Die schiitische Auffassung des Unglaubens derjenigen, die nicht an die Wilāya der zwölf Imame glauben

Die Bücher und Autoritäten der Schiiten haben eindeutig festgelegt, dass die Imāmat-Lehre ein Fundament des Glaubens ist, und dass derjenige, der sie oder einen der Imame leugnet, als Kāfir (Ungläubiger) gilt.

Der renommierte Ḥadīth-Gelehrte der Shīʿa Muḥammad Ibn ʿAlī Ibn al-Ḥusain Ibn Bābawaih al-Qummī (gest. 991 n. Chr.), in schiitischen Kreisen als "aṣ-Ṣadūq" bekannt, äußert folgende Überzeugung:

„Wir glauben, dass das Leugnen des Imāmat des Fürsten der Gläubigen, ʿAlī Ibn Abī Ṭālib, und der nachfolgenden Imāme (s) dem Leugnen des Prophetentums aller Propheten gleichkommt. Wer den Fürsten der Gläubigen anerkennt, jedoch einen der nach ihm kommenden Imāme leugnet, der verhält sich wie jemand, der alle Propheten anerkennt, jedoch das Prophetentum unseres Propheten Muḥammad (s) verneint.“1

Der renommierte schiitische Gelehrte, Jamāl ad-Dīn al-Ḥasan Ibn Yūsuf Ibn al-Muṭahhar al-Ḥillī (gest. 1325 n. Chr.), erläutert:

„Das Imāmat stellt eine allumfassende Gnade dar, wohingegen das Prophetentum eine besondere Gnade ist. Es ist möglich, eine Zeit ohne einen lebenden Propheten zu überstehen, nicht jedoch ohne einen Imām, wie noch dargelegt werden wird. Die Leugnung der allumfassenden Gnade ist gravierender als die Leugnung der besonderen Gnade. Dies betonte aṣ-Ṣādiq (s), indem er über diejenigen sprach, die das Imāmat gänzlich leugnen, und sagte, dass diese die Schlimmsten seien.“2

Der schiitische Gelehrte Yūsuf al-Baḥrānī (gest. 1772 n. Chr.) äußert sich in seiner von den Schiiten als verlässlich betrachteten Enzyklopädie wie folgt:

„Bei Allah, ich frage mich, welcher Unterschied zwischen einem Menschen besteht, der nicht an Allah, den Erhabenen, und Seinen Gesandten glaubt, und einem, der die Imame (s) nicht anerkennt, obwohl doch die Imāmat zu den Grundpfeilern unseres Glaubens zählt.“3

Mullā Muḥammad Bāqir al-Majlisī (gest. 1699 n. Chr.), den seine Anhänger als "Licht des Wissens, Beweis und Stolz der Gemeinschaft" verehren, führt aus:

„Es ist wichtig zu verstehen, dass die Begriffe Shirk (Götzendienst) und Kufr (Unglaube) auf diejenigen angewendet werden, die nicht an die Imāmat von Amīr al-Muʾminīn (ʿAlī) und den Imamen aus seiner Linie (s) glauben und andere ihnen vorziehen. Dies bedeutet, dass sie ewig in der Hölle verweilen werden.“4

Ihr Gelehrter as-Sayyid ʿAbdullāh Shubbar (gest. 1827 n. Chr.), der bei ihnen als "as-Sayyid al-Aʿẓam" (der größte Herr) und "al-ʿImād al-Aqwam" (die tragende Säule) bezeichnet wird, sowie als "Zeichen der Gelehrten und Krone der Rechtsgelehrten, Führer der Religion, Vereiner des Vernünftigen und Überlieferten, Veredler der Zweige und Grundlagen", sagt:

„Was die übrigen Abweichler angeht, die keine Feindseligkeit oder sture Ablehnung gezeigt haben, so sind sie gemäß der Meinung einiger Imame wie as-Sayyid al-Murtaḍā Ungläubige im Diesseits und Jenseits. Die meisten und bekanntesten Gelehrten vertreten die Ansicht, dass sie Ungläubige sind, die im Jenseits für immer in der Hölle verbleiben werden.“5

Ihr Sheikh Muḥammad Ḥasan an-Najafī (gest. 1849 n. Chr.) sagt:

„Derjenige, der den Leuten der Wahrheit widerspricht, ist ohne Meinungsverschiedenheit unter uns ein Kāfir […] wie es von al-Fāḍil Muḥammad Ṣāliḥ in seiner Erklärung zu den "Uṣūl al-Kāfī" und vom edlen Richter Nūrullāh in "Iḥqāq al-Ḥaqq" überliefert wird, dass derjenige, der die Wilāya leugnet, als Kāfir betrachtet wird, weil sie ein Fundament des Glaubens ist.“6

Muḥammad Ḥasan an-Najafī äußert offen die Feindschaft der Schiiten gegenüber den Ahlu s-Sunna in seinem verbreiteten juristischen Werk:

„Es ist bekannt, dass Allah die Brüderlichkeit unter den Gläubigen mit Seiner Aussage besiegelt hat: "Die Gläubigen sind doch Brüder" (49:10), und zwar ausschließlich für sie, nicht für andere. Wie könnte man sich die Brüderlichkeit zwischen einem Gläubigen und einem Abweichler vorstellen, nachdem die Überlieferungen zahlreich und die Verse deutlich sind, die zur Feindschaft ihnen gegenüber und zur Lossagung von ihnen aufrufen?“7

Der Ayatollah ash-Sheikh ʿAbdullāh al-Māqānī (gest. 1933 n. Chr.), bei ihnen bekannt als der "Zweite Gelehrte", sagt:

„Das Höchste, was sich aus den Überlieferungen ableiten lässt, ist, dass das Urteil über Kāfir und Mushrik im Jenseits auf denjenigen angewendet wird, der kein Zwölfer-Schiit ist.“8

Ihr Sheikh Muḥsin aṭ-Ṭabāṭabāʾī (gest. 1970 n. Chr.), bekannt als al-Ḥakīm, überliefert ebenfalls in seinem Buch den Takfīr gegen diejenigen, die ihnen widersprechen, ohne dass es unter ihnen Unterschiede gibt.9

Großayatollah Abū l-Qāsim al-Khūʾī (gest. 1992 n. Chr.) erörtert zum Thema Transaktionen:

„Zweifelsohne sind jene, die sich von unserem Glauben abwenden, Ungläubige (Kuffār). Das Leugnen der Wilāya und der Imame, selbst wenn es nur einen von ihnen betrifft, sowie der Glaube an eine unrechtmäßige Nachfolge und der Glaube an Aberglaube wie Determinismus, führen unweigerlich zum Unglauben (Kufr) und zur Häresie (Zandaqa). Diese Schlussfolgerung wird durch zahlreiche Überlieferungen untermauert, die den Unglauben derjenigen, die die Wilāya leugnen, deutlich machen. Zwischen uns und den Abweichlern gibt es weder Brüderlichkeit noch Schutz.“10

Der Shīʿa-Großgelehrte Sayyid Niʿmatullāh al-Jazāʾirī sagte:

„Wir teilen mit ihnen – den Sunniten – weder denselben Gott, noch denselben Propheten, noch denselben Imām. Denn sie sagen, dass ihr Herr derjenige ist, dessen Prophet Muḥammad und dessen Nachfolger Abū Bakr war. Wir hingegen sagen weder, dass dieser Herr unser Herr ist, noch dass dieser Prophet unser Prophet ist. Vielmehr sagen wir, dass der Herr, dessen Nachfolger Abū Bakr war, nicht unser Herr ist und dass dieser Prophet nicht unser Prophet ist.“11

 

 

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1) Al-Iʿtiqādāt (Glaubenslehren) von Muḥammad Ibn ʿAlī Ibn al-Ḥusain Ibn Bābawaih al-Qummī; S. 103; herausgegeben vom Markaz Nashr al-Kitāb in Iran im Jahr 1370 n.H.

2) Al-Alfīn fī Imāmat Amīr al-Muʾminīn ʿAlī Ibn Abī Ṭālib von Jamāl ad-Dīn al-Ḥasan Ibn Yūsuf Ibn al-Muṭahhar al-Ḥillī; S. 13, 3. Auflage, Muʾassasat al-Aʿlamī li l-Maṭbūʿāt, Beirut, 1982.

3) Al-Ḥadāʾiq an-Nāḍira fī Aḥkām al-ʿIzza aṭ-Ṭāhira von Yūsuf al-Baḥrānī; Bd. 18, S. 153, Dār al-Aḍwāʾ, Beirut, Libanon.

4) Biḥār al-Anwār von Mullā Muḥammad Bāqir al-Majlisī; Bd. 23, S. 390.

5) Ḥaqqu l-Yaqīn fī Maʿrifat Uṣūlu d-Dīn von as-Sayyid ʿAbdullāh Shubbar; Bd. 2, S. 188, Beirut-Ausgabe.

6) Jawāhir al-Kalām von Sheikh Muḥammad Ḥasan an-Najafī; Bd. 6, S. 62; Druck: Dār Iḥyāʾ at-Turāth al-ʿArabī - Beirut.

7) Jawāhir al-Kalām von Muḥammad Ḥasan an-Najafī; Bd. 22, S. 62.

8) Tanqīḥ al-Maqāl von Ayatollah ash-Sheikh ʿAbdullāh al-Māqānī; Bd. 1, S. 208; Abschnitt der Vorteile, Druck: an-Najaf 1952.

9) Mustamsak al-ʿUrwa al-Wuthqā von Sheikh Muḥsin aṭ-Ṭabāṭabāʾī; Bd. 1, S. 392; 3. Auflage, Maṭbaʿat al-Ādāb - an-Najaf 1970.

10) Miṣbāḥ al-Faqāha von Großayatollah Abū l-Qāsim al-Khūʾī; Bd. 2, S. 11; Verlag: Dār al-Hādī, Beirut.

11) Al-Anwār an-Nuʿmāniyya von Sayyid Niʿmatullāh al-Jazāʾirī; Bd. 2, S. 278; Kapitel: Ein Licht über die wahre Religion der Imāmiyya.

Der Glaube der Schiiten, dass der Qurʾān verfälscht wurde

Die Ahlu s-Sunna wa l-Jamāʿa sind sich einig, dass das Buch Allahs, erhaben sei Er, vor Verfälschung, Hinzufügung oder Weglassung geschützt ist, denn es wird durch den Schutz Allahs bewahrt. Allah sagt: "Gewiss, Wir sind es, die Wir die Ermahnung offenbart haben, und Wir werden wahrlich ihr Hüter sein."1 Es gibt keinen einzigen Gelehrten der Ahlu s-Sunna, der behauptet hätte, dass der Qurʾān, der in unseren Händen ist, verfälscht, hinzugefügt oder gekürzt wurde.

Ibn Qudāma (gest. 1223 n. Chr.) sagte: „Es besteht kein Unterschied unter den Muslimen, dass jemand, der eine Sūra, einen Vers, ein Wort oder einen Buchstaben des Qurʾān, der einmütig anerkannt ist, leugnet, ein Kāfir (Ungläubiger) ist.“2

Al-Qāḍī Abū Yaʿlā (gest. 1066 n. Chr.) sagte: „Der Qurʾān wurde weder verändert noch verfälscht, noch wurde etwas von ihm entfernt oder hinzugefügt, im Gegensatz zu den Rāfiḍa, die behaupten, der Qurʾān sei verändert und verfälscht worden, und dass seine Anordnung und Reihenfolge manipuliert worden seien. [...] Der Qurʾān wurde in Anwesenheit der Ṣaḥāba, Allahs Wohlgefallen auf ihnen, gesammelt, und sie waren sich darüber einig. Keiner von ihnen leugnete dies, und niemand von ihnen kritisierte es oder äußerte Einwände. Hätte es jedoch Veränderungen oder Verfälschungen gegeben, so hätte dies jemand von den Ṣaḥāba überliefert, denn solch eine Sache kann nach allgemeiner Überlieferungspraxis nicht verschwiegen werden. Und hätte es Veränderungen oder Verfälschungen gegeben, wäre es ʿAlī, Allahs Wohlgefallen auf ihn, oblegen, dies zu klären und zu korrigieren sowie den Menschen allgemein bekannt zu machen, dass er das verändert hätte, was falsch war. Da er dies jedoch nicht tat, sondern den Qurʾān rezitierte und verwendete, zeigt dies, dass er nicht verfälscht oder verändert wurde.“3

Ibn Ḥazm (gest. 1064 n. Chr.) sagte: „Die Behauptung, dass zwischen den beiden Deckeln (des Muṣḥaf) eine Veränderung stattgefunden habe, ist offener Unglaube (Kufr) und eine Lüge gegen den Gesandten Allahs, möge Allah ihn loben und ihm Heil schenken.“4

Die schiitischen Überlieferungen behaupten hingegen, dass der Qurʾān verfälscht wurde, während manche ihrer Anhänger, aus Gründen der Taqiyya (böswilliges Lügen zur Verschleierung), das Gegenteil behaupten. Doch die in ihren eigenen Schriften festgehaltenen Berichte sprechen eine deutliche Sprache und liefern klare Beispiele für diese Behauptung:

Der Shīʿa-Großgelehrte al-Kulainī (gest. 941 n. Chr.) berichtet in al-Kāfī von ʿAlī Ibn Suwaid:
„Ich schrieb an Abū l-Ḥasan Mūsā, möge Allah ihm Heil schenken, als er im Gefängnis war, einen Brief. (Dann erwähnte er seine Antwort, möge Allah ihm Heil schenken, wo darin er sagte) ‚Sie (die Ṣaḥāba) wurden mit dem Buch Allahs betraut, doch sie verfälschten und änderten es.‘“5

Al-Kulainī berichtet in al-Kāfī weiter von Sālim Ibn Salama:
„Abū ʿAbdullah, möge Allah ihm Heil schenken, sagte: ‚Wenn der Qāʾim (d.h. Mahdī) erscheint, wird er das Buch Allahs in seiner ursprünglichen Form lesen und den Muṣḥaf hervorbringen, das ʿAlī geschrieben hat.‘“6

Al-Kulainī berichtet in al-Kāfī und aṣ-Ṣaffār in al-Baṣāʾir von Jābir:
„Ich hörte Abū Jaʿfar, möge Allah ihm Heil schenken, sagen: ‚Keiner der Menschen behauptet, dass er den gesamten Qurʾān so gesammelt hat, wie er offenbart wurde, außer einem Lügner. Nur ʿAlī Ibn Abī Ṭālib, möge Allah ihm Heil schenken, und die Imame nach ihm, möge Allah ihnen Heil schenken, haben ihn so gesammelt und bewahrt, wie Allah ihn offenbart hat.‘“7

Al-Kulainī berichtet in al-Kāfī und aṣ-Ṣaffār in al-Baṣāʾir von Jābir:
„Abū Jaʿfar, möge Allah ihm Heil schenken, sagte: ‚Keiner kann behaupten, dass er den gesamten Qurʾān, sowohl das Offensichtliche als auch das Verborgene, außer den Nachfolgern (d.h. Imame) hat.‘“8

Al-Kulainī berichtet in al-Kāfī berichtet von al-Bazanṭī:
„Abū l-Ḥasan ar-Riḍā, möge Allah ihm Heil schenken, gab mir ein Muṣḥaf und sagte: ‚Schau nicht hinein.‘ Ich öffnete es und las darin die Sure al-Bayyina und fand darin die Namen von siebzig Männern von Quraish mit ihren Namen und den Namen ihrer Väter.“9

Anmerkung: Natürlich gibt es im Qurʾān diese Namen nicht!

Der Shīʿa-Großgelehrte al-Baḥrānī (gest. 1280 n. Chr.) berichtet in seinem Kommentar zu Nahj al-Balāgha:
„ʿUthmān Ibn ʿAffān versammelte die Leute, um nur die Lesart von Zaid Ibn Thābit zu übernehmen, verbrannte die Muṣḥaf und hob das auf, was zweifellos vom offenbarten Qurʾān war.“10

Der Shīʿa-Großgelehrte Sheikh aṣ-Ṣadūq (gest. 991 n. Chr.) berichtet in Thawāb al-Aʿmāl von ʿAbdullah Ibn Sinān:
„Abū ʿAbdullah, möge Allah ihm Heil schenken, sagte: ‚Die Sure al-Aḥzāb enthielt Skandale über die Männer und Frauen von Quraish und anderen. O Ibn Sinan, diese Sure enthielt Skandale über die Frauen von Quraish aus den Arabern und war länger als die Sure al-Baqara. Aber sie kürzten und verfälschten sie.‘“11

Der Shīʿa-Großgelehrte al-ʿAyyāshī (gest. 932 n. Chr.) berichtet in seinem Tafsīr von aṣ-Ṣādiq:
„Wäre der Qurʾān so rezitiert worden, wie er offenbart wurde, hättet ihr unsere Namen darin gefunden.“12

Al-ʿAyyāshī berichtet in seinem Tafsīr von Muyassir, von Abū Jaʿfar:
„Wäre dem Buch Allahs nichts hinzugefügt und nichts daraus entfernt worden, wäre unser Recht keinem Vernünftigen verborgen geblieben. Wenn unser Qāʾim (d.h. Mahdī) erscheint und spricht, wird der Qurʾān ihn bestätigen.“13

Der Shīʿa-Großgelehrte al-Mufīd (gest. 1022 n. Chr.) berichtet in al-Irshād von Abū Jaʿfar:
„Wenn der Qāʾim (d.h. Mahdī) aus der Familie Muḥammads, möge Allah ihm Heil schenken, erscheint, wird er Zelte errichten, um die Menschen den Qurʾān so zu lehren, wie Allah ihn offenbart hat. Das wird für diejenigen, die ihn heute auswendig gelernt haben, am schwierigsten sein, weil die Formulierung anders ist.“14

Der Shīʿa-Überlieferer und Großgelehrte an-Nūrī aṭ-Ṭabrisī (gest. 1154 n. Chr.) sagt:
„Die Nachrichten, die darauf hinweisen - also auf die Verfälschung des Qurʾān - übersteigen zweitausend Aḥādīth. Und eine Gruppe wie al-Mufīd, al-Muḥaqqiq ad-Dāmād, al-ʿAllāma al-Majlisī und andere haben ihre Verbreitung bestätigt. Die Nachrichten stammen aus den anerkannten Büchern, auf die sich unsere Gefährten (Gelehrten) bei der Feststellung der religiösen Gesetze und prophetischen Überlieferungen stützen.“15

Der Shīʿa-Großgelehrte al-Jazāʾirī (gest. 1701 n. Chr.) überliefert in seinem Buch „Al-Anwār an-Nuʿmāniyya“ den Konsens zur Verfälschung:
„Unsere Gefährten (Gelehrten) stimmen überein über die Richtigkeit der weitverbreiteten, ja sogar Mutawātir (vielfach überlieferten) Aḥādīth, die eindeutig auf die Verfälschung des Qurʾāns hinweisen.“16

Der schiitische Qurʾān-Kommentator Muḥsin al-Kāshānī (gest. 1680 n. Chr.) sagt:
„Der Qurʾān, der in unseren Händen ist, ist nicht vollständig so, wie er auf Muhammad, möge Allah ihm Heil schenken, offenbart wurde. Einiges davon ist anders als das, was Allah offenbart hat, und einiges davon ist verändert und verfälscht. Es wurde vieles davon entfernt.“17

Der Shīʿa-Großgelehrte Muḥammad Bāqir al-Majlisī (gest. 1699 n. Chr.) erklärt:
„ʿUthmān hat drei Dinge aus diesem Qurʾān entfernt: die Tugenden des Fürsten der Gläubigen ʿAlī, die Tugenden der Ahl al-Bayt und die Verdammung von Quraish und den drei Kalifen, wie der Qurʾān-Vers: 'O wehe mir! Hätte ich doch nicht Abū Bakr zum Freund genommen!'18

Anmerkung: Im Vers heißt es: "Und an dem Tag wird der Ungerechte sich in die Hände beißen und sagen: „O hätte ich doch mit dem Gesandten einen Weg eingeschlagen! O wehe mir! Hätte ich doch nicht den Soundso zum Freund genommen! Er hat mich ja von der Ermahnung abirren lassen, nachdem sie zu mir gekommen war.“ Der Satan pflegt den Menschen stets im Stich zu lassen."19 Schaut, wie die Schiiten den Vers verfälscht haben!

