Frage:
Ich stehe kurz davor, bei einer Familie um die Hand ihrer Tochter anzuhalten. Kann ich meiner Verlobten einen Verlobungsring schenken?
Antwort:
Gepriesen sei Allah.
Das Tauschen der Ringe bei einer Verlobung oder bei einer Eheschließung hat eine lange Tradition, jedoch ist dies eine Tradition der Christen. Dieser Brauch ist leider trotzdem weit verbreitet unter den Muslimen. An dieser Tradition sind dann auch meistens irgendwelche Riten gebunden, die verabscheuungsvoll sind, wie zum Beispiel der Glaube daran, dass dies die Liebe und die Verbundenheit zwischen den Ehepartnern stärkt und dass es Unglück bringt, wenn man diesen Ring verliert oder ähnliches.
Hier nun einige historische Überlieferungen über den Ursprung des Ringetauschens:
- Die Magie: Die Magier behaupten, dass der Ehering ein magischer Kreis ist. Er schützt deshalb alles im Kreis Befindliche und wehrt Böses, das von außen eindringen will, ab.
- Bei den Indern war der Ehering am Anfang nur ein Faden, wie dort aus einer 1000 Jahre alten Überlieferung berichtet wurde. „Mit diesem bunten Liebesfaden, dessen Knoten Wahrheit ist, binde ich dein Herz, deinen Geist. Dein Herz sei mein Herz, mein Geist sei dein Geist“, sprach der Bräutigam damals während der Hochzeit-Zeremonie und band der Braut einen goldenen Faden um den Finger.
- Die alten Ägypter und auch die Römer trugen den Trauring am vierten Finger der linken Hand. Dies lag an dem Glauben, dass von diesem Finger aus eine Ader, die „Vena amoris“ („Liebesader“), direkt zum Herzen und somit zu der Liebe führt.
- Das kirchliche Ritual des Ringetauschens wurde im 13. Jahrhundert zu einer festen Einrichtung.
- Im Judentum gibt es ebenfalls einen Hochzeitsring, der aber nur zeremoniell genutzt wird. Hier wird der Braut während der Trauung ein Ring an den rechten Zeigefinder gesteckt. Der Ring sollte vor Unheil schützen, man rechnete mit Unglück und Feinden, wenn er verloren ging.
- Im Badischen legte man einem kranken Kind den Ehering sogar auf die Brust. Das Kind sollte dadurch von seiner Krankheit geheilt werden.
Man sieht hier ganz deutlich, dass der Ursprung des Ringetauschens sich auf Schirk basiert. Auch wenn jemand nun diesen Ring tragen sollte, während er an keines dieser Dinge glaubt und völlig überzeugt ist, dass dies lediglich ein Stück Eisen ist, das weder Schaden abwehren noch Nutzen bringen kann, bleibt diese Tat trotzdem zumindest verhasst.
Scheich Ibn ’Uthaimīn hat gesagt: „Der Ehering ist ein Ring, den ein Mann seiner Frau schenkt. Es gibt Menschen, die ihrem Ehepartner diesen Ring bei der Hochzeit schenken. Diese Tradition war früher bei uns Muslimen nie bekannt gewesen. Scheich al-Albānī – möge Allah mit ihm gnädig sein – hat gesagt: „Dies wurde von den Christen übernommen. Wenn ein Paar kirchlich heiraten wollte, dann sind sie zum Priester gegangen und haben dort Ringe ausgetauscht. Ich weiß zwar nicht genau, wie diese Zeremonie dort abgehalten wird, doch ich sage: Diese Tradition wurde von den Christen übernommen, deshalb ist es vorrangig, dass wir es nicht tun, um andere damit nicht nachzuahmen.“ Ich füge zu dieser Aussage noch folgendes hinzu: „Einige Menschen verknüpfen diese Zeremonie mit Aberglaube. Er schreibt seinen Namen auf den Ring, den er ihr schenkt und sie umgekehrt. Das soll symbolisieren, dass sie unzertrennbar sind. Dieser Glaube beinhaltet eine Art des Schirk. Oder sie glauben, dass dadurch ihre Liebe und ihre Zuneigung zueinander gestärkt wird. Dieser Brauch ist mit diesem Aberglauben verboten. Dieser Ehering ist nun zweimal vorbelastet: Einmal, da er von den Christen übernommen wurde und einmal, da es zu einer Art des Schirk wurde, wenn geglaubt wird, dass dieser Ring ein Grund für Zusammenhalt und Liebe ist […]. Deshalb sehen wir, dass es besser ist, wenn man solch einen Ehering nicht trägt.“[1]
Scheich Ibn ’Uthaimīn – möge Allah mit ihm gnädig sein – sagte auch: „Ich finde, dass das Tragen von Eheringen zumindest verhasst ist, wenn nicht schlimmer. Denn dieser Brauch wurde von Nicht-Muslimen übernommen. Jeder Muslim sollte deshalb zusehen, dass er sich vom Nachahmen anderer befreit. Wenn dieser Brauch dann auch noch mit einem Aberglauben verbunden ist, dann ist dies schlimmer und schwerwiegender, wie zum Beispiel, dass geglaubt wird, dass diese Eheringe den Zusammenhalt untereinander und die Liebe zueinander stärken. Wie viele gibt es, die einen Ehering tragen und glauben, dass ihr Zusammenhalt und ihre Liebe dadurch gestärkt wird, sie aber trotzdem zerstritten und verfeindet sind, mehr als andere, die vielleicht keinen Ehering tragen.“[2]
Es ist aber auf jeden Fall verboten, dass ein Mann seiner Verlobten diesen Ring anzieht oder auch umgekehrt. Sie ist für ihn immer noch eine fremde Frau, die er weder anfassen noch ihr die Hand geben darf. Wir empfehlen dir lieber Bruder, solch einen Ehering nicht zu tragen. Du kannst deine zukünftige Frau später immer noch reichlich beschenken.
Und Allah weiß es am besten!
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[1] Al-Liqā` asch-Schahrī (1/46)
[2] Madjmū’ al-Fatāwah (18/112)