Das Gedenken des Toten mit einer Trauerfeier

 


Frage:

Was ist das Urteil über die Zubereitung von Essen in der Zeit der Trauer? Und darf man eine Veranstaltung organisieren, die an diesen Toten erinnert und wo darin der Qur`ān gelesen wird?

 

Antwort:

Alles Lob gebührt Allah.

Scheich Ibn Bāz hat gesagt: „Es ist besser, dass Nachbarn und Verwandten das Essen in ihren eigenen Häusern zubereiten und es dann der Familie des Verstorbenen zukommen lassen. Denn es ist über den Gesandten Allahs –möge Allah ihn loben und Heil schenken – überliefert worden, daß als er vom Tod seines Cousins Dja’far Ibn Abi Tālib – Allahs Wohlgefallen auf ihm – hörte, der während der Schlacht von Mu`tah starb, ordnete er seiner Familie an, sie sollen Essen für die Familie von Dja’far zubereiten, indem er sagte: „Zu ihnen ist etwas gekommen, das sie beschäftigen wird.“

Es ist jedoch für die Familie des Verstorbenen nicht gestattet, Essen für die Menschen im Interesse des Verstorbenen zu zubereiten. Dies ist eine der Maßnahmen der Djāhiliyyah, egal ob es am Tage des Todes, am vierten oder am zehnten Tag nach dem Tod zubereitet wird, oder dann auch nach einem Jahr. All das ist nicht zulässig, weil berichtet wurde, dass Djarīr Ibn ’Abdullah al-Badjalī – Allahs Wohlgefallen auf ihm – der ein Gefährte des Propheten –möge Allah ihn loben und Heil schenken – war, sagte: „Wir haben das Treffen mit der Familie des Verstorbenen und die Zubereitung von Essen nach der Beerdigung als eine Art des Klagens (Niyāĥah) betrachtet.“

Doch wenn während der Trauerzeit Gäste zur Familie des Verstorbenen kommen, dann ist nichts Falsches daran, wenn sie ihnen Essen aus Gründen der Gastfreundschaft zubereiten. Es ist auch nichts Falsches daran, wenn die Familie des Verstorbenen ihre Nachbarn und Verwandten zu sich einlädt, um mit ihnen zusammen das zu speisen, was ihnen gebracht wurde. Und Allah ist die Quelle der Kraft.“

[Madjmū’ Fatāwah wa Maqālāt Mutanawwi’ah li Şamāĥat asch-Scheich al-’Allāmah ’Abd al-’Azīz Ibn ’Abd Allah Ibn Bāz – möge Allah mit ihm gnädig sein, Band 9, S. 325].

Scheich Ibn ’Uthaimīn hat gesagt: „Es ist nicht Şunnah, dass ein Prediger an einer Trauerfeier teilnimmt, um die Familie des Verstorbenen zu ermahnen, so dass auch andere Anwesende dies hören können. Vielmehr ist das Organisieren von Trauerfeiern nicht erwünscht (Makrūh), so wie es von vielen Gelehrten festgestellt wurde. Einige von ihnen haben sogar erklärt, dass es eine Neuerung (Bid’ah) ist. Daher ermutigen wir unsere muslimischen Brüder dazu, dieses nicht zu tun, das heißt, dass sie keine Sitzungen organisieren sollen, an denen sie die Anteilnahme ihrer Mitmenschen erhalten. Denn:

Erstens:          Diese Tat gehört nicht zur Rechtleitung des Propheten  – möge Allah ihn loben und Heil schenken – und auch nicht zur Art und Weise der Gefährten (Şaĥābah).

Zweitens:       Es ist so, als würde diese Person, die solch eine Trauerfeier organisiert und erwartet, dass die Menschen zu ihm kommen, indirekt sagen: „O ihr Menschen, mir ist ein Unglück widerfahren, kommt her und tröstet mich.“ Dies ist etwas, das sich nicht für einen gehört, der Weise ist. Vielmehr sollte derjenige, der mit solch einer Katastrophe heimgesucht wurde, dieses geduldig ertragen, ohne dabei irgendwelche Leute direkt oder indirekt dazu aufzurufen, ihn diesbezüglich zu trösten.

Drittens:         Manche Menschen gehen sogar bis zum Äußersten in Bezug auf solche Treffs, so dass diese dann schon Hochzeiten gleichen. Wenn man durch einige Stadtviertel geht, dann sieht man Häuser, die mit elektrischen Lichterketten geschmückt sind, die Eingangstüren stehen weit offen, Stühle und Schirme werden vor dem Haus aufgestellt und die Menschen kommen und gehen so, als wäre man auf einer Hochzeit. Zweifellos ist dies nicht Şunnah, sondern im klaren Widerspruch zur Şunnah. Dies bringt die Menschen nur dazu, dass sie solche Ereignisse lediglich körperlich wahrnehmen. Sie wollen sich mit diesen Erscheinungsbilder zeigen. Sie machen es wenig aus Hoffnung auf Belohnung oder indem sie es mit Geduld ertragen. Es ist nicht mehr, als körperliche Aktivitäten geworden.