Der Shīʿa-Großgelehrte al-Kulainī, der den gleichen Stellenwert genießt wie Imam al-Bukhārī bei den Muslimen, berichtet in al-Kāfī fī l-Uṣūl, dass Hishām Ibn Sālim berichtete, dass Abū ʿAbdullah, möge Allah ihm Heil schenken, gesagt habe:

„Der Qurʾān, mit dem Jibrīl, möge Allah ihm Heil schenken, zu Muḥammad, möge Allah ihn und seine Angehörigen loben, kam, bestand aus siebzehntausend Versen.“20

Der Shīʿa-Großgelehrte der Shīʿa al-Kulainī berichtet in al-Kāfī, dass Abū ʿAbdullah, möge Allah ihm Heil schenken, gesagt habe:

„Wir haben den Muṣḥaf von Fāṭima, möge Allah ihr Heil schenken, und was lässt sie wissen was der Muṣḥaf von Fāṭima ist?“ Ich (Abū Baṣīr) fragte: „Was ist der Muṣḥaf von Fāṭima?“ Er antwortete: „Es ist ein Muṣḥaf, der dreimal größer ist als dein Qurʾān, den du hast. Bei Allah! Nichts von deinem Qurʾān ist dort enthalten, nicht einmal ein Buchstabe davon!“21

Anmerkung: Es ist jedoch bekannt, dass die Verse des Qurʾāns die sechstausend nicht überschreiten bis auf wenig. Das bedeutet, dass die Shīʿa glauben, dass wir Muslime derzeit nur ein Drittel des Qurʾān besitzen. Die zwei Drittel, die noch fehlen, wird ihr zwölfter Imam bringen, wenn er kommt.

Der schiitische Qurʾān-Kommentator Hāshim al-Baḥrānī (gest. 1695 n. Chr.) sagt:

„Abū ʿAbdillāh, möge Allah ihm Heil schenken, las den Vers wie folgt: "Und als der Sohn Maryams als Beispiel angeführt wurde, da brach dein Volk sogleich in Geschrei aus. Und sie sagten: ‚Sind unsere Götter besser oder er?‘ Sie führten ihn dir nur zum Streiten an. Nein! Vielmehr sind sie streitsüchtige Leute. Er ist nur ein Diener, dem Wir Gunst erwiesen und den Wir zu einem Beispiel für die Kinder Isrāʾīls gemacht haben. Und wenn Wir wollten, könnten Wir euch, aus den Kindern Hāshim, wahrlich zu Engeln machen, die zu Statthaltern auf der Erde würden."22

Ich sagte zu Abā ʿAbdillāh, möge Allah ihm Heil schenken: ‚Im Qurʾān steht nicht 'aus den Kindern Hāshim'?‘ Er sagte: ‚Bei Allah, es wurde entfernt, wie vieles entfernt wurde. ʿAmr Ibn al-ʿĀṣ sagte auf der Kanzel in Ägypten: ‚Aus dem Buch Allahs wurden tausend Buchstaben entfernt, und ein Buchstabe davon ist so viel wert wie tausend Buchstaben.‘‘“23

Anmerkung: In der Sure az-Zukhruf ist keinerlei Zusatz 'aus den Kindern Hāshim' enthalten. Diesen Zusatz haben die Schiiten hinzugefügt, um ihre Behauptung zu stützen, dass die Ahlu l-Bait im Qurʾān explizit als Statthalter auf der Erde benannt wurden.

As-Sīstānī und die Verfälschung des Qurʾān:

As-Sīstānī wurde die Frage gestellt: Ist der Qurʾān, den wir in unseren Händen halten, verfälscht?

Seine Antwort lautete: „Die Frage lautet, ob der Qurʾān, der in unseren Händen ist, derselbe ist, der dem Gesandten, möge Allah ihm und seiner Familie Heil schenken, offenbart wurde, ohne dass etwas hinzugefügt oder weggelassen wurde. Dieses Thema kann nicht durch Überlieferungen des Gesandten, der Imāme oder Aussagen der Ṣaḥāba belegt werden. Es ist jedoch möglich, dass von ihnen überliefert wurde, dass der Qurʾān, der zu ihrer Zeit existierte, derselbe wie der offenbarte Qurʾān ist. Dafür reichen die zahlreichen Überlieferungen aus – es gibt Hunderte davon –, die dazu auffordern, diesen Qurʾān zu lesen, sich an ihn zu halten, nach ihm zu handeln und alle Aussagen auf ihn zurückzuführen. Siehe Nahj al-Balāgha und al-Kāfī, wo die diesbezüglichen Überlieferungen zahlreich und unzählbar sind. Was jedoch die Aussage betrifft, dass der Qurʾān in einer Weise bewahrt wurde, dass ihn niemand verändern oder verfälschen kann, so wurde dies weder von Allah, noch vom Gesandten, noch von den Imāmen, möge Allah ihnen Heil schenken, überliefert. Eine solche Behauptung hat auch niemand aufgestellt.“24

Anmerkung: Beachtet bitte den Beginn der Antwort von as-Sīstānī, wo er sagt: „Die Frage lautet, ob der Qurʾān, der in unseren Händen ist, derselbe ist, der dem Gesandten, möge Allah ihm und seiner Familie Heil schenken, offenbart wurde, ohne dass etwas hinzugefügt oder weggelassen wurde.“ Hier zweifelt er am Qurʾān, den wir heute in Händen halten.

Was diesen Zweifel weiter verstärkt, ist das Ende seiner Antwort, in dem er sagt: „Was jedoch die Aussage betrifft, dass der Qurʾān in einer Weise bewahrt wurde, dass ihn niemand verändern oder verfälschen kann, so wurde dies weder von Allah, noch vom Gesandten, noch von den Imāmen, möge Allah ihnen Heil schenken, überliefert. Eine solche Behauptung hat auch niemand aufgestellt.“

Wie kann as-Sīstānī diese Aussage machen, obwohl Allah im Qurʾān sagt: "Gewiss, Wir sind es, die Wir die Ermahnung offenbart haben, und Wir werden wahrlich ihr Hüter sein."

Was den Glauben von as-Sīstānī an die Verfälschung des Qurʾān weiter bestätigt, ist seine Antwort auf die folgende Frage: Ist es erlaubt, hinter einer Person zu beten, bei der ich Zweifel habe, ob sie an eine Verfälschung des Qurʾān glaubt?

Die Antwort von as-Sīstānī lautet: „Die Aussage, dass der Qurʾān verfälscht sei, führt weder zu Kufr (Unglauben) noch zu Fisq (Sündhaftigkeit). Während die Behauptung von Zusätzen im Qurʾān gegen den Konsens der Muslime verstößt, wird die Behauptung von Auslassungen auch in den Büchern der Sunniten (ʿĀmma) erwähnt.“25

Anmerkung: Dies ist die typische Vorgehensweise der Rāfiḍa (Shīʿa): Wenn sie keinen Weg finden, die Verfälschung des Qurʾān zu leugnen, behaupten sie, dass die Sunniten an Auslassungen glauben. Selbst wenn wir annehmen, dass Sunniten diese Meinung vertreten – was hat dies mit eurer eigenen Position zu tun?

 

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1) Al-Ḥijr 15:9.

2) Lumʿat al-Iʿtiqād von Ibn Qudāma; S. 19.

3) Al-Muʿtamad fī Uṣūl ad-Dīn von Al-Qāḍī Abū Yaʿlā; S. 258.

4) Al-Fiṣal fī al-Milal wa-n-Niḥal, Bd. 4, S. 40.

5) Al-Kāfī, Bd. 8, S. 125.

6) Al-Kāfī; Bd. 2, S. 633.

7) Al-Kāfī; Bd. 1, S. 228 und al-Baṣāʾir ad-Darajāt; Bd. 2, S. 213.

8) Al-Kāfī; Bd. 1, S. 228 und al-Baṣāʾir ad-Darajāt; Bd. 2, S. 213.

9) Al-Kāfī 2:631.

10) Sharḥ Nahj al-Balāgha von Hāshim al-Baḥrānī; Bd. 1, S. 1.

11) Thawāb al-Aʿmāl; S. 100.

12) Tafsīr al-ʿAyyāshī; Bd. 1, S. 13.

13) Tafsīr al-ʿAyyāshī; Bd. 1, S. 13.

14) Al-Irshād von al-Mufīd; Bd. 2, S. 386 und Rawḍāt al-Wāʿiẓīn; S. 265.

15) Faṣl al-Khiṭāb fī Ithbāt Taḥrīf Kitāb Rabb al-Arbāb; S. 227.

16) Faṣl al-Khiṭāb fī Ithbāt Taḥrīf Kitāb Rabb al-Arbāb; S. 30.

17) Tafsīr aṣ-Ṣāfī, Einführung von Muḥsin al-Kāshānī.

18) Tadhkirat al-Aʾimma, Al-Majlisī, Seite 9.

19) Al-Furqān (Die Unterscheidung) 28:27-29.

20) Al-Kāfī fī l-Uṣūl, Kitāb al-Ḥujja; Kapitel: Faḍl al-Qur’ān, Abschnitt: an-Nawādir; S.634, Band 2, Druck Teheran.

21) Al-Kāfī fī l-Uṣūl, Kitāb al-Ḥujja; Kapitel: al-Ḥujja, Abschnitt: Dhikr aṣ-Ṣaḥīfa wa j-Jafr wa l-Jāmiʿa wa muṣḥaf Fāṭima; S.239-241, Band 1, Druck Teheran.

22) Az-Zukhruf (Die Zierde) 43:57-60.

23) Al-Burhān fī Tafsīr al-Qurʾān von Hāshim al-Baḥrānī; Bd. 25, S.143.

24) Stand 22.12.2004: http://sistani.org/istifta_/view.php?problems=view&subject=تحريف القرآن&sub_id=4-3&page=1&lang=ara (Frage-Nr. 1)

25) Stand 22.12.2004: http://sistani.org/istifta_/view.php?problems=view&subject=تحريف القرآن&sub_id=4-3&page=1&lang=ara (Frage-Nr. 2)

Das Argument der Schiiten zur Unfehlbarkeit basierend auf den Vers der Reinigung (Āyat at-Taṭhīr)

Das Scheinargument:

Die Schiiten stützen sich auf die Aussage Allahs, des Erhabenen: "Allah will gewiss nur den Makel von euch entfernen, ihr Angehörigen des Hauses, und euch völlig rein machen."1

Sie leiten daraus die Unfehlbarkeit (ʿIṣma) der Angehörigen des Hauses (Ahlu l-Bayt) ab und behaupten, diese seien von jeglichem Makel und Übel befreit – sowohl äußerlich als auch innerlich, im Großen wie im Kleinen. Dieses Argument wird von ihnen als das stärkste und klarste vorgebracht.

Der Shīʿa-Gelehrte Jaʿfar as-Subḥānī erklärt dazu: „Da die Āya die Unreinheit in absoluter Weise negiert hat – indem sie das Wort ‚al-Rijs‘ (Unreinheit) mit dem bestimmten Artikel ‚al‘ verwendet – bedeutet dies, dass die Āya jegliche Form von Unreinheit ausschließt. Denn das Negieren des gesamten Begriffs schließt jede Art und Form der Unreinheit aus. Es ist bekannt, dass die Negation des Begriffs in seiner Gesamtheit auch die absolute Natur dessen in jeder Hinsicht ausschließt. Aus diesem Grund hat Allah nicht nur gesagt: "den Makel von euch entfernen", sondern dies durch die Aussage "und euch völlig rein machen" betont. Diese Betonung impliziert zweifellos die Unfehlbarkeit (ʿIṣma), ohne jeden Zweifel.“2

Antwort auf das Scheinargument:

Erstens: Das Herausreißen der Āya aus ihrem qurʾānischen Zusammenhang zur Verfälschung ihrer Bedeutung.

Eine der Methoden der Täuschung, die von den Gelehrten der Imamiten angewandt wird, ist die Behauptung, dass der sogenannte „Reinigungsvers“ (Āyat at-Taṭhīr) unabhängig von seinem vorhergehenden Kontext offenbart wurde. Aṭ-Ṭabāṭabāʾī erklärt dazu: „Wenn jemand sagt, dass dies durch den klaren Text des Qurʾān widerlegt wird, der zeigt, dass die Āya auch die Ehefrauen des Propheten umfasst, da sie im Zusammenhang mit deren Ansprache steht, so antworten wir: Die Angelegenheit dreht sich im Wesentlichen um die Verbindung der Āya mit dem vorangehenden Kontext. Doch diese Überlieferungen, die in außergewöhnlich großer Anzahl vorliegen, betonen eindeutig, dass die Āya isoliert herabgesandt wurde. Es gibt keine einzige Überlieferung, die besagt, dass diese Āya im Kontext der Verse über die Frauen des Propheten offenbart wurde, und niemand hat dies je erwähnt.“3

Die Anhänger dieser Auffassung stützen sich auch auf die Aussage von Umm Salama, Allahs Wohlgefallen auf ihr: „In meinem Haus wurde diese Āya herabgesandt.4

Der Shīʿa-Gelehrte al-Irbilī (gest. 1293 n. Chr.) sagt hierzu: „Wenn jemand fragt: ‚Wurde diese Āya nicht in Bezug auf die Ehefrauen des Propheten offenbart, da ihr vorangeht: "O Frauen des Propheten"?‘ Dann antworte: ‚Das ist ein Fehler, sowohl in der Überlieferung als auch im Verständnis. Was die Überlieferung betrifft, so spricht Umm Salama darüber, dass diese Āya in ihrem Haus offenbart wurde.‘“5

Ihre Behauptung ist aus zwei Gründen fehlerhaft:

Erster Grund: Keine Beweise in der Aussage von Umm Salama für die Unabhängigkeit des Herabsendens der Āya.

Die Aussage eines Überlieferers: „Diese Āya wurde herabgesandt“, bedeutet keineswegs, dass das, was er danach liest, eine unabhängige und vollständige Āya darstellt. Dafür gibt es zahlreiche Belege in den Büchern der Sunna.

Ein Beispiel ist das, was al-Bukhārī in seinem Ṣaḥīḥ von ʿĀʾisha, Allahs Wohlgefallen auf ihr, überlieferte. Sie sagte: „Diese Āya wurde herabgesandt: "Und sei nicht zu laut beim Gebet, und sei auch nicht zu leise dabei" im Kontext des Bittens (Duʿāʾ).“6 Die vollständige Āya lautet: "Sag: Ruft Allah oder ruft den Allerbarmer an; welchen ihr auch ruft, Sein sind die schönsten Namen. Und sei nicht zu laut beim Gebet, und sei auch nicht zu leise dabei, sondern suche einen Weg dazwischen."7

Sollte man nun sagen, dass das, was die Mutter der Gläubigen, ʿĀʾisha, erwähnt hat, eine unabhängige Āya ist? Natürlich nicht. Es handelt sich lediglich um einen Teil der Āya, und es lässt sich aus ihrer Aussage keineswegs ableiten, dass diese Āya unabhängig von den übrigen herabgesandt wurde.

Zweiter Grund: Die Reihenfolge der Verse ist durch göttliche Anordnung festgelegt (Tawqīf) und nicht durch menschliches Urteil (Ijtihād).

Die Gelehrten der Zwölfer-Schiiten selbst haben anerkannt, dass die Reihenfolge der Āyāt durch göttliche Anordnung (Tawqīf) festgelegt ist. Dies widerlegt die Behauptung, dass die sogenannte „Āya at-Taṭhīr“ unabhängig von den davorstehenden Āyāt herabgesandt wurde.

Der Shīʿa-Gelehrte Mīr Muḥammadī Zarandī (gest. 2019 n. Chr.) sagt: „Aus all dem, was bisher dargelegt wurde, wird deutlich, dass die Wörter des Qurʾān sowie ihre Reihenfolge von Allah bestimmt wurden, weder vom Propheten noch von Jibrāʾīl. Dies wird durch zahlreiche Āyāt und glaubwürdige Überlieferungen belegt.“8

Zweitens: Der Kontext zeigt, dass die Adressatinnen die Ehefrauen des Propheten sind.

Der Kontext der Qurʾān-Verse weist eindeutig darauf hin, dass die primären Adressatinnen die Ehefrauen des Propheten sind. Ein Beleg für die Stärke dieses Kontextes ist, dass einige Gelehrte der Imamiten keinen anderen Ausweg sahen, als zu behaupten, die Reihenfolge und Struktur der Verse sei verfälscht worden. Sie behaupten, dass die betreffende Stelle nicht an ihrer ursprünglichen Position sei, sondern absichtlich eingefügt wurde, um diese Tugend den Ahlu l-Bayt zu entziehen – so ihr Argument. Der Shīʿa-Gelehrte al-Majlisī (gest. 1699 n. Chr.) schreibt dazu: „Es ist möglich, dass auch die Āyat at-Taṭhīr an eine Stelle gesetzt wurde, von der man meinte, dass sie dazu passe, oder dass sie im Kontext der Ansprache an die Ehefrauen aus bestimmten weltlichen Interessen eingefügt wurde. Aus den Überlieferungen geht klar hervor, dass sie nicht mit den Ereignissen der Ehefrauen verknüpft ist. Das Vertrauen auf die Reihenfolge und den Aufbau [der Verse] ist daher offenkundig unbegründet.“9

Der Shīʿa-Gelehrte al-Baḥrānī (gest. 1280 n. Chr.) sagt: „Es ist nicht abwegig, dass diese Lesart wie andere Neuerungen im ehrwürdigen Qurʾān durch Veränderung und Modifikation entstanden ist, sei es durch Hinzufügung oder Auslassung. Auch wenn einige unserer Gefährten behaupten, es gäbe Konsens über die Ablehnung ersterer Behauptung [der Hinzufügung], finden sich in unseren Überlieferungen Hinweise, die diese Behauptung widerlegen. […] Es erscheint zudem plausibel – wie auch einige unserer heiligen Gelehrten erwähnt haben –, dass die Einfügung des Verses "Allah will gewiss nur den Makel von euch entfernen, ihr Angehörigen des Hauses, und euch völlig rein machen"10 in den Kontext der Ansprache an die Ehefrauen aus solchen Gründen erfolgte.“11

Wäre der Kontext nicht so eindeutig darauf ausgerichtet, dass die Ehefrauen gemeint sind, warum hätten dann al-Majlisī und al-Baḥrānī die Reihenfolge der Verse und die Platzierung des Verses in Frage gestellt und argumentiert, dass er nicht an der passenden Stelle stehe?

