Die Behandlung von Şiĥr (Magie/Zauberei)

Frage:

Wie kann man Şiĥr (Magie/Zauberei) behandeln lassen?

 

Antwort:

Alles Lob gebührt Allah.

Wer von Şiĥr betroffen ist, sollte es nicht mit Şiĥr behandeln lassen, da das Böse nicht mit dem Bösem entfernt werden kann, genauso wenig Unglaube (Kuffr) mit Unglaube bekämpft werden kann. Das Böse kann nur mit dem Guten entfernt werden. Deshalb hat der Prophet – möge Allah ihn loben und Heil schenken – gesagt, als er bezüglich der Nuschrah befragt wurde: „Dies gehört zu den Taten des Satans.“ Nuschrah bedeutet, das Entfernen von Şiĥr von einer Person, die davon betroffen ist, indem man an ihm wieder Şiĥr anwendet. Doch wenn es mit dem Qur`ān, mit zulässigen Medikamenten oder mit Hilfe der gute Ruqyah behandelt wird, dann ist nichts Falsches daran. Die Behandlung mit Şiĥr ist nicht zulässig, wie bereits erwähnt, da der Şiĥr zur Anbetung gehört, der an die Satane gerichtet wird. Der Şāĥir (Zauberer, Praktiker der Hexerei) kann erst dann Şiĥr lernen bzw. anwenden, wenn er zuvor seine Anbetung direkt an die Satane gerichtet hat und in ihren Diensten stand. Er muss ihnen erst einmal mit den Dingen näher kommen, mit dem sie ihm befehlen. Danach, lehren sie ihm die Mittel zum Şiĥr.

Es ist nichts Falsches daran – und dafür sei Allah dank – dass eine Person, die vom Şiĥr betroffen ist, dass sie diesen mit dem Qur`ān, mit Bittgebeten, bei denen man Zuflucht bei Allah sucht und die in der Scharī’ah beschrieben wurden und mit zulässigen Medikamenten behandeln zu lassen, so wie ja Patienten von Ärzten bezüglich aller Arten von Krankheiten behandelt werden können. Dabei muss sich der Patient nicht unbedingt von diesem Şiĥr wieder erholen, denn nicht jeder Kranke wird schließlich geheilt. Ein kranker Patient kann behandelt und wieder gesund werden, wenn seine bestimmte Zeit (also der Tod) noch nicht eingetroffen ist. Er kann aber auch nicht mehr gesund werden und an dieser Krankheit sterben, obwohl er von erfahrenen und qualifizierten Ärzten behandelt worden ist. Denn wenn die festgesetzte Zeit und somit der Tod gekommen ist, dann werden weder Medikamente noch irgendwelche Behandlung von Nutzen sein, denn der erhabene Allah hat gesagt: "Allah wird aber keine Seele zurückstellen, wenn ihre Frist kommt. Und Allah ist Kundig dessen, was ihr tut." [al-Munāfiqūn 63:11]

Eine ärztliche Behandlung ist nur dann von Vorteil, wenn die bestimmte Zeit noch nicht eingetroffen ist und der erhabene Allah Seinem Diener die Heilung bestimmt hat. Das gleiche gilt auch für denjenigen, der von Şiĥr betroffen ist. Allah kann ihm die Heilung bestimmen und Er kann ihm diese auch verwehren, um ihn damit zu prüfen. Es kann aber auch andere Gründe haben, die nur dem erhabenen Allah bekannt sind. Zu diesen Gründen kann auch sein, dass derjenige, der diese Behandlung durchgeführt hat, nicht die richtige Behandlung für dieses Problem ausgewählt hat. Es wurde im Şaĥīĥ verzeichnet, dass der Gesandte Allahs – möge Allah ihn loben und Heil schenken – sagte: „Für jede Krankheit gibt es ein Medikament, und wenn diese Medizin auf diese Krankheit angewendet wird, wird diese Person durch Allahs Erlaubnis wieder geheilt werden.“ Und er – möge Allah ihn loben und Heil schenken – sagte auch: „Allah hat keine Krankheit (auf die Erde) hinabgesandt, ohne zugleich auch für das entsprechende Heilmittel zu sorgen. Diese wird derjenige kennen, der sie kennt und derjenige nicht kennen, der sie nicht kennt.“

Zu den vorgeschriebenen Behandlungen aus der Scharī’ah, mit denen der Şiĥr behandelt werden kann, gehört die Rezitation des Qur`ān. Die höchste Sure im Qur`ān, die al-Fātiĥa, sollte über die Person rezitiert werden, die vom Şiĥr betroffen ist. Dies sollte mehrmals wiederholt werden. Wenn sie dabei von einem gläubigen und rechtschaffenen Leser rezitiert wird, der weiß, dass alles dem Willen und dem Befehl Allahs unterworfen ist, dass Allah die alleinige Kontrolle über alle Dinge hat, dass wenn Er zu einer Sache sagt "Sei!", dann wird es auch so sein und wenn diese Rezitation auf dem Glauben, der Gottesfurcht (Taqwah) und der Aufrichtigkeit beruht und es mehrmals wiederholt wird, dann kann der Şiĥr entfernt und die Person durch Allahs Erlaubnis wieder geheilt werden.

