschen wurden prüft, trotz ihres festen Glaubens und trotzt ihrer Standhaftigkeit. Der erhabene Allah hat sie geprüft, obwohl sie sehr weit entfernt waren vom Schirk (Götzendienst) oder den Neuerungen (Bidda’). Diese Menschen wurden geprüft um zu sehen, ob sie weiterhin an ihrer Religion ausnahmslos festhalten werden, so wie sie es zuvor stets getan haben, oder ob sie anfangen werden zu zweifeln, so wie es leider bei vielen Unwissenden heutzutage der Fall ist.
Eine andere Gruppe von Menschen wird auch durch Katastrophen und Heimsuchungen geprüft, indem zum Beispiel Überschwemmungen und Erdbeben bei ihnen auftreten, sie ihren Reichtum verlieren oder ähnliches. Wenn man sich jedoch diese Menschen etwas genauer anschaut, dann stellt man fest, dass sie den Sünden nachgeeifert haben, den Rechten und Pflichten Allahs keinerlei Beachtung gaben, den Tauĥīd ignorierten, obwohl dieser das Wichtigste überhaupt ist und haben weder das Übel bekämpft noch das Gute unterstützt, im Gegenteil sie haben dafür gesorgt, dass sich das Übel verbreitet. All diese Menschen hat diese Katastrophe ereilt, weil der erhabene Allah sie für ihre Taten bereits im Diesseits bestrafen wollte. Wenn es Muslimen widerfährt, die gläubig sind, so ist es eine Prüfung von Allah. Doch wenn es Menschen trifft, die bereits in Sünden ertrunken sind, so ist dies eine Bestrafung von Allah. Der erhabene Allah berichtet uns im Qur`ān über die Eigentümer des Gartens, die unter sich folgendes vereinbart haben: "[…] „Zu euch hinein darf ihn heute kein Armer betreten.“" [al-Qalam, 68:17].
Sie haben den Menschen ihr Recht verwehrt. Dies war eine Sünde, die eine Heimsuchung mit sich brachte. Der erhabene Allah hat gesagt: "Dann kam eine Heimsuchung deines Herrn über ihn, während sie schliefen. Und am Morgen war (der Garten) bereits verwüstet. Dann riefen sie am Morgen einander zu: „Geht in der Frühe zu eurem Acker hinaus, wenn ihr ernten möchtet.“ Und sie machten sich auf den Weg und redeten dabei flüsternd miteinander: „Zu euch hinein darf ihn heute kein Armer betreten.“ Und sie gingen in der Frühe hin mit dem festen Vorsatz, geizig zu sein. Doch als sie ihn sahen, sagten sie: „Wahrlich, wir befinden uns im Irrtum!“" [al-Qalam, 68:19ff].
Als sie ungerecht wurden, kam die Bestrafung sofort. Das sind also all die Gruppen unter den Muslimen, die vom erhabenen Allah geprüft werden, mal ist es das Gute und mal das Böse, womit der erhabene Allah Seine Diener prüft. Es gehört zur Grundlage der islamischen Rechtslehre, dass wenn einem Muslim etwas Böses widerfährt, er sich geduldig zeigen muss. Und wenn es einem Muslim widerfährt, der gegenüber den Rechten und Pflichten Allahs zu kurz getreten ist, dann soll dieser wissen, dass dies eine Bestrafung ist, mit der der erhabene Allah Seine Diener Angst machen möchte. Der Gesandte Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, hat gesagt: „Keiner reagiert mit wachsamerer Sorge als Allah, wenn Er sieht, dass Sein Diener oder Seine Dienerin Unzucht (Zina) begehen.“ [Diesen Ĥadīth von ’Ā`ischah, Allahs Wohlgefallen auf ihr, hat al-Buchārī unter der Nr. 1044 verzeichnet].
Liebe Muslime, seid Wachsam! Wenn der erhabene Allah euch Wohlstand und Gutes gewährt hat, dann seid dankbar dafür und haltet euch an Ihm fest. Und wenn Er euch mit Katastrophen und Bösem prüft, dann seid standhaft und zweifelt nicht an Seine Religion.
Möge der erhabene Allah uns vor solchen Prüfungen verschonen. Und wenn Er uns dann doch prüfen sollte, dann möge Er uns standhaft machen! Hört, was der erhabene Allah im folgenden Vers gesagt hat: "Und Wir wollen euch sicherlich prüfen, bis Wir diejenigen von euch ausscheiden, die kämpfen und standhaft sind. Und Wir wollen eure Verhaltensweise bekannt geben." [Muĥammad, 47:31].
Möge Allah unseren geliebten Propheten Loben und Heil schenken. Und möge Er Wohlgefallen haben auf unsere vier rechtschaffenen Kalifen, die mit der Wahrheit gerichtet haben und gerecht waren.
Scheich Şāliĥ Ben ’Abdul-’Azīz Āl asch-Scheich