Drittens: Der Begriff „Ahlu l-Bayt“ bezeichnet primär die Ehefrau – sowohl sprachlich als auch islamisch-rechtlich.

Es gibt klare Hinweise darauf, dass mit der genannten Qurʾān-Stelle in erster Linie die Ehefrauen des Propheten gemeint sind. Dies ergibt sich sowohl aus der sprachlichen als auch aus der religiösen Bedeutung des Begriffs Ahlu l-Bayt.

Sprachlich:

Ibn Manẓūr erklärt in Lisān al-ʿArab: „Ahlu eines Mannes und seine Ahla sind seine Ehefrau. Der Ausdruck Ahla r-Rajul wird verwendet, wenn ein Mann heiratet. Ebenso bedeutet taʾahhala, dass jemand eine Ehe eingegangen ist.“12

Islamisch-rechtlich:

Die Verwendung des Begriffs „Ahl“ für Ehefrauen findet sich sowohl im Qurʾān als auch in der Sunna des Propheten.

Im Qurʾān: So heißt es beispielsweise: "Die Barmherzigkeit Allahs und Seine Segnungen seien auf euch, Angehörige des Hauses (Ahlu l-Bayt)."13 Hier besteht unter den Gelehrten kein Zweifel, dass mit „Ahlu l-Bayt“ Sāra, die Ehefrau des Propheten Ibrāhīms , gemeint ist.

Auch Gelehrte der Zwölfer-Schiiten haben eingeräumt, dass „Ahl“ primär die Ehefrau bezeichnet. Al-Baḥrānī schreibt: „Mit dem Begriff Ahl in den Überlieferungen ist die Ehefrau gemeint. Dies wird durch das Werk al-Miṣbāḥ al-Munīr bestätigt, wo es heißt: ‚Ahla r-Rajul wird verwendet, wenn ein Mann heiratet, und taʾahhala bedeutet ebenfalls, eine Ehe einzugehen.‘“14

Der Shīʿa-Gelehrte al-Gulpāygānī (gest. 1993 n. Chr.) ergänzt: „Wir sagen, dass mit dem Begriff Ahl hier nicht die Familie oder Verwandten gemeint sind, sondern eindeutig die Ehefrau.“15

Viertens: Das Argument mit dem Ḥadīth al-Kisāʾ (Ḥadīth des Umhangs) zur Beschränkung auf die fünf Personen ohne die Ehefrauen ist ungültig.

Die Behauptung der Schiiten, dass der Ḥadīth al-Kisāʾ die Qurʾān-Stelle ausschließlich auf die fünf Personen (Muḥammad , Fāṭima, ʿAlī, al-Ḥasan, al-Ḥusain) beschränke, ist nicht haltbar. Der Shīʿa-Gelehrte Jaʿfar Murtaḍā al-ʿĀmilī (gest. 2019 n. Chr.) argumentiert: „Selbst wenn wir zugestehen, dass die Qurʾān-Stelle sich ausschließlich auf die Ehefrauen bezieht, würde dies bedeuten, dass die Aussage des Propheten im Ḥadīth al-Kisāʾ über die Beschränkung der Āya auf die Ahlu l-Kisāʾ nicht zutreffend ist. Wie kann es dann sein, dass der Prophet wiederholt und anscheinend ausdrücklich seine Ehefrauen aus dem Geltungsbereich der Qurʾān-Stelle ausschließt?“16

Widerlegung dieses Verständnisses:

Das Verständnis des Ḥadīth al-Kisāʾ, wie es die Schiiten vortragen, ist fehlerhaft. Dies zeigt die Überlieferung von Imām Muslim in seinem Ṣaḥīḥ, die von der Mutter der Gläubigen, ʿĀʾisha, Allahs Wohlgefallen auf ihr, berichtet: „Der Prophet kam eines Morgens heraus, während er einen Mantel aus schwarzem Haar trug. Al-Ḥasan Ibn ʿAlī kam zu ihm, und der Prophet ließ ihn unter den Mantel treten. Dann kam al-Ḥusain, und er trat mit ihm ein. Danach kam Fāṭima, und sie trat ein. Schließlich kam ʿAlī, und der Prophet ließ ihn eintreten. Daraufhin sagte er: "Allah will gewiss nur den Makel von euch entfernen, ihr Angehörigen des Hauses, und euch völlig rein machen."17

Dies zeigt, dass der Prophet die Āya über sie rezitierte, jedoch nicht, dass sie ausschließlich für sie offenbart wurde. Sheikh al-Islām Ibn Taimiyya erklärt: „Die Essenz dieses Ḥadīth ist, dass der Prophet Allah für sie darum bat, den Makel von ihnen zu entfernen und sie zu reinigen. Dies bedeutet lediglich, dass er für sie darum betete, dass sie zu den Gottesfürchtigen gehören mögen, von denen Allah den Makel entfernt und die er gereinigt hat. Das Meiden von Makel ist jedoch eine Pflicht für alle Gläubigen.“18

Folgen der schiitischen Interpretation:

Selbst wenn wir hypothetisch akzeptieren, dass die Āya sich ausschließlich auf die fünf Personen unter dem Mantel bezieht, ergeben sich unlösbare Probleme:

1. Wie werden die übrigen neun Imame einbezogen?

Wenn die übrigen neun Imame aus der Nachkommenschaft von al-Ḥusain nicht durch diese Āya eingeschlossen sind, fällt das Argument, die Āya beweise die Unfehlbarkeit aller Imame, in sich zusammen.

2. Falls sie anderweitig einbezogen werden:

Sollte behauptet werden, dass sie durch andere Beweise einbezogen werden, zeigt dies, dass der Ḥadīth al-Kisāʾ keinen exklusiven Anspruch erhebt.

Daraus folgt: Der Ḥadīth al-Kisāʾ kann nicht als Beweis für die Beschränkung der Qurʾān-Stelle auf die fünf Personen dienen.

Fünftens: Die Bedeutung von „Irāda“ (Wille) in der Āya widerlegt die Unfehlbarkeit.

Der in der Āya genannte Wille („Irāda“) kann entweder als universeller Wille („Irāda Kawniyya“) oder als gesetzlicher Wille („Irāda Sharʿiyya“) verstanden werden.

Universeller Wille („Irāda Kawniyya“) führt zu Determinismus.

Die Bedeutung der Irrlehre des Determinismus (Jabr) ist der Glaube, dass der Mensch in dem, was er tut, gezwungen ist, dass es ihm auferlegt wurde und er weder einen eigenen Willen noch eine Wahlfreiheit hat. Viele Gelehrte der Shīʿa vertreten die Meinung, dass der in der Āya genannte Wille universell sei. Diese Auffassung ist jedoch eindeutig falsch, da sie zur Vorstellung eines Determinismus führt. Wenn wir annehmen, dass dieser Wille universell ist, würde dies bedeuten, dass die Mitglieder der Ahlu l-Bayt zur Unfehlbarkeit gezwungen sind und keinen eigenen Anteil daran haben.

Jaʿfar Murtaḍā al-ʿĀmilī sagt: „Wenn der Wille tatsächlich universell ist und darauf abzielt, den Makel des ‚Rijs‘ (Unreinheit) von ihnen zu entfernen, dann beweist dies nicht ihre große Stellung bei Allah. Denn wenn wir annehmen, dass sich der universelle Wille darauf konzentriert, etwas Bestimmtes zu erschaffen, dann deutet dies nicht unbedingt auf die Größe dieses Geschöpfs hin. […] Es könnte sogar argumentiert werden, dass der universelle Wille, wenn er darauf abzielt, den Makel von ihnen zu entfernen, vielmehr auf ihre Schwäche und Hilfsbedürftigkeit hinweist, da dies zeigt, dass göttliches Eingreifen notwendig war. Und dieses Eingreifen kann sowohl als Ehrenbeweis wie auch als Zeichen der Schwäche verstanden werden.“19

Der korrekte Ansatz: Gesetzlicher Wille („Irāda Sharʿiyya“)

Die korrekte Auffassung ist, dass der Wille in der Āya gesetzlich („Sharʿiyya“) und nicht universell („Kawniyya“) ist.

Al-ʿĀmilī erklärt: „Es ist klar geworden, dass sich der Wille, der in den Āyat thematisiert wird, nicht direkt auf die Entfernung des Makels bezieht, sodass er ein universeller Wille wäre, sondern dass er ein gesetzlicher Wille ist, der sich auf Gebote und Verbote bezieht, die an die Ehefrauen des Propheten Muḥammad gerichtet sind. Dieser Wille ist wiederum aus einem anderen Willen hervorgegangen – auf den wir später eingehen werden –, der darauf abzielt, den Makel von den Mitgliedern der Ahlu l-Bayt zu entfernen und sie bis zur Unfehlbarkeit zu reinigen. Der erste Wille wird direkt in der Āya thematisiert, während der zweite Wille durch Übereinstimmung und klare Priorität abgeleitet wird. Der gesetzliche Wille ist ein deutlicherer und stärkerer Hinweis auf die außergewöhnliche Stellung der Ahlu l-Bayt. Dies zeigt sich daran, dass Allah in Seiner Majestät und Erhabenheit großen Wert darauf legt, das Haus des Prophetentums – einschließlich der fünf Mitglieder des Mantels (Aṣḥāb al-Kisāʾ) – vor jeder Form von Makel oder Verunglimpfung zu bewahren. Allah erlässt zwingende Vorschriften, die sich an andere Menschen richten, die in irgendeiner Weise mit der Familie des Propheten in Verbindung stehen, selbst wenn diese Beziehung lediglich durch Heirat besteht. Die Tatsache, dass diese Vorschriften erlassen und deren Missachtung bestraft wird, zeigt die große Bedeutung derjenigen, die Allah schützen will. Wenn der Wille universell wäre und sich auf die Entfernung des Makels von ihnen bezöge, würde dies nicht ihre außergewöhnliche Tugend zeigen. Denn wenn wir annehmen, dass ein universeller Wille sich auf die Schöpfung einer bestimmten Sache bezieht, so weist dies nicht unbedingt auf die Größe dieses Geschöpfs hin. Die Absicht, eine Fliege zu erschaffen, weist nicht auf die Erhabenheit der Fliege hin, sondern auf die Notwendigkeit ihrer Existenz. Ebenso weist unsere Notwendigkeit, einen Autofahrer zu haben, nicht auf die Erhabenheit dieses Fahrers oder auf seine Heiligkeit hin. Ja, es könnte sein, dass dieser Fahrer eine Heiligkeit aus anderen Gründen besitzt, die über seine bloße Tätigkeit als Fahrer hinausgehen.“20

Ein dritter Ansatz: Eine erfundene Interpretation.

Einige schiitische Gelehrte haben eine neue, dritte Kategorie eingeführt, die weder universell noch gesetzlich ist, und nennen sie einfach „eine Bedeutung“. Der Shīʿa-Gelehrte Kāẓim al-Ḥāʾirī versucht, diesen Ansatz zu erklären: „Unser Lehrer, der Märtyrer (al-Shahīd), meinte, dass der Wille hier weder gesetzlich noch universell ist, sondern eine dritte Bedeutung hat, die wir erklärt haben. Wenn wir annehmen würden, dass es sich um einen universellen Willen handelt, würde dies zu Determinismus führen, was zweifellos falsch ist.“21

Dieser Ansatz ist eine Flucht vor den Konsequenzen der Auffassung eines universellen Willens in der Āya.

Sechstens: Die Schwäche des Arguments, die Änderung des Pronomens in der Āya als Beweis zu werten.

Die Schiiten argumentierten mit der Änderung des Pronomens in der Āya und behaupteten, dass dies darauf hindeute, dass die Adressaten gewechselt hätten. Der Shīʿa-Gelehrte aṭ-Ṭūsī (gest. 1274 n. Chr.) erklärte: „Wenn die Āya ausschließlich für sie (die Frauen des Propheten) gemeint wäre, hätte sie in der Form des Femininums formuliert werden müssen, so wie in den vorangehenden Āyāt, etwa in: "Haltet euch in euren Häusern (Buyūtikunna) auf" oder "und stellt euch nicht zur Schau (Tabarrajna)" oder "und gehorcht (Aṭiʿna) Allah" oder "Verrichtet (Aqimna) das Gebet und entrichtet die Abgabe". All dies wurde in der Femininform adressiert. Es hätte heißen müssen: "Allah will nur das Unreine von euch (ʿAnkunna statt ʿAnkum) nehmen, ihr Angehörigen des Hauses, und euch völlig reinigen (Yuṭahhirkunna statt Yuṭahhirkum)", also in der Femininform. Die Verwendung des Maskulinums zeigt jedoch, dass die Frauen nicht in den Adressatenkreis der Āya einbezogen sind.“22

Diese Behauptung beruht jedoch auf Unkenntnis der arabischen Sprache. Das Buch Allahs, welches die höchste Eloquenz besitzt, erwähnt das Wort „Ahl“ stets in der maskulinen Form, selbst wenn es sich auf Frauen bezieht.

Allah sagt über die Frau Ibrāhīms :

[قَالُوا أَتَعْجَبِينَ مِنْ أَمْرِ اللَّهِ ۖ رَحْمَتُ اللَّهِ وَبَرَكَاتُهُ عَلَيْكُمْ أَهْلَ الْبَيْتِ ۚ إِنَّهُ حَمِيدٌ مَّجِيدٌ]

"Sie sagten: „Wunderst du dich über den Befehl Allahs? Die Barmherzigkeit Allahs und Seine Segnungen seien auf euch (ʿAleikum und nicht ʿAleikunna), Angehörige des Hauses (Ahlu l-Bayt)! Er ist Lobenswürdig und Ruhmvoll.“"23

Er sagte auch über Mūsā , als er seine Ehefrau (Ahl) ansprach:

[إِذْ رَأَىٰ نَارًا فَقَالَ لِأَهْلِهِ امْكُثُوا إِنِّي آنَسْتُ نَارًا لَّعَلِّي آتِيكُم مِّنْهَا بِقَبَسٍ أَوْ أَجِدُ عَلَى النَّارِ هُدًى]

"Als er ein Feuer sah und zu seinen Angehörigen (Ahl) sagte: „Bleibt hier. Ich habe ein Feuer wahrgenommen; vielleicht kann ich euch davon ein brennendes Stück Holz bringen (Ātīkum und nicht Ātīkunna)  oder am Feuer eine Wegweisung finden.“"24

Und ebenso:

[إِذْ قَالَ مُوسَىٰ لِأَهْلِهِ إِنِّي آنَسْتُ نَارًا سَآتِيكُم مِّنْهَا بِخَبَرٍ أَوْ آتِيكُم بِشِهَابٍ قَبَسٍ لَّعَلَّكُمْ تَصْطَلُونَ]

"Als Mūsā zu seinen Angehörigen (Ahl) sagte: „Ich habe ein Feuer wahrgenommen. Ich werde euch davon eine Nachricht bringen (Ātīkum und nicht Ātīkunna), oder ich bringe euch einen Leuchtkörper, ein brennendes Stück Holz, auf daß ihr euch [daran] wärmen könnt.“"25

Diese Verse beziehen sich auf die Ehefrau Mūsās .

Das Ansprechen einer Frau in der maskulinen Form ist in der arabischen Sprache zulässig, was auch von den Gelehrten der Imamiten anerkannt wurde. Der Shīʿa-Gelehrte aṭ-Ṭuraiḥī (gest. 1674 n. Chr.) erklärt: „Einige Kommentatoren des Werks al-Mughnī haben berichtet, dass eine einzelne Frau manchmal mit der Pluralform des Maskulinums angesprochen wird. Der Mann könnte beispielsweise über seine Familie sagen: ‚Sie haben dies getan‘ (Faʿalū Dhālik anstatt Faʿalna Dhālik), um ihre Boshaftigkeit zu betonen. Dies kann aber auch zur Hervorhebung oder Ehrung verwendet werden.“26

Siebtens: Die Bedeutung von „ar-Rijs“ (Unreinheit) widerlegt die Behauptung der Unfehlbarkeit (ʿIṣma).

In den Büchern der Imamiten wird „ar-Rijs“ in der Āya als Zweifel oder Shirk interpretiert. Diese Bedeutung bestätigt jedoch nicht die absolute Unfehlbarkeit, die von den Imamiten für ihre Imame beansprucht wird, sondern widerlegt sie.

Al-Kulainī überliefert mit seinem Isnād von Zurāra, der von Abū Jaʿfar (a) berichtete: „Ich hörte ihn sagen: Allah, erhaben ist Er, kann nicht beschrieben werden, und wie könnte Er beschrieben werden? In Seinem Buch sagte Er: "Sie haben Allah nicht eingeschätzt, wie es Ihm gebührt"27, und jegliche Beschreibung von Ihm wäre geringer als Seine Wirklichkeit. Ebenso wenig kann der Prophet beschrieben werden, und wie könnte man einen Diener beschreiben, vor dem Allah Sich durch sieben Schleier verbarg und dessen Gehorsamheit auf Erden Allahs Gehorsam im Himmel gleichgesetzt wurde? Allah sagte: "Was nun der Gesandte euch gibt, das nehmt; und was er euch untersagt."28 Wer ihm gehorcht, gehorcht Allah, und wer ihm nicht gehorcht, widersetzt sich Allah. Ebenso wenig können wir (Ahlu l-Bayt) beschrieben werden, und wie könnten jene beschrieben werden, von denen Allah ‚ar-Rijs‘ entfernte, nämlich Zweifel?“29

Doch diese Interpretation des Imams, wie sie in der Überlieferung vorkommt, widerspricht den Behauptungen der Gelehrten der Schiiten, sodass sie diese ablehnten. Stattdessen sagten sie, diese Auslegung stehe im Widerspruch zur offensichtlichen Bedeutung des Qurʾān!

