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Allah, der Allmächtige, sagte:
«وقضى ربك ألا تعبدوا إلا إياه وبالوالدين إحساناً»
"Und dein Herr hat bestimmt: "Verehrt keinen außer Ihm, und (erweist) den Eltern Güte.""1
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Seine Aussage "hat bestimmt" entspricht also dem Willen des erhabenen Allahs, Der Sich in zwei Kategorien unterteilen lässt:
1. Die gesetzliche Bestimmtheit (Qadā` Schar’ī).
2. Die universelle Bestimmtheit (Qadā` Kaunī).
Die gesetzliche Bestimmtheit: Dieser kann von demjenigen, über ihn bestimmt wurde, umgesetzt werden oder auch nicht. Und diese Bestimmtheit ist nur in Dingen, die Allah liebt. Ein Beispiel hierfür ist der folgende Vers: "Und dein Herr hat bestimmt: "Verehrt keinen außer Ihm." Hier bedeutet die Bestimmtheit folgendes: „Er hat euch erlassen.“ Oder auch: „Er hat euch befohlen.“
Die universelle Bestimmtheit: Diese muss eintreffen. Sie kann sich in Dingen widerspiegeln, die Allah liebt, aber auch in Dingen, die Ihm verhasst sind. Ein Beispiel hierfür ist der folgende Vers: "Und Wir hatten den Kindern Israels in der Schrift dargelegt: "Seht, ihr werdet gewiss zweimal im Land Unheil anrichten, und ihr werdet gewiss sehr überheblich sein.""2 Diese Bestimmtheit hier ist universell, denn der erhabene Allah befiehlt nicht mit dem Anrichten von Unheil auf der Erde, da Ihm diese Tat verhasst ist.
Seine Aussage: "Verehrt keinen" ist hier erst einmal allgemeingültig. Das heißt, man darf niemanden verehren oder dienen. Doch nach dieser allgemeinen Aussage kommt nun die Ausnahme, die Er gemacht hat, nämlich:
Seine Aussage: "außer Ihm". Das heißt: Niemand darf verehrt werden, außer der erhabene Allah. Der erhabene Allah ist die einzige Ausnahme im Bezug auf Verehrung und Dienerschaft.
Verwirrungen und die Antworten darauf:
Wenn gesagt wird: „Es ist nun bewiesen, dass Allah mit einer universellen Bestimmtheit befohlen hat, die Ihm jedoch verhasst ist. Doch wie kann es sein, dass Allah mit Dingen befielt, die Ihm verhasst sind?“
Die Antwort darauf lautet wie folgt: Die Dinge, die man liebt, unterteilen sich in zwei Kategorien:
- Man liebt diese Sache an sich.
- Man liebt das, was sich aus dieser Sache ergibt.
Das heißt, dass man vielleicht eine Sache an sich zwar hassen kann, doch das, was sich daraus ergibt, wieder liebt, da sich daraus eine Weisheit und ein Nutzen ergeben haben. Somit kann diese eine Sache aus der einen Sicht verhasst sein, aber aus der anderen Sicht geliebt.
Ein Beispiel dafür ist folgendes: Das Unheil anrichten auf der Erde von den Kindern Israels ist an sich eine Tat, die Allah verhasst ist. Denn der erhabene Allah mag weder das Unheil noch die Unheilstifter. Doch die Weisheit, die sich dahinter verbirgt, die liebt der erhabene Allah.
Und so verhält es sich auch mit Dingen wie Hungersnot, Dürre, Krankheiten und Armut. All diese Dinge sind Allah verhasst, da Allah barmherzig ist und Er es nicht mag, Seine Diener mit eines dieser Dinge zu schaden. Im Gegenteil, Er mag es Seinen Dienern einfach zu machen. Doch trotz alledem bestimmt er es Seinen Dienern für eine Weisheit, die sich daraus ergibt. Somit sind diese Dinge bei Allah aus der einen Sicht verhasst, doch mag Er es aus der anderen Sicht.
Der erhabene Allah hat gesagt: "Unheil ist auf dem Festland und auf dem Meer sichtbar geworden um dessentwillen, was die Hände der Menschen gewirkt haben, auf dass Er sie die (Früchte) so mancher ihrer Handlungen kosten lasse, damit sie sich besännen."3
Wenn jemand sagt: „Wie kann es sein, dass man eine Sache aus der einen Sicht mag, doch gleichzeitig aus der anderen Sicht wieder hasst?“
Die Antwort darauf lautet: Wenn einem kranken Menschen ein Medikament verschrieben wird, das bitter ist, übel riecht und eine abstoßende Farbe hat, dann nimmt er dieses Medikament ein, während er dieses hasst, da es bitter schmeckt, übel riecht und eine abstoßende Farbe hat. Doch gleichzeitig liebt er es für das, was es an Heilung mit sich bringen kann. Und so verhält es sich auch mit einem Arzt, der seinen Patienten mit einem auf Feuer erhitztes Eisenstück kauterisiert4. Der Patient empfindet starke Schmerzen bei dieser Behandlung, deshalb hasst er es für diese Schmerzen. Doch liebt er es wiederum aus der anderen Perspektive für sie Heilung, die Allah darin gelegt hat.
