Al-Buchārī und Muşlim haben über Ibn ’Abbāş überliefert, dass er folgendes berichtet hat: „Der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, ging an einem Friedhof in Medina - oder in Mekka - vorbei und hörte die Stimme von zwei Menschen, die in ihren Gräbern gepeinigt wurden. Der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, sagte: „Sie werden gepeinigt, und dabei geht es um schwerwiegende Taten. Einer von den beiden pflegte sich während des Urinierens nicht vor der Öffentlichkeit zu schützen, und der andere ging herum und verbreitete üble Nachrede über die anderen.““
Dieses Thema handelt über die Gefahr der Zunge und über ihre niederschmetternde Krankheit, die einem sogar die Bestraufung Allahs mit sich bringt. Zu diesen Krankheiten gehört die üble Nachrede (an-Namīmah). An-Namīmah bedeutet, dass das Gerede der Leute weitererzählt wird, um das Feuer des Hasses und der Feindseligkeit zwischen ihnen zu entfachen und um die Beziehung unter ihnen zu zerstören. Der erhabene Allah verleumdete die Leute, die diese Tat begehen, als Er sagte: "Und gehorche keinem verächtlichen Schwörer, Verleumder, einem, der umhergeht, um üble Nachrede zu verbreiten […]."[1]
Das bedeutet, gehorche keinem verächtlichen Schwörer und höre ihm auch nicht zu, da er ständig schwört, obwohl er lügt. Außerdem auch keinem Verleumder oder jemandem, der umhergeht, um üble Nachrede zu verbreiten. Denn dieser geht bei den Menschen umher und zettelt Streitigkeiten unter ihnen an.
Die üble Nachrede (an-Namīmah) ist ein übler Charakter, da er Unheil schafft, Feindseligkeiten pflanzt und Gemeinschaften trennt. Er lässt die besten Freunde zu Feinde werden, Brüder zu Fremden und Eheleute zu Streitern. Dieses Übel – also das Übel der an-Namīmah – akzeptiert nur derjenige für sich, dessen Anstand bereits zerstört ist. Er wird zu einer Fliege, die überall Bakterien verteilt. Derjenige jedoch, der sich vor seinem Herrn fürchtet, der erlaubt seiner Seele nicht solch eine Charaktereigenschaft anzunehmen. Denn die üble Nachrede ist in all ihren Formen und Farben verboten (Ĥarām). Die schlimmste Form der üblen Nachrede ist diejenige, die zwischen Ehepaaren verbreitet wird, um Streit zwischen ihnen anzuzetteln. Diese üble Nachrede kann sogar dazu führen, dass sich ein Ehepaar scheiden lässt.
Wie oft hat die üble Nachrede rechtschaffenen Menschen schon Schaden zugefügt, als sie wegen ihr in Gefängnisse gesteckt wurden, nachdem sie in Sicherheit gelebt haben. Wie oft hat die üble Nachrede ihnen schon ihr Recht geraubt und sie in Problem gestützt. Wie oft hat schon die üble Nachrede Kindern und Frauen ihren Lebensunterhalt geraubt, ohne dass sie etwas getan haben.
Zu den Konsequenzen der üblen Nachrede gehört auch:
Sie hebt das Vertrauen vom Konkurrenten einer Ware oder einer Tätigkeit auf und stuft eine Person bei den Menschen von seiner eigentlichen Stellung ab. Die üble Nachrede gehört also zu den scheußlichsten Taten, die begangen werden können. Deshalb sagte der Gesandte Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, im Ĥadīth, den Aĥmad verzeichnet hat: „Die besten Diener Allahs sind jene, die wenn sie gesehen werden, Allah gedacht wird. Und die bösartigsten Diener Allahs sind jene, die umhergehen, um üble Nachrede zu verbreiten und jene, die zwischen Liebende trennen.“
Das bedeutet, dass es jene sind, die durch ihre üble Nachrede verantwortlich sind für Beschwernis, Härte, Unglück und Leid gegenüber Unschuldigen.
Derjenige also, der umhergeht, um üble Nachrede zu verbreiten, ist ein Feind der Liebe und ein Freund von Trennung und Uneinigkeit. Dieser soll sich jedoch mal selbst anschauen und sich fragen, ob er sein Inneres wirklich mit dieser üblen Nachrede befriedigen und seinen Durst nach Leid der Anderen stillen konnte? Glauben diese Ignoranten denn wirklich, dass sie eine gute Arbeit geleistet haben? Nein, bei Allah nicht! Wie viele Herzen haben sie bereits getrennt und wie viele Unschuldige haben sie mit ihren Worten, die durstig nach Abscheulichkeiten sind, getötet. Doch sie werden durch ihre Taten auch all die Lasten, Sünden und Fehltritte tragen werden.