Der Shīʿa-Gelehrte as-Subḥānī schreibt: „Aus dieser Darlegung wird deutlich, dass die Theorie einiger Exegeten, welche argumentierten, dass mit ar-Rijs in der Āya Shirk oder große Sünden gemeint seien, unbegründet ist. Diese Interpretation widerspricht dem offensichtlichen Sinn der Āya, denn ar-Rijs bedeutet weder Shirk noch große Sünden, sondern hat eine umfassendere und weitreichendere Bedeutung.“30

Wir stimmen Subḥānī zu und lehnen die Interpretation von ar-Rijs als Zweifel ab. Wir sagen mit seinen Worten: Ar-Rijs hat eine umfassendere und weitreichendere Bedeutung. Doch werden sie nun behaupten, dass ar-Rijs auch Unreinheit beinhaltet, wie es al-Murtaḍā erklärte?

Der Shīʿa-Gelehrte ash-Shrīf al-Murtaḍā sagt: „Wir haben durch die Worte Allahs bewiesen: "Und als Er Wasser vom Himmel auf euch herabsandte, um euch damit zu reinigen und das Unheil (ar-Rijs) des Satans von euch zu entfernen."31, dass das Sperma unrein ist. In den Kommentaren heißt es, dass Allah – gepriesen sei Er – damit die Auswirkungen eines nächtlichen Samenergusses meint. Der Vers belegt auf zwei Weisen die Unreinheit des Spermas:

Erstens: Es wird deutlich, dass die Begriffe ar-Rujz, ar-Rijs und an-Najis eine einzige Bedeutung haben. Dies wird durch die Worte Allahs bewiesen: "Und die ar-Rujz, die meide"32, wobei Er sich auf die Götzenanbetung bezieht, sowie durch die Stelle: "So meidet den ar-Rijs der Götzenbilder, und meidet die falsche Aussage."33

Zweitens: Allah bezeichnet es als Reinigung (Taṭhīr), und in der islamischen Gesetzgebung wird der Begriff Taṭhīr nur zur Entfernung von Unreinheit oder zur Waschung der vier Körperteile verwendet.“34

Weiterhin erklärte er: „Was den Bericht betrifft, der ar-Rijs als Unreinheit erwähnt, so bedeuten ar-Rijs, ar-Rujz und an-Najis in der islamischen Gesetzgebung dasselbe.“35

Oder werden sie sagen, dass es Unreinheit, Befleckung oder Verbotenes bedeutet, wie aṭ-Ṭūsī erklärt: „Dann sagte Er: "Ein Rijs vom Werk des Satans"36, womit Er es ar-Rijs nannte, das schändlich, unrein und verboten ist“37?

Folglich könnte man gemäß ihrer Argumentation und Interpretation sagen: Sobald ein schiitischer Gelehrter einen Fehler begeht, vergisst oder irrt, könnte man ihn als unrein und schändlich bezeichnen.

Wenn die Imamiten behaupten, dass der Ausschluss von ar-Rijs absolute Unfehlbarkeit bedeutet, einschließlich des Fehlens von Irrtum und Vergesslichkeit, dann müssen sie aus der arabischen Sprache belegen, dass dieser Begriff alle diese Bedeutungen umfasst. Denn wenn ein Mensch vergisst, könnte man laut der arabischen Sprache sagen: „Dieser Mensch ist in ar-Rijs gefallen“ oder „ar-Rijs liegt auf ihm.“ Dasselbe gilt für Fehler und Vergesslichkeit. Daraus ergibt sich, dass die Gelehrten, Rechtsgelehrten und Referenzautoritäten der Schiiten – sobald sie einen Fehler oder Irrtum begehen – nach ihrer eigenen Definition in ar-Rijs fallen und somit alle schiitischen Gelehrten als schändlich, unrein und verachtenswert gelten.

Achtens: Die Unmöglichkeit der Unfehlbarkeit der Imame im Kontext des Glaubens an die Nicht-Schöpfung menschlicher Taten.

Wir sagen: Die Unfehlbarkeit der Imame ist gemäß den Überzeugungen der Shīʿa-Imamiten unmöglich, da sie glauben, dass Allah die Handlungen der Menschen nicht erschafft und die Menschen selbst die Schöpfer ihrer Taten sind.

Der Shīʿa-Gelehrte al-Ḥurr al-ʿĀmilī schreibt in seinem Werk al-Fuṣūl al-Muhimma: „Ich sage: Es ist die Ansicht der Imamiten und Muʿtaziliten, dass die Taten der Menschen von ihnen ausgehen und sie deren Schöpfer sind.“38

Der Shīʿa-Gelehrte Naṣīruddīn aṭ-Ṭūsī sagt: „Der Mensch ist es, der seine Taten durch die Kraft, die Allah ihm verliehen hat, erschafft. Die Notwendigkeit erfordert, dass die Handlungen uns zugeschrieben werden.“39

In den Rasāʾil heißt es: „Die Handlungen der Menschen sind nicht erschaffen: Man fragte den ash-Sharīf, möge Allah ihn leiten: ‚Was ist die Ansicht über die Handlungen der Menschen? Sind sie erschaffen oder nicht? Und was bedeutet das Wort des Ṣādiq (a): Die Handlungen der Menschen sind eine erschaffene Schöpfung im Sinne der Planung, nicht der Ausführung, eine Sache zwischen zwei Dingen – weder vollständige Prädestination noch völlige Willensfreiheit?‘

‚Die Antwort, und Allah allein gibt Gelingen: Was die Handlungen der Menschen betrifft, so sind sie nicht von Allah erschaffen. Wie können sie erschaffen sein, wenn sie den Menschen als ihre Akteure zugeschrieben werden? Wären sie erschaffen, so wären sie sein Werk. Wären sie jedoch seine Taten, dann könnte der Tadel und das Lob für ihre Schlechtigkeit oder Güte nicht den Menschen gelten.‘“40

All diese Aussagen belegen, dass sich die schöpferische göttliche Willenskraft nicht auf die Taten der Menschen beziehen kann, weder auf gute noch auf schlechte. Da sich jedoch die Unfehlbarkeit auf die Handlungen des Unfehlbaren bezieht – sei es durch das tatsächliche Ausüben des Guten oder das Verhindern des Schlechten –, widerspricht diese Lehre der schiitischen Überzeugung. Folglich ist die Unfehlbarkeit eines Menschen auf der Grundlage dieses Glaubens unmöglich. Und gepriesen sei Allah, der Herr der Welten.

Neuntens: Verschiedene Überlegungen.

1. Wenn der angebliche Vers der Unfehlbarkeit über einige der Ahlu l-Bayt herabgesandt wurde, die die Shīʿa-Imamiten als ihre Imame bezeichnen, warum betete der Gesandte Allahs und sagte: „O Allah, dies sind die Mitglieder meines Hauses, so entferne von ihnen das Unreine und reinige sie vollständig“?

2. Allah sagte: "Und Er ließ vom Himmel Wasser auf euch herabkommen, um euch damit zu reinigen und das Unreine des Teufels von euch zu entfernen."41 Werden sie dann sagen, dass die Reinigung in diesem Vers für die Prophetengefährten war, genauso wie sie im Reinigungsvers (Āyat at-Taṭhīr) für die Ahlu l-Bayt war? Wenn sie das behaupten, müsste die Shīʿa auch die Unfehlbarkeit für die Gesamtheit der Gefährten bestätigen, genauso wie sie es für die Imame tun.

3. Ist es denkbar, dass der Erhabene Allah ʿAlī, al-Ḥasan oder al-Ḥusain anspricht und sagt: "Haltet euch in euren Häusern auf." Oder: "Und stellt euch nicht zur Schau wie in der Zeit der früheren Unwissenheit." Oder: "Verrichtet das Gebet und entrichtet die Abgabe und gehorcht Allah und Seinem Gesandten"?

Der Reinigungsvers ist Teil einer Abfolge von mehreren aufeinanderfolgenden Versen und kein eigenständiger Vers. Er erschien im Kontext von sieben Versen, die sich alle an die Frauen des Propheten richten. Der erste dieser Verse lautet: "O Prophet, sag zu deinen Gattinnen."42 Der Kontext richtet sich weiterhin an die Ehefrauen des Propheten, bis Allah sagte: "Haltet euch in euren Häusern auf; und stellt euch nicht zur Schau wie in der Zeit der früheren Unwissenheit. Verrichtet das Gebet und entrichtet die Abgabe und gehorcht Allah und Seinem Gesandten. Allah will gewiss nur den Makel von euch entfernen, ihr Angehörigen des Hauses, und euch völlig rein machen."43 Wie kann ein Teil eines Verses, der die Ehefrauen des Propheten anspricht und innerhalb von Versen liegt, die sich an sie richten, herausgelöst und behauptet werden, dass es sich nicht auf sie bezieht?

4. Wenn die Shīʿa behauptet, dass das Wort ‚will‘ (Yurīd) im Reinigungsvers bereits erfüllt wurde, fragen wir sie: Wurde es in diesem Vers erfüllt oder in allen Versen des Qurʾān?

Wenn sie sagen: In diesem Vers allein, fragen wir sie: Was ist der Beweis für diese Behauptung? Es gibt keinen Beweis, der diese Bedeutung auf diese Stelle beschränkt und sie an anderer Stelle ausschließt. Wir sagen weiter: Allah sprach zu den Gefährten: "Allah will euch Klarheit geben und euch rechtleiten nach den Gesetzmäßigkeiten derer, die vor euch waren, und eure Reue annehmen. Allah ist Allwissend und Allweise. Und Allah will eure Reue annehmen; diejenigen aber, die den Begierden folgen, wollen, daß ihr [vom rechten Weg] völlig abweicht."44 Und Allah sagte: "Allah will euch keine Bedrängnis auferlegen, sondern Er will euch reinigen und Seine Gunst an euch vollenden, auf daß ihr dankbar sein möget."45

In diesen Versen wird deutlich, dass Allah den Gefährten sagte, Er wolle: "euch reinigen". Was unterscheidet diesen Willen von dem in "Allah will gewiss nur den Makel von euch entfernen, ihr Angehörigen des Hauses, und euch völlig rein machen"? Wenn er Reinigung bedeutet, wurde er auch für die Gefährten erfüllt; da es keinen Unterschied zwischen ihnen gibt. Wenn er dort nicht erfüllt wurde, wurde er auch hier nicht erfüllt.

5. Der Ḥadīth al-Kisāʾ besagt, dass der Vers vor dem Bittgebet (Duʿāʾ) des Propheten herabgesandt wurde. Wenn der Vers also verkündete, dass die Unreinheit entfernt und Reinigung erlangt wurde, warum machte der Prophet danach ein Bittgebet und sagt: „O Allah, dies sind die Mitglieder meines Hauses, so entferne von ihnen den Makel und mache sie völlig rein“?

Wenn ihr sagt: Es ist eine Nachricht in Form einer Bitte, dann seid ihr gezwungen zu sagen, dass der Prophet Allah über diejenigen informiert hat, die in diesem Vers nicht erwähnt wurden. Allah entschied also über die Reinigung derjenigen, die Er im Vers nicht erwähnte, und der Prophet informierte Ihn später durch den Ḥadīth al-Kisāʾ!“

 

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1) Al-Aḥzāb (Die Gruppierungen) 33:33.

2) Al-Fikr al-Khālid fī Bayān al-ʿAqāʾid von Jaʿfar as-Subḥānī, Bd. 1, S. 397.

3) Al-Mīzān fī Tafsīr al-Qurʾān von aṭ-Ṭabāṭabāʾī; Bd. 16, S. 311.

4) Al-Mustadrak ʿalā ṣ-Ṣaḥīḥain von Abū ʿAbdillāh al-Ḥākim; Bd. 4, S. 439.

5) Kashf al-Ghumma von ʿAlī Ibn ʿĪsā al-Irbilī; Bd. 1, S. 47.

6) Verzeichnet bei al-Bukhārī (Nr. 7526).

7) Al-Isrāʾ (Die Nachtreise) 17:110.

8) Buḥūth fī Tārīkh al-Qurʾān von Mīr Muḥammadī Zarandī; S. 91.

9) Biḥār al-Anwār von al-Majlisī; Bd. 35, S. 234.

10) Al-Aḥzāb (Die Gruppierungen) 33:33.

11) Al-Ḥadāʾiq an-Nāḍira fī Aḥkām al-ʿItra aṭ-Ṭāhira von Yūsuf al-Baḥrānī; Bd. 2, S. 289-290).

12) Lisān al-ʿArab von Ibn Manẓūr; Bd. 11, S. 30.

13) Hūd 11:73.

14) Al-Ḥadāʾiq an-Nāḍira fī Aḥkām al-ʿItra aṭ-Ṭāhira von Yūsuf al-Baḥrānī; Bd. 23, S. 155.

15) Ad-Durr al-Manḍūd von Muḥammad Riḍā al-Gulpāygānī; Bd. 1, S. 325.

16) Ahlu l-Bayt (a) fī Āyat at-Taṭhīr von Jaʿfar Murtaḍā al-ʿĀmilī; S. 113.

17) Verzeichnet bei Muslim (Nr. 2081).

18) Minhāj as-Sunna an-Nabawiyya von Ibn Taimiyya; Bd. 5, S. 14.

19) Aṣ-Ṣaḥīḥ min Sīrat al-Imām ʿAlī (a) von Jaʿfar Murtaḍā al-ʿĀmilī; Bd. 8, S. 154.

20) Ahlu l-Bayt (a) fī Āyat at-Taṭhīr von Jaʿfar Murtaḍā al-ʿĀmilī; S. 75–76.

21) Al-Imāma wa Qiyādat al-Mujtamaʿ von Kāẓim al-Ḥāʾirī; S. 91.

22) At-Tibyān fī Tafsīr al-Qurʾān von aṭ-Ṭūsī; Bd. 8, S. 340.

23) Hūd 11:73.

24) ṬāHā 20:10.

25) An-Naml (Die Ameisen) 27:7.

26) Majmaʿ al-Baḥrain von Fakhruddīn aṭ-Ṭuraiḥī; Bd. 4, S. 218.

27) Az-Zummar (Die Scharen) 39:67.

28) Al-Ḥashr (Die Versammlung) 59:7.

29) Al-Kāfī von al-Kulainī; Bd. 2, S. 182, islamische Ausgabe.

30) Al-Fikr al-Khālid fī Bayān al-ʿAqāʾid von Jaʿfar as-Subḥānī, Bd. 1, S. 398.

31) Al-Anfāl (Die Beute) 8:11.

32) Al-Muddaththir (Der Zugedeckte) 74:5.

33) Al- Ḥajj (Die Pilgerfahrt) 22:30.

34) Al-Intiṣār fī Infirādāt al-Imāmiyya von ash-Shrīf al-Murtaḍā; S. 96-97.

35) Al-Intiṣār fī Infirādāt al-Imāmiyya von ash-Shrīf al-Murtaḍā; S. 412.

36) Al-Māʾida (Der Tisch) 5:90.

37) Al-Mabsūṭ von aṭ-Ṭūsī; Bd. 8, S. 57.

38) Al-Fuṣūl al-Muhimma von Al-Ḥurr al-ʿĀmilī; Bd. 1, S. 257.

39) Tajrīd al-Iʿtiqād von Naṣīruddīn aṭ-Ṭūsī; S. 199.

40) Rasāʾil al-Murtaḍā von ash-Sharīf al-Murtaḍā; Bd. 1, S. 135.

41) Al-Anfāl (Die Beute) 8:11.

42) Al-Aḥzāb (Die Gruppierungen) 33:28.

43) Al-Aḥzāb (Die Gruppierungen) 33:33.

44) An-Nisāʾ (Die Frauen) 4:26-27.

45) Al-Māʾida (Der Tisch) 5:6.

Schreckliche Massaker in Syrien (Bilād asch-Schām) – bis wann und wie lange noch, ihr theatralischen Inszenierer der Demokratie?!

Alles Lob gebührt Allah. Und Lob, Heil und Segen Allahs seien auf dem, nach dem es keinen Propheten mehr geben wird, unser Prophet Muĥammad, und auch auf all seine Angehörigen, seinen Gefährten und all jene, die mit seiner Rechtleitung rechtgeleitet sind und seiner Şunnah folgen, bis zu Tage des Gerichts.

Um fortzufahren: Wie sehr doch die westlichen und östlichen Länder die Demokratie theatralisch inszenieren und auch genauso die Verteidigung der Menschenrechte und das zu einer Zeit, wo Menschen misshandelt werden und manche Menschen in einigen Ländern zahlreichen Angriffe ausgesetzt sind wie Mord, Vernichtung und Vertreibung, so wie es in Syrien geschah und noch weiterhin geschieht. Diese zahlreichen Angriffe, sie dauern nun seit mehr als zwei Jahre an und das vor den Ohren und Augen der Welt. In dieser Zeit wurden mehr als vierzigtausend Menschen in Syrien getötet, doch kein demokratisches Land hat sich wirklich bewegt, sodass diese Junta, die über Syrien hergefallen ist, vom Begehen von weiteren Massakern abgehalten wird, über die ja tagtäglich berichtet wird. Selbst der Sicherheitsrat (der Vereinten Nationen), den die Länder ja bei Uneinigkeit aufsuchen, wird von fünf Ländern bestimmt, die sich selbst das Recht auf ständigen Sitz verleiht haben und auch jedem einzelnen von ihnen weiter das Recht, sich jeden Beschluss zu widersetzen, der beschlossen wird und das, indem sie das sogenannten „Veto“ einsetzten. Was für eine Demokratie soll das sein ihr theatralischen Inszenierer der Demokratie?!

Das, was in Syrien geschah und noch weiterhin geschieht an Mord, Vertreibung und Vernichtung mit Flugzeugen und anderen Kriegswerkzeugen, ist das Ergebnis von zwei dieser fünf Länder, die dieses (Veto-)Recht einsetzen, das in der Verordnung des Sicherheitsrats verankert ist. Für einen Präsidenten, der seinem Volk all das angetan hat, sei es aus der Luft oder zu Land, wäre es angebrachter, wenn er mit eines dieser Flugzeuge in ein verbündetes Land flieht, damit das syrische Volk von seinem Unheil verschont bleibt und sein Leiden endet. Wie kann er nur weiter darüber nachdenken, in ein Land zu bleiben, wo er gemordet und es vernichtet hat?! Seine Situation gleicht wahrlich der Abenteuerlust von Djamāl 'Abdun-Nāssir im Jahre 1967, als er ein Krieg gegen die Juden angezettelt hatte, was nicht länger als sechs Tage andauerte und von den Juden als „der Sechstagekrieg“ bezeichnet wird. Das Resultat dieses Krieges war, dass die Juden sich weiter ausdehnen konnten und zusätzliche Gebiete in Ägypten und anderswo besetzen konnten. Danach behauptete er, dass er der Sieger (dieses Krieges) sei und dass die Juden, auch wenn sie weitere Gebiete einnehmen konnten, eigentlich den Aufstand niederschlagen wollten, doch der Aufstand ist geblieben. Ich erinnere mich noch daran, wie in diesen Tagen 'Ummar Farrūkh einen Artikel darüber schrieb und ihn (Djamāl 'Abdun-Nāssir) darin verspottet hatte. Der Titel (dieses Artikels) lautete: „Auch wenn der Staat fällt, der Präsident bleibt!“ Will etwa sein Pendant in der Ungerechtigkeit Baschār bleiben, während das syrische Volk untergeht?!