Einige Şaĥābah – Allahs Wohlgefallen auf sie – kamen eines Tages an einem Beduinenvolk vorbei, deren Scheich, d.h. ihr Anführer, von einer giftigen Schlange gebissen wurde. Sie hatten alles für seine Heilung getan, was in ihrer Macht war, doch vergebens. Sie sagte zu einem der Şaĥābah: „Befindet sich eine Rāqī (der Ruqyah durchführt) unter euch?“ Sie sagten: „Ja.“ Einer von ihnen rezitierte die Sure al-Fātiĥa über ihn und er erhob sich sofort voller Energie, als ob nichts geschehen wäre; Allah heilte ihn von den schlimmen Folgen dieses Schlangenbisses. Der Prophet – möge Allah ihn loben und Heil schenken – sagte: „Es ist nichts Falsches daran Ruqyah anzuwenden, solange es sich dabei nicht um Schirk handelt.“ Er – möge Allah ihn loben und Heil schenken – führte die Ruqyah durch und hat es auch für sich selbst durchführen lassen. Es steckt viel Gutes in der Ruqyah und man kann sehr viel davon profitieren.

Es sowohl al-Fātiĥa, Āyat al-Kurşiy [al-Baqarah 2:255], "Qul Huwa Allahu Aĥad" [al-Ichlāş 112], al-Mu’widhatayn [al-Falaq 113, an-Nāş 114] aber auch andere Verse über die Person, die von Şiĥr betroffen ist, rezitiert werden als auch die guten Bittgebete (Du’ā`), die in den Ĥadīthen über den Gesandten Allahs – möge Allah ihn loben und Heil schenken – überliefert wurden, wie der folgende Du’ā`, den er sagte, als er Ruqyah für einen Kranken durchgeführt hat:

„.اللهم رب الناس ، أذهب البأس ، واشف أنت الشافي لا شفاء إلا شفاؤك شفاء لا يغادر سقماً

(„Allahumma Rabba n-Nās, Adhhibi l-Ba`ş, wa sch-Schfi, anta sch-Schāfī lā Schifā`a illa Schifā´uka, Schifā`an lā Yuĝādir Şaqaman.“)

„O Allah, Herr der Menschen. Entferne diesen Schaden und heile mich. Du bist der Heiler - es gibt keine Heilung außer Deine Heilung - eine Heilung, die keine Krankheit zurücklässt.“

Dies kann dreimal wiederholt werden oder auch mehr. Oder auch das Bittgebet, dass über ihn – möge Allah ihn loben und Heil schenken – überliefert wurde, als Djibrīl – möge Allah ihn loben – für ihn die Ruqyah durchgeführt hat und dreimal sprach:

".بسم الله أرقيك ، من كل شيء يؤذيك ، ومن شر كل نفس أو عين حاسد الله يشفيك ، بسم الله أرقيك"

(„Bişmillāh Arqīka min kulli Schai`in Yu`dhīka, wa min Scharri Kulli Naffşin aw ’Aynin Ĥāşid; Allah Yaschfīk, Bişmillāh Arqīka.“)

„Im Namen Allahs führe ich Ruqyah für dich durch, von allem, was dich verletzt, vom Übel jeder Seele oder bösem Blick möge Allah Dich heilen, im Namen Allahs führe ich Ruqyah für dich durch.“

Das ist eine besondere Ruqyah, die in einem Şaĥīĥ Ĥadīth über den Propheten – möge Allah ihn loben und Heil schenken – überliefert wurde. Es ist erlassen worden, dass diese Ruqyah bei denjenigen angewandt wird, die von einem giftigen Tier gebissen oder gestochen wurden, die von Şiĥr betroffen sind oder allgemein krank sind. Es ist außerdem nichts Falsches daran, Ruqyah für jemanden durchzuführen, der krank ist, von Şiĥr betroffen ist oder gebissen bzw. gestochen wurde, indem man gute Bittgebete aufsagt, die nicht vom Propheten – möge Allah ihn loben und Heil schenken – überliefert wurden. Dies gilt jedoch nur, solange diese Bittgebete nichts Verbotenes (Ĥarām) beinhalten. Der Grund dafür ist die allgemeine Bedeutung des Ĥadīths über den Propheten – möge Allah ihn loben und Heil schenken – der gesagt hat: „Es ist nichts Falsches daran, Ruqyah anzuwenden, solange es sich nicht um Schirk handelt.“

Allah kann sowohl die Kranken und die Personen, die vom Şiĥr betroffen sind als auch andere heilen, ohne dass Ruqyah oder andere Maßnamen von Menschen angewandt werden müssen. Denn Er hat Macht über alle Dinge und Er ist weise in allem, was Er tut. Allah sagt in Seinem heiligen Buch: "Sein Befehl, wenn Er etwas will, ist, dazu nur zu sagen: "Sei!", und so ist es." [Yā-Şīn 36:82]

Ihm sei Lob und Dank für alles, was Er bestimmt und verordnet hat. Denn Er ist weise in allem, was Er tut.