Deshalb sollten diejenigen, die eiserne Zungen haben, gottesfürchtig sein und nur Gutes sprechen. Ihnen soll die Aussagen des Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, genügen, der gesagt hat: „Wer an Allah und den Jüngsten Tag glaubt, der soll Gutes sprechen oder schweigen.“[2]
Deshalb liebe Muslime, wenn jemand zu euch kommt und euch mitteilt, dass der und der, das und das über euch gesagt hat, dann lehnt das ab, was er euch erzählt und verbietet ihm, solche Nachrichten zu verbreiten. Erinnere ihn an die Aussage des Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, der gesagt hat: „Ein Verbreiter von üblen Nachreden wird nicht ins Paradies kommen!“[3]
Wir suchen Zuflucht bei Allah vor der üblen Nachrede und vor denen, die sie verbreiten.
Wenn ihr nun wisst, dass die üble Nachrede eine gefährliche Angelegenheit ist, die enormen Schaden und schmerzhaften Unheil mit sich bringt, dann sollte jeder von uns, wenn jemand zu ihm kommt und ihm erzählt, dass der und der, das und das über einen gesagt hat, an diese Dinge nicht glauben. Denn derjenige, der umhergeht, um üble Nachrede zu verbreiten, ist ein Frevler (Fāşiq). Der erhabene Allah sagte bezüglich Frevlern: "O ihr, die ihr glaubt, wenn ein Frevler euch eine Kunde bringt, so vergewissert euch (dessen), damit ihr nicht anderen Leuten in Unwissenheit ein Unrecht zufügt […]."[4]
Man muss solchen Verbreitern von übler Nachrede einen aufrichtigen Ratschlag (Naşīĥah) geben. Man muss sie an die Verse und Aĥādīthe erinnern, die über das Verbreiten von übler Nachrede handeln. Man muss ihnen den Schaden klar machen, den sie durch ihre Taten anrichten. Man muss sie dazu auffordern, über ihre Brüder nicht schlecht zu denken. Denn der erhabene Allah hat gesagt: "O ihr, die ihr glaubt! Vermeidet häufigen Argwohn; denn mancher Argwohn ist Sünde."[5]
Es wird über Ibn ’Ummar Ibn ’Abdul-’Azīz berichtet, dass eines Tages ein Mann zu ihm kam und über einen anderen redete. Ibn ’Ummar hat dann gesagt: „Wenn du möchtest, dann werden wir dieser Sache nachgehen. Wir werden dann feststellen, ob das, was du über ihn erzählt hast, auch der Wahrheit entspricht. Wenn du jedoch gelogen hast, dann gehörst du wahrlich zu denen, über die der erhabene Allah gesagt hat: "O ihr, die ihr glaubt, wenn ein Frevler euch eine Kunde bringt, so vergewissert euch (dessen) […]." Und wenn du die Wahrheit gesprochen hast, dann gehörst du zu denen, über die der erhabene Allah gesagt hat: "Und gehorche keinem verächtlichen Schwörer, Verleumder, einem, der umhergeht, um üble Nachrede zu verbreiten […]." Wenn du aber willst, dann vergeben wir dir.“ Der Mann sagte: „Dann vergebe mir, O Führer der Gläubigen. Ich werde so etwas nieder wieder tun.“
Wisse auch, dass derjenige, der über andere redet und dir ihre Geheimnisse preisgibt, genauso über dich reden kann und bei den anderen deine Geheimnisse preisgeben kann.
Es wird berichtet, dass Şulaimān Ibn ’Abdul-Malik eines Tages mit az-Zahri, möge Allah mit ihm gnädig sein, saß und ein Mann zu ihm kam. Şulaimān sagte zu ihm: „Mir ist zu Ohren gekommen, dass du über mich schlecht geredet hast, indem du das und das gesagt hast.“ Der Mann antwortete: „Das stimmt nicht. So etwas habe ich nie gesagt.“ Şulaimān antwortete: „Derjenige, der mir dies berichtet hat, ist ein ehrlicher Mann.“ Daraufhin sagte az-Zahri zu ihm: „Einer, der umhergeht, um üble Nachrede zu verbreiten, spricht nicht die Wahrheit.“ Şulaimān sagte dann zu diesem Mann: „Gehe in Frieden.“
Liebe Muslime. Achtet auf eure Zungen und vor dieser Tat, nämlich der üblen Nachrede. Helft einander nicht in Sünde und Übertretung, denn der erhabene Allah hat gesagt: "Und helft einander in Rechtschaffenheit und Frömmigkeit; doch helft einander nicht in Sünde und Übertretung."[6]
Deswegen nannte es der Gesandte Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, auch: „Der Schneider. Ich sage nicht, dass er das Haar schneidet, sondern er zerschneidet die Religion.“
Ein Muslim sollte sich in den Dingen einsetzen, die die Muslime zusammenbringen und nicht trennen. Er sollte all das hassen, die die Gemeinschaft splittert und allen nur Schaden bringt. Ein Muslim sollte keine üble Nachrede verbreiten, nachdem er ja nun weiß, dass dies ein Grund ist für die Bestrafung im Grab. Denn der Gesandte Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, hat ja gesagt: „[…] und der andere ging herum und verbreitete üble Nachrede über die anderen.“
Möge Allah unsere Zungen vor der üblen Nachrede bewahren und uns standhaft in unserer Religion machen. Und Lob und Heil seien auf Seinen Gesandten.