Vers: "Und lasse mich und meine Kinder es meiden, Götzen zu dienen."

 (Allahs) Freund, Allahs Heil auf ihn, sagte: "Und lasse mich und meine Kinder es meiden, Götzen zu dienen."[1]

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Seine Aussage: „(Allahs) Freund, Allahs Heil auf ihn, sagte: "Und lasse mich und meine Kinder es meiden, Götzen zu dienen."“ Der Freund Allahs (al-Khalīl) ist Ibrāhīm, Allahs Heil auf ihn. Er wird Allahs Freund genannt, weil der erhabene Allah ihn zum Freund nahm, so wie Er es gesagt hat: "Und Allah nahm sich Ibrāhīm zum Freund (Khalīl)."[2] „Al-Khullah“ (von dem das Wort al-Khalīl abstammte) ist die höchste Ebene der Liebe. Das bedeutet, dass ihn Allah in höchster Form liebt. Diese Ebene der Liebe erreichte nur Ibrāhīm und Muĥammad, möge Allah sie loben und Heil schenken.

Seine Aussage: "Und lasse mich […] es meiden." Das bedeutet, halte mich von dieser Sache fern und lass mich weit davon entfernt sein. "[…] Götzen zu dienen." Er fürchtete sich davor, Götzen zu dienen.

Obwohl Ibrāhīm diese besondere Stellung bei Allah genoss und obwohl er den Schirk bekämpft und die Götzen vernichtet hat und deswegen auch viel Leid erdulden musste, als er sogar ins Feuer geschmissen wurde, fürchtete er sich trotzdem davor, in Schirk zu fallen, da die Herzen zwischen den Fingern Allahs sind (und Er kann sie wenden, wann immer Er will). Derjenige, der noch am Leben ist, ist vor der Versuchung nie sicher. Deshalb sagten einige Şalaf: „Wer kann sich vor der Heimsuchung noch sicher fühlen, nachdem selbst Ibrāhīm sich davor fürchtete?“ Ibrāhīm fürchtet sich davor, in Schirk zu fallen, als er sah, wie viele Menschen bereits in Schirk gefallen waren. Er sagte über die Götzen: "Mein Herr, sie haben viele von den Menschen in die Irre geführt."[3]

Hierin ist die größte Widerlegung derer, die sagen: „Es herrscht keine Furcht mehr, dass die Muslime in Schirk geraten könnten, das ja nun alle gebildet und intellektuell sind. Der Schirk im Bezug auf Götzen, ist etwas primitives, über das der Gebildete und Intellektuelle schon längst hinweg ist. Das, was wir im Bezug auf die Menschen befürchten ist, dass sie in Schirk al-Ĥākimiyyah geraten (Schirk gegenüber den Machthabern).“ Dabei beharren sie immer wieder auf diese Sorte des Schirk und vernachlässigen und lehnen den Schirk ab im Bezug auf die Göttlichkeit Allahs (al-Ulūhiyyah) und dem Gottesdienst für Allah(al-’Ibādah). Das heißt also, dass Ibrāhīm, Allahs Heil auf ihn, und die anderen Propheten, einen Schirk abgelehnt haben, der primitiv war! Gleichzeitig haben sie nicht vor dem Schirk gewarnt, der eine wirkliche Gefahr darstellt, nämlich dem Schirk al-Ĥākimiyyah, so wie sie es sagen.

 

 

 



[1]
Ibrāhīm 14:35

[2] An-Nişā` 4:125

[3] Ibrāhīm 14:36

Vers: "Allah vergibt gewiss nicht, dass man Ihm (etwas) beigesellt. Doch was außer diesem ist, vergibt Er, wem Er will."

Und die Aussage des erhabenen Allahs: "Allah vergibt gewiss nicht, dass man Ihm (etwas) beigesellt. Doch was außer diesem ist, vergibt Er, wem Er will."[1]

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Er sagte: „Und die Aussage des erhabenen Allahs: "Allah vergibt gewiss nicht, dass man Ihm (etwas) beigesellt. Doch was außer diesem ist, vergibt Er, wem Er will."“ Dies ist eine Benachrichtigung Allahs über Sich Selbst. Es wird mit dem Wort „gewiss“ nochmals ausdrücklich bekräftigt.

Er "vergibt gewiss nicht, dass man Ihm (etwas) beigesellt." Hierin liegt die Gefahr des Schirk. Allah vergibt dem Muschrik nicht, obwohl Seine Barmherzigkeit alles überwiegt. Doch der Muschrik, fällt wegen der Gewaltigkeit seines Vergehens, nicht darunter. Derjenige, der stirbt, während er weiter noch Schirk begeht, ihm wird niemals vergeben werden. Das weist auf die enorme Gefahr des Schirk hin. Wenn also vom Schirk diese enorme Gefahr ausgeht, dann muss man sich davor unbedingt in Acht nehmen. Jede Sünde kann vergeben werden, außer dem Schirk. Dem Schirk kann man nur dann fernbleiben, wenn man ihn und seine Gefahr kennt.

In einem anderen Vers berichtet uns der erhabene Allah, dass Er dem Muschrik das Paradies verboten hat. Der Erhabene sagt: "Wer Allah (etwas) beigesellt, dem verbietet fürwahr Allah das Paradies, und dessen Zufluchtsort wird das (Höllen)feuer sein. Die Ungerechten werden keine Helfer haben."[2] Deshalb wird es einem Muschrik nie möglich sein, von den Köstlichkeiten des Paradieses zu kosten oder ihren Duft zu riechen.

Im dritten Vers sagt der erhabene Allah: "Die Götzendiener sind fürwahr unrein, so sollen sie sich der geschützten Gebetsstätte nach diesem, ihrem Jahr nicht mehr nähern!"[3]Der erhabene Allah hat es ihnen verwehrt, sich der geschützten Gebetsstätte (Maşdjid al-Ĥarām) zu nähern, weil sie unrein sind. Die Unreinheit des Schirk ist eine metaphonische Unreinheit. Den Maşdjid al-Ĥarām dürfen nur die Leute des Tauĥīds betreten: "Und sie waren nicht ihre Beschützer. Ihre Beschützer sind ja nur die Gottesfürchtigen! Aber die meisten von ihnen wissen nicht."[4]

Außerdem sind Blut und Eigentum eines Muschrik erlaubt. Der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, hat gesagt: „Mir wurde befohlen, die Menschen zu bekämpfen, bis sie bezeugen, dass kein anbetungswürdiger Gott da ist außer Allah. Wenn sie dies tun, haben sie sich dadurch von mir Schutz für ihr Blut und ihr Gut erworben, es sei denn, (sie begehen Taten, die) nach dem Recht des Islam (strafbar sind); und ihre Abrechnung ist bei Allah, dem Erhabenen.“[5]

 

 

 

 



[1]
An-Nişā` 4:48

[2] Al-Mā`idah 5:72

[3] At-Taubah 9:28

[4] Al-Anfāl 8:34

[5] Verzeichnet bei Bukhārī und Muşlim

KAPITEL 4: Die Furcht vor dem Schirk (Götzendienst)

Dieses Kapitel ist eine Fortführung der vorherigen Kapitel, was auf die Exaktheit des Wissens und Verständnisses des Autors, möge Allah mit ihm gnädig sein, verweist. Als er im ersten Kapitel die Wirklichkeit des Tauĥīds erwähnt hat, im Zweiten, den Vorzug des Tauĥīds und was er an Sünden sühnt und im Dritten, dass wer den Tauĥīd verwirklicht, das Paradies ohne Abrechnung betreten wird, sah er es als angebracht, das Gegensatz zum Tauĥīd zu erwähnen, nämlich Schirk.

Denn es reicht nicht aus, dass eine Person den Tauĥīd kennt und diesen umsetzt, nein, er muss auch den Gegensatz dazu kennen, nämlich den Schirk, aus Furcht in diesen zu fallen, der ihm dann seinen Tauĥīd zu Nichte macht. Denn derjenige, der eine Sache nicht kennt, läuft Gefahr, in diese zu geraten, so wie es der Führer der Gläubigen, ‘Ummar Ibn al-Khattāb, Allahs Wohlgefallen auf ihm, gesagt hat: „Die Bänder (‘Urwah) des Islams werden eine nach der anderen reißen, wenn es im Islam keinen mehr gibt, der die Djāhiliyyah kennt.“ Denn sie werden die Dinge, die zur Djāhiliyyah gehören, nicht kennen oder glauben, dass diese gut sind, obwohl sie zur Djāhiliyyah gehören. Dadurch, dass sie ihre Wirklichkeit nicht kennen, werden sie durch sie verwirrt sein und einige ihrer Dinge tun, obwohl diese zur Djāhiliyyah gehören. Genauso verhält es sich auch mit demjenigen, was ja viel gefährlicher ist, der den Schirk nicht kennt und auch nicht die Wege, die zu ihm führen. Auch kennt er nicht die Arten des Schirk und seine Gefahren. Dieser läuft Gefahr, in Schirk zu fallen, ohne es zu merken. Denn Unwissenheit ist eine tödliche Krankheit. Ein Dichter hat gesagt:

Die Schönheit einer Sache wird dadurch erkennbar,

wenn man gleichzeitig ihr Gegensatz kennt.

Denn ihr Gegensatz macht sie erst so sonderbar,

und sie erlöscht, wenn man diese trennt.

Den Wert der Gesundheit wird deswegen nur derjenige zu schätzen wissen, der krank ist. Und den Wert des Lichtes wird nur derjenige zu schätzen wissen, der sich in Dunkelheit befindet. Und den Wert des Wassers wird nur derjenige zu schätzen wissen, der durstig ist. Und den Wert der Nahrung wird nur derjenige zu schätzen wissen, der Hunger erlitten hat. Und den Wert der Sicherheit wird nur derjenige zu schätzen wissen, der in Angst lebt. Deshalb wird auch nur derjenige den Wert des Tauĥīds, seiner Gunst und seiner Verwirklichung zu schätzen wissen, der den Schirk kennt und die Angelegenheiten der Unwissenheit, um diese zu unterlassen und um mehr auf den Tauĥīd zu achten.

Hier wird auch der Fehler derjenigen ersichtlich, die sagen: „Es ist nicht notwendig, die falschen Glaubenslehren zu lernen und die falschen Schulen zu kennen. Warum sollten wir weiterhin die Mu’tazilah und die Djahmiyyah widerlegen, diese sind schon längst Geschichte. Lehrt den Menschen stattdessen nur den Tauĥīd, das reicht vollkommen.“ Andere wiederum sagen: „Ihr braucht ihnen den Tauĥīd nicht zu lehren, diese Menschen sind doch auf der Fittrah geboren und sind in einem muslimischen Land aufgewachsen. Den Tauĥīd werden sie schon durch ihre Fittrah und ihrer Umgebung erlangen.“ Es gibt wirklich Leute, die das sagen. Andere sagen weiter: „Die Menschen haben die Phase des Glaubens an Mythen bereits überschritten. Sie sind jetzt gebildet und wissen mehr. Es wird nicht passieren, dass sie noch einmal dem Schirk verfallen. Denn der Schirk herrschte in der Djāhiliyyah, als die Menschen noch naiv und primitiv waren.“ Für sie ist der Schirk in Angelegenheiten der Anbetung etwas Primitives. Der Schirk, den sie kennen, ist der politische Schirk, der Schirk gegenüber den Machthabern oder auch der „Schirk al-Ĥākimiyyah“.

Deshalb schenken sie der Ablehnung des Schirk auch keinerlei Beachtung, obwohl die Propheten entsandt wurden, um diesen abzulehnen. Ihre ablehnende Haltung gilt nur für den Schirk in der Herrschaft.

All das Gehört zur List des Teufels für die Kinder Adams. Unsere Pflicht ist jedoch, dass wir auch die Falschheit kennen müssen, so wie wir auch die Wahrheit kennen, um mit der Wahrheit zu arbeiten und die Falschheit zu unterlassen. Wegen diesem besonderen Anlass, hat der Scheikh das Kapitel „Die Furcht vor dem Schirk“ erwähnt, nachdem er in den vorherigen Kapiteln, den Tauĥīd und seine Vorteile erwähnt hatte und was er an Sünden sühnt und demjenigen bringt, der ihn verwirklicht. Diese sind gewiss eine besondere Gunst. Doch eine Person, die zu all dem gelangt ist, sollte den Gegensatz dazu fürchten. Er muss den Gegensatz kennen, um es zu unterlassen. Wir müssen wirklich auf solche Dinge Acht geben. Denn es gibt heutzutage viele Menschen, die im Lernen solcher Dinge kürzer getreten sind, nämlich im Lernen des Tauĥīds, des Schirk, der Scheinargumente und der Irreleitung. Sie enthalten sich diesen Dingen. All das geschieht entweder aus ihrer Unwissenheit und ihrer Unkenntnis heraus, oder weil sie gegen die Muslime intrigieren wollen und ihnen ihre ‘Aqīdah vernichten wollen. Wir müssen uns ernsthaft davor in Acht nehmen.

Wir haben gehört, wie einige sagten, dass derjenige, der die ‘Aqīdah der Mu’tazilah lehrt und diese widerlegt, jemand ist, der ein Grab steinigt. Denn sie sind bereits tot. Das sind ihre Worte. Wir sagen: Yā Şubĥānallāh! Gewiss, sie sind mit ihren Körpern gestorben, doch ihre Schulen existieren immer noch. Auch ihre Scheinargumente existieren noch. Und ihre Bücher werden immer noch gedruckt und kommentiert. Es werden weiterhin enorme Gelder für das Verbreiten dieser Bücher ausgegeben. Wie kann dann noch gesagt werden, dass wir das Reden über sie einstellen sollen, weil sie bereits verstorben sind. Auch der erhabene Allah hat die Scheinargumente der vergangenen Völker von den Muschrikīn erwähnt, wie zum Beispiel von Fir‘aun, Hāmān, Qārūn, dem Volk von Nūĥ, ‘Ād und Thamūd, obwohl die Völker bereits vergangen sind. Er erwähnte ihre Scheinargumente und widerlegte diese zugleich. Die Lektion liegt nicht in Personen, sondern in den (Lehr-)Schulen und den Scheinargumenten, die sie hinterlassen haben. Und jedes Volk hat ihre Nachahmer.

Deshalb sagte der Scheich: „Kapitel: Die Furcht vor dem Schirk.“ Das bedeutet, dass ein Muwaĥĥid den Schirk fürchten muss. Er darf nicht sagen: „Ich bin ein Muwaĥĥid, ich kenne den Tauĥīd gut. Der Schirk bildet keine Gefahr auf mich.“ Dies ist eine Verführung des Teufels. Niemand sollte sich selbst loben. Niemand kann sich vor der Versuchung sicher fühlen, solang er noch am Leben ist. Eine Person ist stets der Versuchung ausgesetzt. Es sind bereits Gelehrte in die Irre gegangen, die wissend waren. Sie sind abgewichen und hatten ein schlechtes Ende gehabt, obwohl sie Gelehrte waren. Die Gefahr ist groß! Niemand kann sich sicher sein, dass nicht auch er abweichen wird und sich in die Finsternis begeben wird oder dem Schirk verfallen wird. Deshalb ist es umso notwendiger, auch diese Dinge zu lernen, um Abstand davon zu halten und um auf Allah zu vertrauen und Ihn darum bitten, einen zu schützen und rechtzuleiten. "Unser Herr, lasse unsere Herzen nicht abschweifen, nachdem Du uns rechtgeleitet hast."[1] Fürchtet euch vor der Abschweifung, nachdem ihr rechtgeleitet wurdet. Derjenige, der rechtgeleitet ist, fürchtet sich am meisten vor der Abschweifung und dass ihr Ende schlecht wird und sie deshalb zu den Höllenbewohnern sein werden. Möge Allah uns ihm Guten bewahren.