Vielmehr sollte das Haus so bleiben, wie es war und auch die Leute so, wie sie waren. Sie sollten es mit Geduld ertragen und sich gegenseitig darin stärken, geduldig zu sein. Dies ist die Şunnah. Daher, als die Nachricht vom Tod von Dja’far Ibn Abi Tālib – Allahs Wohlgefallen auf ihm – zum Prophet  – möge Allah ihn loben und Heil schenken – gelangte, sagte er: „Bereitet der Familie von Dja’far Essen zu, denn zu ihnen ist etwas gekommen, das sie beschäftigen wird.“ Er hat nicht gesagt, geht zu ihnen, versammelt euch dort und isst mit ihnen, sondern: „Bereitet der Familie von Dja’far Essen zu, denn zu ihnen ist etwas gekommen, das sie beschäftigen wird.“ Das bedeutet, dass dieser Schicksalsschlag sie von der Zubereitung des Essens ablenken wird. Denn egal wie viel Vertrauen der Mensch (in Allah) hat, so wird seine Seele trotzdem aufgeregt sein, vor allem, wenn es sich dabei um ein großes Unglück handelt. Doch wenn die Menschen versammelt werden und ihnen Speisen angeboten wird, so sehen die Gefährten (Şaĥābah) in dieser Zubereitung von Essen und Versammlung der Menschen eine Art der Niyāĥah (das Jammern für den Verstorbenen).

Daher sagen wir zu unseren Brüdern folgendes: Erleichtert euch eure Sache selbst und belastet euch nicht mit diesen Maßnahmen, die nur die Bid’ah erhöht, die weder zur Zeit des Propheten – möge Allah ihn loben und Heil schenken – noch zur Zeit seiner Gefährten bekannt war. Wir sagen diese Worte und sagen zu dem, der sie hört: Wenn du etwas aus der Şunnah des Propheten – möge Allah ihn loben und Heil schenken – hast, die solche Trauerfeiern unterstützt, dann teile uns dies mit, und wir werden dieser mit Hilfe Allahs folgen. Doch wenn du keine Belege dafür hast, warum führst du dann etwas Neues in die Religion ein, das weder der Gesandte Allahs – möge Allah ihn loben und Heil schenken – durchgeführt hat noch seine Gefährten? Hast du nicht gehört, dass der Gesandte Allahs – möge Allah ihn loben und Heil schenken – sagte: „Ich fordere euch auf, bleibt bei meiner Şunnah und auf den Weg der rechtgeleiteten Kalifen, die nach mir kommen. Haltet daran fest und klammert euch mit euren Zähnen daran. Und hütet euch vor den neu erfundenen Dingen.“

Wir sagen also: Ladet keine Gelehrten zu solchen Versammlung der Familie des Verstorbenen ein, um ihnen zu predigen. Wenn wir jedoch sehen sollten, dass jemand seine Trauer kaum noch ertragen kann, dann sollten wir zu ihm gehen, zusammen mit einem Familienmitglied oder einem Strebenden nach Wissen (Tālib al-’Ilm), der ihm bekannt ist und mit ihm sprechen und ihm Worte sagen wie: Fürchte Allah und sei geduldig. Allah gehört das, was Er genommen hat und zu Ihm wird noch zurückkehren, was Er gelassen hat. Für alles hat Er eine Frist festgesetzt. Dies ist eine Sache, die fünfzigtausend Jahre vor der Schaffung der Himmel und der  Erde beschlossen wurde. Das, was beschlossen ist, wird unweigerlich geschehen. Der Gesandte Allahs – möge Allah ihn loben und Heil schenken – hat gesagt: „Und wisse, dass das, was dir zugestoßen ist, dich nicht verfehlen konnte, und das, was dich verfehlt hat, dir nicht zustoßen konnte.“ Deine verbitterte Trauer und Tränen werden nichts daran ändern, sondern es nur noch schlimmer machen. Weißt du denn nicht, dass der Gesandte Allahs – möge Allah ihn loben und Heil schenken – gesagt hat: „Der Verstorbene leidet, wenn seine Familie um ihn weint.“ Ein ganz gewöhnlicher Mensch soll auf gewöhnliche Weise kommen und mit demjenigen reden, der von diesem Unglück überwältigt wurde, um es für ihn leichter zu machen. Doch, dass eine Versammlung organisiert wird und ein Prediger gebracht wird, um die Menschen zu ermahnen usw., so ist all dies eine Neuerung in der Religion. [Fatāwah Nūr ’Ala d-Darb].

 

Und Allah weiß es am besten!

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