Ich sagen zum Schluss: Das Recht, das die Muslime in Syrien gegenüber ihren muslimischen Geschwistern von den Arabern und andere haben ist, dass sie alles menschenmögliche tun müssen – und ganz besonders ihre Machthaber – um diese Ungerechtigkeit gegen ihre Geschwister in Syrien zu beseitigen. Und auch all jene Vernünftigen dieser Welt (von den Nicht-Muslimen) sollten alles tun, um das syrische Volk von diesen schrecklichen Massakern zu befreien.

Und ich bitte Allah, Allwürdig und absolut Majestätisch ist Er, dass Er überall die Lage der Muslime bessern möge und dass Er dem syrischen Volk ihre Erlösung beschleunigen möge und dass Er sie von der Ungerechtigkeit der Ungerechten befreien möge. Er ist ja wahrlich Allhörend, Der die Gebete erhört.

Und möge Allah Seinen Diener und Gesandten loben, ihm Heil geben und Segen schenken, unser Prophet Muĥammad, und auch all seine Angehörigen und Gefährten.


 

'Abdul-Muĥssin Ibn Ĥammād al-'Abbād al-Badr

22.12.1433 n.H. - 07.11.2012 n.Ch.

Kapitel 5: Eine beispielhafte Auswahl an Aussagen von Şayyid Quttb, die von den Gelehrten zurückgewiesen wurden

  • Der allgemeine Takfīr auf alle Muslime

1. „Diejenigen, die Allah in der Urteilsfällung (al-Ĥākimiyyah) nicht die Einzigartigkeit zuschreiben und das in jeder Epoche und an jedem Ort, diese sind Muschrikīn! Aus diesem Schirk wird sie auch nicht ihr Glaube an „Lā Ilāha illa-Allah“, der lediglich ein Glaube ist, wieder raushelfen können und auch nicht dass sie all die Kulthandlungen der Religion Allah allein widmen.“[1]

2. „Wir rufen dazu auf, dass das Leben wieder zu einem islamischen Leben wird, in einer islamischen Gemeinschaft, das sowohl vom Glaubensfundament und den Vorstellungen des Islams regiert wird als auch von der islamische Gesetzgebung (Scharī’ah) und der islamischen Ordnung. Wir wissen, dass das islamische Leben nach dieser Definition bereits seit langer Zeit aufgehört hat zu existieren und das sogar überall auf dieser Erde. Auch die Existenz des Islams an sich hat aufgehört zu existieren.  Wir verkünden diese letzte Wahrheit laut, auch wenn dies vielleicht zu Schock, Panik und Enttäuschung von vielen führen wird, die es immer noch lieben, Muslime zu sein.“[2]

 

  • Was ist das Urteil beim „Muftī“ und „Faqīh“ Şayyid Quttb über das Fleisch, das von einem Muslim geschlachtet wurde, der kein Ikhwānī ist?

‘Alī ‘Aschmāwī hat gesagt: „Einer der Ikhwān ist zu mir gekommen und hat mir gesagt, dass er derzeit kein Fleisch mehr essen wird, das von Muslimen geschlachtet wurde. Ich ging daraufhin zu Şayyid Quttb und fragte ihn diesbezüglich, worauf er sagte: „Sag ihnen, sie können es ruhig essen. Sie sollen es aus der Sichtweise betrachten, dass dieses geschlachtete Fleisch, Fleisch von Ahlu l-Kitāb ist. Das mindeste, was wir über die Muslime heutzutage sagen können ist, dass sie von Ahlu l-Kitāb sind!““[3]

An dieser besonderen islamischen Rechtsprechung (Fatwā) wird der Takfīr von Şayyid Quttb allgemein auf alle Muslime klar ersichtlich, die nicht der Gruppe der Ikhwān angehören. Denn die Ikhwān ist die einzige Schar, die noch gläubig ist.

Hier wird auch die Tendenz von Şayyid Quttb zur Vereinfachung bei Rechtsprechungen ersichtlich und nicht zur Härte und Einengung, da er schließlich das Fleisch, das von Muslimen geschlachtet wurde, nicht verboten hat sondern den Ikhwān eine Ausnahmeregelung gewährt hat.

Hier wird auch sein Vorzug der Christen und Juden gegenüber den Muslimen deutlich, als er die Muslime mit den Ahlu l-Kitāb verglichen hat. Denn derjenige, der zum Vergleich herangezogen wurde, hat eine höre Stellung als der, der mit ihm verglichen wurde.

 

  • Seine Aussage der Einzigheit der Existenz (Wiĥdat al-Wudjūd[4]). Erhaben ist Allah über das, was sie da sagen!

1. Er sagte bezüglich der Aussage des erhabenen Allahs, "Er ist der Erste und der Letzte"[5], folgendes: „In Ihm versinkt jegliche Wirklichkeit von Zeit, "Er ist der Erste und der Letzte", und in Ihm versinkt auch jegliche Wirklichkeit von Ort. Beide sind unbeschränkt. Das menschliche Herz schaut sich um und findet keine Wirklichkeit der Dinge, außer der Wirklichkeit Allahs.“[6]

2. Er sagte: „Gewiss, es gibt in Wahrheit keine andere Wirklichkeit des Seins. Die einzig wahre Wirklichkeit ist die Wirklichkeit Allahs, Erhaben ist Er.“[7]

 

  • Die musikalischen Suren beim „großen“ Mufassir[8]Şayyid Quttb

1. Er beschrieb die Musik der Sure ad-Duĥā als „musikalisch monoton, mit geruhsamen Schwingungen, sanften Schritten und wohlklingendem Echo und Rhythmus“.[9]

2. Er beschrieb die Musik der Sure al-Lail, indem er sagte: „Die begleitende Musik, die dort vorzufinden ist, ist rauer und höher als die Musik der Sure ad-Duĥā.“[10]

3. Er beschrieb die Musik der Sure al-‘Ādiyāt als „Musik, die der Musik der Sure an-Nāzi’āt ähnelt. Sie ist sogar härter und gewalttätiger. In ihr ist Rauheit, Gemurmel und Ausbruch zu finden.“[11]

4. Dann sagte dieser „besondere“ Mufassir, uns beruhigend hinsichtlich der Vernunft seiner Einteilung und hinsichtlich seiner Analogie bezüglich den musikalischen Regeln: „Der kreative Musiker Muĥammad Ĥassan asch-Schudjā‘ī gab uns die Ehre, indem er diesen Abschnitt über die Musik im edlen Qur`ān nachprüfte. Ihm ist es zu verdanken, dass einige musikalische Ausdrücke hier angepasst wurden.“[12]

 

  • Sind die folgenden Worte über Mūssā, möge Allah ihm Heil schenken, wirklich angemessen?

1. Er sagte in seinem Buch „at-Tasswīr al-Fannī fī l-Qur`ān“ (Die künstlerische Darstellung im Qur`ān): „Nehmen wir Mūssā – er ist das Beispiel des impulsiven, reizbaren und launischen Führer.“[13]

2. Er sagte auch über Mūssā, möge Allah ihm Heil schenken: „Am Tage, als der Stock sich in eine Schlange wandelte, war er (Mūssā) nicht furchtlos gewesen, so wie die Furchtlosigkeit von Männern!“[14]

Denkt derjenige, der solche Worte von sich gibt, überhaupt über die folgende Aussage des erhabenen Allahs nach: "O die ihr glaubt, seid nicht wie diejenigen, die Mūssā Leid zufügten, worauf Allah ihn freisprach von dem, was sie (über ihn) sagten; und er war bei Allah angesehen."[15] Wir sagen: Mūssā war ein Diener Allahs gewesen, Sein Gesandter und derjenige, mit dem Er sprach! Möge Allah ihn und unseren Propheten loben und Heil schenken.

 

  • Die Rüge und Kritik von Şayyid Quttb an einige der besten Gefährten des Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken

Bevor du das hier liest, solltest du folgendes wissen: Es ist nicht erlaubt, irgendjemanden von den Gefährten (Şaĥābah) zu beschimpfen oder schlecht über ihn zu reden. Und das aufgrund des Ĥadīths: „Beschimpft nicht meine Gefährten!“ Und auch der folgende Ĥadīth: „Wenn meine Gefährten erwähnt werden – also mit schlechten Dingen – dann haltet euch zurück.“ Das bedeutet: Dann erwähnt sie nicht mit diesen schlechten Dingen. Die Rüge und Kritik an die Gefährten ist ein Zeichen der Leute der Neuerung (Ahlu l-Bidda‘), vor allem von den Khawāridj und den Rawāfid! Und auch Şayyid Quttb hat seinen Anteil an diesen Eigenschaften und wie schlimm doch solch ein Anteil ist!

1. Şayyid Quttb sagt über das Kalifat von ‘Uthmān, das ja ein rechtgeleitetes Kalifat war, folgendes: „Wir tendieren zu der Ansicht, dass das Kalifat von ‘Alī, Allahs Wohlgefallen auf ihn, eine natürliche Fortsetzung des Kalifats der beiden Schuyūkh (Abu Bakr und ‘Ummar) war und dass die Ära von ‘Uthmān lediglich eine Lücke dazwischen war!“[16] Als er in der späteren Ausgabe diese Formulierung überarbeiten wollte bzw. diese für ihn überarbeitet wurde, ist darin folgendes geschrieben worden: „[…] und dass die Ära von ‘Uthmān eine Ära war, das von Marwān gesteuert wurde!“ Er hat ‘Uthmān damit nicht von den Folgen seiner Fehler, die er in beiden Ausgaben gemacht hat, wieder befreit.

Ich sage: Dies ist ein rāfidī-schiitische Atem! Was die Ahlu ş-Şunnah wa l-Djamā’ah angeht, so lieben sie ‘Uthmān. Sie würdigen ihn und glauben daran, dass er ein rechtgeleiteter Kalif war. Denn der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, sagte: „Das Kalifat nach mir wird dreißig Jahre anhalten.“[17] Das Kalifat von ‘Uthmān fällt definitiv auch darunter. Sie bezeugen, dass ‘Uthmān zu den Leuten des Paradieses gehört. Und sie bezeugen auch, dass die Ära von ‘Uthmān zu den besten und blühendsten Ären gehört, die die Muslime erlebt haben. Die Muslime befanden sich in dieser Ära in bester Verfassung, bis dann diese Schar von Khawāridj erschien, angezettelt durch eine jüdische List, die dann angefangen haben, ‘Uthmān zu verleumden und ihn offen zu kritisieren. Sie haben alle möglichen Gerüchte über ihn verbreitet, die dann vom Mobb, dem Gesindel und dem Pöbel geglaubt wurden und somit gegen ihn revoltierten. Sie brachten ihn zu Falle mit der Begründung, die Situation damit bessern zu wollen und ein Kalifat wieder einzurichten, dass dem Kalifat der beiden Schuyūkh (Abu Bakr und ‘Uthmān) gleicht. Sie haben ihn daraufhin umzingel und dann getötet, möge Allah sie und diejenigen verfluchen, die diese Tat, die sie begangen haben, gutheißen und es zu ihren besten Tugenden machen.

2. Şayyid Quttb sagt: „Schließlich kochte die Wut über gegen ‘Uthmān und die Wahrheit vermischte sich in dieser Zeit mit der Falschheit und das Gute mit dem Bösen. Jeder, der die Dinge aus der islamischen Sicht betrachtet und sie mit einem islamischen Bewusstsein empfindet sollte zwangsläufig bestätigen, dass diese Revolte (gegen ‘Uthmān) allgemein näher an der Seele des Islams und an seiner Richtung war, als der Standpunkt von ‘Uthmān oder präzise gesagt, als der Standpunkt von Marwān.“[18]

Es ist klar aus dieser sündigen und abscheulichen Aussage ersichtlich, dass ‘Uthmān weder die Dinge aus der islamischen Sichtweise betrachtet hat noch hat er dabei die Seele des Islams empfinden können, auch wenn Marwān, Allahs Wohlgefallen auf ihn, derjenige gewesen sein soll, der die Dinge gesteuert hat.

3. Şayyid Quttb begnügte sich nicht mit der Verleumdung von ‘Uthmān. Im Gegenteil, er fügte dieser auch Verleumdungen gegen Mu’āwiyah und ‘Ammr Ibn al-‘Āş, Allahs Wohlgefallen auf ihnen, hinzu, indem er sagte: „Als Mu’āwiyah und sein Kumpane – er meint hier ‘Ammr Ibn al-‘Āş – sich auf diese Ebene der Lüge, der Täuschung, des Betrugs, der Heuchelei, der Bestechung und des Kaufens von Garantien abgelassen haben, konnte ‘Alī sich nicht genauso auf dieses unterste Niveau ablassen.“[19]

Dies sind sechs Eigenschaften, die zu den abscheulichsten und abartigsten Eigenschaften gehören, mit denen er diese beiden Führer beschrieben hat, die ja zu den Besten der Şaĥābah gehören und zu denen, deren Wort Gewicht hat. Doch gewiss hatte Şayyid Quttb ein größeres Anrecht auf diese von ihm erwähnten Eigenschaften und war dessen würdig.

 

  • Şayyid Quttb behauptet das zu wissen, was die Brüste verbergen, während er den Schwager des Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, verleumdet

 4. Şayyid Quttb sagte über Abū Şufyān, Allahs Wohlgefallen auf ihn: „Abū Şufyān ist dieser Mann, von dem der Islam und die Muslime oft getroffen wurden (d.h. Leid erfahren mussten), so wie es die Seiten der Geschichtete festgeschrieben hat. Er hat den Islam erst dann angenommen, als der Islam die Oberhand gewann. Somit ist dieser Islam lediglich ein Islam der Lippen und der Zunge, nicht der Glaube des Herzens und des Gewissens. Der Islam drang nicht in das Herz dieses Mannes ein!“[20]

An diesen Aussagen wird der Ausmaß der Beeinflussung von Şayyid Quttb durch das Gedankengut der Schiiten und Rawāfid in ihrer Haltung bezüglich der Gefährten des Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken.

 

  • Der Ruf zu Revolten und Staatstreiche

1. „Derjenige, der an eine bestimmte Überzeugung und Ordnung glaubt, egal ob es sich hierbei um eine Person oder einer Gruppe handelt, der ist aufgrund dieser Überzeugung und der Glaube daran gezwungen, alles zu unternehmen, um die herrschende Staatsordnung zu beseitigen, die auf eine andere Sichtweise beruht, die nicht seine ist.“[21]

2. Er sagte auch: „Diese Aufgabe, nämlich die Schaffung eines islamischen Staatsstreichs, ist allgemein und nicht begrenzt auf ein bestimmtes Gebiet. Das ist sogar das, was der Islam anstrebt und sich stets vor Augen führt, nämlich die Durchführung eines allumfassenden Staatsstreichs in allen Teilen dieser Erde. Dies sind sein innigster Wunsch und sein ultimatives Ziel, das er anstrebt. Somit ist es für die Muslime oder auch Mitglieder der islamischen Partei unvermeidlich geworden, sich auf ihre Mission zu begeben, um diesen gewünschten Staatsstreich herbeizuführen und nach dem Sturz der Staatsordnung zu streben, das in den Ländern herrscht, in der sie leben.“[22]

 

  • Şayyid Quttb würdigt die Revolte gegen ‘Uthmān und die Revolte der Qarāmitah

Er, möge Allah ihn mit Seiner Gerechtigkeit behandeln, sagte: „Tatsache ist, dass die Vorwürfe gegen die islamischen Ordnung, dass diese ihre Garantieren nicht erfüllen kann, eine Nichtachtung des Potentials ist, das in jeder Ordnung steckt, genauso wie es auch eine Nichtachtung der Tatsachen aus der islamischen Geschichte ist, wie die große Revolte gegen ‘Uthmān, die Revolte des Ĥidjāz gegen Yazīd, die Revolte der Qarāmitah[23] und noch viele andere mehr, die gegen Ausbeutung, Ungerechtigkeit der Staatsmacht und Kluft zwischen den Gesellschaftsschichten aufgestanden sind. Doch die Seele des Islams fährt fort, gegen all diese Zustände zu kämpfen, trotz all den zerstörerischen Schlägen, die in all den tausenddreihundert Jahren gegen sie verübt wurden.“[24]

Somit beschreibt für Şayyid Quttb die Revolte gegen ‘Uthmān, Allah Wohlgefallen auf ihn und die Revolte der Qarāmitah, die wahre Seele des Islams. Dies gibt dir ein deutliches Bild über die Wirklichkeit des Islams bei Şayyid Quttb. Der Islam, zu dem er aufruft und andere dazu einlädt, ist nicht der Islam, der sich auf Qur`ān und Şunnah beruht, sondern ein Islam der Khawāridj und Qarāmitah, der auf den Falschheiten des Sozialismus beruht und auf den Hass der Rawāfid gegenüber den Gefährten des Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken.

 

  • Die Erkenntnis von Şayyid Quttb, dass der Islam eine Mischung ist aus Christentum und Kommunismus

Şayyid Quttb hat gesagt: „Es ist unerlässlich, dass der Islam herrschen wird, weil es der einzige Glaube ist, der vorteilbringend und konstruktiv ist, da er aus dem Christentum und dem Kommunismus gleichermaßen in vollkommenster Weise geformt wurde und somit all ihre (d.h. Christentum und Kommunismus) Ziele umfasst und diesen noch Stabilität, Einklang und Gradheit hinzufügt.“[25]

Scheikh Ibn ‘Uthaimīn sagte über den, der solch eine Aussage macht: „Entweder ist dieser unwissend bezüglich des Islams oder er gehört zu denen, die mit dem betrogen wurden, worauf sich die ungläubigen Gemeinschaften der Christen befinden.“[26]

Scheikh Ĥammād al-Anssārī hat gesagt: „Derjenige, der solch eine Aussage gemacht hat, sollte, wenn er noch am Leben ist, aufgefordert werden zu bereuen. Wenn er sich weigern sollte, wird er hingerichtet!“

 

  • Şayyid Quttb weist hunderte authentische Aĥādīthe zurück, die in beiden Şaĥīĥ-Werken und anderswo stehen und lehnt dutzende Angelegenheiten der ‘Aqīdah ab, die bei den Ahlu ş-Şunnah wa l-Djamā’ah gelten, mit seiner Aussage:

„Die Āĥād-Aĥādīthe[27] werden in Angelegenheiten der ‘Aqīdah nicht herangezogen. Der Qur`ān ist die Referenz!“[28]

Es ist bekannt, dass die meisten prophetischen Aĥādīthe nicht Mutawātir[29] sind. Und es ist bei den Ahlu ş-Şunnah auch eine entschiedene Sache, dass wann auch immer die Authentizität eines Ĥadīths bestätigt wurde, sei es auch durch eine Quelle, es verpflichtend ist damit zu arbeiten. Man muss daran glauben, wenn es eine Benachrichtigung ist und es in die Tat umsetzen, indem man das umsetzt bzw. unterlässt, was darin gesagt wurde, wenn es eine Aufforderung ist. Niemand hat sich diesem gewaltigen Grundsatz widersetzt, außer den Leuten der Gelüste und Neuerung, die die Şunnah ablehnen und ihr keinerlei Beachtung schenken. Im Gegenteil, sie schätzen stattdessen die Sichtweisen der Menschen und die Abfälle des Verstandes und des Intellekts, die krank sind, so wie es in den jeweiligen Abschnitten in den Büchern der Gelehrten detailliert beschrieben wurde.