 

 

 



[1]
Āli-‘Imrān 3:8

Ĥadīth: "Unter ihnen waren siebzigtausend, die das Paradies ohne Abrechnung oder Strafe betreten würden."

Ĥuşşain Ibn ‘Abdur-Raĥmān überlieferte: „Als ich einmal mit Şa’īd Ibn Djubair war, fragte er: „Wer von euch sah den Leuchtkörper gestern Nacht, der hinunter fiel?“ Ich antwortete: „Ich habe ihn gesehen“, und erklärte danach, dass ich zu dieser Zeit nicht beim Gebet war, weil ich von einem giftigen Skorpion gestochen wurde. Er sagte: „Was hast du dann getan?“ Ich erwiderte: „Ich wendete Ruqyā an, um (die Wunde) zu heilen!“ Er sagte: „Was brachte dich dazu, dies zu tun?“ Ich erwiderte: „Ein Ĥadīth, den ich von asch-Scha’bī hörte.“ Er fragte: „Welchen Ĥadīth überlieferte Scha’bī?“ Ich erwiderte: „Er berichtete von Buraidah Ibn al-Ĥuşaib, welcher sagte: „Es gibt keine Ruqyā, außer für die Behandlung vom bösen Blick (al-‘Ayn) und einem (giftigen) Stich.“ Er (Şa’īd Ibn Djubair) sagte: „Er tat gutes, daran anzuhalten, das er hörte (d.h. sich gemäß dem Wissen im Gegensatz zum Unwissen zu verhalten). Jedoch überlieferte uns Ibn ‘Abbāş, dass der Gesandte, möge Allah ihn loben und Heil schenken, sagte: „Alle Völker wurden mir vorgezeigt und ich sah einen Propheten mit einer kleinen Gruppe und einen Propheten mit zwei oder drei Leuten und einen Propheten ohne jemanden. Dann sah ich eine große Menge an Leuten, die ich für mein Volk (Ummah) hielt. Aber mir wurde gesagt, dass diese von Mūşā (Moses) und seinem Volk waren. Später erschien eine größere Gruppe und mir wurde gesagt, dass dies mein Volk war. Unter ihnen waren siebzigtausend, die das Paradies ohne Abrechnung oder Strafe betreten würden.“ Der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, stand daraufhin auf und ging in sein Haus und die Leute fingen an, darüber zu diskutieren, wer diese (siebzigtausend) sein könnten. Manche sagten: „Möglicherweise sind sie die Gefährten des Propheten Allahs.“ Andere sagten: „Möglicherweise gehören sie zu jenen, die im Islam geboren wurden und daraufhin Allah niemals Partner zur Seite gesetzt haben.“ Und während sie auf dieser Weise ihre Ansichten austauschten, kam der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, hinaus, und wurde über das Gesagte informiert. Er sagte: „Es sind jene, die sich weder mit Ruqyā behandeln, noch an gute und schlechte Omen glauben oder sich kauterisieren (Haut zur Blutstillung usw. ausbrennen bzw. anätzen) sondern ihr Vertrauen (nur) in ihren Herrn setzen.“ Daraufhin stand ‘Ukāschah Ibn Miĥşan auf und sagte (zum Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken): „Bitte Allah darum, mich zu einem von ihnen zu machen.“ Er, möge Allah ihn loben und Heil schenken, sagte: „Du bist einer von ihnen.“ Dann stand ein anderer Mann auf und sagte: „Bitte Allah darum, mich zu einem von ihnen zu machen.“ Er, möge Allah ihn loben und Heil schenken, sagte: „Ukāschah ging dir voraus.“[1]

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Der Scheikh, möge Allah mit ihm gnädig sein, führte diesen Ĥadīth in Kapitel „Wer den Tauĥīd verwirklicht, wird das Paradies ohne Abrechnung betreten“ auf, nachdem er zuvor einige Verse erwähnt hatte. Denn dieser Ĥadīth ist für denjenigen, der den Tauĥīd umgesetzt hat. Außerdem wird darin erwähnt, welche Wohltat Allah ihm deshalb erweisen wird. Wir haben bereits kennengelernt, was es bedeutet, den Tauĥīd zu verwirklichen, nämlich dass man den Tauĥīd befreit von allem Makel des großen und kleinen Schirk, von den Neuerungen und allen erdenklichen Vergehen. Dies ist der Rang der Wetteiferer um das Gute in dieser Ummah.

Der Scheikh sagte: „Ĥuşşain Ibn ‘Abdur-Raĥmān überlieferte.“ Dieser war ein vertrauenswürdiger Tābi’ī gewesen. „Als ich einmal mit Şa’īd Ibn Djubair war […].“ Şa’īd Ibn Djubair gehört zu den großen Tābi’īn im Bezug auf Wissen, Frömmigkeit und Fiqh. Er gehörte zu den Schülern von Ibn ‘Abbāş, Allahs Wohlgefallen auf ihnen. Al-Ĥadjādj Ibn Yūşuf ath-Thuqafī ließ ihn umbringen, bevor er das fünfzigste Lebensalter erreicht hatte. Als er ermordet wurde, verlor die Ummah eines ihrer größten Gelehrten.

Er fragte also: „Wer von euch sah den Leuchtkörper gestern Nacht?“ Hier sprach er diejenigen an, die bei ihm anwesend waren. Er fragte sie nach einer Sternschnuppe, die die Teufel verfolgt, die verstohlen zuhören. Hiermit ist nicht gemeint, dass ein ganzer Stern hinunter fällt, sondern nur ein Sternsplitter.

Ĥuşşain Ibn ‘Abdur-Raĥmān sagte: „Ich habe ihn gesehen.“ Dies zeigt, dass dieser Mann die letzte Nacht nicht geschlafen hat.

Er befürchtete, in Riyā` (Augendienerei) zu verfallen und sagte deshalb direkt danach, dass er „zu dieser Zeit nicht beim Gebet war“. Das soll heißen: Glaubt nicht, dass ich die ganze Nacht wach war, weil ich das freiwillige Nachtgebet verrichtet habe. Er befürchtete, in Riyā` (Augendienerei) zu verfallen und dass er für eine Sache gelobt wird, die er nicht getan hat. Dies ist ein Zeichen der Frömmigkeit der Şalaf gewesen und dass sie sich stets davor in Acht genommen haben, in Augendienerei oder Selbstlob zu verfallen. Denn dies hebt ja bekanntlich die Aufrichtigkeit (Ikhlāş) auf.

Seine Aussage: „Weil ich von einem giftigen Skorpion gestochen wurde.“ Das bedeutet: Der Grund, warum ich die Nacht wach war und deshalb die Sternschnuppe sehen konnte ist, weil ich von einem giftigen Skorpion gestochen wurde.

Seine Aussage, „Was hast du dann getan?“ zeigt, dass es normalerweise üblich ist, dass derjenige, der von einem giftigen Skorpion gestochen wurde, sich behandeln lässt.

Und seine Aussage, „Ich wendete Ruqyā an“, bedeutet: Ich bat darum, dass mir jemand mit dem Qur`ān Ruqyā macht. Ar-Ruqyā bedeutet, dass auf denjenigen, der krank ist oder einen giftigen Biss erlitten hat, der Qur`ān und Bittgebete gelesen werden und dann auf die Stelle gepustet wird, wo er gebissen wurde oder den Schmerz verspürt.

Dies ist die beste Behandlungsweise, wenn es aus Überzeugung durchgeführt wird, sei es vom demjenigen, der die Ruqyā macht oder auch von demjenigen, für den die Ruqyā gemacht wird. Denn der erhabene Allah hat diesen Qur`ān sowohl als Heilung für die physischen Krankheiten gemacht, wie die Krankheiten des Schirk, der Heuchelei und der Sünden, als auch als Heilung für Krankheiten, die tatsächlich empfunden werden, wie körperliche Krankheiten. Denn der Qur`ān ist das Wort Allahs, Erhaben ist Er. Der erhabene Allah sagte: "Und Wir offenbaren vom Qur`ān, was für die Gläubigen Heilung und Barmherzigkeit ist; den Ungerechten aber mehrt es nur den Verlust."[2] Somit ist die Ruqyā zulässig. Denn auch der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, hat Ruqyā angewandt und auch ihm, möge Allah ihn loben und Heil schenken, wurde Ruqyā gemacht. Ihm hat Djibrīl Ruqyā gemacht, als er verhext wurde. Der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, hat einigen seiner Gefährten Ruqyā gemacht. Somit ist die Ruqyā mit dem Qur`ān und den Bittgebeten eine Sache, die zulässig ist.

Seine Aussage, „Was brachte dich dazu, dies zu tun?“, zeigt, dass die Şalaf stets nach den Beweisen für ihre Handlungen und Aussagen gefragt haben. Derjenige, der mit einer Sache spricht oder etwas tut, wird aufgefordert, den Beweis für die Zulässigkeit seiner Aussage oder seiner Tat zu erbringen, das heißt, eine Erlaubnis aus dem Qur`ān und aus der Şunnah. Dies war die Gepflogenheit der Şalaf, möge Allah mit ihnen gnädig sein. Sie ließen sich auf keine Sache ein, bis ihnen dafür der Beweis aus dem Buche Allahs und aus der Şunnah Seines Gesandten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, erbracht wurde, vor allem im Bezug auf Heilungsmethoden. Denn das Innere Ich (Naffs) hält sich an allem fest, was ihr die Heilung bringen könnte, auch wenn diese Sache nicht legitim ist.

Şa’īd Ibn Djubair, möge Allah mit ihm gnädig sein, hatte Angst um solche Sachen. Dies ist ein Beweis dafür, dass nur die Heilungsmethoden erlaubt sind, die im Buche Allahs und in der Şunnah Seines Gesandten, begründet sind. Was jedoch das Aufsuchen der Scharlatane, der Betrüger und Magier anbetrifft, so ist dies ausnahmslos verboten. Es kann sogar zum großen Schirk führen, der diese Person aus dem Kreis des Islams verbannt. Wie zum Beispiel, wenn diese Peron ein Opfertier für einen anderen neben Allah darbringt, oder seine Bittgebete an einen anderen neben Allah richtet, oder die Djin und die Teufel um Hilfe bittet und so weiter. All das sind Dinge, die eine Person aus dem Kreis des Islams verbannen. Auch wenn wir davon ausgehen würden, dass er danach geheilt wär, was bringt ihm das? Sein Körper ist geheilt, doch seine ‘Aqīdah ist verloren. Dies ist eine ernste und gefährliche Angelegenheit. Man muss sich davor hüten.

Seine Aussage: „Ein Ĥadīth, den ich von asch-Scha’bī hörte.“ Das bedeutet: Das ist der Beweis für meine Tat. Asch-Scha’bī ist ‘Āmir Ibn Schurāĥīl, ein bedeutender Gelehrter der Tābi’īn.

„Er fragte: „Welchen Ĥadīth überlieferte Scha’bī?“ Ich erwiderte: „Er berichtete von Buraidah Ibn al-Ĥuşaib.““ Buraidah Ibn al-Ĥuşaib al-Aşlamī ist ein Gefährte des Gesandten Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken. Dieser Tābi’ī asch-Scha’bī berichtet über diesen Şaĥābī.

Seine Aussage: Der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, sagte: „Es gibt keine Ruqyā, außer für die Behandlung vom bösen Blick (al-‘Ayn) und einem (giftigen) Stich.“ [3 ]   Es gibt keine Ruqyā bedeutet, dass es keine Ruqyā gibt, die nützlicher und heilender ist, außer für die Behandlung vom bösen Blick. Dieser böse Blick wird von manchen Menschen durch Neid verursacht. Wenn solch ein Mensch eine Sache anschaut, verunglückt oder erkrankt diese, da seine Blicke giftig sind. Dies gehört zu den sonderbaren Dingen, die der erhabene Allah erschaffen und bestimmt hat. Er gewährt es, dass manche Blicke giftig sind. Wenn solch ein Mensch eine Person, ein Tier oder etwas anderes anschaut, verunglücken (oder erkranken) diese durch die Erlaubnis des erhabenen Allahs.

Der böse Blick ist wahr, so wie es im Ĥadīth überliefert wurde, wo darin der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, sagte: „Der böse Blick ist wahr! Und wäre es möglich, dass etwas der göttlichen Fügung (al-Qadar) zuvorkommt, dann wäre es gewiss der böse Blick gewesen.“[4] Dieser Ĥadīth steht im Şaĥīĥ. Ein Mann wurde in der Zeit des Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, vom bösen Blick getroffen. Der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, bat vom demjenigen, der den bösen Blick verursacht hatte, sich zu waschen. Daraufhin nahm er das Wasser, mit dem dieser sich wusch und goss es über den betroffenen durch den bösen Blick. Dieser wurde danach durch die Erlaubnis Allahs geheilt. Er, möge Allah ihn loben und Heil schenken, sagte danach: „Der böse Blick ist wahr! Und wenn ihr aufgefordert werdet, die Gebetswaschung vorzunehmen, damit diese Person vom Einfluss des bösen Blickes geheilt wird, dann nimmt die Gebetswaschung vor.“[5] So sieht also die Heilmethode gegen den bösen Blick. Man bittet denjenigen, der diesen bösen Blick verursacht hat, die Gebetswaschung zu vollziehen. Danach wird dieses Wasser, welches er für seine Waschung benutzt hat, auf denjenigen gegossen, der von diesem bösen Blich getroffen wurde. Dadurch wird er dann durch die Erlaubnis Allahs geheilt, so wie es der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, gemacht hat. Zur Heilungsmethode durch Ruqyā gehört aber auch, dass auf denjenigen, der vom bösen Blick getroffen wurde, die Suren al-Fātiĥah und al-Mu’awidhatain (Fallaq und an-Nāş) gelesen werden.

Seine Aussage: „[…] und einem (giftigen) Stich.“ Das ist die entscheidende Stelle in diesem Ĥadīth, weshalb auch Ĥuşşain, möge Allah mit ihm gnädig sein, Ruqyā angewandt hat.

Dann seine Aussage: „Es gibt keine Ruqyā, außer für die Behandlung vom bösen Blick (al-‘Ayn) und einem (giftigen) Stich.“[6] Die Gelehrten haben gesagt: Dies ist aus der Sicht der Bekräftigung gemeint und nicht aus der Sicht der Einschränkung. Die Ruqyā kann neben dem bösen Blick und dem giftigen Stich auch bei anderen Krankheiten sehr nützlich sein. Doch am effektivsten wirkt es bei diesen beiden Krankheiten, beim bösen Blick und beim giftigen Stich. Was alle anderen Krankheiten anbetrifft, so kann die Ruqyā durch die Erlaubnis Allahs auch hier Heilung bringen. Dieser Satz ist eine Einschränkung, die nicht allgemeingültig ist (al-Ĥaşşr an-Nişbī) und eine Bekräftigung zugleich. Der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, sagte in einem anderen Ĥadīth: „Es gibt kein Ribā (Wucher, Zinsen), außer bei an-Naşī`ah (Zins bei Darlehen).“[7] Bekanntlich gibt es aber auch eine andere Form von Ribā, nämlich Ribā al-Fadl (Zins bei Kaufgeschäften). Die Bedeutung des Ĥadīths „Es gibt kein Ribā, außer bei an-Naşī`ah“, bedeutet also folglich, dass es kein Ribā gibt, dass gewaltiger und verhängnisvoller ist, als Ribā an-Naşī`ah. Diese Form des Ribā ist schlimmer, als Ribā al-Fadl, denn sie ist die Ribā der Vorislamzeit. Dieser Ĥadīth darf also nicht aus der Sicht der Einschränkung betrachtet werden, sondern aus der Sicht der Einschränkung, die nicht allgemeingültig ist.