Es kann aber auch sein, dass der Kranke nicht geheilt werden kann, da seine Zeit gekommen ist und es bestimmt wurde, dass er an dieser Krankheit sterben wird. Zu den Dingen, die bei Ruqyah angewandt werden können, gehören zum Beispiel auch die Verse bezüglich Şiĥr, die ins Wasser gesprochen werden.

Dies sind die Verse über Şiĥr in Sure al-A’rāf, wo Allah sagte: "Und Wir gaben Mūsā ein: „Wirf deinen Stock hin!" Da verschlang er sogleich, was sie vortäuschten. So bestätigte sich die Wahrheit, und zunichte wurde das, was sie taten. Sie wurden dort besiegt und kehrten geringgeachtet zurück." [al-A’rāf 7:117-119]

Und in Sure Yūnus: "Und Fir’aun sagte: „Bringt mir jeden kenntnisreichen Zauberer herbei!“ Als die Zauberer kamen, sagte Mūsā zu ihnen: „Werft hin, was ihr zu werfen habt.“ Als sie geworfen hatten, sagte Mūsā: „Was ihr vorgebracht habt, ist Zauberei. Allah wird sie zunichte machen. Gewiss, Allah lässt das Tun der Unheilstifter nicht als gut gelten. Allah bestätigt die Wahrheit mit Seinen Worten, auch wenn es den Übeltätern zuwider ist.“" [Yūnus 10:79-82]

Und in Sure Tā-Hā: "Sie sagten: „O Mūsā, entweder wirfst du, oder wir werden es sein, die zuerst werfen." Er sagte: „Nein! Vielmehr werft ihr (zuerst).“ Und sogleich kamen ihm ihre Stricke und Stöcke durch ihre Zauberei so vor, als ob sie sich rasch bewegten. Und er, Mūsā, empfand Furcht in seiner Seele. Wir sagten: "Fürchte dich nicht; du, ja gewiss du, wirst die Oberhand gewinnen. Wirf hin, was in deiner Rechten ist, so verschlingt es das, was sie gemacht haben. Was sie gemacht haben, ist nur die List eines Zauberers, und dem Zauberer wird es nicht wohl ergehen, wohin er auch kommen mag."" [Tā-Hā 20:65-69]

Diese Verse gehören zu den Mittel, mit denen Allah die Ruqyah gegen Şiĥr wirken lassen kann. Wenn der Qāri` (Leser) sowohl diese Verse in das Wasser rezitiert als auch die Sure al-Fātiĥa, Āyat al-Kurşiy, "Qul Huwa Allahu Aĥad" und al-Mu’widhatayn, dann dieses Wasser über die Person gießt, bei dem er denkt, dass er entweder von Şiĥr betroffen ist oder durch einen Zauber vom Geschlechtsverkehr mit seiner Frau verhindert wird, dann wird er mit Allahs Erlaubnis geheilt werden.

Wenn dabei auch noch sieben Lotusblätter klein gehackt und dann ins Wasser eingetaucht werden, dann ist das besser, so wie es Scheich ’Abdurraĥmān Ibn Ĥaşan – möge Allah mit ihm gnädig sein – in „Fatĥ al-Madjīd“ über einige Gelehrte in seinem Kapitel „Ma Djā´a fi n-Nuschrah" erwähnt hat. Es ist außerdem erwünscht (Muştaĥabb) folgende drei Suren dreimal zu rezitieren, nämlich "Qul Huwa Allahu Aĥad", "Qul A’ūdhu bi Rabbi l-Falaq" und "Qul A’ūdhu bi Rabbi n-Nās".

Diese und ähnliche Behandlungen, die verwendet werden, um dieses Problem des Şiĥr zu behandeln, können ebenfalls zur Behandlung derjenigen verwendet werden, die durch einen Zauber vom Geschlechtsverkehr mit ihren Frauen verhindert werden. Dieses haben bereits viele ausprobiert und Allah hat es zum Erfolg gebracht. Eine Person kann sogar allein mit al-Fātiĥa geheilt werden oder nur mit "Qul Huwa Allahu Aĥad" und den al-Mu’widhatayn.

Es ist nur sehr wichtig, dass sowohl die Person, die diese Behandlung durchführt als auch der, der behandelt wird, einen aufrichtigen Glauben haben, auf Allah vertrauen und wissen, dass Er die Kontrolle über alle Dinge hat. Wenn Er etwas will, dann wird dies geschehen und wenn Er etwas nicht will, dann wird es auch nicht geschehen. Alles liegt in Seiner Hand.

Wenn sowohl der Leser als auch derjenige, der über ihn gelesen wird, an Allah aufrichtig glauben, dann wird diese Krankheit mit Allahs Erlaubnis schnell heilen, sei es mit Hilfe der physischen oder auch spirituelle Medizin.

Wir bitten Allah, uns allen zu helfen, denn Er ist Allhörend und nahe.

[Madjmū’ Fatâwah wa Maqālāt Mutanawwi’ah li Şamāĥat asch-Scheich al-’Allāmah ’Abdul’azīz Ibn Bāz - möge Allah mit ihm gnädig sein, S. 70]

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