Wenn gesagt wird: „Warum gehört Seine Aussage "Und dein Herr hat bestimmt: "Verehrt keinen außer Ihm…"" nicht zur universellen Bestimmtheit?“
Meine Antwort darauf lautet wie folgt: Das kann niemals vorkommen. Denn das würde heißen, dass ausnahmslos alle Menschen allein Allah dienen würden. Und das ist nicht der Fall. Deshalb ist es eine gesetzliche Bestimmtheit, die sowohl vorkommen kann als auch nicht.
Diese Ansprache im Vers gilt dem Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken. Doch der erhabene Allah hat gesagt, "Und dein Herr hat bestimmt: "Verehrt keinen außer Ihm…"" und nicht, „verehre keinen außer Ihm.“ Das heißt, im ersten Teil des Verses verwendete Er die Form zweite Person Singular und im zweiten Teil, die Form zweite Person Plural. Analog dazu ist auch Seine folgende Aussage: "O du Prophet, wenn ihr euch von den Frauen scheidet…"5 Auch hier gilt die Ansprache im ersten Teil des Verses dem Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken. Und die Ansprache im zweiten Teil des Verses ist dann allgemein. Welcher Nutzen ergibt sich nun aus diesem stilistischen Mittel?
Meine Antwort darauf lautet wie folgt: Folgender Nutzen ergibt sich aus der Verwendung dieses stilistischen Mittels:
- Warnung an den Zuhörer. Der Zuhörer wird hier auf eine bestimmte Sache aufmerksam gemacht.
- Der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, ist der Führer seiner Gemeinschaft. Wenn eine Ansprache an ihn gerichtet wird, so ist sie automatisch auch an seine gesamte Gemeinschaft gerichtet.
- Der Hinweis darauf, dass alles, was dem Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, angeordnet wurde, sowohl für ihn als auch für seine gesamte Gemeinschaft gilt, außer in Dingen, in denen er allein beabsichtigt wurde und die Beweise dieses auch belegen.
- In diesem speziellen Vers wird darauf hingewiesen, dass der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, ein Unterwürfiger ist und kein Herr, ein Diener und nicht jemand, der angebetet wird. Es genügt ihm an Ehre, dass er ein Diener des erhabenen Allahs ist. Deshalb beschreibt ihn der erhabene Allah mit der Eigenschaft der vollkommenen Dienerschaft. Der erhabene Allah sagte verteidigend über ihn: "Und wenn ihr im Zweifel seid über das, was Wir auf Unseren Diener herabgesandt haben…"6 In einem anderen Vers bekräftig der erhabene Allah Seinem Diener, möge Allah ihn loben und Heil schenken, das Prophetentum und seine Botschaft, indem Er sagt: "Voller Segen ist Er, Der die Unterscheidung zu Seinem Diener herabgesandt hat, auf dass er ein Warner für die Welten sei."7 In einem anderen Vers sagt der erhabene Allah in Zusammenhang mit der Nachtreise (al-Işrā`) und dem Aufstieg (al-Mi’rādj) über ihn: "Gepriesen sei Der, Der bei Nacht Seinen Diener…"8 Oder auch der Vers: "Und Er offenbarte Seinem Diener, was er offenbarte."9
Nun folgt folgendes: Die Kategorien der Dienerschaft. Die Dienerschaft unterteilt sich in drei Kategorien:
- Die allgemeine Dienerschaft: Diese bezieht sich auf die Rubūbiyyah, also der der Herrschaft Allahs. Bezüglich dieser Kategorie sind alle Geschöpfe gleich. Der erhabene Allah hat besagt: "Niemand in den Himmeln und auf der Erde wird zum Allerbarmer anders denn als Diener kommen können."10 Auch die Ungläubigen gehören zu dieser Kategorie.
- Die spezielle Dienerschaft: Diese ist eine Dienerschaft im Bezug auf den allgemeinen Gehorsam. Der erhabene Allah hat gesagt: "Und die Diener des Allerbarmers sind diejenigen, die sanftmütig auf der Erde schreiten."11 Diese umfasst all diejenigen, die Allah allein mit den Dingen dienen, die Er ihnen erlassen hat.
- Die besonders spezielle Dienerschaft: Dies ist die Dienerschaft der Gesandten, möge Allah sie loben und Heil schenken. Der erhabene Allah sagte über Nūĥ: "Er war wahrlich ein dankbarer Diener."12 Und Er sagte über Muĥammad: "Und wenn ihr im Zweifel seid über das, was Wir auf Unseren Diener herabgesandt haben…"13 Weiter sagte Er über die anderen Propheten: "Und gedenke Unserer Diener Abraham, Isaak und Jakob - Männer von Kraft und Einsicht."14 Diese Dienerschaft, die hier den Propheten zugeschrieben wird, ist eine besonders spezielle Dienerschaft, Denn niemand kann sie jemals in ihre Dienerschaft zu Allah übertreffen.