Als Ĥuşşain Ibn ‘Abdur-Raĥmān den Beweis für seine Tat erbracht hat, sagte zu ihm Şa’īd Ibn Djubair: „Er tat gutes, daran anzuhalten, das er hörte.“ Er lobte ihn und seine Vorgehensweise, und erklärte ihm, dass seine Handlung erlaubt und zulässig sei. Denn er brachte einen authentischen Beweis über den Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken. Deshalb verhielt sich Şa’īd gegenüber diesem Ĥadīth respektvoll. Er hat sich nicht so verhalten, wie es einige dieser Unwissenden tun, wenn ihnen ein Ĥadīth vorgelegt wird, der nicht ihren Gelüsten oder ihrem Madhhab entspricht. Sie gehen dann hin und fechten diesen Ĥadīth mit allen Mitteln an und kritisieren die Überlieferer, auch wenn dieser Ĥadīth in Bukhārī steht. Sie sagen, dass es in Bukhārī Aĥādīthe gibt, die  für sie nicht richtig sein können, auch wenn diese der Gesandte, möge Allah ihn loben und Heil schenken, gesagt hat. Dies haben einige Schriftsteller gesagt. Es ist jedoch eine gefährliche Sache.

Als Şa’īd Ibn Djubair den Ĥadīth vom Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, hörte, sagte er: „Er tat gutes, daran anzuhalten, das er hörte.“ Dies ist die Gepflogenheit der Gelehrten. Und dies war auch die Gepflogenheit der Şaĥābah, Allahs Wohlgefallen auf ihnen alle, und die Gepflogenheit der Tābi’īn und all den führenden Gelehrten. Sie alle haben sich respektvoll benommen, wenn zu ihnen etwas vom Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, gelangt war.

Seine Aussagen, „Jedoch überlieferte uns Ibn ‘Abbāş“ bedeutet, dass Şa’īd Ibn Djubair einen anderen Beweis hat. Das umsetzen dieses Beweises ist vortrefflicher, als das umsetzen des Ĥadīths von Ĥuşşain Ibn ‘Abdur-Raĥmān. Das Umsetzen des Ĥadīths von Ĥuşşain Ibn ‘Abdur-Raĥmān ist zweifellos etwas Gutes, doch existiert hier etwas Gutes und etwas, was besser war. Er wollte ihn von einer guten Sache zu einer besseren führen.

Er sagte: „Jedoch überlieferte uns Ibn ‘Abbāş, dass der Gesandte Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, sagte: „Alle Völker wurden mir vorgezeigt.“ Dies ist eines der Wunder des Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, indem ihm alle Völker vorgezeigt wurden. Das bedeutet: Ihm wurden alle vergangenen Völker vorgezeigt. Es wurde erwähnt, dass es in der Nacht von „Işrā` und Mi’rādj“ war.

„Und ich sah einen Propheten und mit ihm ar-Rihţ (übersetzt: „mit einer kleinen Gruppe“).“ Ar-Rihţ bedeutet, eine Gruppe, bestehend aus weniger als zehn Personen. Das heißt, dass ihm aus seiner Ummah weniger als zehn Personen gefolgt sind. Der Rest der Ummah hat an ihm nicht geglaubt.

„Und einen Propheten mit zwei oder drei Leuten.“ Das ist noch weniger. Von seinen Leuten haben ihm nur zwei oder drei gefolgt. Der Rest lehnte es ab, an Allah und Seinen Gesandten zu glauben.

„Und einen Propheten ohne jemanden.“ Es gibt Propheten, die von allen ihren Leuten geleugnet wurden. Nicht ein einziger ist ihnen gefolgt. Hierin ist ein Beweis, dass die Vielzahl kein Beleg ist. Nur jene dürfen als Beleg hinzugezogen werden, die sich auf der Wahrheit befinden und die Beweise auf ihrer Seite haben, auch wenn sie nur wenige sind. Auch wenn es nur eine einzige Person ist! Derjenige, der sich auf der Wahrheit befindet und die Beweise aus dem Buche Allahs und aus der Şunnah Seines Gesandten auf seiner Seite hat, seine Aussage wird angenommen und ihm wird gefolgt. Derjenige jedoch, der den Beweisen widerspricht, darf nicht als Beweis herangezogen werden, auch wenn die Anzahl solcher Leute groß ist. Der erhabene Allah sagte über Nūĥ (Noah): "Mit ihm glaubten aber nur wenige."[8] Er sagte auch: "Aber die meisten Menschen werden, auch wenn du noch so sehr (danach) trachtest, nicht gläubig sein."[9] Er, erhaben ist Er, sagte auch: "Wenn du den meisten von denen, die auf der Erde sind, gehorchst, werden sie dich von Allahs Weg ab in die Irre führen. Sie folgen nur Mutmaßungen, und sie stellen nur Schätzungen an."[10]

Die Vielzahl ist kein Maß, um die Wahrheit zu treffen. Auch darf man sich nicht damit täuschen lassen. Es kann vorkommen, dass die Mehrzahl sich auf der Falschheit befindet. Wenn eine Mehrheit entsteht und diese auch die Wahrheit trifft, dann ist das gut. Doch wenn es lediglich eine Mehrheit ist, ohne Wahrheit, dann nicht. Wir dürfen uns der Wahrheit auch nicht verweigern, nur weil ihr so wenige folgen. Denn es gibt heutzutage Menschen, die, wenn sie auf ihre Fehler hingewiesen werden, sagen: „Hierauf befinden sich die meisten Menschen.“ Wenn du zum Beispiel zu ihm sagst, dass das Deuten der Eigenschaften Allahs verboten ist, sagt er: „Neun Zehntel der islamischen Welt, sind Aschā’irah, die die Eigenschaften Allahs deuten.“ Dies ist jedoch keine Entschuldigung vor Allah, dem Erhabenen, solange die Wahrheit erwiesen ist. Was jedoch der Werdegang der Menschen anbetrifft, so überlassen wir dies dem erhabenen Allah. Ein Muslim ist dazu verpflichtet, der Wahrheit zu folgen. Dabei darf er nicht arrogant werden, gegenüber der Tatsache, dass die Mehrheit ihm widerspricht oder ihn befürwortet. Eines der Propheten Allahs wird an seiner Seite weniger als zehn Leute haben. Ein anderer Prophet von den Propheten Allahs, wird nur ein oder zwei Personen neben ihm haben, die ihm gefolgt sind. Ein weiterer Prophet von den Propheten Allahs, wird niemanden an seiner Seite haben, der ihm gefolgt ist. Wir bitten Allah, uns darin erfolgreich zu machen, die Wahrheit zu sagen und mit ihr zu handeln und den Gelüsten und dem Teufel stets zu widersetzen.

Seine Aussage: „Dann sah ich eine große Menge an Leuten, die ich für mein Volk (Ummah) hielt.“ Der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, dachte, dass diese große Menge seine Ummah wär. Denn er wird der Prophet sein mit der größten Gefolgschaft, möge Allah ihn loben und Heil schenken.

„Aber mir wurde gesagt, dass diese von Mūşā (Moses) und seinem Volk waren.“ Hierin liegt eine Huld für Mūşā, der mit Allah gesprochen hat, möge Allah ihm Heil schenken. Ihm ist eine große Anzahl aus seiner Ummah gefolgt. Sie haben an ihn geglaubt und sind ihm gefolgt. Er gehört nach unseren Propheten Muĥammad, möge Allah ihn loben und Heil schenken, zu den Propheten, die am meisten Gefolgschaft haben. Hierin liegt wieder eine Huld für Mūşā, möge Allah ihn loben und Heil schenken. Dies deutet außerdem daraufhin, dass eine große Anzahl von den Kindern Israels an Mūşā geglaubt hat. Die Verfälschung und der Unglaube, sind erst nach der Zeit von Mūşā, möge Allah ihm Heil schenken, erschienen.

„Später erschien eine größere Gruppe.“ In einem anderen Wortlaut heißt es: „Doch schau hin zum Horizont.“ Dieser Wortlaut ist in Şaĥīĥ Muşlim verzeichnet. „Und mir wurde gesagt, dass dies mein Volk war. Unter ihnen waren siebzigtausend, die das Paradies ohne Abrechnung oder Strafe betreten würden.“ Diese Siebzigtausend gehören der Ummah von Muĥammad, möge Allah ihn loben und Heil schenken, an. Sie werden das Paradies betreten, ohne Abrechnung oder Strafe. Dies ist eine gewaltige Wohltat. Der Rest der Geschöpfe wird einer Abrechnung unterzogen werden. Es wird von ihnen einige geben, die einer leichten Abrechnung unterzogen werden. Andere wiederum werden einer harten Abrechnung unterzogen.

Die Gelehrten sind sich jedoch uneins darüber, ob auch die Ungläubigen einer Abrechnung unterzogen werden oder ob sie direkt ins Höllenfeuer geführt werden. Das, was Scheikh al-Islam Ibn Taimiyah, festgestellt hat ist - so wie es in „al-‘Aqīdah al-Wāşiţiyah“ steht - dass ihnen lediglich ihre Taten vorgelegt werden, ohne dass sie dabei einer Abrechnung unterzogen werden, wo ihre guten und schlechten Taten gewogen werden. Denn sie haben keine guten Taten. Ihnen werden ihr Unglaube und ihre ketzerischen Taten dargelegt, bevor dann schließlich befohlen wird, sie ins Höllenfeuer zu werfen. Möge Allah uns davor bewahren. Wenn sie gute Taten auf der Erde verrichtet haben, werden sie dafür auch auf der Erde entlohnt werden. Den Lohn für ihre guten Taten bekommen sie bereits vorzeitig vergolten. Denn Allah ist zu niemandem ungerecht. Was jedoch das Jenseits anbetrifft, so werden sie dort weder Vergütung noch Belohnung erhalten. Möge Allah uns davor bewahren.

„Der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, stand daraufhin auf und ging in sein Haus“, ohne zu erklären, wer diese Siebzigtausend sein werden. Die Gefährten, Allahs Wohlgefallen auf ihnen, haben diese Angelegenheit sehr ernst genommen, denn es war wahrlich eine gewaltige Angelegenheit. Sie fingen an, darüber zu diskutieren, wer diese siebzigtausend sein könnten.

Seine Aussage: „Und die Leute fingen an, darüber zu diskutieren, wer diese (siebzigtausend) sein könnten.“ Das heißt, sie haben versucht herauszufinden, wer diese siebzigtausend nur sein könnten. Dies zeigt wiederum die Bemühungen der Gefährten, Allahs Wohlgefallen auf ihnen, nach dem Guten zu suchen. Ihre Sorge galt dem Jenseits und nicht den Angelegenheiten dieser Welt. Sie haben den weltlichen Dingen nicht ihre ganze Aufmerksamkeit geschenkt. Dies steht im Gegensatz zu den restlichen Erdenbewohnern, die, wenn sie von einer Handelsware hören, anfangen nur noch darüber zu diskutieren und dabei die Angelegenheiten des Jenseits vergessen.

Seine Aussage: „Manche sagten: „Möglicherweise sind sie die Gefährten des Propheten Allahs.““ Denn die beste Gemeinschaft ist die der Gefährten, Allahs Wohlgefallen auf ihnen. Niemand kann in der Gunst mit den Gefährten gleichziehen. Der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, hat gesagt: „Beschimpft nicht meine Gefährten! Denn, auch wenn einer von euch so viel Gold wie der Berg von Uĥud spenden würde, würde er nie ein Mudd[11] an Leistung von einem von ihnen erreichen; auch nicht einmal die Hälfte davon!“

Die Gefährten, Allahs Wohlgefallen auf ihnen, sind also die besten dieser Gemeinschaft, niemand kann in der Gunst mit ihnen gleichziehen. Denn sie waren die ersten, die den Islam angenommen haben und jene, die den Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, begleitet und mit ihm für die Sache Allahs gekämpft haben. Sie haben sich selbst und ihr Eigentum für die Sache Allahs geopfert. Deshalb sagten sie: „Möglicherweise sind sie die Gefährten.“ Denn sie kannten niemanden, der besser war als die Gefährten des Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken.

Seine Aussage: „Andere sagten: „Möglicherweise gehören sie zu jenen, die im Islam geboren wurden und daraufhin Allah niemals Partner zur Seite gesetzt haben.““ Das bedeutet: Diejenigen Kinder der Muslime, die geboren wurden, nachdem der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, entsandt wurde. Denn diese Kinder sind auf der richtigen natürlichen Anlage (Fittrah) geblieben, indem sie an Allah und Seinen Gesandten glaubten und niemals Schirk begangen. Hierin ist gewiss eine Gunst für denjenigen, der vom Schirk verschont blieb. Derjenige, der in Schirk fällt und dann aber bei Allah um Vergebung bittet, dem wird Allah auch vergeben. Er kann sogar zu den besten Muslimen werden, da seine Reue all das ausgelöscht hat, was vorher war. Der erhabene Allah sagt: "Sag zu denen, die ungläubig sind: Wenn sie aufhören, wird ihnen vergeben, was bereits vergangen ist."[12] Doch die Gefährten glaubten, dass diejenigen, die im Islam geboren waren und Allah niemals Partner beigesellten, diejenigen sind, auf den sich dieser Ĥadīth bezieht. Das zeigt auch, wie wichtig es ist, auf die Kinder zu achten, aber auch auf ihre natürliche Anlage. Man muss sie mit dem Islam und dem Tauĥīd erziehen und ihre ‘Aqīdah bessern. Denn viele Leute heutzutage interessiert die ‘Aqīdah nicht. Sie sagen, dass die Angelegenheiten der ‘Aqīdah einfach sei und dass die Leute frei sein sollten in ihrer ‘Aqīdah. Sie interessiert der Schirk nicht. Sie sagen, dass dies lediglich eine Idjtihād-Angelegenheit sei. Sie interessiert auch nicht der Ruf zum Tauĥīd und die Warnung vor dem Schirk oder dem bessern der ‘Aqīdah.

Ihre Aussage also, „möglicherweise gehören sie zu jenen, die im Islam geboren wurden und daraufhin Allah niemals Partner zur Seite gesetzt haben“, zeigt die allgegenwärtige Gefahr des Schirk und dass es lange nicht ausreicht, lediglich im Islam geboren zu sein. Man muss sich vor dem Schirk hüten. Und das kann man nur, wenn man den Schirk kennt und die Wege, die dahin führen. Denn nur dann kann man sich davor in Acht nehmen und sich schützen. Derjenige jedoch, der unwissend ist bezüglich einer Sache, der kann in diese Sache geraten, weil er es einfach nicht kennt. Deshalb sagte auch ‘Ummar Ibn al-Khattāb, Allahs Wohlgefallen auf ihn: „Der Bund des Islams wird nach und nach aufgelöst werden, wenn im Islam Leute aufwachsen, die die Djāhiliyyah (Vorislamzeit) nicht kennen.“ Und Ĥudhaifah Ibn al-Yamān, Allahs Wohlgefallen auf ihm, sagte: „Die Menschen pflegten den Gesandten Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, über die guten Dinge zu befragen, und ich pflegte ihn über das Übel zu befragen, weil ich befürchtete, dieses zu begehen.“ Dies ist wahrlich eine ernste Angelegenheit, nämlich das Achtgeben auf die ‘Aqīdah und die Furcht vor dem Schirk. Denn derjenige, der sich vor etwas fürchtet, der läuft davon weg. Und er kann erst dann davon weglaufen, wenn er weiß, woher dieser Feind kommt und wo er ihn bestimmt vorfinden wird. Somit ist dies eine ernste Angelegenheit.

Seine Aussage: „Und während sie auf dieser Weise ihre Ansichten austauschten, kam der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, hinaus, und wurde über das Gesagte informiert.“ Sie haben ihn über die Dinge informiert, die sie untersucht haben und über die sie diskutierten. Sie berichteten ihn über ihren Idjtihād, den sie aufbrachten, um diese Angelegenheit besser zu verstehen. Hierin ist wiederum ein Beleg dafür, dass es islamisch erlaubt ist, wissenschaftliche Angelegenheiten zu erörtern und die Worte Allahs und die Seines Gesandten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, näher zu untersuchen, um diese besser umsetzen zu können und um ein Vorteil daraus ziehen zu können.