 

  • Bei Şayyid Quttb sind die alten Tafssīr-Bücher nur noch Schutt, von denen der Qur`ān befreit werden muss

Er sagt über seine Bücher „Die Ereignisse des Jüngsten Tages“ und „Die künstlerischen Darstellungen im Qur`ān“: „Ich bin der Überzeugung, dass ich mit diesem Buch, mit dem Buch davor und den Büchern, die noch nachkommen werden, nichts weiter tue, als den Qur`ān wieder neu in unser Bewusstsein zu rufen, so wie ihn die Araber das erste Mal rezitiert haben und deshalb auch alle damit verzaubern konnten. Das Mindeste ist, dass ihm seine (verlorene) Ehre und sein Glanz zurückgegeben werden und dass er wieder befreit wird vom Schutt all dieser sprachlichen, grammatikalischen, rechtswissenschaftlichen, geschichtlichen und märchenhaften Auslegungen.“[30]

Ich sage: Einige Bücher des Tafssīrs beinhalten Aĥādīthe, die schwach oder erlogen sind und auch vieles der Işrā`īliyāt[31]. Wenn Şayyid Quttb seinen Ruf zur Säuberung dieser Dinge gemacht hätte, dann wäre dies gut gewesen. Doch dass er dazu ruft, dass sie alle beseitigt werden sollen, so ist dies das Gewaltigste, was zwischen den Menschen und dem Verständnis des Buches ihres Herrn, seiner Erkenntnis, seiner Bedeutung, seiner Absicht und seiner Regel, trennt. Und Allah ist unsere Stütze.

 

  • Und zu guter Letzt: Der Erneuer (Mudjaddid) dieser Zeit kennt nicht die Bedeutung von „Lā Ilāha illa-Allah“

1. Şayyid Quttb sagt bezüglich der Aussage des erhabenen Allahs, "Und Er ist Allah. Es gibt keinen anbetungswürdigen Gott außer Ihm"[32]: „Das bedeutet, dass Er keinen Partner hat weder beim Schaffen noch beim Auswählen.“

2. Er sagte auch: „Das, worüber in dieser Religion Gewissheit herrscht ist, dass im Inneren keine ‘Aqīdah existieren kann und auch keine Religion im alltäglichen Leben, bis die Menschen bezeugen, dass es keinen anbetungswürdigen Gott gibt außer Allah, was ja bedeutet: Die Herrschaftsgewalt gehört allein Allah. Die Herrschaftsgewalt zeigt sich in Seiner Gesetzgebung wieder genauso wie auch in Seinen Befehlen.“

Ich sage: Die Verwirrung herrscht nicht bezüglich dem, der es als erlaubt ansieht, dass andere neben Allah Gesetze erlassen dürfen. Die Frage ist eher folgende: Was ist mit der Person, die glaubt, dass Allah der alleinige Herrscher ist, er aber seine Bittgebete an Awliyā` richtet und ihnen Opfertiere und andere Arten der Anbetung darbringt? Nach der Definition von Şayyid Quttb ist dieser ein Muslim, der den Tauĥīd umsetzt, da er ja schließlich den Tauĥīd nach dieser Definition erfüllt hat!

Dasselbe gilt auch für diejenigen, die diese Sorte von Menschen nicht zu Ungläubigen erklären mit der Begründung, dass sie ja schließlich bezeugen, dass es keinen Schöpfer gibt außer Allah. Das Verständnis vom Tauĥīd bei ihnen ist, dass es keinen wahren Schöpfer gibt, außer Allah.

Der Satz, mit dem Şayyid Quttb die Worte des Tauĥīds erklärt hat, ist an sich wahr. Doch dass dies die Erklärung der Worte des Tauĥīds sein soll, so sind dies eine gewaltige Falschheit und eine große Unwissenheit hinsichtlich der Wirklichkeit des Tauĥīds, der der Grund dafür war, warum all die Propheten, möge Allah sie loben und Heil schenken, überhaupt entsandt wurden, nämlich damit alle Arten der Anbetung allein Allah gewidmet werden. Der erhabene Allah hat gesagt: "Und Wir haben vor dir keinen Gesandten gesandt, dem Wir nicht (die Weisung) eingegeben hätten: „Es gibt keinen Gott außer Mir, so dient Mir!“"[33]

 

 



[1]
Adh-Dhilāl 2/1492

[2]Al-‘Adālah al-Idjtimā‘iyyah

[3]Buch „Die geheime Geschichte der Muslimischen Bruderschaft“, S. 80

[4]Anm. des Übersetzers: Diese abscheuliche ‘Aqīdah besagt, dass Allah der Allmächtige, eine Einheit mit Seinen Geschöpfen bildet (Schöpfer und Schöpfung sind eine Realität und somit Eins).

[5]Al-Ĥadīd 57:3

[6]Adh-Dhilāl

[7]Adh-Dhilāl

[8]Qur`ān-Kommentator

[9]„At-Tasswīr al-Fannī fī l-Qur`ān“ („Die künstlerische Darstellung im Qur`ān“)

[10]„At-Tasswīr al-Fannī fī l-Qur`ān“

[11]„At-Tasswīr al-Fannī fī l-Qur`ān“

[12]„At-Tasswīr al-Fannī fī l-Qur`ān“, S.89

[13]„At-Tasswīr al-Fannī fī l-Qur`ān“, S. 200

[14]„At-Tasswīr al-Fannī fī l-Qur`ān“

[15]Al-Aĥzāb 33:69

[16]„Al-‘Adālah al-Idjtimā’iyyah“ S. 206, 5. Ausgabe

[17]Verzeichnet bei Ibn Ĥibbān, al-Ĥākim und andere

[18]„Al-‘Adālah al-Idjtimā’iyyah“ S. 189

[19]„Kuttub wa Schakhşiyyāt“ (Bücher und Persönlichkeiten), S.206

[20]„Madjallat al-Muşlimūn“ Nr. 3, Jahr: 1371 n.H. (1951 n.Ch.)

[21]Adh-Dhilāl

[22]Adh-Dhilāl 3/145

[23]Das, was die Qarāmitah getan haben in ihrer Revolte, die Şayyid Quttb hier würdigt, war, dass sie al-Ĥadjādj am Tage von Tarwiyyah (ein Tag vor Hadj) im Jahre 317 n.H. (929 n.Ch.) in der gesegneten Moschee von Mekka getötet haben und zwar durch die Leitung ihres Führers Abū Tāhir, der ein Bātinī war und ein Ketzer, möge Allah ihn verfluchen. Er stahl den schwarzen Stein aus der Ka’bah und hat allen Pilgern ihr Hab und Gut weggenommen. Dabei rief er ständig: „Wo sind diese Vögel in aufeinanderfolgenden Schwärmen! Und wo sind diese Steine aus gebranntem Lehm!“ Der schwarze Stein blieb bei den Qarāmitah, bis er dann schließlich nach zweiundzwanzig Jahren wieder zurückgeholt werden konnte. Für mehr Informationen siehe das Buch „at-Tārīkh“ (die Geschichte) von Ibn Kathīr über die Ereignisse vom Jahre 317 n.H. und Allah ist unsere Stütze!

[24]Al-‘Adālah 223

[25]Al-Ma’rakah (Die Schlacht) S. 61

[26]Aus dem Buch „al-‘Awāssim“ von Scheikh Rabee‘, S.22

[27]Anm. des Übersetzers: Āĥād-Aĥādīthe sind Aĥādīthe die nicht so häufig überliefert wurden, dass eine Einigung auf eine Lüge auszuschließen ist. Ein Ĥadīth, der als „Āĥād“ bezeichnet wird, muss gemäß den Authentizitätskriterien überprüft werden. Wenn er authentisch ist, gilt er als starker Beweis in allen Wissenschaftsbereichen auch in Angelegenheiten der ‘Aqīdah.

[28]Adh-Dhilāl 6/4008

[29]Anm. des Übersetzers: Der Begriff Mutawātir („vielfach überliefert“) bezieht sich auf die Häufigkeit der Überlieferung einer islamischen Quelle und bedeutet, dass über viele verschiedene ununterbrochene Überliefererketten die gleiche Information bzw. der gleiche Text überliefert ist, sodass deren Einigung auf eine Lüge unmöglich ist. Es gibt jedoch nur sehr wenige Aĥādīthe, die mutawātir sind, man geht von 100 bis 200 Aĥādīthen aus.

[30]Buch von al-Khālidī, S.271 und „Maschāhid al-Qiyāmah“ S.8

[31]Anm. des Übersetzers: Işrā`īliyāt sind Geschichten und Überlieferungen von Banu Işrā`īl, also dem Volke Israel.

[32]Al-Qassaş 28:70

[33]Al-Anbiyā` 21:25

Kapitel 4: Zwei wichtige Haltungen, die auf das hinweisen, was sich dahinter verbirgt!

Erste Haltung: Scheikh ’Abdul-Qādir Schaibah al-Ĥamd hat über diese Haltung von Ĥassan al-Bannah berichtet: „Was die Muslimische Bruderschaft (Ikhwān al-Muşlimūn) anbetrifft, so wurde diese Gruppe gegründet, als ich noch Student an der Azhar-Universität war. Ĥassan al-Bannah, der Gründer der Muslimischen Bruderschaft, hat eines Tages Tantā[1], den Ort an dem ich studiere, besucht. Sie haben alle Anstrengungen unternommen, um die Studenten für sich zu gewinnen. Zahlreiche Studenten sind zu mir gekommen und haben darauf bestanden, dass auch ich an seinem Vortrag teilnehmen sollte. Die Anzahl der Studenten in Tantā belief sich zu dieser Zeit auf etwa tausend Studenten. Niemand von ihnen hatte seinen Bart wachsen gelassen außer mir und einem weiteren Studenten namens Maĥmūd ‘Abdul-Wahhāb. Das war für sie ein Ausdruck für Religiosität, sodass sie auf meine Anwesenheit bestanden. Sie bestanden darauf, dass ich mit ihnen den Vortrag von Ĥassan al-Bannah besuchen sollte, den er vor dieser überwältigen Mengen von Studenten halten wollte.

Ich ging nach dem ’Assr-Gebet dorthin und er begann seinen Vortrag. Er war ein Mann gewesen, der redegewandt, sprachbegabt und einflussreich war. Ich kann mich noch daran erinnern, dass er seine Rede nach dem ’Assr-Gebet hielt und es ging solange bis die Sonne unterging. Doch niemand stand auf, um das Maĝrib-Gebet zu verrichten. Ich wartete darauf, dass sie endlich ihren Vortrag stoppen, um zum Gebet zu rufen, doch vergebens. Ich wartete noch eine Weile, dann stand ich auf und verrichtete das Gebet allein. Als Ĥassan al-Bannah mit seinem Vortrag fertig war, stand ein weiterer Mann auf, der Zai al-Maschāyikh genannt wurde und fing an Ĥassan al-Bannah zu loben. Er hat darin maßlos übertrieben, dass man glaubte, er wolle ihn dem Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, gleichstellen. Einer der Anwesenden stand daraufhin auf und widersprach dem Scheikh. Doch dann stand Ĥassan al-Bannah ein weiteres Mal auf und trug einige Passagen aus einem Gedicht vor, indem es heißt:

„Allah hat das Minimum Seines Lichtes mit einer Nische verglichen, in der eine Lampe ist.“

Das sollte eine Anspielung sein auf den folgenden Vers: "Allah ist das Licht der Himmel und der Erde. Das Gleichnis seines Lichtes ist das einer Nische, in der eine Lampe ist. Die Lampe ist in einem Glas. Das Glas ist, als wäre es ein funkelnder Stern. Ihr Brennstoff kommt von einem gesegneten Baum, einem Ölbaum, weder östlich noch westlich, dessen Öl beinahe schon Helligkeit verbreitete, auch wenn das Feuer es nicht berührte. Licht über Licht. Allah führt zu Seinem Licht, wen Er will. Allah prägt den Menschen die Gleichnisse, und Allah weiß über alles Bescheid."[2]

Seit diesem Tag habe ich einen schlechten Eindruck bekommen über die Muslimische Bruderschaft!“[3]

Zweite Haltung: ‘Alī ‘Aschmāwī sagt in seinem Buch „Die Geheimorganisation[4]“ über seine Begegnung mit Şayyid Quttb: „Es war Zeit für das Freitagsgebet. Also sagte ich zu Şayyid Quttb: „Lass uns langsam aufstehen und zum Freitagsgebet zu gehen.“ Die Überraschung war dann groß, da ich zum ersten Mal davon erfuhr, dass er das Freitagsgebet nicht verrichtet! Er sagte zur mir: „Ich bin der Ansicht, dass das Freitagsgebet entfällt, wenn das Kalifat untergegangen ist. Das Freitagsgebet wird nur dann verrichtet, wenn ein Kalifat existiert!““

 

 



[1]
Anm. des Übersetzers: Tantā ist die Hauptstadt des Regierungsbezirks al-Ĝarbiyya, hat etwa 335.000 Einwohner, ist wichtiger Eisenbahnknoten und beherbergt eine der größeren ägyptischen Universitäten.

[2]An-Nūr 24:35

[3]„Şaid al-Fawā`id“, Bereich „at-Ta’rīf bi l-’Ulamā`”, erstellt von: Walīd al-‘Alī

[4]„at-Tandhīm aş-Şirrī“ (Die Geheimorganisation), S. 112

Kapitel 3: Einige Auszüge aus der Vernehmung mit Şayyid Quttb

  • Die verpönte Ĥizbiyyah (Parteilichkeit) bei Şayyid Quttb

Frage: „Siehst du denn einen Unterschied zwischen einem Muslim, der der Muslimischen Bruderschaft angehört und zwischen dem, der ihr nicht angehört?“

Antwort: „Das, was die Muslimischen Bruderschaft ausmacht ist, dass sie ein festes Programm haben, um den Islam zu verwirklichen. Deshalb sind sie meiner Ansicht nach bevorzugter als all diejenigen, die kein festes Programm haben.“

  • Ist der Ruf (Da‘wah) von Şayyid Quttb ein Ruf zu Reformen oder eine Rebellion gegen die Staatsordnung versteckt hinter dem Schleier der Da’wah?

Frage: „War diese Organisation eine geheime oder eine öffentliche Organisation?“

Antwort: „Sie war geheim!“

Frage: „Was war der Grund dafür im Geheimen zu arbeiten, wenn doch das Ziel lediglich war, die Menschen auf den Islam und dem guten Charakter zu erziehen?“

Antwort: „Das ist unser Glaube, den wir aufgrund von vergangenen Erfahrungen, die wir machten, angenommen haben und auch aufgrund unseres Wissens über Pläne der Kreuzzügler, der Zionisten und der Schiiten in den umkämpften Regionen, dass jegliche Art von organisierter islamischer Erziehung verboten ist, die genau das bezweckt und eine islamische Gesetzgebung etablieren möchte.“

  • Ist bei Şayyid Quttb der saudische Staat ein islamischer Staat?

Frage: „Seid ihr der Ansicht, dass eine muslimischen Gemeinschaft (Ummah) bereits seit langem nicht mehr existiert und es deshalb erforderlich ist, sie wieder zum Leben zu erwecken?“

Antwort: „Es ist erforderlich, vorher die Bedeutung des Wortes „muslimische Gemeinschaft“ zu erklären, die ich meine. Die muslimische Gemeinschaft ist diejenige, die in allen individuellen und allgemeinen Aspekten des Lebens, sei es die politischen, sozialen, wirtschaftlichen oder moralischen Aspekte, mit der Gesetzgebung Allahs und mit Seiner Methodik waltet. Nach dieser Definition existiert solch eine muslimische Gemeinschaft heutzutage weder in Ägypten noch sonst irgendwo auf dieser Welt.[1] Das ist aber kein Hindernis für die Existenz einzelner Muslime. Denn was die Einzelperson anbetrifft, so bezieht sich das Walten (nach Allahs Gesetzen) lediglich auf sein Glaubensfundament (’Aqīdah) und seinem Charakter. Was die Gemeinschaft anbetrifft, so bezieht sich das Walten (nach Allahs Gesetzen) hier auf alle Aspekte ihres Lebens.“

  • Das Urteil über das Blutvergießen zwischen den Muslimen bei Şayyid Quttb, um an die Macht zu kommen.

Frage: „Bist du nicht der Ansicht, dass das Organisieren von geheimen und bewaffneten Gruppen zu Chaos führt, das die islamische Religion strikt ablehnt und es verbietet?“

Antwort: „Ja, es kann zu Chaos führen. Doch dann wird derjenige die Last der Sünde dafür auf sich tragen müssen, der öffentliche Aktivitäten verboten hat. Denn dann sind die anderen dazu gezwungen, ihre Aktivitäten im Geheimen durchzuführen. Wir können es noch retten, indem wir öffentliche Aktivitäten erlauben.“

  • Der Ĥizbī verschweigt seine Zugehörigkeit zu einer Partei auch gegenüber den Menschen, die ihm nahestehen, vertraut ihnen deshalb nicht!

Frage: „Weiß Muĥammad Quttb über deine geheime Organisation Bescheid?“

Antwort: „Nein!“

Frage: „Warum hast du ihn in dieser Sache nicht eingeweiht, obwohl er doch in all seinen Büchern versucht, mit deinen Ansichten Schrittzuhalten?“

Antwort: „Ich weiß, dass es zur Natur von Muĥammad gehört, sich auf keine Gruppe einzulassen. Außerdem habe ich stets darauf geachtet, dass niemand über diese Organisation Bescheid weiß, auch wenn es die Menschen waren, die mir am nahesten standen, um den Kreis derer, die Kenntnis davon hatten, so klein wie nur möglich zu halten.“

  • Ist diese Ikhwānī- und Quttbī-Organisation bereits zu Lebzeiten von Şayyid Quttb nach Saudi Arabien gelangt?

Frage: „Befinden sich die Geldgeber der Muslimischen Bruderschaft im Ausland, so auch in Saudi Arabien und anderswo?“

Antwort: „Ja im Ausland. Denn nach unserem Empfinden, ist jede x-beliebige Person im Ausland auf Basis unseres Glaubensfundamentes und unserer Ansichten mit uns verbunden und nicht auf Basis von regionalen Gegebenheiten.“

In einem anderen Verhör wurde folgendes gesagt:

Ad-Dadjwī: „Ein Mitglied dieser Organisation hatte stets allein zu dir Kontakt.“

Şayyid Quttb: „Ja, Alī Aschmāwī.“

Ad-Dadjwī: „Und was hat er dir gesagt?“

Şayyid Quttb: „Er sagte mir, dass ich über den Sudan Waffen aus Saudi Arabien erhalten werde […].“[2]

 

 



[1]
Aufgrund dieser ungerechten Verallgemeinerung, die auch Saudi Arabien umfasst, obwohl diese bekanntlich mit der Scharī’ah waltet, sind viele Quttb-Anhänger in Saudi Arabien deshalb hingegangen und haben sich zu dieser Erklärung bekannt bzw. darauf hingewiesen. Und Allah ist unsere Stütze!