Seine Aussage: "…und (erweist) den Eltern Güte" bedeutet: Dein Herr hat damit befohlen, dass ihr euch gegenüber euren Eltern gütig erweisen sollt. Das Wort Eltern bezieht sich hier auf Mutter und Vater und all die Groß- und Urgroßeltern. Doch die Mutter und der Vater sind hier vorrangig. Je näher sie dir in der Verwandtschaft stehen, umso gütiger hast du sie zu behandeln. Iĥşān bedeutet in diesem Zusammenhang, dass man ihnen so viel Güte erweisen soll, wie man nur kann. In der Aussage des erhabenen Allahs "…und (erweist) den Eltern Güte" der ja erst nach seiner Aussage "Und dein Herr hat bestimmt: "Verehrt keinen außer Ihm…"" kam ist ein klarer Hinweis dafür, dass das Recht der Eltern gegenüber erst nach dem Recht des erhabenen Allahs gegenüber kommt.
Wenn gesagt wird: „Und wo ist das Recht gegenüber dem Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken?“
Meine Antwort darauf lautet wie folgt: Das Recht Allahs gegenüber beinhaltet bereits das Recht der Propheten gegenüber. Denn dem erhabenen Allah wird nur mit den Dingen gedient, was die Propheten erlassen haben. Und Seine Aussage: "Wenn ein Elternteil oder beide bei dir ein hohes Alter erreichen, so sage dann nicht „Pfui!“ zu ihnen und fahre sie nicht an, sondern sprich zu ihnen in ehrerbietiger Weise."15 Das heißt, du sollst ihnen kein Leid zufügen. In Seiner Aussage "Güte" heißt es, du sollst ihnen so viel Güte erweisen, wie du nur kannst. Und in Seiner Aussage "so sage dann nicht „Pfui!“ zu ihnen" bedeutet, du sollst ihnen kein Leid zufügen. Und das Wort „Uff“ (hier Pfui) ist ein Misston. Denn, wenn du gegenüber deinen Eltern solche Misstöne von dir gibst, dann fügst du ihnen damit Leid zu. Im Vers wird auch darauf hingewiesen, dass wenn die Eltern ein hohes Altern erreicht haben, sie für ihr Kind zu einer Last werden können. Deshalb sollte das Kind mit dieser Situation nicht verärgert sein und sein Missmut ihnen gegenüber zeigen. Er soll sie nicht anschimpfen, wenn sie etwas gesagt oder getan haben, was ihm missfallen hat.
Und Seine Aussage: "[…] sondern sprich zu ihnen in ehrerbietiger Weise" bedeutet: In einer sanften, gütigen, leisen und beruhigenden Weise, wie zum Beispiel, das du zu ihnen sagst: „Möge Allah eure Belohnung vermehren“ oder wenn sie dich um einen Gefallen bitten, dass du zu ihnen sagst, „ich stehe zu eurem Diensten“ oder ähnliches. Und ehrerbietige Worte beinhalten sowohl Formulierung als auch Wortwahl und Tonart. Das heißt, man sollte seine Stimme gegen sie nicht erheben, sondern für sie bei Allah beten und sich ihnen unterwerfen.
Unser Hauptaugenmerk in diesem Vers gilt Seiner folgenden Aussage: "Verehrt keinen außer Ihm…" Denn das ist der Tauĥīd, der sowohl die Abschreibung als auch die Zuschreibung beinhaltet.
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[1] al-Işrā` 17:23
[2] al-Işrā` 17:4
[3] ar-Rūm 30:41
[4] Bei der Kauterisation oder Kauterisierung wird Gewebe durch den Kauter zerstört. Dadurch kann z. B. eine Blutung gestoppt oder eine gutartige Wucherung entfernt werden. Der Kauter (griech. Verbrenner, Brenneisen) ist ein chirurgisches Instrument zum Kauterisieren, das heute als Elektrokauter in Form einer feinen, durch elektrischen Strom erhitzten Drahtschlinge zum Einsatz kommt. Im Wesentlichen dient der Kauter während einer Operation zur Blutstillung oder zum Schneiden. Die entsprechende Operationstechnik ist die Elektrokaustik.
[5] at-Talāq 65:1
[6] al-Baqarah 2:23
[7] al-Furqān 25:1
[8] al-Işrā` 17:1
[9] an-Nadjm 53:10
[10] Maryam 19:93
[11] al-Furqān 25:63
[12] al-Işrā` 17:3
[13] al-Baqarah 2:23
[14] Şād 38:45
[15] al-Işrā` 17:23