Seine Aussage: „Er sagte: „Es sind jene, die sich nicht mit Ruqyā behandeln.“ Das bedeutet: Sie bitten andere nicht darum, für sie Ruqyā anzuwenden. Doch warum nicht? Weil das Bitten der Leute um Ruqyā beinhaltet auch das Fragen der Geschöpfe um ein Gefallen. Und das Fragen der Geschöpfe ist eine Art der Erniedrigung. Diese Leute hingegen, sind auf die Leute nicht angewiesen, sie verlassen sich allein auf Allah, Den Erhabenen. Dies gehört wahrlich zur Vollendung des Tauĥīds: Ein Mensch fragt andere nicht um ein Gefallen. Und der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, hat sogar von einigen seiner Gefährten den Eid abgenommen, keinen der Leute um einen Gefallen zu bitten. Deshalb war es so, dass wenn einen von ihnen seine Reitergerte[13] runterfiel, während er sich auf sein Ross befand, er niemandem darum bat, es für ihn wieder aufzuheben. Sie wollten nicht auf die Leute angewiesen sein. Doch was das Befragen der Gelehrten bezüglich den Dingen anbetrifft, bei denen man sich unsicher ist, so gehört dies nicht dazu. Im Gegenteil es ist sogar eine Pflicht. Der erhabene Allah hat gesagt: "So fragt die Leute der Ermahnung, wenn ihr (etwas) nicht wisst."[14] Das gilt natürlich nur dann, wenn eine Gegebenheit dies erfordert. Was jedoch das Befragen anbetrifft, bei dem man stur bleibt oder sich nur zeigen will bzw. den Befragten bloßzustellen will, so ist dies nicht erlaubt, da es nicht erforderlich ist. Im Gegenteil, man will mit solchen Fragen nur Anerkennung erlangen und zeigen, dass man wissender ist, als der Befragte. Das ist nicht erlaubt. Was das Fragen (oder auch Betteln) nach Geld anbetrifft, so ist dies nur dann erlaubt, wenn es wirklich erforderlich ist. Hier kann man die Leute fragen, bis diese Not vorüber ist. Was das Fragen der Leute nach Geld anbetrifft, obwohl man nicht darauf angewiesen ist, so ist dies verboten. Der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, hat gesagt: „Wer bei den Menschen bettelt, um Reichtümer anzuhäufen, der ist so, als ob er um eine glühende Kohle fragt. So soll er nach wenig fragen oder nach viel.“

Seine Aussage: „Es sind jene, die sich nicht […] kauterisieren[15].“ Das heißt, sie fragen andere nicht darum, sie mit Feuer zu kauterisieren, um geheilt zu werden.

Das Kauterisieren mit Feuer ist eine medizinische Heilungsmethode. Der Prophet, möge Allah ihn  loben und Heil schenken, hat gesagt: „Es gibt Heilbehandlungen durch drei Dinge: Durch ein Getränk aus Bienenhonig, durch einen Eingriff für den Aderlass (Ĥidjāmah) und durch Kauterisierung.“ In einem anderen Wortlaut sagte er weiter: „Und ich verabscheue das Kauterisieren.“ Das Kauterisieren ist bei Bedarf als Heilmethode erlaubt. Doch wenn du andere darum bittest, es für dich zu tun, dann ist es unerwünscht, da auch hier wieder Menschen um einen Gefallen gefragt werden. Doch auch das Kauterisieren selbst ist unerwünscht, da es Qualen mit Feuer beinhaltet.

Seine Aussage: „Es sind jene, die […] nicht […] an gute und schlechte Omen glauben.“ Hiermit sind die verschiedenen Omen gemeint, wie Vögel (at-Taţayyur) und andere. Man hat früher seine Entscheidung davon abhängig gemacht, in welche Richtung ein Vogel fliegt, dass man zuvor freigelassen hatte. Was jedoch der Optimismus anbetrifft, so ist dies erlaubt. Der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, mochte den Optimismus. Denn Optimismus beinhaltet das gute Denken über Allah und Pessimismus (durch das Verwenden von Omen) das schlechte Denken über Allah.

Somit haben diese Siebzigtausend solch eine Rangstufe verdient. Denn sie haben Dinge unterlassen, die verboten sind, wie das glauben an Omen oder auch unbeliebt (makrūh) sind, wie das Bitten anderer um Ruqyā und Kauterisierung. Sie haben es unterlassen, weil sie auf die Leute verzichten wollen und stattdessen allein auf den erhabenen Allah vertrauen (Tawakkul).

Wenn jedoch eine Person sich selbst oder andere mit Ruqyā behandelt, so hat dies auch der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, getan. Er hat sich selbst und andere mit Ruqyā behandelt, auch wurde er selbst mit Ruqyā behandelt. Somit ist dies nichts, was unbeliebt wäre.

Jetzt bleibt noch die Angelegenheit bezüglich der Behandlung mit Erlaubten, wie Tabletten zum Beispiel oder Kräuter oder operativen Eingriffen, oder auch das Entfernen von Geschwüren oder Missbildungen. Dies ist erlaubt und ist nichts, was unliebsam wäre. Denn der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, hat gesagt: „Behandelt Krankheiten, aber behandelt sie nicht mit Verbotenem.“[16] Und seine Aussage: „Allah hat keine Krankheit herabkommen lassen, ohne dass Er für sie zugleich ein Heilmittel herabkommen ließ; Jene die Kenntnis davon haben wissen es, jene die keine Kenntnis davon haben wissen es nicht.“[17] Es gibt Gelehrte, die das Verwenden von Heilmittel als wünschenswert ansehen, es gibt aber auch Gelehrte, die es sogar als verpflichtend ansehen. Das Verwenden von Heilmittel, obgleich es Erlaubt, wünschenswert oder auch verpflichtend ist, so hebt dies nicht das Vertrauen auf Allah auf. Denn es gibt einige Unwissende, die sagen: „Lass die Heilmittel sein und vertrau allein auf Allah.“ Wir sagen: Das wahrnehmen der Mittel, die zur Verfügung stehen, widerspricht nicht dem Vertrauen auf Allah! Die verschiedenen Heilmethoden sind Mittel, die zur Verfügung stehen. Das Wahrnehmen solcher Mittel hat der erhabene Allah befohlen.

Seine Aussage: „Daraufhin stand ‘Ukāschah Ibn Muĥşan auf.“ ‘Ukāschah Ibn Muĥşan al-Aşşadī gehörte zu den Ersten, die den Islam angenommen haben. Er beteiligte sich an der Schlacht von Badr, aber auch an den anderen Ereignissen zusammen mit den Gesandten Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken. Er lebte länger als der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken und nahm teil an den Kriegen gegen die Stämme, die vom Islam abgefallen waren. Dort wurde er auch getötet, Allahs Wohlgefallen auf ihn.

„Er (‘Ukāschah Ibn Muĥşan) sagte (zum Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken): „Bitte Allah darum, mich zu einem von ihnen zu machen.““ Hierin ist ein Beweis für die Legitimität, Leute der Wohltat, die am Leben sind, darum zu bitten, für einen selbst Bittgebet zu machen. Denn dieser Gefährte bat den Gesandten Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, für ihn Bittgebet zu machen, worauf er zustimmte. Deshalb beweist dies, dass es legitim ist, von lebenden Rechtschaffenen um Bittgebet für einen selbst zu fragen.

„Er, möge Allah ihn loben und Heil schenken, sagte: „Du bist einer von ihnen.““ Der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, berichtete ‘Ukāschah, dass er einer von den Siebzigtausend sei, die in das Paradies eintreten werden, ohne Rechenschaft und ohne Bestrafung. Und es geschah auch das, worüber der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, berichtet hatte, denn ‘Ukāschah starb als Märtyrer für die Sache Allahs, Erhaben ist Er. Hierin ist auch ein Beweis für das Prophetentum, da der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, davon berichtet hat, dass ‘Ukāschah zu den Siebzigtausend gehören wird und er starb den Märtyrertod für die Sache Allahs. Somit gehört auch er zur Schar der Märtyrer, die für die Sache Allahs ihr Leben ließen. Außerdem war er schließlich auch jemand gewesen, der zu den Ersten gehört hat, die den Islam angenommen haben und die an der Schlacht von Badr zusammen mit dem Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, teilnahmen.

„Dann stand ein anderer Mann auf und sagte: „Bitte Allah darum, mich zu einem von ihnen zu machen.“ Er, möge Allah ihn loben und Heil schenken, sagte: „Ukāschah ging dir voraus.““ Als hätte hier der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, gewusst, dass dieser Mann den Rang der Siebzigtausend nicht erreichen wird. Doch trotzdem konfrontierte er ihn nicht mit Worten, die ihn missfallen könnten. Es sagte zum Beispiel nicht: „Du verdienst solch einen Rang nicht“ oder „du gehörst nicht zu den Leuten dieses Ranges“. Dies gehört wahrlich zum guten Umgangston des Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken. Er wählte Worte aus, die den Mann nicht verletzen, aber doch in ihrer Bedeutung angemessen waren. Deshalb sagte er: „Ukāschah ging dir voraus.“

Der Scheikh, möge Allah mit ihm gnädig sein, sagte in den Sachverhalten: „Hierin ist eine Verwendung der Mehrdeutigkeit (Ma’ārīd).“ Das bedeutet, dass andere Worte verwendet werden anstatt Worte, die unliebsam sind. Denn hätte er gesagt, dass er es nicht verdient hätte oder dass er solch einen Rang nie erreichen wird, dann wäre dieser Mann innerlich daran zu Grunde gegangen und wäre ganz verlegen gewesen. Aber der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, verhielt sich so, wie ihn der erhabene Allah beschrieben hat, als Er sagte: "Und du bist wahrlich von großartiger Wesensart."[18] Und Er, Erhaben ist Er, sagte über ihn auch: "Durch Erbarmen von Allah bist du mild zu ihnen gewesen; wärst du aber schroff und hartherzig, so würden sie wahrlich rings um dich auseinandergelaufen."[19]

Der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, wusste, so wie ihn der erhabene Allah zuvor darüber in Kenntnis gesetzt hatte, dass dieser Mann zu solch einem Rang nicht gelangen wird. Doch wählte er trotzdem sanfte und freundliche Worte, die nicht verletzend sind, aus. Dies weist auf die Notwendigkeit der guten Umgangsform mit den Muslimen hin und dass man sie nicht mit schlechten Worten konfrontieren soll, die sie nicht mögen, auch wenn sie einen Fehler begangen haben. Mann soll sie mit guten Worten ansprechen, die sie mögen und die nicht verletzend sind.

Dies ist wahrlich ein besonderer Ĥadīth, der auf folgende Sachverhalte hinweist:

Erstens:          Er weist auf die Legitimität des Anwendens von Ruqyā hin, sei es im Bezug auf das „böse Auge“, Fieber oder andere Krankheiten. Denn Ĥuşşain Ibn ‘Abdur-Raĥmān tat dies auch und verwies dabei auf den Ĥadīth des Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken.

Zweitens:       In diesem Ĥadīth wird auf die Vorzüglichkeit von Mūşā (Moses) und seinem Volk hingewiesen, die an ihm glaubten.

Drittens:         Hierin ist ein Beweis, dass eine große Anzahl von Anhängern einer Sache, kein Beweis für oder gegen ihre Richtigkeit ist. Dieser Sachverhalt ist wichtig.

Viertens:        Hierin wird die Achtsamkeit der Gefährten für Wissensangelegenheiten deutlich und für das Aneignen dieser, als sie miteinander über den Ĥadīth diskutierten, über die sie der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, zuvor in Kenntnis gesetzt hatte. Sie untersuchten diesen Ĥadīth ausgiebig. Der Scheikh hat gesagt: „Hierin ist ein Beweis für die Legitimität des Debattierens in Wissensangelegenheiten.“

Fünftens:        In diesem Ĥadīth ist ein Beweis dafür, dass es unliebsam ist, andere um etwas zu fragen. „Es sind jene, die sich weder mit Ruqyā behandeln noch [...] sich kauterisieren.“ Hierin ist erwähnt, dass es verhasst ist, andere Menschen um ein Gefallen zu fragen. Das Fragen anderer um etwas, verringert den Tauĥīd. Und im Verzicht auf das Fragen anderer um etwas, ist eine Vollendung des Tauĥīds und gehört zur Verwirklichung des Tauĥīds.

Sechstens:      In diesem Ĥadīth ist ein Beweis, dass Kauterisierung als Heilmethode erlaubt ist, jedoch gleichzeitig auch verhasst. Voraussetzung ist aber, dass derjenige, der solch eine Heilmethode anbietet, über die notwenigen Kompetenzen verfügen muss, wie zum Beispiel, wo genau die Schmerzen herkommen und an welcher Stelle sie durch Kauterisierung behandelt werden können. In diesem Ĥadīth ist auch ein weiter Beweis dafür, dass der böse Blick wahr ist und dass er mit Ruqyā behandelt werden kann. Er wird auch mit dem Waschen behandelt, so wie es der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, beschrieben hat.

Siebtens:        Hierin ist ein Beweis für eines der Zeichen des Prophetentums von Muĥammad, möge Allah ihn loben und Heil schenken, als er davon berichtet hat, dass ‘Ukāschah zu den Siebzigtausend gehören wird. ‘Ukāschah starb später dann auch den Märtyrertod für die Sache Allahs.

Achtens:         Hierin ist ein Beweis für das Verwenden der Mehrdeutigkeit (Ma’ārīd) in Fällen, wo es nicht erwünscht ist, die Menschen damit zu konfrontieren. Hierin ist auch ein Beweis für seine gute Umgangsform mit seinen Gefährten, möge Allah ihn loben und Heil schenken. Dieses müssen sich die Leute des Wissens und die Rufer zum Islam als Vorbild nehmen in ihrem Umgang mit den Menschen.

Neuntens:      Hierin ist auch ein Beweis für das Einfordern des Beweises. Denn auch Şa’īd Ibn Djubair bat Ĥuşşain Ibn ‘Abdur-Raĥmān um den Beweis für seine Handlung, als er um Ruqyā bat. Als er ihm den Beweis dafür vorlegte, lobte er ihn dafür mit den Worten: „Er tat gutes, daran anzuhalten, das er hörte.“

Zehntens:       Hierin ist auch ein Beweis für die Kategorisierung dieses Kapitels, nämlich dass wer den Tauĥīd verwirklicht, das Paradies ohne Abrechnung betreten wird. Die Erklärung dafür ist, dass er sowohl den großen als auch den kleinen Schirk unterlässt. Auch unterlässt er die unliebsamen und verhassten Dinge, als Schutzvorkehrung für seine ‘Aqīdah.

 



[1]
Verzeichnet bei Bukhārī (5378), Muşlim (220), at-Tirmidhī (2446) und Aĥmad (1/271)

[2]Al-Işrā` 17:82

[3]Verzeichnet bei Muşlim in al-Īmān (220) und Aĥmad (1/271)

[4]Verzeichnet bei Muşlim in aş-Şalām (2188) und at-Tirmidhī in aţ-Ţibb (2062)

[5]Verzeichnet bei Muşlim in aş-Şalām (2188) und at-Tirmidhī in aţ-Ţibb (2062)

[6]Verzeichnet bei Muşlim in al-Īmān (220) und Aĥmad (1/271)

[7]verzeichnet bei Ibn Mādjah in at-Tidjārah (2257)

[8]Hūd 11:40

[9]Yūşuf 12:103

[10]Al-An’ām 6:116

[11]Eine Handvoll – indem man beide Hände zusammentut und einen Hohlraum bildet

[12]Al-Anfāl 8:38

[13]kleine Peitsche mit kurzer Schnur zum Lenken des Reitpferdes; Syn. Reitpeitsche

[14]An-Naĥl 16:43

[15]Anm. der Übersetzers: Bei der Kauterisation oder Kauterisierung wird Gewebe durch den Kauter oder chemische Mittel (Ätzmittel) zerstört. Dadurch kann z. B. eine Blutung gestoppt oder eine gutartige Wucherung entfernt werden. Der Kauter (griech. Verbrenner, Brenneisen) ist ein chirurgisches Instrument zum Kauterisieren, das heute als Elektrokauter in Form einer feinen, durch elektrischen Strom erhitzten Drahtschlinge zum Einsatz kommt. Im Wesentlichen dient der Kauter während einer Operation zur Blutstillung oder zum Schneiden.