[2]Buch von al-Khālidī (S.287-479) Alle Informationen sind aus diesem Buch entnommen worden. Was die Überschriften und Kommentare anbetreffen, so sind diese von mir geschrieben.

Kapitel 2: War Şayyid Quttb ein Rufer auf der Methodik des Prophetentums oder ein Rebell auf der Methodik der Putschisten?

Als Şayyid Quttb anfing, für den Islam zu arbeiten, brachte er im Jahre 1948 n.Ch. eine Zeitschrift namens „Der neue Gedanke“ (al-Fikr al-Djadīd) heraus. Zwölf Ausgaben wurden davon gedruckt, bevor die Regierung diese Zeitschrift verbot.

Zu den Titeln seiner Artikel gehörten folgende:

  • Oh ihr Wohlhabenden, ihr seid es, die den Saat des Kommunismus säen.
  • Befreit euch, oh Sklaven der Amerikaner, der Russen und der Engländer.
  • Das Volk ist kein Bettler, deshalb gibt ihm seine Rechte zurück, er ist an eurem Segen nicht interessiert.[1]

Derjenige, der die Rechtleitung der Scharī’ah bezüglich des Behandelns der Fehler der Machthaber und der Bewahrung der öffentlichen Ordnung kennt, weiß nach diesen Äußerungen, dass die Methode der Scharī’ah auf Diskretion baut, um den Rang der Machthaber zu wahren und dem Grundsatz der Scharī’ah nachzukommen, der ja lautet, das Vereinen der Stimmen und das Unterlassen der Gründen für Übel und Uneinigkeit der Stimmen. Somit wird auch ersichtlich, dass die Methodik, die hier Şayyid Quttb eingeschlagen hat, der Methodik der Khawāridj gleicht, die bekanntlich darauf basiert, die Machthaber öffentlich zu kritisieren, um die Herzen der Bürger gegen die Machthaber aufzuhetzen und ein Revolte anzuzetteln.

Im Jahre 1951 n.Ch. fing Şayyid Quttb an, als er aus Amerika zurückkam, diese Art der Kritik intensiv zu praktizieren. Er sagte über sich selbst: „Ich befand mich im Jahre 1951 n.Ch. in einer intensiven Auseinandersetzung mit der Lage des Königreichs, dem Feudalismus und dem Kapitalismus. Diesen führte ich mit meinem Stift, meinen Predigten und meinen  Versammlungen.“[2]

Dies ist eine Bestätigung seiner Methodik bezüglich des öffentlichen Kritisierens der Machthaber, während er gleichzeitig über die Schreine und Gräber schwieg, die damals in seiner Zeit überall angebetet wurden. Diese Angelegenheit zeigt uns, wie der Islam von Şayyid Quttb aussieht. Er basiert nicht auf die Notwendigkeit, die Anbetung allein Allah zu widmen, sondern auf die Forderung, der Islam müsse das Land regieren.

 

  • Hier nun einige repräsentative Beispiele für das, was er geschrieben hat:

Er sagte: „Würde man mir die Macht übertragen, so würde ich ein Institut gründen, wo darin jeder sein Missfallen über diese Generation der Politiker dieses Landes zeigen kann, ein anderes Institut, wo darin jeder sein Missfallen über die Autoren und Reporter zeigen kann und ein weiteres Institut, wo darin jeder sein Missfallen über diese Minister zeigen kann.“[3]

Ich sage: Ein Problem wird nicht dadurch gelöst, indem die Menschen ihr Missfallen über die Machthaber zeigen, sondern indem die Menschen beratschlagt werden, ihnen die Religion gelehrt wird und sie darauf erzogen werden. Der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, hat gesagt: „Derjenige, der einem Machthaber einen Ratschlag geben möchte, der soll dies nicht in aller Öffentlichkeit tun. Er soll ihn bei der Hand nehmen und mit ihm vertraulich über das reden, was zwischen ihnen ist. Wenn er diesen Ratschlag annimmt, dann ist es gut und wenn nicht, dann ist er seiner Verpflichtung nachgekommen.“[4]

 

  • Die Rolle von Şayyid Quttb während des Putschs, der dazu geführt hat, dass die Monarchie abgeschafft und die Republik ausgerufen wurde.[5]

Ich habe immer gehört, dass Şayyid Quttb lediglich Schriftsteller war, der für sich die Liebe zum Islam gefunden hat, nach dem er eine lange Zeit beinahe Atheist war. Als er dann den Islam für sich entdeckt hatte, hat er ihn geliebt und fing deshalb an, über ihn zu schreiben und die Menschen zu ihm zu rufen. Warum wird dieser arme Mann von euch so angegriffen?

Als ich dann jedoch das Buch von al-Khālidī las, sah ich, dass Şayyid Quttb nicht nur ein armer Schriftsteller war, sondern zu jenen gehörte, die die Fahnen der Reformen, nach der Methodik der Khawāridj, gehisst hatten. Er beteiligte sich aktiv mit seinem Stift und seinen Gedanken beim Sturz des Königs. Er machte sein Heim zum geheimen Stützpunkt, wo sich die Generäle versammelten, die den König stürzten. Dort hegten sie, im Schutze der Nacht, ihren geheimen Komplott. Von dort aus hat er Befehle erteilt, die auch befolgt wurden. Als der Putsch erfolgreich durchgeführt wurde, gehörte er dem Rat der Führer des Putsches an.

Şayyid Quttb war somit ein Rebell gewesen, der zur Revolte aufrief. Er setzt das um, zu dem er lange Zeit aufgerufen hatte, indem er in seinem Land die Revolte aktiv mitgestaltete. Dieses Gedankengut hat er dann auch ins Ausland exportiert, sodass abertausende von Jugendlichen, auf dieses Gedankengut erzogen wurden und behauptetenin ihrer Ungerechtigkeit und Falschaussage, dass er der wahre Repräsentant des Islams sei. Hätten diese Menschen einen Verstand gehabt, der begreift, dann hätten sie die nachhaltigen Folgen eines solchen rebellischen Gedankenguts auf die Reformen erkannt, als sie gesehen hätten, was aus seinem Exporteur dieser Epoche Şayyid Quttb wurde, der das erste Opfer davon war. Außerdem hat er auch nicht sein angestrebtes Ziel damit erreichen können, welches sie stets im Chor besingen. Allah sprach die Wahrheit, als Er sagte: "Gewiss, Allah lässt das Tun der Unheilstifter nicht als gut gelten."[6] Oder als Er sagte: "Allah lässt die List der Verräter nicht gelingen."[7]

Nach dieser Einführung, hier nun eine kurze Zusammenfassung von dem, was al-Khālidī in seinem Buch über die Rolle von Şayyid Quttb bei der „Rebellion der Freien“ geschrieben hatte:

Die Pläne der Muslimischen Bruderschaft für einen Putsch gegen die Monarchie, begannen bereits in den vierziger Jahre (des zwanzigsten Jahrhunderts). Die Generäle, die der Muslimischen Bruderschaft angehörten, fingen an, zahlreiche Artikel von Şayyid Quttb intensiv zu lesen, aber auch seine Bücher, die er zur damaligen Zeit bereits verfasst hatte, wie „al-‘Adālah al-Idjtimā’iyyah“ (Soziale Gerechtigkeit). Aus diesem Grund haben ihn auch einige von ihnen mit dem bekannten Franzosen Mirabeau verglichen, der damals einen großen Einfluss auf die Französische Revolution hatte. Sie nannten Şayyid Quttb den „Mirabeau der Ägyptischen Revolution“[8].

Die Rolle von Şayyid Quttb beim Putsch gegen den König, begrenzte sich nicht allein auf seine gedanklichen Einflüsse auf die Putschisten, durch seine Bücher und Artikel, im Gegenteil, sein Haus war der geheime Treffpunkt der Führer des Putsches gewesen. Şulaimān Fayyād erzählt folgendes über seinen Besuch bei Şayyid Quttb, als sie beide im Garten seines Hauses saßen: „Ich fragte ihn über seine Meinung über diese Revolution. Er lächelte und sagte zu mir: „Hier, unter diesem Baum, haben bei den Vorbereitungen der Revolution, die „Freien Offiziere“ einige ihrer Treffs zusammen mit mir abgehalten.“ Danach ging er in sein Haus und holte einen Umschlag. Darin befanden sich Fotos. Er zeigte mir ein Bild nach dem anderen. In all diesen Bildern war er unter diesem Baum zu sehen. Diese Bilder wurden alle in der Nacht geschossen. Auf diesen Bildern waren auch all die „Freien Offiziere“ zu sehen (die sich an der Revolution gegen den König beteiligt hatten). Er befand sich unter ihnen.“[9]

Maĥmūd al-‘Azab sagte: „Unser Führer und Lehrer Şayyid Quttb war derjenige, der sich um die Revolution gesorgt hat, sei es in ihrer Fötus-Zeit oder auch während ihrer Geburt. Er befahl uns, uns darauf vorzubereiten. Die Armee wird niemals vergessen, dass Şayyid Quttb sowohl der Vater dieser Revolution als auch der Vater der Revolutionäre war. Seine Bescheidenheit lässt uns nur noch mehr an ihm festhalten und ihn hochschätzen.“

Dann sagte er weiter: „Wenige Tage vor der Revolution, haben wir den Befehl von Herrn Quttb bekommen, auf Alarmbereitschaft zu sein. Ich war damals der Kopf der Führung der Muslimischen Bruderschaft in Port Said (Būr Şa‘īd) gewesen. Als ich diesen Befehl bekam, machte ich mich auf nach Kairo zum Haus von Herrn Şayyid Quttb. Es war am 19. Juli 1952 n.Ch. gewesen. Bei ihm im Haus befanden sich gerade einige Köpfe dieser Revolution, wie auch Djamāl ‘Abdun-Nāşşir[10]. Herr Şayyid teilte mir mit, dass meine Leute und ich uns bereit machen sollten und auch die Zivilisten, die zur Muslimischen Bruderschaft angehörten, sollten sich bereit machen. Wenn wir vom Beginn der Revolution hören, sollten wir ihre Beschützer werden. Wir sollten die Sicherheit in Port Said aufrecht erhalten und kein Blut vergießen.“[11]

 

  • Einige Einblicke in die Bemühungen und Rolle von Şayyid Quttb, nach der Revolution

‘Abdul-Ĝafūr ‘Attār, der bekannte Autor und nahstehender Freund von Şayyid Quttb sagt: „Şayyid Quttb war der einzige Zivilist gewesen, der an den Sitzungen der Führungsspitze der Revolution teilnehmen durfte. Die Führungsspitze hat sich stets in seinem Haus in Helwan (Ĥilwān) getroffen.“[12]

‘Ādil Ĥamūdah sagte: „Diejenigen, die die Tage der Revolution detailliert und aktiv miterlebten, haben bekräftigt, dass Şayyid Quttb ein Büro im Sitz des Komitees der Freien Offiziere hatte. Er hat sich dort stets aufgehalten.“[13]

Şayyid Quttb sagte über sich selbst: „Ich war in der Zeit vom 23. Juli bis Februar 1953 n.Ch. vertieft in der Arbeit mit den Führern der Revolution gewesen, bis unsere Ansichten über die Gestaltung der Befreiung und ihrer Zusammensetzung immer mehr auseinandergingen.“ Er sagte weiter: „Ich habe täglich mehr als zwölf Stunden neben den Führern der Revolution und denen, die um sie herum waren, gearbeitet.“[14]

Nach der erfolgreichen ägyptischen Revolution, haben ihre Anführer ein Monat danach, ein Fest zu Ehren von Şayyid Quttb im Hauptquartier der Offiziere in Zamalek (ein Stadtbezirk von Kairo) gefeiert. Diese Feier fand unter der Obhut des Präsidenten der Republik Muĥammad Nadjīb[15] statt, der jedoch nicht persönlich daran teilnehmen konnte, sondern Djamāl ‘Abdun-Nāşşir als Vertretung dorthin entsandte. Dies reichte dem Präsidenten jedoch nicht aus, er gab Anwar aş-Şādāt einen Brief, den er dort den Anwesenden verlas. Danach stand Şayyid auf und hielt seine Ansprache. Darin sagte er, dass er sich, auch nach der Revolution, weiterhin vor dem Gefängnis fürchten würde und vor den Dingen, die schlimmer sind als ein Gefängnis. Daraufhin sagte Djamāl mit seiner lauten Stimme: „Mein großer Bruder Şayyid. Bei Allah! Sie werden dir niemals Nahe kommen können, außer über unsere Leichen. Das Versprechen wir dir im Namen Allahs! Wir werden sogar unser Eid dir gegenüber nochmal erneuern, dass wir uns für dich bis zum Tod opfern werden.“[16]

Doch diese Reinheit zwischen ‘Abdun-Nāşşir und der Muslimischen Bruderschaft (Ikhwān al-Muşlimīn)  hielt nicht lange an, sodass Şayyid versuchen musste, zwischen den beiden Parteien zu vermitteln, jedoch ohne Erfolg.

Danach trat Şayyid Quttb im März 1953 offiziell der Muslimischen Bruderschaft bei. Hier fing die neue Epoche an, die von den Schülern seines Weges als die Epoche der „Islamischen Bewegung“ bezeichnet wird. Dabei sind sie der Ansicht, dass diese Zeit für seine richtige Sicht des Islams stünde. Deshalb schauen wir also, was er in dieser Zeit tat!

Şayyid Quttb hat in der Partei die kulturellen Angelegenheiten und das Publizieren übernommen. Er war verantwortlich für das Verlegen der Zeitung der Ikhwān. Und jeden Dienstag hielt er eine Ansprache. Auch ist er nach Syrien, Jordanien und Palästina als Repräsentant der Partei gereist.

Es wird gesagt, dass Şayyid der geheimen Organisationen der Ikhwān angehörte. Er hat das Verlegen der offiziellen Zeitung eingestellt und begann stattdessen gegen die Regierung der Revolution (im Geheimen) zu schreiben. Dies wurde bekannt als „Krieg der geheimen Publikationen“. Ihm wird das Verlegen der Zeitschrift „Die Ikhwān in der Schlacht“ zugeschrieben, dass von der geheimen Organisationen der Ikhwān verlegt wurde und wo Şayyid darin den späteren Präsidenten ‘Abdun-Nāşşir bloßstellte und seine Treue für die Amerikaner und den Juden zeigte.

Al-Khālidī sagte über diesen Vorwurf: „Wir schweigen hierüber und machen davor Halt. Denn wir haben keine sicheren Mittel, um dafür oder dagegen zu urteilen.“[17]

Ich sage: Weder in der Methodik von Şayyid noch in seiner Sichtweise hinsichtlich der Da’wah al-Ĥarakiyyah würde irgendetwas dagegen sprechen. Im Gegenteil, beides befindet sich auf derselben Linie, nämlich Geheimorganisation und Verleumdung des herrschenden Systems! Und all das mit der Behauptung, damit zu Allah rufen zu wollen.

‘Abdun-Nāşşir hat am 15. Januar 1954 n.Ch. die Partei der Ikhwān al-Muşlimīn aufgelöst und zahlreiche Anhänger der Ikhwān und ihre Führer verhaftet, unteranderem auch Şayyid Quttb. Zehn Tage danach setzte er den Präsidenten Muĥammad Nadjīb ab. Am 28. desselben Monats haben die Ikhwān eine gewaltige Demonstration organisiert. Ihr Ergebnis war, dass ‘Abdun-Nāşşir ihren Forderungen nachgab und Muĥammad Nadjīb wieder ins Amt des Staatspräsidenten zurückließ. Er ließ auch die inhaftierten Gefangenen wieder frei, unter ihnen auch Şayyid Quttb.

Ich sage: Demonstrationen sind keine scharī’ah-konforme Mittel, um den Herrscher zu berichtigen. Sie sind auch keine scharī’ah-konforme Mittel, um nach Allah zu rufen. Vielmehr sind dies Methoden des Westens, die die Muslime nachgeahmt haben. Sie wurde von den „Islamisten“ angenommen unter dem Vorwand der Da’wah.

Nach diesen Ereignissen haben Şayyid Quttb und diejenigen, die mit ihm waren, wieder damit begonnen, ihre geheimen Zeitschriften gegen Djamāl ‘Abdun-Nāşşir zu veröffentlichen. Dies hielt an bis zum 26.10.1954, als ‘Abdun-Nāşşir verkündet hat, dass gegen ihn ein Attentat von seitens einiger Anhänger der Ikhwān verübt wurde und zwar von Maĥmūd ‘Abdul-Latīf, dessen Familie zur herrschenden Familie in Kairo gehörte. Dieses Ereignis ist unter „al-Ĥādithah al-Manschiyyah“ bekannt. Daraufhin wurden Şayyid und viele andere von den Ikhwān wieder inhaftiert.

Er blieb neun Jahre in Haft, bis er dann schließlich durch Vermittlungen des irakischen Präsidenten ‘Abduş-Şalām ‘Ārif im Jahre 1964 wieder frei kam.

 

  • Was hat Şayyid Quttb nach seiner Entlassung getan?

Zwei Jahre vor seiner Entlassung aus dem Gefängnis hat er dort eine Gruppe von Anhängern der Ikhwān al-Muşlimīn angeführt und ihnen seine neue Methodik – worauf wir später eingehen werden – gelehrt. Ihre Zahl im Gefängnis von al-Qnāter betrug fünfundzwanzig.