[16]Verzeichnet bei Abū Dāwūd 3376

[17]Muşnad Imam Aĥmad, 4/278

[18] Al-Qalam 68:4

[19] Āli-‘Imrān 3:159

Vers: "[…] und die ihrem Herrn nicht(s) beigesellen."

*          *          *          *                     

Und Er sagte:"[…] und die ihrem Herrn nicht(s) beigesellen."[1]

_____________________________

Danach sagte der Scheikh, möge Allah mit ihm gnädig sein: „Und Er sagte: "[…] und die ihrem Herrn nicht(s) beigesellen."“ Dies ist eines der Eigenschaften, die der erhabene Allah in Sure „al-Mu`minūn“ im Bezug auf die Wetteiferer um das Gute erwähnt hat. Der erhabene Allah hat gesagt: "Gewiss, diejenigen, die aus Furcht vor ihrem Herrn besorgt sind."[2] Dies ist die erste Eigenschaft. Die zweite Eigenschaft lautet: "[…]und die an die Zeichen ihres Herrn glauben."[3] Die dritte Eigenschaft – die ja auch die wertvollste ist – lautet: "[…]und die ihrem Herrn nicht(s) beigesellen."[4] Und die Vierte: "[…]und die geben, was sie geben, während ihre Herzen sich (davor) ängstigen, weil sie zu ihrem Herrn zurückkehren werden."[5]

Diese besonderen Eigenschaften stehen für das Verwirklichen des Tauĥīds, frei von jeglichem Makel. Dies ist nur eine kurze Übersicht. Nun folgen die Details:

Erste Eigenschaft: "Gewiss, diejenigen, die aus Furcht vor ihrem Herrn besorgt sind." Die Furcht gehört zu den Handlungen des Herzens und steht für Besorgnis vor Allah, Ruhmreich und Erhaben ist Er, und für Furcht vor Seiner Bestrafung. Es ist eine Furcht vor Ihm, Erhaben ist Er, da Er die Ungehorsamen und Sünder für ihre Sünden bestrafen kann. Zu den besonderen Arten der Anbetung gehört Furcht, Angst, Wunsch, Ehrfurcht und Hoffnung, all das sind Handlungen des Herzens. Jedoch darf die Angst nicht die Ebene der Hoffnungslosigkeit erreichen. Es muss eine Furcht sein, die an Hoffnung gekoppelt ist. Und gebt nicht die Hoffnung auf das Erbarmen Allahs auf. "Es gibt die Hoffnung auf das Erbarmen Allahs nur das ungläubige Volk auf."[6] Doch auch die Hoffnung darf nicht ohne Furcht vor Allahs Ränken[7] existieren. Niemand darf sich vor Allahs Ränken sicher fühlen und sich allein auf die Hoffnung verlassen, indem er die Furcht völlig vernachlässigt. "Glauben sie denn, sicher vor Allahs Ränken zu sein? Aber vor Allahs Ränken sicher zu sein, glaubt nur das Volk derjenigen, die Verlierer sind."[8] Es wird wünschenswert, beides in sich zu vereinen, Furcht und Hoffnung. Man darf nicht so viel Furcht haben, dass man verzweifelt, doch darf man auch nicht so viel Hoffnung haben, dass man sich vor Allahs Ränken sicher fühlt. Man muss ausgeglichen sein. Deshalb sagen die Gelehrten auch: „Ein Gläubiger befindet sich stets zwischen Furcht und Hoffnung, wie ein Vogel mit seinen beiden Flügel. Wenn eins davon schwächer wird oder ganz ausfällt, stürzt der Vogel ab. So verhält es sich auch bei einem Mu`min. Wenn seine Furcht oder seine Hoffnung schwächer werden, geht er zugrunde.“

Zweite Eigenschaft: "[…]und die an die Zeichen ihres Herrn glauben." Das Glauben an die Zeichen Allahs bedeutet, dass diese wahrhaftig bekräftigt und in die Tat umgesetzt werden. Zu den Zeichen Allahs gehört der Qur`ān. Der Glaube daran bedeutet, dass man wahrhaftig bekräftigt, dass es die Worte Allahs sind, Ruhmreich und Erhaben ist Er. Allah hat mit diesen Worten in Offenbarung gesprochen. Djibrīl ist daraufhin mit diesen Worten zum Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, herabgekommen und der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, lernte diese von Djibrīl auswendig und verkündete es den Menschen. "Und er ist ganz sicher eine Offenbarung des Herrn der Weltenbewohner; mit dem der vertrauenswürdige Geist herabgekommen ist"[9], hiermit ist Djibrīl, möge Allah ihn loben und Heil schenken, gemeint, "auf dein Herz, damit du zu den Überbringern von Warnung gehörst, in deutlicher arabischer Sprache."[10] Dies sind die Merkmale des Qur`āns.

Diese Gläubigen glauben daran, dass der Qur`ān die Ansprache ihres Herrn ist, der an sie gerichtet ist und der Gebote und Verbote beinhaltet. Er unterrichtet sie auch über ihren Herrn, Erhaben ist Er, und über Seine Eigenschaften. Er berichtet ihnen über das Verborgene, das bereits vergangen ist und über das Verborgene, das in der Zukunft liegt. Dieser Qur`ān ist das wertvollste Buch, dass jemals vom Himmel herabgekommen ist. Der erhabene Allah hat darin besonderes Wissen und Geheimnisse offenbart, über die nur Er Kenntnis hat. Die unwissende Masse versteht etwas aus dem Qur`ān, die Anfänger im Wissen verstehen etwas aus dem Qur`ān und diejenigen, die im Wissen fest gegründet sind (also die Gelehrten), verstehen mehr, als die anderen, jeder in dem Maße, den ihm der erhabene Allah gewährt hat. Denn der Qur`ān besteht, so wie es Ibn ‘Abbāş gesagt hat, aus vier Teilen:

Einen Teil davon kennen die Araber bereits aus ihrer Sprache, wie Höllenfeuer, Paradies, Unzucht, Alkohol, Götzendienst, Unglaube und Zinsen. Dann gibt es einen Teil, aus dem sich niemand auf Grund von Unwissenheit entschuldigen kann, wie die Kenntnis über das Gebet, das Fasten, die Pilgerfahrt und die Grundpfeiler des Islams. Jeder ist aufgefordert, dieses zu kennen. Dann gibt es einen Teil, den nur die Gelehrten wissen, da dieses sehr spezifisch ist, wie die eindeutigen Verse und andere, die mehrdeutig sind (al-Muĥkam wa l-Mutaschābih), die beschränkten und unbeschränkten (al-Muttlaq wa l-Muqayyad), die abrogierenden und abrogierten (an-Nāşikh wa l-Manşūkh) und die allgemeingültigen und spezifischen (al-’Ām wa l-Khāş), über diese Dinge haben nur die Gelehrten Kenntnis, die die islamische Scharī’ah studiert haben.

Der vierte Teil ist der, über den nur Allah allein Kenntnis hat. Dies sind die Gegebenheiten, über die Allah im Qur`ān berichtet hat, wie über das Paradies, über die Hölle und über die Eigenschaften des Herrn, Erhaben ist Er. Wir kennen zwar ihre Bedeutung, doch haben wir keinerlei Kenntnis über ihre tatsächlichen Gegebenheiten, denn diese Kenntnis besitzt nur Er, Ruhmreich und Erhaben ist Er. Sein Gehör, Sein Sehvermögen, Sein Wissen, Sein Gesicht, Seine Hände, Erhaben ist Er, über all das hat nur Allah allein Kenntnis. Sein Herabsteigen in die Himmelserden, Sein Erheben über den Thron, wir haben keinerlei Wissen, wie es wirklich ist, denn dieses weiß allein nur Allah. Was die sprachlichen Bedeutungen dieser Worte anbetrifft, so kennen wir sie und verstehen sie auch.

Die Bedeutung also von der Aussage des Erhabenen, "[…]und die an die Zeichen ihres Herrn glauben" ist, dass man an den Qur`ān glaubt, sorgfältig über ihn nachdenkt, sich mit ihm ernsthaft beschäftigt, das Interesse an ihm zeigt und das umsetzt, was darin geschrieben ist. Das, was Er ihnen darin anbefohlen hat, setzen sie um und das, was Er ihnen darin verboten hat, unterlassen sie. Das, worüber Er ihnen darin berichtet hat, bekräftigen sie und glauben daran und das, was für sie nicht eindeutig ist, bringen sie vor Allah, Erhaben ist Er. "Und diejenigen, die im Wissen fest gegründet sind, sagen: „Wir glauben daran; alles ist von unserem Herrn.“"[11] Dies ist die Vorgehensweise der Gläubigen im Bezug auf den Qur`ān. Dies steht im Gegensatz zu den Abweichlern, die schlimme Haltungen zum Qur`ān haben. Es gibt manche von ihnen, die sagen: „Der Qur`ān ist erschaffen.“ Andere wiederum sagen: „Der Qur`ān hat ein offenkundiges und ein verborgenes Wissen.“ Dies sind die al-Bāţiniyah. Diese glauben nicht wirklich an die Zeichen Allahs, Ruhmreich und Erhaben ist Er. Andere wiederum sagen: „Das, was im Qur`ān offenkundig ist, wurde nicht wirklich beabsichtigt, da es zu Taschbīh (das Vergleichen von Allah mit Seiner Schöpfung) und Tadjşīm (Allah habe Körperglieder) verleitet im Bezug auf das, was über den erhabenen Allah berichtet ist.“

Dritte Eigenschaft: "[…] und die ihrem Herrn nicht(s) beigesellen." Dies ist die Umsetzung des Tauĥīds, da diese Menschen kein Schirk begehen, weder im Bezug auf den kleinen noch im Bezug auf den großen Schirk. Das bedeutet: Von ihnen geht keinerlei Schirk aus. Sie sind diejenigen, die den Tauĥīd wahrlich ungesetzt haben und vom kleinen, großen, verborgenen und offensichtlichen Schirk verschont geblieben sind. Sie blieben verschont von allen Arten des Schirk, der Neuerung und des Vergehens.

Vierte Eigenschaft: "[…]und die geben, was sie geben" an rechtschaffenen Taten "während ihre Herzen sich (davor) ängstigen, weil sie zu ihrem Herrn zurückkehren werden."[12] Hier dementiert Er ihnen die Bewunderung ihrer eigenen Taten. Denn sie verrichten edle Taten und ängstigen sich davor, dass Allah ihnen diese zurückweist. Sie ängstigen sich davor, dass ihre Taten zurückgewiesen werden, da ihnen darin ein Makel unterlaufen sei könnte. Denn kein Mensch ist unfehlbar. Somit vereinen sie Gehorsam und Furcht miteinander. Was jedoch die unaufmerksamen und fahrlässigen Menschen anbetrifft, so vereinen sie Faulheit und Sicherheit vor den Ränken Allahs miteinander.

Deshalb sagte der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken: „Keiner von euch wird durch seine Taten ins Paradies eintreten!“ Die Leute fragten: „Du auch nicht, o Gesandter Allahs?“ Er erwiderte: „Ich auch nicht, es sei denn, Allah nähme mich in Seine Barmherzigkeit auf.“[13] Dies ist der Rang derjenigen, die den Tauĥīd wahrlich umgesetzt haben. Denn das Paradies wird nicht durch die Taten erlangt. Die Taten sind ein Grund, um ins Paradies eintreten zu dürfen. "Geht in den (Paradies)garten ein für das, was ihr zu tun pflegtet."[14] Die rechtschaffenen Werke sind somit ein Grund, um ins Paradies eintreten zu dürfen. Gewiss, Allah lässt den Lohn derer nicht verlorengehen die Gutes tun.

Er lässt Seine rechtschaffenen Diener allein durch Seine Gnade und Seiner Gunst ins Paradies eintreten. Der erhabene Allah hat gesagt: "Und wenn ihr die Gunst(erweise) Allahs aufzählen wolltet, könntet ihr sie nicht erfassen."[15] Wenn du nicht fähig bist, diese Gunsterweise Allahs aufzuzählen, wie willst du ihm dafür dann danken? Deshalb sagte der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken im „Du’ā` al-Qunūt“: „Oh Allah! Ich suche Zuflucht in Deinem Wohlgefallen vor Deinem Zorn und in Deiner Vergebung vor Deiner Strafe. Ich kann Dich nicht genug preisen. Du bist, wie Du Dich Selbst gepriesen hast.“[16] Er ist der Führer der Propheten, der Imam der Gesandten und das beste Geschöpf überhaupt, und trotzdem gesteht er sich ein, dass er den erhabenen Allah nicht genug preisen kann. Was ist dann mit den anderen?

Diese Menschen geben also, was sie geben, während ihre Herzen sich davor ängstigen, weil sie zu ihrem Herrn zurückkehren werden. Denn ihre Taten sind sehr wenig im Vergleich dazu, was sie alles hätten tun müssen. Außerdem sind sie sich nicht sicher, ob ihre Taten überhaupt angenommen wurden. Es kann ja schließlich sein, dass sie durch irgendeinen Grund zurückgewiesen wurden. Deshalb sagte der erhabene Allah: "Allah nimmt nur von den Gottesfürchtigen an."[17] Wer kann sich selbst garantieren, dass er zu den Gottesfürchtigen gehört? Der Mensch sollte aber trotzdem weiterhin rechtschaffene Werke verrichten und weder verzweifelt noch frustriert sein. Er sollte gut denken über Allah, Erhaben ist Er. Das, was er dabei nicht tun darf, ist zu glauben, dass er große Werke verrichtet hat oder indem er Allah diese Taten als Wohltat vorhält. Die Mutter der Gläubigen, ‘Ā`ischah Allahs Wohlgefallen auf ihr, sagte zum Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, als den Vers, "[…]und die geben, was sie geben, während ihre Herzen sich (davor) ängstigen, weil sie zu ihrem Herrn zurückkehren werden", hörte: „O Gesandter Allahs! Sind damit etwa diejenigen gemeint, die Unzucht begehen, stehlen und Alkohol trinken und deshalb sich davor ängstigen, wegen ihren Sünden bestraft zu werden?“ Er sagte: „Nein, o Tochter des Wahrhaftigen. Es sind vielmehr Menschen, die beten, fasten und für die Sache Allahs kämpfen und sich trotzdem davor ängstigen, dass ihnen all ihre Taten zurückgewiesen werden.“

 



[1]
Al-Mu`minūn 23:59

[2] Al-Mu`minūn 23:57

[3] Al-Mu`minūn 23:58

[4] Al-Mu`minūn 23:59

[5] Al-Mu`minūn 23:60

[6] Yūşuf 12:87

[7]  Anm. des Übersetzers:   Rän|ke  Pl. üble Pläne, Intrigen; Ränke schmieden

[8] Al-A’rāf 7:99

[9] Asch-Schu’arā` 26:192-193

[10] Asch-Schu’arā` 26:194-195

[11] Āli-‘Imrān 3:7

[12] Al-Mu`minūn 23:60

[13] Verzeichnet bei Bukhārī (5349), Muşlim (2816), Ibn Mādjah (4201) und Aĥmad (2/256)

[14] An-Naĥl 16:32

[15] An-Naĥl 16:18

[16] Verzeichnet bei Muşlim (486), at-Tirmidhī (3493), an-Naşā`ī (1130), Abū Dāwūd (879), Ibn Mādjah (3841), Aĥmad (6/58) und Mālik (497)

[17] Al-Mā`idah 5:27

Vers: "Ibrāhīm war eine Ummah, Allah demütig ergeben und einer, der Anhänger des rechten Glaubens war, und er gehörte nicht zu den Götzendienern."

*          *          *          *                     

Und die Aussage des erhabenen Allahs:"Ibrāhīm war eine Ummah, Allah demütig ergeben und einer, der Anhänger des rechten Glaubens war, und er gehörte nicht zu den Götzendienern."1

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Er sagte: „Und die Aussage des erhabenen Allahs: "Ibrāhīm war eine Ummah, Allah demütig ergeben und einer, der Anhänger des rechten Glaubens war, und er gehörte nicht zu den Götzendienern."“ Ibrāhīm, möge Allah ihn loben, ist der Führer der Analysten des Tauĥīds. Der erhabene Allah hat ihn geschickt, als der Götzendienst (Schirk) sich in seiner Zeit auf der gesamten Erde etabliert hatte. Es war in der Zeit von an-Namrūd, der ein Ungläubiger und Abtrünniger war, da er die Gottheit für sich beansprucht hatte. Sein Volk hat Himmelskörper und Altare angebetet. Für diese bauten sie prächtige Tempel. Sie werden als die aş-Şābi`ah bezeichnet. Sie befanden sich in Babylon im Irak.

Zwischen ihnen und ihm kam es zum Konflikt, so wie es der erhabene Allah im Qur`ān beschrieben hat. Es endete dann mit der Auswanderung Ibrāhīms, möge Allah ihn loben, aus dem Irak in den asch-Schām2 und al-Ĥidjāz3. Er ließ ein Teil seiner Nachkommen in Syrien und zwar Işĥāq (Isak) und seine Kinder. Diese waren die Kinder von Şārah. Mit Işmā’īl, der Sohn von Hādjar, und seiner Mutter, ging er weiter nach Mekka, dem Heiligen Land. Der erhabene Allah hatte ihm dies so befohlen. "Er (Ibrāhīm) sagte: „Gewiss, ich gehe zu meinem Herrn.“"4 Das heißt: Ich werde aus dem Land des Unglaubens und des Götzendienstes auswandern, in ein Land des Tauĥīds in asch-Schāmund al-Ĥidjāz. Denn diese Länder waren gesegnete Länder gewesen. Dort befand sich „Bait al-Maqdiş“ (Jerusalem) und „Bait al-‘Atīq“ (das altehrwürdige Haus). Es ist das erste Gotteshaus, das für die Menschen gegründet wurde und zwar die ehrenvolle Ka’bah in Mekka.

Der erhabene Allah hat ihm diese Länder und diese Häuser zum Erbe gegeben, als Ehre für ihn und seine Nachkommen, möge Allah ihn loben und Heil schenken. Allah entschädigte ihn für sein Land mit einem Land, das besser war. Der erhabene Allah beschrieb ihn in diesem Vers mit vier Merkmalen. All diese Merkmale resultieren aus dem Tauĥīd, wenn er verwirklicht wird:

Erstes Merkmal: "Ibrāhīm war eine Ummah". Ummah bedeutet: Vorbild im Guten. Somit war er ein Imam für die Menschen, so wie es der erhabene Allah gesagt hat: "Und (gedenkt,) als Ibrāhīm von seinem Herrn mit Worten geprüft wurde, da befolgte er sie. Er (Allah) sagte: „Ich will dich zu einem Vorbild (Ummah) für die Menschen machen.“"5 Das bedeutet: Ein Vorbild für die Leute der Wohltat, bis zum Tage der Auferstehung. Seine Aussage „Ummah“ bedeutet also: Führer und Vorbild. Denn das Wort Ummah hat drei Bedeutungen im Qur`ān. Eines davon ist Vorbild, so wie im letzten Vers erwähnt.

Die zweite Bedeutung für Ummah ist, Zeitspanne. "Derjenige von beiden, der entkommen war und sich nach einiger Zeit (Ummah) erinnerte, sagte: […]."6 Das heißt, nach einiger Zeit bzw. nachdem einige Zeit vergangen war. Der Ausdruck Ummah kann auch für das Wort „Gemeinschaft“ eingesetzt werden. "Gewiss, diese ist eure Gemeinschaft (Ummah), eine einzige Gemeinschaft, und Ich bin euer Herr; so fürchtet Mich!“"7 Hier bedeutet Ummah, Gemeinschaft. Denn die Religion des Islams, ist eine Religion der Gemeinschaft. Es ist keine Religion der Spaltung und Auseinandersetzung. In dieser Religion gibt es weder Spaltung noch Gruppen oder Gemeinschaften. "Und seid nicht wie jene, die auseinander gingen und uneinig wurden, nachdem die klaren Beweise zu ihnen gekommen waren. Für jene gibt es gewaltige Strafe."8

Alle Muslime sollten deshalb eine einzige Gemeinschaft sein, alle auf einen Manhadj und auf eine Religion, als wären sie ein zusammengefügter Bau, wo jeder den anderen stützt. Oder, als wären sie ein Körper: Wenn ein Teil davon leidet, reagiert der ganze Körper mit Schlaflosigkeit und Fieber. Dies kann aber nur mit der ‘Aqīdah des Tauĥīds verwirklicht werden. Was jedoch die Spaltung, die Auseinandersetzung, die Rivalität, der Boykott, der gegenseitige Hass und die Trennung zwischen den einzelnen Parteien und Gruppen anbetrifft, so gehört dies nicht zur Religion des Islam. Dies entsteht durch den Verfall der ‘Aqīdah: "Gewiss, mit denjenigen, die ihre Religion spalteten und zu Lagern geworden sind, hast du nichts gemein. Ihre Angelegenheit steht (allein) bei Allah. Hierauf wird Er ihnen kundtun, was sie zu tun pflegten."9

Gewiss, es können zwar Meinungsverschiedenheiten entstehen bei Angelegenheiten des Idjtihāds.10 Diese Meinungsverschiedenheiten werden jedoch beendet, indem man zum Buche Allahs und zur Şunnah Seines Gesandten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, zurückkehrt. Derjenige, der dabei den Fehler begangene hat, kehrt davon ab und derjenige, der Recht hatte, wird darin gefestigt. Der erhabene Allah hat gesagt: "Wenn ihr miteinander über etwas streitet, dann bringt es vor Allah und den Gesandten, wenn ihr wirklich an Allah und den Jüngsten Tag glaubt. Das ist am besten und am ehesten ein guter Ausgang."11

Das zweite Merkmal von Ibrāhīm war: "Allah demütig ergeben". Al-Qunnūt (hier mit „demütig ergeben“ übersetzt) bedeutet sprachlich: Beharrlich und beständig im Gehorsam Allahs. Nichts entrückt ihn davon. Al-Qunnūt bedeutet aber auch, das lange Stehen im Gebet. Der erhabene Allah hat gesagt: "Haltet die Gebete ein, und (besonders) das mittlere Gebet, und steht demütig ergeben vor Allah."12 Der erhabene Allah sagte auch: "Ist etwa einer, der sich zu (verschiedenen) Stunden der Nacht in demütiger Andacht befindet, (ob er) sich niederwirft oder aufrecht steht, der sich vor dem Jenseits vorsieht und auf seines Herrn Barmherzigkeit hofft? – Sag: Sind etwa diejenigen, die wissen, und diejenigen, die nicht wissen, gleich? Doch bedenken nur diejenigen, die Verstand besitzen."13

Das Merkmal, mit dem Ibrāhīm beschrieben wurde, nämlich dass er „Qānit“ war, bedeutet: Er war stets beharrlich in seinem Gehorsam für Allah gewesen und beständig darin. Das steht im Gegensatz zu demjenigen, der sich ein Tag lang abmüht, oder ein Monat oder auch ein Jahr, dann aber einen Rückschlag erleidet und wieder zurückfällt, nachdem er mit dieser Wohltat begonnen hatte. Er führte diese Wohltat nicht zu Ende. Ein Mensch sollte aber bestätig sein im Verrichten des Guten. Das soll heißen, dass er stets rechtschaffene Werke verrichten soll und dass er dieses niemals unterlassen soll, auch wenn diese rechtschaffenen Werke wenige sind. Die Taten, die Allah am meisten liebt, sind die beständigen Taten, auch wenn sie wenig sind.

"Allah demütig ergeben" bedeutet aber auch, dass er die rechtschaffenen Werke aufrichtig für Allah verrichtet hat. Er beabsichtigte dabei weder Augendienerei noch Ansehen. Aus diesem Vers kann man somit die Regel entnehmen, dass Aufrichtigkeit (Ikhlāş) eine Voraussetzung (für die Akzeptanz der Taten) ist. Denn es gibt Menschen, die das Gebet verrichten und darin auch gut sind, doch verlängern sie ihre Verbeugung und Niederwerfung nur, um von den Menschen gesehen zu werden. Wenn sie merken, dass jemand sie beobachtet, verlängert sie absichtlich ihre Verbeugung und ihre Niederwerfung, nur damit ihnen nachgesagt wird, dass sie die Anbetung in Demut verrichten. Wenn sie dann schließlich alleine sind, pickten sie das Gebet und beschleunigen es.

Ikhlāş bedeutet, dass ein Mensch bei Verrichten seiner Tat allein das Angesicht Allahs anstrebt. Er beabsichtigt dabei keines dieser Begehrlichkeiten des Diesseits und auch kein Lob oder Anerkennung seitens der Geschöpfe. Er hört auch nicht hin, wenn sie ihn bezüglich seines Gehorsams gegenüber Allah tadeln. Sie sagen zum Beispiel: „Dieser Mensch ist radikal und dieser ist das und das.“ Solange sich diese Person auf den rechten Weg befindet und auf der Şunnah, können ihm die Worte dieser Menschen nichts anhaben. Auch der Tadel der Tadelnden lässt er für Allah weit hinter sich.

Drittes Merkmal: "Ibrāhīm war […] ein Ĥanīf“ (hier mit „Anhänger des rechten Glaubens“ übersetzt). Ĥanīf stammt vom Wort al-Ĥanaf ab und bedeutet sprachlich „das sich neigen zu jemand/etwas“. In diesem Zusammenhang ist jedoch folgendes damit gemeint: Das sich Zuwenden zu Allah. Er wandte sich von den Menschen ab hin zu Allah, Ruhmreich und Erhaben ist Er. Er bittet allein Allah um das Gute.

Viertes Merkmal: "[…] und er gehörte nicht zu den Götzendienern." Das ist die Passage, um die es hier in diesem Kapitel geht. Das bedeutet: Er hat sich von den Götzendienern losgesagt. Es ist eine absolute Lossagung. Das heißt: Das Unterbinden jeglicher Zuneigung zu den Götzendienern und das allein für Allah, da sie die Feinde Allahs sind und ein Moslem niemals die Feinde Allahs lieben kann.

Somit war Ibrāhīm, möge Allah ihn loben, kein Götzendiener gewesen, weder im Kleinen noch im Großen. Er hat jegliche Art der Zuneigung zu ihnen unterbunden. Doch was die weltlichen Beziehungen betreffen, die einen erlaubten Nutzen haben, so ist dies eine andere Sache. Das, was hier gemeint ist, ist die Beziehung, die auf Liebe, Loyalität und bedingungslosem Beistand basiert. Dieses muss man unterbinden. Was jedoch die weltlichen Beziehungen anbetrifft, die den Muslimen von Nutzen sind, so ist dagegen nichts einzuwenden. Dieses verdeutlicht die Aussage des erhabenen Allahs in einem anderen Vers: "Ihr habt doch ein schönes Vorbild in Ibrāhīm und denjenigen, die mit ihm waren"14, das heißt, seine Gefolgsleute, "als sie zu ihrem Volk sagten: „Wir sind unschuldig an euch und an dem, dem ihr anstatt Allahs dient. Wir verleugnen euch, und zwischen uns und euch haben sich Feindschaft und Hass auf immer offenkundig gezeigt, bis ihr an Allah allein glaubt.“ […]."15 Das soll heißen: Zwischen uns und euch wird es niemals eine Annährung auf Grundlage von Zuneigung, bedingungslosem Beistand und Brüderlichkeit geben, bis ihr an Allah allein glaubt, das ausnahmslos ablehnt, was außer Allah angebetet wird und das Anbeten von Götzen unterlässt. Erst dann werden wir Brüder sein: "[…] bis ihr an Allah allein glaubt." Dannsagte der erhabene Allah im darauffolgenden Vers: "Ihr habt ja in ihnen ein schönes Vorbild, und zwar für einen (jeden), der auf Allah und (auf) den Jüngsten Tag hofft. Wer sich jedoch abkehrt, so ist Allah der Unbedürftige und Lobenswürdige."16 Er sagte danach: "Allah verbietet euch nicht, gegenüber denjenigen, die nicht gegen euch der Religion wegen gekämpft und euch nicht aus euren Wohnstätten vertrieben haben, gütig zu sein und sie gerecht zu behandeln. Gewiss, Allah liebt die Gerechten."17

Dies sind also die vier Merkmale, mit denen Allah Ibrāhīm beschrieben hat:

Erstes Merkmal:        Er war eine Ummah, das heißt, ein Vorbild im Guten.

Zweites Merkmal:     Er war Qānit für Allah gewesen, standhaft im Gehorsam, aufrichtig in seinen Taten für Allah.

Drittes Merkmal:       Er war ein Ĥanīf, der sich Allah zugewandt und sich von allem abgewandt hat, dass außer Ihm war.

Viertes Merkmal:      Er gehörte nicht zu den Götzendienern, das heißt, er sagte sich los von den Götzendienern und ihrer Religion.

Somit wird der Tauĥīd erst mit diesen Merkmalen wirklich umgesetzt. Das Wichtigste davon ist zweifellos die Lossagung von den Götzendienern. Derjenige, der sich von den Götzendienern lossagt, ist jemand, der den Tauĥīd wirklich umgesetzt hat, auch wenn diese Götzendiener Menschen sind, die ihm am Nahesten stehen. Denn auch Ibrāhīm sagte sich von seinem Vater los: "Und gedenke im Buch Ibrāhīms. Er war ein Wahrhaftiger und Prophet. Als er zu seinem Vater sagte: „O mein lieber Vater, warum dienst du dem, was nicht hört und nicht sieht und dir nichts nützt?"18 Ibrāhīm beendete diese Unterredung mit seinem Vater mit den Worten: "Ich werde mich von euch und von dem, was ihr anstatt Allahs anruft, fernhalten und nur meinen Herrn anrufen. Vielleicht werde ich im Bittgebet zu meinem Herrn nicht unglücklich sein.“ Als er sich nun von ihnen und von dem, dem sie anstatt Allahs dienten, fernhielt, schenkten Wir ihm Işĥāq und Ya‘qūb; und alle (beide) machten Wir zu Propheten."19

„Wer für Allah etwas unterlässt, dem wird Allah dieses mit etwas besserem ersetzen!“ Als er sich von den Götzendienern losgesagt hat, hat ihm Allah dieses mit einer Nachkommenschaft ersetzt, die Er zu Propheten machte.

Heutzutage finden wir Gruppen, die von sich behaupten, Rufer zu Allah zu sein, sich aber nicht von den Götzendienern lossagen, solange diese sich auf ihren Ĥizbī-Manhadj befinden. Es gibt keine Kraft noch Macht außer bei Allah.