Nach seiner Entlassung hat er sich aber nur noch sporadisch mit ihnen getroffen. Er zog es vor, dass sie sich mit seinem Egebenen Muĥammad Yūşuf Hawwāsch, der auch mit ihnen inhaftiert war, verbünden sollte. Er hingegen hat Kontakt aufgenommen mit dem Fünfer-Komitee der „offiziellen, neuen, geheimen Organisation der Ikhwān“, die von ’Abdul-Fattāĥ Işmā’īl gegründet wurde. Sie hatten es geschafft, mit ihm während seiner Haftzeit Kontakt aufzunehmen und haben mit ihm vereinbart, dass er „der geistige Vater der Ikhwān außerhalb des Gefängnisses werden sollte, um ihr Verständnis zu bessern und sie auf den geraden Weg zu leiten. Sie sahen in ihm den Fähigen dafür.“ Şayyid willigte ein, sodass seine Schriften, die er im Gefängnis verfasst hatte, sie stets erreichten. Şayyid hat ihnen seine Ansichten über diese neue Da’wah in den folgenden Punkten zusammengefasst:

  1. Die Notwendigkeit, bei der muslimischen Jugend[18] und den restlichen Menschen mit der ‘Aqīdah zu beginnen und mit dem Verdeutlichen der Bedeutung von Glaube (Īmān), Islam, Dienerschaft (al-‘Ubūdiyyah) und dem sich in Entscheidungsfragen an Allah wenden (at-Taĥākum ilā Allah).[19]
  2. Das Erziehen der muslimischen Jugend, die ihre Religion nach den zuvor erwähnten Grundsätzen versteht, auf islamische Charakterzüge und ihre Aufklärung hinsichtlich dem, was um sie herum in den feindlichen Lagern geschieht, sei es im Inland oder auch im Ausland.[20]
  3. Das Organisieren von Einzelpersonen darf nur dann durchgeführt werden, wenn diese eine hohe Ebene hinsichtlich dem Verständnis über die ‘Aqīdah erreicht haben, beim Erlangen von gutem Charakter und Benehmen und dem Bewusstsein hinsichtlich dem was geschieht und vorgeht.[21]
  4. Der Ausgangspunkt dieser islamischen Bewegung ist nicht die Forderung nach der Etablierung einer islamischen Ordnung, sondern das Überführen der Gesellschaft – oder zumindest ein Teil der Gesellschaft – zum Islam entsprechend den zuvor erwähnten Punkten, damit diese dann die Etablierung des Islams einfordert.[22]
  5. Das Erlangen einer islamischen Ordnung kann nicht auf dem Wege des Sturzes der Machthaber von oben her gelingen, sondern durch den Wandel bezüglich den Ansichten der Gesellschaft – oder zumindest ein Teil von ihr, der einflussreich ist – ihrer Werte, ihres Charakters und ihrer Einhaltung des Islams. Das kann gelingen, wenn jedem Einzelnen gelehrt wird, dass die Etablierung des Islams eine unabdingbare Verpflichtung ist.
  6. Zum selben Zeitpunkt muss aber auch die Sicherheit dieser islamischen Bewegung beim Umsetzen der zuvor erwähnten Punkte garantiert sein, sodass bei Übergriffen auf ihr oder auf Einzelpersonen, die ihr angehören, dieser Übergriff abgewehrt werden kann. Da diese Bewegung ja schließlich niemanden angreifen möchte und auch nicht eine gewaltsame Etablierung der Ordnung von Allah von oben her einfordert, muss sie auch in Ruhe gelassen werden, damit sie ihren Pflichten nachkommen kann. Weder sie noch ihre Anhänger dürfen angegriffen werden. Sollte es dennoch zu Übergriffen auf diese Bewegung kommen, so wird diese mit der Zerschlagung dieser Macht antworten, die begonnen hat und zwar in dem Maße, der ihr das Fortschreiten auf diesen Weg ermöglicht.

 

  • Der Ausgang

Der fünfköpfige Ausschuss hat in Absprache mit Şayyid Quttb mit der militärischen Ausbildung einiger Mitglieder begonnen um diese Bewegung im Fall jeglicher Übergriffe seitens der Regierung zu schützen und als Umsetzung von Punkt Sechs. All das geschah aufgrund von starken Gerüchten und Warnungen, dass eine gewaltsame Zerschlagung der muslimischen Bruderschaft kurz bevorstehe. Der Plan sah dabei wie folgt aus: „Im Fall der Inhaftierung von Mitgliedern der Bewegung sollte ein Gegenschlag schnell erfolgen, indem die Köpfe der Regierung beseitigt werden. Dazu gehören in erster Linie: Der Präsident der Republik, der Premierminister, der Direktor des Büros des Feldmarschalls, der Direktor des Geheimdienstes und der Direktor der Polizei.“[23]

Der Ergebnis dieser angespannten Atmosphäre war aber, dass die Sicherheitsbehörden Muĥammad Quttb am 30. Juli 1965 n.Ch. inhaftiert haben und schließlich auch Şayyid Quttb am 9. August 1965. Am 20. August ist der Staat dieser neuen geheimen Organisation der muslimischen Bruderschaft auf die Schliche gekommen und hat daraufhin alle ihre fünf Anführer verhaften lassen.[24]

 

  • Wie konnte der Staat diese neue geheime Organisation aufdecken?

Es ist ein Problem entstanden mit Ĥussain Taufīq und seiner Gruppe, worauf die Sicherheitsbehörden Şamī ’Abdul-Qādir verhaften ließen. Dieser hat zugegeben sich mit Yūssuf al-Qirsch getroffen zu haben, der zu den alten Mitgliedern der Muslimischen Bruderschaft gehörte. Die Sicherheitsbehörden fahndeten daraufhin nach ihm und fanden ihn bei Ĥabīb ’Uthmān, der Mitglied einer Familie der Muslimischen Bruderschaft war, die dieser neuen, geheimen Organisation angehörte. In der Nacht vom 20. August haben die Sicherheitsbehörden Maĥmūd Fakhrī verhaftet, der gegen Murssī Muştafā ausgesagt hat. Die Sicherheitsbehörden stürmten daraufhin seine Wohnung und stellten den anderen eine Falle dort. In der Nacht klopften dann die restlichen drei dieser fünfköpfigen Führung an der Tür dieser Wohnung. Es waren ‘Abdul-Fattāĥ Issmā’īl, ‘Alī ‘Aschmāwī und Mubārak ’Abdul-‘Adhīm. Nach ihrer Anhörung haben einige von ihnen alle Details, Geheimnisse und Ziele dieser Organisation zugegeben. Der Staat ließ daraufhin tausende Anhänger der Muslimischen Bruderschaft inhaftieren.[25]

Im Zuge der Enthüllungen gegen diese geheime Organisation wurde auch Şayyid Quttb verhört, der ja ihr Anführer war. Şayyid Quttb hatte bis dahin nichts über diese Organisationen erwähnt, zum Schutz ihrer Mitglieder. Die Regierung hat ihn und zwei andere Führungsköpfe dieser Organisation daraufhin zum Tode verurteilt. Dieses Urteil wurde schließlich am Montag, den 29. August 1966 n.Ch. vollstreckt, indem Şayyid Quttb, ‘Abdul-Fattāĥ Issmā’īl und Yūssuf Hawwāsch gehängt wurden.[26] Und Allah ist Derjenige, bei Dem Hilfe zu suchen ist.

 

 


[4]Verzeichnet bei Abū ‘Āşim in „aş-Şunnah“ mit einer authentischen Überlieferungskette

[5]Anmerkung:      Der Gesandte Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, hat es verboten, gegen die Machthaber zu revoltieren, solange diese keinen eindeutigen Unglauben begehen, so wie es in beiden Şaĥīĥ-Büchern überliefert wurde: „Außer ihr sieht einen offenkundigen Unglauben.“ Doch auch wenn sie einen eindeutigen Unglauben begehen sollten, darf man nicht gegen sie rebellieren, außer man hat die nötige Macht und Fähigkeit, sie durch einen besseren zu ersetzen, ohne dass dabei Übel entsteht, indem Blut vergossen und die Sicherheit gekippt wird. Denn hier gilt folgender Grundsatz der islamischen Rechtslehre: „Das Abwenden des Übels ist besser als das Erlangen eines Nutzens.“ Wenn diese Revolution auf eine Rechtsprechung (Fatwah) basiert, die von anerkannten Gelehrten herausgegeben wurde und dabei der Weg der islamischen Rechtslehre eingehalten wird, dann ist dies gerecht. Wenn jedoch eine Revolution angefacht wird, ohne dass diese Bedingungen dabei erfüllt sind und ohne die Rechtsprechung der anerkannten Gelehrten, dann ist dieses Vorhaben ein Irrweg.

[6]Yūnuş 10:81

[7]Yūşuf 12:52

[10]Anm. des Übersetzers: Djamāl ’Abdun-Nāşşir (1918 - 1970) war der zweite Präsident Ägyptens nach dem Militärputsch, den er zusammen mit dem General Muĥammad Nadjīb im Jahre 1952 gegen König Fārūq verübte.

[15]Anm. des Übersetzers: Muĥammad Nadjīb (1901 - 1984) war der erste Präsident Ägyptens nach dem Militärputsch, den er zusammen mit dem General Djamāl ’Abdun-Nāşşir im Jahre 1952 gegen König Fārūq verübte.

[18]Warum machte er hier einen Unterschied zwischen der „muslimischen Jugend“ und den „restlichen Menschen“? Sind alle anderen Ungläubige, außer der muslimischen Jugend?

[19]All das sind zweifellos gewaltige Begriffe, wäre das Verständnis im Lichte des Qur`āns und der Şunnah nach dem Verständnis der Şalaf gewesen,  doch weit entfernt ist das.

[20]Diese Erziehung ist beschränkt auf die engsichtige Parteilichkeit (Ĥizbiyyah). Was ihre Aufklärung anbetrifft, so ist dies das, was einige dieser heutigen Quttb-Anhänger in Saudi-Arabien als „Fiqh al-Wāqi‘“ (Fiqh der Realität) bezeichnen und mit dem sie die Jugend anstatt mit dem Fiqh der Scharī‘ah beschäftigt haben.

[21]Gibt es für solch eine Organisation dieser Leute innerhalb einer Partei, indem sie sich vom Rest der Muslime abkapseln, einen Beweis aus dem Qur`ān, der Şunnah oder den Taten der rechtschaffenen Şalaf?

[22]Şayyid will die Menschen nicht aus der Dienerschaft anderer neben Allah holen hin in die alleinige Dienerschaft Allahs. Er will stattdessen eine „islamische“ Gesetzgebung etablieren. Deshalb ist es für ihn auch nicht notwendig, die gesamte Gesellschaft dazu zu rufen, sondern nur bestimmte Teile von ihr, die einflussreich sind, sodass dadurch die Etablierung dieser neuen Ordnung gelingen kann. Der Ausgangspunkt hingegen bei all den Propheten war, die Menschen dazu aufzurufen, ihre Anbetung allein Allah zu widmen und dann erst die Überführung zu all den anderen Gesetzen der Religion. Dabei rufen sie die gesamte Bevölkerung dazu auf, egal ob sich dabei ein neuer Staat etabliert oder nicht.

[26]Buch von al-Khālidī (S.419-429), (S.479)

Kapitel 1: Der Lebenslauf von Şayyid Quttb in wenigen Zeilen

Die ersten Anfänge:

Şayyid Quttb ist in einer Familie aufgewachsen, die nicht frei war von einigen Neuerungen. Sein Vater hat in Anwesenheit seiner Kinder nach jedem Abendessen die Sure al-Fātiĥah rezitiert und den Lohn dafür den Seelen seiner verstorbenen Eltern gewidmet.[1]

Zu den Traditionen, mit denen er aufwuchs, gehörten auch die Feste, die sein Vater fortwährend veranstaltet hatte, wenn er den gesamten Qur`ān zu Ende gelesen hatte. Dieses Fest wurde daheim gefeiert, vor allem in Ramadan.[2]

Außerdem hieß sein Dorf, wo er aufwuchs, auch „Ortschaft von Scheich ‘Abdul-Fattāĥ“, da dieser eines Ihrer Heiligen war und einen hohen Rang unter ihnen genoss.[3]

So wurden diese Geschehnisse in ihren Büchern erwähnt, ohne diese in irgendeiner Weise abzulehnen, weder von Şayyid Quttb selbst noch von al-Khālidī.

Der Jüngling lernt den Qur`ān aus der Sicht der Herausforderung:                 

Şayyid Quttb lernte den Qur`ān auswendig, während er noch ein Jugendlicher war, doch tat er dies aus der Sicht der Herausforderung. Denn als sein Qur`ān-Lehrer entlassen wurde, verbreitete dieser das Gerücht, dass die Regierung den Qur`ān bekämpfen wolle. Er hat deshalb die Bewohner dieses Dorfes aufgefordert, ihre Kinder von der Schule zu nehmen und sie in seiner Vorschule anzumelden. Einige Väter kamen dieser Aufforderung nach, zu ihnen gehörte auch der Vater von Şayyid. Şayyid blieb jedoch nur ein Tag in dieser Vorschule und kehrte dann wieder zurück in die staatliche Schule, da ihm diese Vorschule missfiel. Er lernte dann jedes Jahr zehn Anschnitte des Qur`āns bei sich daheim auswendig, um zu beweisen, dass die Schule den Islam nicht bekämpfe. Hätte doch Şayyid nur seinen Qur´ān-Unterricht weitergeführt, indem er danach die islamische Rechtslehre (Scharī‘ah) gelernt hätte, doch leider tat er dies nicht.

Eine şūfische und auf märchenbasierende Bildung von klein auf:

Şayyid Quttb begeisterte sich von klein auf für das Lesen und Erwerben von Büchern. Er sammelte bei sich etwa fünfundzwanzig Bücher, für die er sich begeistern lies. Seine Begeisterung ging so weit, dass er sich regelrecht nach diesen sehnte. Zu diesen Büchern gehörten: „al-Burdah“, „Die Biographie von Ibrāhīm ad-Daşūqī“, „aş-Şayyid al-Badawī“, „‘Abdul-Qādir al-Djīlānī“, „Der Vermittler des Guten“ und „Das Bittgebet für die Hälfte des Monats Scha’bān“.[4] All das sind Bücher der Neuerung, des Sufismus, der Märchenerzähler, der Grabesanbeter und der Fanatiker, was auch allerseits bekannt ist.

Dann wurde aus dem Jüngling ein Scharlatan:

Bedauerlicherweise gab es daheim in der Bibliothek seines Vaters auch zwei mysteriöse Bücher, die etwas mit Schwindelei und Hexerei zu tun hatten. Es waren das Buch „Abū Ma’schar al-Fallakī“ und das Buch über Hexerei „Schamhursch“. Diese werden benutzt, um Horoskope zu lesen und Hexerei im Bezug auf das Schaffen von Hass oder Liebe (aş-Şarff wa l-‘Atff) zu betreiben.

Şayyid Quttb hat diese Betrügereien gelernt, während er noch jung war und hat diese dann in seinem Dorf betrieben. Er wurde schnell zu einem begehrten Scharlatan, da diese ja bekannter weise meistens von Frauen, jungen Mädchen und Jugendliche aufgesucht wurden und weil er schließlich noch jung war. Er tat dieses jedoch, ohne Entgelt dafür zu nehmen. Dieses hat er über sich selbst geschrieben und zwar in seinem Buch „Ein Junge aus dem Dorf“.[5]

Sein Irregehen kam dem Atheismus gefährlich nah:

Als er in seiner Abiturzeit sein Dorf verlassen hat und nach Kairo zog, fing sein neuer Lebensabschnitt an, das geprägt war von Zweifel, mangelnder Überzeugung und Abkehr von der Religion. Lange Zeit beschäftigte er sich nur noch mit seiner Mitgliedschaft in der al-Waffd-Partei.[6] Dieses Umherirren und Verloren sein hielten bei ihm an, bis er schließlich  vierzig Jahre alt wurde.[7]

In dieser langen Zeit beschäftigte er sich ausschließlich mit Literatur und Kritik (al-Adabb wa n-Naqdd). Dabei waren seine Kritik bekannt für ihre Härte, Angriffslust, Beleidigung, Meckerei, Spott und Satire gewesen.[8]

Der Wandel:

Nach dieser langen Zeit hat er dann einen neuen Weg eingeschlagen, indem er anfing, den Qur`ān aus einer literarischen Sicht zu studieren. Danach schrieb er zahlreiche Artikel, in denen er die Lage der Gesellschaft massiv kritisiert hat. Dann beteiligte er sich an der Revolte gegen die herrschende Königsfamilie in Ägypten, bis der König dann schließlich am Ende inhaftiert wurde. Er schloss sich danach der „Muslimischen Bruderschaft“ (Ikhwān al-Muşlimīn) an. Dabei zeichnete er sich selbst eine neue Methodik (Manhadj) auf, das aber weiter im Rahmen der „Muslimischen Bruderschaft“ blieb. Seine neue Richtung wurde in geheim organisierten Zellen weiterverbreitet, die jedoch später entlarvt wurden, sodass er diesbezüglich verurteilt und dann auch hingerichtet wurde.

Welche Erkenntnisse kann man aus seinem Lebenslauf gewinnen?

In seinem gesamten Lebenslauf lässt sich nichts wiederfinden, dass darauf schlissen könnte, dass er in irgendeine Form die islamische Lehre, die ja aus Tauĥīd, Ĥadīth, Taffşīr, Fiqh, Uşūl al-Fiqh und so weiter besteht, bei einem anerkannten Gelehrten der Muslime studiert hat. Sein Wissen erlangte er durch Selbststudium – Allah allein weiß, auf welche Quellen er sich dabei gestützt hat. Tatsache ist, dass er Bücher über Hexerei, Schwindelei, Sufismus, Grabesanbetung und Märchenerzählung besaß. Außerdem las er auch zahlreiche Literaturen der Schiiten, der Khawāridj und der Mu’tazilah. Somit war er weit entfernt gewesen von den Büchern der Leute der Şunnah und den Berichten der Gefährten. Diesen authentischen Quellen hat er keinerlei Aufmerksamkeit geschenkt. Deshalb waren seine Feststellungen voller Falschheit und Abweichung von der Wirklichkeit des Islams gewesen, sei es in Bezug auf die Fundamente des Glaubens oder auch bezüglich seiner Details.

Somit wäre es doch ein unglaublicher Betrug, wenn man ihn den Muslimen als Vorbild präsentieren würde, nach dessen Rechtleitung sie sich orientieren und dessen Şunnah sie verinnerlichen sollten. Derjenige, der die Gottesfürchtigen nicht zu seinen Vorbildern nimmt  – der ja als aller erstes Muĥammad, möge Allah ihn loben und Heil schenken, ist, dann seine Gefährten und dann die Gelehrte, die ihnen darin auf beste Weise gefolgt sind – der hat es nicht verdient, nach ihm das Vorbild der Gottesfürchtigen zu sein. Denn die Religion ist auf das Befolgen aufgebaut und nicht auf das Erfinden. Nur so kann die Religion geschützt bleiben und rein sein von jeglichen Makel. Und Allah weiß es am besten!

 

 



[1]
Buch von al-Khālidī (S.36); „Szenen des Jüngsten Tages im Qur`ān“ („Maschāhid al-Qiyāmah fī l-Qur`ān“, S.5)

[3]Buch von al-Khālidī (S.25); „Ein Kind aus dem Dorf“ von Şayyid Quttb („Tiffl mina l-Qaryah“, S.86)

[4]Buch von al-Khālidī (S.65); „Ein Kind aus dem Dorf“ (S.127)

[5]Buch von al-Khālidī (S.66); „Ein Kind aus dem Dorf“ (S.139, 141)

[6]Anm. des Übersetzers: Die Waffd-Partei (Waffd, „Delegation“) ist eine ägyptische nationalistische Partei, die heute als "liberal" bezeichnet wird und einige wenige Mandate im Parlament besitzt.

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