Ein Muslim sollte Allah fürchten, Ruhmreich und Erhaben ist Er. Wenn er zu Allah rufen möchte, sollte er wissen, was Da’wah bedeutet, was die Grundlagen der Da’wah sind und was von einem Dā’iyah (Rufer) gefordert wird. Er sollte sich auf demselben Weg befinden, wie den von Ibrāhīm, möge Allah ihn loben, und allen anderen Propheten, die sich ja allesamt von den Götzendienern losgesagt haben und sie (bezüglich ihrer Zuneigung) boykottierten, nachdem sie sich vom Schirk (Götzendienst) lossagten und ihre Anbetung allein an Allah richteten.

 

 

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1 An-Naĥl 16:120

2 Asch-Schām umfasste damals die heutigen Länder Syrien, Libanon, Irak, Palästina, Jordanien und Kuwait.

3 al-Ĥidjāz ist eine Landschaft im westlichen Saudi-Arabien, mit Mekka im Mittelpunkt.

4 Aş-Şāffāt 37:99

5 Al-Baqarah 2:124

6 Yūşuf 12:45

7 Al-Mu`minūn 23:52

8 Āli-‘Imrān 3:105

9 Al-An’ām 6:159

10 Idjtihād: Der Prozess des Denkens, durch den nach gründlichen Nachforschen Islamische Gesetze/Regeln hergeleitet werden (in Fällen, wo es für ein Problem keine klaren Beweise aus dem Qur`ān und/oder der authentischen Şunnah gibt). Selbstständige Urteilsfindung.

11 An-Nişā` 4:59

12 Al-Baqarah 2:238

13 Az-Zummar 39:9

14 Al-Mumtaĥanah 60:4

15 Al-Mumtaĥanah 60:4

16 Al-Mumtaĥanah 60:6

17 Al-Mumtaĥanah 60:8

18  Maryam 19:41-42

19 Maryam 19:48-49

KAPITEL 3: Wer den Tauĥīd (Monotheismus) verwirklicht, wird das Paradies ohne Abrechnung betreten.

Dies ist das dritte Kapitel aus diesem segenreichen Buch „Kitāb at-Tauĥīd“ („Buch des Monotheismus). Er lautet: „Wer den Tauĥīd verwirklicht, wird das Paradies ohne Abrechnung betreten.“

Der Scheich, möge Allah mit ihm gnädig sein, hat im ersten Kapitel, die Bedeutung und die Wirklichkeit des Tauĥīds aus dem Qur`ān und aus der Şunnah gewähnt. Dabei stütze er sich nicht auf die Aussagen der Menschen, die zwar viel über die ’Aqīdah (Glaubenslehre) schreiben, jedoch dabei den Tauĥīd nach dem Verständnis ihres Madhhabs (Richtung) erklären, so wie die al-Mu’tazilah1, die Aschā’irah und die Ahlu l-Kalām. Was jedoch den Scheich, möge Allah mit ihm gnädig sein, anbetrifft, so hat er den Tauĥīd auf Grundlage des Qur`āns und der Şunnah erklärt, indem er zur Erklärung, Verse und Aĥādīthe über den Gesandten Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, eingebracht hat.

Dann erwähnte er im zweiten Kapitel den Vorzug des Tauĥīds, der im Qur`ān und in der Şunnah beschrieben wurde und was er an Sünden sühnt. Dann kam dieses dritte Kapitel: Wer den Tauĥīd verwirklicht, wird das Paradies ohne Abrechnung und ohne Bestrafung betreten.

Wo liegt nun der Unterschied zwischen der Formulierung „Kapitel: Der Vorzug des Tauĥīd“ und „Kapitel: Wer den Tauĥīd verwirklicht“? Der Vorzug des Tauĥīd ist das Recht desjenigen, der den Tauĥīd umsetzt und kein Schirk begeht. Er kann aber einige Sünden haben, die dann durch den Tauĥīd getilgt werden.

Was dieses Kapitel anbetrifft, so ist dieses höher an Wert als das vorherige Kapitel. „Wer den Tauĥīd verwirklicht“ bedeutet: Er gesellt Allah nichts bei und hat auch sonst keine Sünden. Dies ist das wahre Verwirklichen des Tauĥīds. Derjenige, der diese Ebene erreicht hat, wird das Paradies ohne Abrechnung betreten. Wer sich jedoch in der vorherigen Ebene befindet, und zu denen gehört, die zwar den Tauĥīd umsetzen, aber noch Sünden haben, ihnen kann entweder sofort vergeben werden oder sie werden vorher noch für ihre Sünden bestraft und werden dann aus der Hölle geholt. Somit sind die Muwaĥĥidīn in zwei Kategorien unterteilt:

Erste Kategorie:        Diejenigen, die zwar vom Schirk unberührt blieben, jedoch Sünden und Fehltritte haben, die außer Schirk sind. Diese sind die Ungerechten zu sich selbst.

Zweite Kategorie:     Diejenigen, die sowohl vom kleinen und großen Schirk unberührt blieben als auch von Bidda‘ (Neuerungen in der Religion) und Sünden. Sie mühten sich ab im Gehorsam Allahs. Diese sind die Wetteiferer um das Gute. Derjenige, der sich in dieser Ebene befindet, wird das Paradies ohne Abrechnung und ohne Bestrafung betreten.

 

 

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[1] Anm. des Übersetzers:     Sie sind die Anhänger von Wāşil Ibn ‘Attā`, der sich von den Versammlungen von Ĥaşşan al-Başşrī zurückzog (I’tizāl). Er (Wāşil Ibn ‘Attā`) beschloss (oder kam zu dem Entschluss), dass sich ein Sünder in einer Ebene zwischen zwei Zuständen befindet. Folglich ist er weder ein Gläubiger (Mu`min) noch ein Ungläubiger (Kāfir), dennoch wird er für ewig im Höllenfeuer sein.

’Amr Ibn ’Ubaid folgte ihm und seinen Ansichten hinsichtlich der Attribute Allahs, die auf Leugnen (Ta’ţīl) basieren, wie die Djahmiyyah(*), und hinsichtlich der Vorherbestimmung (al-Qadar), wie bei den Qadariyyah. Sie lehnen die Beziehung zwischen Qadā` und dem Qadar Allahs zu den Handlungen der Diener Allahs ab.

Im Hinblick auf denjenigen, der eine der großen Sünden begeht, sind sie der Ansicht, dass er für immer im Höllenfeuer bleiben wird, und dass er außerhalb des Imans ist, hinein in einen Zustand zwischen den zwei Zuständen des Imans und Kuffrs. Folglich widersetzen sie sich den Ansichten der al-Djahmiyyah im Hinblick auf diese zwei Prinzipien.

(*) Sie schreiben sich selbst al-Djahm Ibn Şaffwān, der von Şālim Ibn Ahwaz im Jahre 121 n.H. getötet wurde, zu. Ihre Ansichten hinsichtlich der Attribute Allahs sind eine Mischung aus Leugnung (Ta’ţīl) und Negation (Nafiy). Hinsichtlich der Vorherbestimmung (al-Qadar) sind sie der Ansicht, dass die Menschen gezwungen werden Taten zu vollbringen (al-Djabr).

Ihre Ansicht bezüglich des Glaubens (Iman) ist die des Irdjā`, was bedeutet, dass sie glauben, dass der Glaube lediglich die Bestätigung des Herzens ist, und das Worte und Handlungen nicht Teil des Glaubens sind. Also nach ihnen ist jemand der eine der großen Sünden begeht, ein Gläubiger mit kompletten/vollständigen Iman (d.h. der Glaube nimmt weder zu noch ab). Sie sind also Mu’tazilah, Djabriyyah und Murdji`ah alles in einem, und sie sind nochmals in viele Sekten gespalten.

Ĥadīth: "Oh Sohn Adams, wenn du zu Mir kämest mit einer Welt voller Sünden […]"

At‐Tirmidhī, der diesen Ĥadīth als ĥaşşan stufte, berichtet von Annaş, Allahs Wohlgefallen auf ihm, der den Gesandten Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, sagen hörte: „Allah, der Allerhabene, sagte: "Oh Sohn  Adams, wenn du zu Mir kämest mit einer Welt voller Sünden, und Mich träfest, ohne dass du Mir etwas beigesellt hast, würde Ich dir gewiss in gleichem Maße Verzeihung entgegenbringen."“

Seine Aussage, „at‐Tirmidhī, der diesen Ĥadīth als ĥaşşan stufte, berichtet […]“, bedeutet: At‐Tirmidhī hat diesen Ĥadīth in seinem „Şunnan“ verzeichnet. Darin sagte er, dass der Überlieferungsweg dieses Ĥadīths ĥaşşan (gut) sei.

„[…] von Annaş, Allahs Wohlgefallen auf ihm, der den Gesandten Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, sagen hörte: „Allah, der Allerhabene, sagte: "Oh Sohn  Adams, wenn du zu Mir kämest mit einer Welt voller Sünden […].“ Das heißt, mit einer Welt voller Sünden oder auch mit Sünden, soviel wie die Erde. „[…] würde Ich dir gewiss in gleichem Maße Verzeihung entgegenbringen.“

Hier wird deutlich, dass das Vergeben der Sünden an das Unterlassen des Schirk (Beigesellung Allahs) verknüpft ist. Hier wird auch der Vorzug des Tauĥīd ersichtlich. Hierin ist außerdem eine klare Widerlegung der Khawāridj, die die Muslime zu Ungläubigen erklären, wenn diese große Sünden (Kabā`ir) begangen haben. In diesem Ĥadīth sieht man aber auch die Weite der Gunst und der Barmherzigkeit des erhabenen Allahs.

Und Allah ist die Quelle der Kraft.

Der isländische Vulkan Eyjafjalla

Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen

Alles Lob gebührt dem Herrn der Welten. Er, Der den Tod und das Leben erschaffen hat, damit Er euch prüfe, wer von euch die besten Taten begeht. Und Er ist der Allmächtige und Allvergebende. Ich bezeuge, dass es keinen anbetungswürdigen Gott gibt außer Allah allein, Der ohne ebenbürtigen Partner ist. Ihm gehört die Herrschaft, und Ihm gehört alles Lob, und Er hat zu allem die Macht. Und ich bezeuge, dass Muĥammad Sein Diener und Gesandter ist, der Frohbote und Warner und die lichtspendende Leuchte, möge Allah ihn loben und Heil schenken, ihm, seiner Familie und all seinen Gefährten, solange, bis der Tag der Auferstehung anbricht.

Um fortzufahren:

Flugzeuge bleiben am Boden, Flughäfen wurden geschlossen und Flüge gestrichen. Über hundertdreizehn Flughäfen in ganz Europa schließen ihren Luftraum gegenüber dieser weltweiten Katastrophe. Mehr als dreiundsechzigtausend Flüge wurden gestrichen. Die wirtschaftlichen Schäden für die Fluggesellschaften belaufen sich auf über zweihundert Millionen Dollar täglich. Die Anzahl der Menschen, die von diesem Flugverbot betroffen sind, übersteigt über weitem die sieben Millionen Grenze. Die Verbindungsstricke zu ihnen sind abgeschnitten! Die Flughallen sind zu Schlafkasernen umfunktioniert worden. Die Aufgabe der Flughafenbetreiber ist nun die Versorgung dieser Menschen mit Nahrungsmittel und Schlafmöglichkeiten.

Europa gleicht einem Kontinent, der vom Rest der Welt abgeschnitten ist. Der ganze Luftraum ist zu erliegen gekommen. So etwas gab es in der Luftraumgeschichte noch nie. Viele haben diese Katastrophe zur schlimmsten Katastrophe in der Geschichte des zivilen Luftraums gezählt.

1.         Darum zieht die Lehre daraus, o die ihr Einsicht besitzt:

Diese „kleine“ Vulkanasche schürt in einem ganzen Kontinent Angst und Schrecken und bringt ihren gesamten Luftraum zum erliegen. Was wäre wohl, wenn mehrere Vulkane gleichzeitig ausgebrochen wären?!

Dies ist ein Ereignis, die bei uns Bedenken und Besinnung erwecken sollten. Wir müssen über solche Ereignisse ernsthaft nachdenken und unsere Lehren daraus ziehen. Ein Muslim lässt kein Ereignis einfach so vergehen, ohne sich darüber ernsthaft auf Grundlage seines Glaubensfundamentes (’Aqīdah) und seines Glaubens auf Allah Gedanken gemacht zu haben. Er ist sich bewusst, dass alles Gute, das auf dieser Welt geschieht, durch die Gnade Allahs geschieht. Und alles Böse auf dieser Welt geschieht durch die Kenntnis des erhabenen Allahs. "Das ist die Anordnung des Allmächtigen und Allwissenden."1 Er ist Weise in allem, was Er bestimmt und auswählt: "Er wird nicht befragt nach dem, was Er tut; sie aber werden befragt."2

2.         Und Wir senden die Zeichen nur, um Furcht einzuflößen:

Vulkane und Erdbeben sind Heerscharen des erhabenen Allahs. Er schickt sie über Seine Diener, die Er will, wann Er will und wie Er will, als Warnung, Drohung, Prüfung und Bestrafung. "Aber niemand weiß über die Heerscharen deines Herrn Bescheid außer Ihm. Und es ist nur eine Ermahnung für die Menschenwesen."3

Zu den Heerscharen des erhabenen Allahs gehört auch diese Aschenwolke, die aus mineralischen Teilchen und feinsten Gesteinbruchpartikeln. Die Asche-Teilchen können Rotorschaufeln der Flugzeuge zerstören und die Düsentriebwerke stoppen. Die hohen Temperaturen wandeln die Asche-Teilchen in flüssiges Glas um, das die Lüftungsklappen verklebt. Abgekühlte Glas-Teilchen setzen sich an den Turbinenschaufeln fest und blockieren diese. Deshalb wurde diese Aschewolke auch als Killer-Wolke bezeichnet.

Sie beschränken sich in ihren Analysen lediglich auf die Behauptung, dass dies ein Naturphänomen ist, das nach bestimmten Gesetzen ausgelöst wird. Dabei vernachlässigen sie Denjenigen, Der die alleinige Kontrolle über dieses Universum hat. Wer ist derjenige, der dieses Universum nach diesen Gesetzen führt und ihre Zeichen über jeden sendet, die Er will?! "Er ist es, Der euch den Blitz (als Grund) zur Angst und zum Begehren sehen und die schweren Wolken entstehen lässt. Und der Donner lobpreist Ihn und (desgleichen) die Engel aus Furcht vor Ihm. Und Er sendet die Donnerschläge und trifft damit, wen Er will. Dabei streiten sie über Allah, wo Er doch stark im Streiten ist."4

3.         Und es ist nur eine Ermahnung für die Menschenwesen:

Das, was geschehen ist, ist eines der Zeichen Allahs, die Er zu Seinen Dienern schickt, als Erinnerung und Ermahnung für die Gläubigen und den Widersachern Angst und Furcht einzuflößen. Ein gläubiges Herz lässt sich durch diese Ereignisse ermahnen und kehrt zu ihrem Herrn reumütig zurück. Die nachlässigen Herzen hingegen sind lediglich mit den materiellen Schäden beschäftigt und befolgen das Weltgeschehen aus einer anderen Perspektive. Sie bewundern diesen Vulkan und vergessen gleichzeitig dabei den Herrn dieses Vulkans. "Sie haben Herzen, mit denen sie nicht verstehen; sie haben Augen, mit denen sie nicht sehen; und sie haben Ohren, mit denen sie nicht hören. Jene sind wie das Vieh. Aber nein! Sie irren noch weiter ab. Jene sind (überhaupt) die Unachtsamen."5

Zu den Zeichen des Verhärtens der Herzen und ihrer Vernichtung gehört, dass die Menschen von diesen furchteinflößenden Ereignissen hören und diese schweren Ermahnungen sehen und dann zu ihren Übertretungen und Sünden zurückkehren, so als wäre nie etwas geschehen. Sie lechzen ihren Gelüsten nach, ohne wirklich eine Lehre aus solchen Ereignissen gezogen zu haben oder sich von dieser Ermahnung beeindruckt zu sein.

4.         Ein Muslim ist sensibel und besitzt ein aufgewecktes Herz:

Diese furchteinflößenden Ereignisse hinterlassen Spuren in seinem Innern. Dabei nimmt er sich den Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, zum Vorbild, der, wenn ein starker Wind wehte oder der Himmel bewölkt war, man dies am Ausdruck seines Gesichts sah. Er kam zurück und war sehr besorgt, da er befürchtet hatte, dass eine Strafe bevorsteht.

’Ā`ischah, Allahs Wohlgefallen auf ihr, berichtete: „An den Tagen, an denen ein starker Wind wehte und sich der Himmel bewölkte, war ein Ausdruck des Unbehagen auf dem Gesicht des Gesandten Allahs zu erkennen. Und er pflegte hin und her zu gehen. Regnete es, so wurde er froh, und das Unbehagen wich von ihm. Als ich ihn nach dem Grund (seines Unbehagen) fragte, sagte er: „Ich befürchtete, es wäre eine Strafe gewesen, die Allah über meine Ummah (Gemeinschaft) hätte hereinbrechen lassen.“ Er pflegte auch folgendes zu sagen, wenn er es regnen sah: „O Allah, lass es eine Gnade sein!““6

Das fühlte er, wenn er lediglich eine Bewölkung sah. Was ist mit dieser Aschewolke, die über elf Kilometer in den Himmel geragt ist?!

Den Gesandten Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, packte die Angst, wenn er eine Sonnenfinsternis sah. Er stand auf und schleifte sein Obergewand hinter sich her, bis er die Moschee betrat, weil er befürchtete, dass der jüngste Tag anbrechen könnte. Doch in unserer Zeit werden solche Ereignisse nur noch nebenbei wahrgenommen.

5.         Sie schätzen Allah nicht ein, wie es Ihm gebührt. Allah ist wahrlich Stark und Allmächtig:

Das, was geschehen ist, ist ein Zeugnis für die Stärke Allahs, des Erhabenen. Seine Macht steht über alle Macht, Erhaben ist Er, und Seine Stärke besiegt alles. Er zeigte uns die Wunder Seiner Macht und die Zeichen Seiner Stärke.

Das, was Allah will, wird geschehen und das, was Allah nicht will, wird nicht geschehen! Und Er hat zu allem die Macht. "Allah ist es, Der sieben Himmel erschaffen hat, und von der Erde gleich (viel). Der Befehl (Allahs) kommt wahrhaftig zwischen ihnen herab, damit ihr wisst, dass Allah zu allem die Macht hat und dass Allah ja alles mit Seinem Wissen umfasst."7

6.         Die Ohnmacht des Sohns Adams:

Egal, wie sehr der Mensch das Maß überschreitet, überheblich wird und tyrannisch auf dieser Erde wird und egal wie sehr er glaubt, nun die Stufe der Vollkommenheit erreicht zu haben, die ihn von seinem Schöpfer unabhängig machen, sendet Allah Dinge, die ihm seine Schwächen, seine Ohnmacht und seine Bedürftigkeit zu seinem Herrn aufzeigen: "O ihr Menschen, ihr seid es, die Allahs bedürftig sind; Allah aber ist der Unbedürftige und Lobenswürdige."8

Was konnten diese Staaten dieser Wolke entgegensetzen? Wo ist ihr technologischer Fortschritt und ihre Überlegenheit gegenüber diesen Heerscharen des erhabenen Allahs geblieben?! Können sie dieser Wolke irgendetwas entgegensetzen oder sie zumindest stoppen? Nein!

Sie verfolgen diese Ereignisse und können ihr nichts entgegensetzen. Obwohl sie zu diesem enormen Fortschritt gelangt sind, sind sie letztendlich doch Machtlos gegenüber den  Heerscharen des erhabenen Allahs.

Wo ist ihre Stärke geblieben? Wo sind ihre Wissenschaft und ihre Erkenntnisse geblieben? Wo sind ihre Erfindungen geblieben? Hat all das etwas aufhalten können, was Allah bestimmt hat? Hat all das eine Strafe zurückhalten können, dass Allah gesendet hat?

In einen kleinen Zeitraum wurde aus Sicherheit Angst. In wenigen Stunden wurden aus den Millionen Gewinnen der Flugunternehmen, Millionen Verluste. Ein gesamter Kontinent ist innerhalb kürzester Zeit machtlos gegenüber dieser gewaltigen Macht, obwohl sie doch so weit fortgeschritten sind. All das, damit Allah ihnen ihre Grenzen und ihre Ohnmacht aufzeigt und verdeutlicht. Und damit sie über Seine folgende Aussage nachdenken: "Sag: Die Angelegenheit ist ganz und gar (in) Allahs (Entscheidung)."9

7.         Wo ist diese wirtschaftliche Macht geblieben:

Wie oft schon haben sie mit ihrer wirtschaftlichen Macht geprahlt und andere damit tyrannisiert. Wie oft waren sie von dieser Macht geblendet gewesen. Doch dieser Fortschritt konnte dieser Aschenwolke nichts entgegensetzen. "Oder wer ist denn dieser, der euch eine Heerschar wäre, die euch helfen (sollte) außer dem Allerbarmer? Die Ungläubigen befinden sich nur im Trug."10

Sie befinden sich im Trug und glauben, sie wären in Sicherheit, Schutz und Zufriedenheit. Als sie glaubten, die Himmel mit ihren modernen Flugzeugen beherrschen zu können, hat ein Vulkan seine Asche zu ihnen geschickt, um ihnen zu zeigen, dass ihre Flugzeuge unfähig sind, dieser Wolke entgegen zu stehen. "[…] bis dann, wenn die Erde ihren Prunk angenommen hat und sich geschmückt hat und ihre Bewohner meinen, dass sie Macht über sie hätten, kommt Unser Befehl über sie bei Nacht oder bei Tag […]."11

8.         Euch aber ist vom Wissen gewiss nur wenig gegeben:

Wo ist das Wissen, der Fortschritt, die Technologie geblieben, um diese Aschenwolke zu vernichten?!

9.         Es gibt kein Entkommen von Ihm außer zu Ihm:

Der Mensch, egal wie mächtig, stark und schlau er sein mag, wirkt machtlos vor diesen gewaltigen Zeichen, sodass ihm keine andere Möglichkeit mehr gibt, außer zu Allah zu entkommen, Der ja all das schuf. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als sich Ihm zu unterwerfen und ihn aufrichtig und reumütig um Hilfe und Beistand zu bitten. Deshalb ist es auch das Gebet beim Eintreffen solcher gewaltigen Naturereignisse erlassen worden, wie Sonnen- und Mondfinsternis. „Wahrlich, beides sind Zeichen des erhabenen Allahs. Wenn ihr sie sehen solltet, dann flüchtet zum Gebet.“

10.       Gepriesen sei Derjenige, der die Kontrolle über alles hat:

Wie schnell kann sich wahrlich eine Situation ändern und wie schnell können sich die Lagen verändern. Wenn Allah etwas will, dann braucht Er dazu nur „Sei“ zu sagen und es geschieht. Niemand kann Seine Entscheidung widerrufen und ihr etwas entgegenstellen.

Die Menschen waren tief versunken in ihrem Alltag, bis plötzlich und ohne Vorboten der Vulkan sie mit seiner Aschewolke überrascht und erschreckt hat. Er durchkreuzte ihre Pläne und ihr Vorhaben.

Ein Muslim jedoch wird durch solche Ereignisse wachgerüttelt und an den Jüngsten Tag erinnert: "Und diejenigen, die ungläubig sind, werden nicht aufhören, daran zu zweifeln, bis plötzlich die Stunde über sie kommt oder die Strafe eines unheilvollen Tages über sie kommt."12 Der erhabene Allah sagte auch: "Glauben sie denn, sicher zu sein davor, dass eine überdeckende Strafe von Allah über sie kommt oder dass plötzlich die Stunde über sie kommt, ohne dass sie merken?"13

11.       Die Wunder Allahs bezüglich Seiner Stärke:

Dieses glühende Feuer lässt der erhabene Allah aus den Tiefen der Eisschicht hervorkommen und unter einem vereisten Fluss. Wie groß ist gewiss die Stärke Allahs und wie überwältigend sind Seine Wunder, die Er hervorbringt, um die Achtlosen zu wecken und zum Nachdenken anzuregen: "Wir werden ihnen Unsere Zeichen am Gesichtskreis und in ihnen selbst zeigen, bis es ihnen klar wird, dass es die Wahrheit ist. Genügt es denn nicht, dass dein Herr über alles Zeuge ist?"14

Allah zeigt den Menschen Seine Zeichen in ihnen selbst und im Universum, um ihnen Seine bezaubernde Schaffung und Seine gewaltige Macht zu zeigen, damit ihnen die Wahrheit ersichtlich wird. Die im Stich gelassenen sind jene, die sich trotzdem widersetzen!

12.       Dieses Feuer erinnert an das Höllenfeuer:

Die Lava dieses Vulkans hat eine Temperatur von tausendzweihundert Grad erreicht. Er hat etwas zehn Prozent vom Eis zum Schmelzen gebracht. Dies ist das Feuer dieser Erde. Wie mag wohl das Feuer des Jenseits sein! Deshalb sagte der erhabene Allah auch im Bezug auf das irdische Feuer: "Wir haben es ja zur Erinnerung (an das Höllenfeuer) gemacht."15 Sie soll an das große Höllenfeuer im Jenseits erinnern. Der Gesandte Allahs, möge Allah ihn loben und Heil schenken, hat gesagt: „Dieses euer Feuer, das der Sohn Adams (d.h. die Menschen) anzündet, gleicht in Bezug auf die Hitze nur einem Teil von siebzig Teilen, die die Hitze des Höllenfeuers ausmachen.“16

13.       Niemand weiß, was er morgen erwerben wird:

Die Aschenwolke führte dazu, dass der gesamte Luftraum geschlossen wurde, sodass Millionen von Reisenden nicht zu ihren Zielorten gelangen konnten. Viele waren gezwungen, ihren Angehörigen Hilfen zu schicken, damit sie wieder heimkehren konnten.

Zahlreiche Kongresse und Termine wurden abgesagt. Viele Menschen mussten in den Flughallen übernachten, weil sie keine andere Alternative hatten. "Wenn ich das Verborgene wüsste, würde ich mir wahrlich viel Gutes verschaffen, und Böses würde mir nicht widerfahren."17

14.       Und was immer euch an Unglück trifft, es ist für das, was eure Hände erworben haben. Und Er verzeiht vieles:

Dies ist eine göttliche Fügung. Immer wenn die Sünden, die Ungerechtigkeit und das Morden zahlreich werden, häufen sich auch gleichzeitig die Katastrophen, wie tödliche Wirbelstürme, verheerende Überschwemmungen, zerstörerische Erdbeben, vernichtende Vulkane, tödliche Krankheiten, ansteckende Seuchen, zerstörerische Kriege und Leere in den Herzen und Kassen. Allah sendet diese als Ermahnung an die Menschen. Er innert sie an Seine Macht und dass wenn sie sich von Ihm entfernen sollten, Er sie mit solchen Katastrophen vernichten kann: "Unheil ist auf dem Festland und im Meer erschienen wegen dessen, was die Hände der Menschen erworben haben, damit Er sie einiges von dem kosten lässt, was sie getan haben, auf dass sie umkehren mögen."18

15.       Des einen Leid ist des anderen Freud:

Neben diesem Verlust, den die Fluggesellschaften erleiden müssen, erfreuen sich Bahn- und Busunternehmen an steigende Umsätze. Auch die Hotels erleben zurzeit einen enormen Andrang. Die Bahnunternehmen setzen weitere Züge ein, um diesem großen Ansturm an Passagiere Herr zu werden. Auch sie die Fahrtkosten erheblich gestiegen.

Gepriesen sei deshalb Derjenige, Der die Lebensunterhalt verteilt. In der Zeit, wo andere ihre enormen Verluste beklagen, erfreuen sich anderen an steigende Einkünfte, mit denen sie nicht gerechnet hatten.

16.       Sich bewusste machen, welche Gnade und Gunst Allah uns gewährt hat:

Derjenige, der das Leid sieht, dass die Menschen in den Flughäfen ereilt haben, sollte Allah dafür danken, dass er nicht zu diesen Betroffen gehört. Sie schlafen in den Abfertigungshallen und von diesen langen Strapazen müde und erschöpft. Wir sollten Allah für unser Wohlergehen danken und ihn lobpreisen.

Ein Muslim lässt sein eigenes Leid in seinen Augen schrumpfen, wenn er das Leid sieht, das anderen ereilt hat. Er lobpreist Allah und dankt ihm für die Gnade, die Er ihm gewährt hat.

17.       Zahlreiche Eindrücke

All diese Vulkane und Erdstöße erinnern uns an das große Erdbeben, das noch kommen wird. Dieser eine Vulkan hat Angst und Schrecken verbreitet, wie sieht es dann aus, wenn die gesamte Erde anfängt beben: "O ihr Menschen, fürchtet euren Herrn. Gewiss, das Beben der Stunde ist eine gewaltige Sache. An dem Tag, da ihr es seht, wird jede Stillende (aus Entsetzen) übersehen, was sie (soeben) stillt, und jede Schwangere wird mit dem niederkommen, was sie trägt. Und du siehst die Menschen trunken, obwohl sie nicht betrunken sind; aber die Strafe Allahs ist streng."19

Diese Aschenwolke, die die Sonne verdunkelt hat, erinnert uns an den folgenden Vers: "Wenn die Sonne umschlungen wird […]."20 Das heißt, wenn ihr Licht verloren geht.

Und die brennenden Vulkansteine, die in die Luft geschossen werden, erinnern uns an den Vers: "[…] und wenn die Sterne verstreut werden."21 Das heißt, wenn sie auf die Erde hinab fallen werden.

Dass Flugzeuge am Boden blieben, Flughäfen geschlossen und Flüge gestrichen wurden, erinnert uns an den Vers: "[…] und wenn die trächtigen Kamelstuten vernachlässigt werden."22 Hier sind die besten Kamelstuten gemeint, die trächtig sind. Damals waren diese Kamelstuten die Geldanlagen der Araber gewesen. Der erhabene Allah zeigt uns in diesen Versen, dass wenn Sein Befehl kommt, all diese materiellen Dinge ihre Bedeutung verlieren.

Der gesamte europäische Kontinent kam zum erliegen und schaute verwirrt und machtlos zum Vulkan, der all das verursacht hatte. Diese Machtlosigkeit der Menschen erinnert uns an die Machtlosigkeit der Menschen am Jüngsten Tag: "Wenn die Erde erschüttert wird durch ihr heftiges Beben und die Erde hervorbringt ihre Lasten und der Mensch sagt: „Was ist mit ihr?“"23

 

______________________________

1 Al-An’ām 6:96

2 Al-Anbiyā` 21:23

3 Al-Muddathir 74:31

4 Ar-Ra’d 13:12-13

5 Al-A’rāf 7:179

6 Verzeichnet bei Bukhārī und Muşlim

7 At-Talāq 65:12

8 Fātir 35:15

9 Āli-’Imrān 3:154

10 Al-Mulk 67:20

11 Yūnuş 10:24

12 Al-Ĥadj 22:55

13 Yūşuf 12:107

14 Fuşşilat 41:53

15 Al-Wāqi’ah 56:73

16 Verzeichnet bei Bukhārī und Muşlim

17 Al-A’rāf 7:188

18 Ar-Rūm 30:41

19 Al-Ĥadj 22:1-2

20 At-Takkwīr 81:1

21 At-Takkwīr 81:2

22 At-Takkwīr 81:4

23 Az-Zalzalah 99:1-3

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