Djamā’at at-Takfīr wa l-Hidjrah

Das war und ist immer noch Allahs Vorgehen gegen Seine Schöpfung, nämlich dass sie sich niemals alle um die wahre Religion versammeln werden, sondern gespaltet sein werden in verschiedene Gruppen, wobei jede Gruppe froh ist darüber, was sie hat. Der erhabene Allah sagt: "Die Menschen waren eine einzige Gemeinschaft. Dann entsandte Allah die Propheten als Bringer froher Botschaft und als Warner. Und Er offenbarte ihnen das Buch mit der Wahrheit, um zwischen den Menschen zu richten über das, worüber sie uneins waren. Uneins aber waren nur jene, denen es gegeben wurde, nachdem klare Beweise zu ihnen gekommen waren, aus Missgunst untereinander. Doch Allah leitet mit Seiner Erlaubnis diejenigen, die gläubig sind, zur Wahrheit, über die sie uneins waren. Und Allah leitet, wen Er will, auf einen geraden Weg." [1]

Das ist also Allahs Vorgehen gegen Seine Schöpfung, Uneinigkeit und Trennung, nachdem ihnen klare Beweise gebracht wurden. Die Feindseligen jedoch scheren sich nicht um Beweise. Im Gegenteil, sie streiten sich sogar bezüglich der Beweise, wobei jede Gruppierung froh ist über das, was sie bei sich hat. Genau das ist das, wovor der Gesandte Allahs – möge Allah ihn loben und Heil schenken – gewarnt hat, als er sagte: „Ihr werdet gewiss das Brauchtum derjenigen vor euch Handspanne für Handspanne und Ellenlänge für Ellenlänge befolgen, bis ihr ihnen auch dann nachgeht, wenn sie durch das Loch eines Dabb (ein stinkendes Tier in der Wüste) durchgehen würden!“ Wir sagten: „O Gesandter Allahs, die Juden und die Christen (meinst du)?“ Und er antwortete: „Wen sonst?““ [2]

Darf man mit der Gruppe at-Tablīĝ rausgehen?

Frage:

Was ist das Urteil bezüglich der Gruppen, die vierzig Monate und vierzig Tage in die verschiedenen Orten dieser Welt gehen, um die Muslime zum Islam und zu seinen Pflichten zu rufen?

 

Antwort:

Gepriesen sei Allah.

Die Gruppe at-Tablīĝ („Die Verkünder“) ist eines dieser zahlreichen islamischen Gruppen, die von Fehlern und Fehltritten nicht verschont geblieben sind. Hier führen wir nun kurz einige ihrer Fehler auf:

1.    Sie verinnerlichen nicht die Glaubenslehre der Ahlu ş-Şunnah wa l-Djamā’ah. Dies wird ganz deutlich in all den zahlreichen Glaubenslehren ihrer Anhänger und ihrer Führer.

2.    Sie geben dem Wissen über die islamische Rechtslehre keinerlei Bedeutung.

3.    Ihre Fehlinterpretationen einiger Verse des Qur`āns und ihre Verbreitung von dieser unter den Menschen. Sie fehlinterpretieren zum Beispiel die Verse über den Djihād und sagen, dass damit „das Rausgehen für die Da‘wah“ gemeint sei, aber auch all die anderen Verse, in denen das Wort „al-Churūdj“ (Rausgehen) vorkommt.

4.    Sie machen ihr System, das sie für das Rausgehen erstellt haben, als ein Akt der Anbetung. Dazu nehmen sie einige Verse des Qur`āns und behaupten, damit wären ihr System und diese festgelegte Zeit für das Rausgehen gemeint.

5.    Sie praktizieren einige Dinge, die gegen die islamischen Rechtslehre sind, wie die Ernennung einer Person aus ihrem Kreis, der während der Zeit des Rausgehens Bittgebete (Du’ā`) macht. Sie denken, dass ihr Erfolg oder Misserfolg davon abhängt, ob dieser Mann ehrlich war und seine Bittgebete akzeptiert wurden.

Die verschiedenen Sufi-Gruppen

 

 

Frage:

Wie viele Sufi-Gruppen gibt es? Sind denn alle Sufis falsch?

 

Antwort:

Die Sufis sind unterteilt in zahlreichen Sekten, Parteien und Gruppen. Dabei freut sich jede Gruppe über das, was sie selbst hat. Jede Sekte hat ihren eigenen Scheich, ihre eigenen Aurād [1] und ihre eigenen Rituale. All diese Dinge haben sie sowohl vom richtigen Verständnis des Buches Allahs und der Şunnah entfernt als auch zu Neurungen (Bidda‘), Erfindungen und Märchen verleitet. Viele von ihnen sind in diesen Dingen so tief versunken, bis sie dem Schirk (Götzendienst) verfallen sind, sowohl in ihren Taten als auch in ihrem Glauben. Sie glauben zum Beispiel an die „Einzigheit der Existenzen“ (Wiĥdatt al-Wudjūd) und daran, dass die Gefolgsleute Allahs (Auliyā`) und die al-Aqtāb (die Pole) Gutes herbeiführen und Böses abwenden können. Sie beten diese Personen an, indem sie ihre Bittgebete an sie richten, auf sie schwören, in ihren Namen schlachten und um ihre Gräber Tawāf machen.

Der Sufismus in seinen Anfängen war nicht all zu sehr vom rechten Weg abgewichen und von ihm ging auch nicht all zu sehr Gefahr aus. Mit dem Sufismus war am Anfang Enthaltsamkeit (az-Zuhd) und Frömmigkeit beabsichtigt worden, sodass sich auch einige Gelehrte dem zuwandten, bei gleichzeitiger Unversehrtheit ihrer Glaubensbekenntnisse.

Es ist für den Muslim folgendes verpflichtend: Das Verwirklichen des Tauĥīds, das Befolgen des Buches Allahs und der Şunnah nach dem Verständnis der rechtschaffenen Şalaf und das sich entfernen von den Neuerungen und Erfindungen. Denn nur das ist der Weg der Errettung.

Aĥmad hat den Ĥadīth von ‘Abdullah Ibn Maş’ūd – Allahs Wohlgefallen auf ihm – verzeichnet, der gesagt hat:

„Allahs Gesandter – möge Allah ihn loben und Heil schenken – zeichnete mit seiner Hand eine Linie und sagte: „Dies ist der gerade Weg Allahs.“ Dann zeichnete er links und rechts von der Linie weitere Linien und sagte: „Dies sind die anderen Wege, welche Irreführung darstellen, und am Anfang dieser Wege sitzt je ein Teufel und lädt die Leute zu ihm (den Weg) ein.“ Daraufhin rezitierte er: "Und dies ist Mein gerader Weg. So folgt ihm; und folgt nicht den (anderen) Wegen, denn sie werden euch von Seinen Weg trennen." [2] “ [3]

Abu Dāwud (4607), at-Tirmidhī (2676) und Ibn Mādjah (44) haben den Ĥadīth von al-‘Irbād Ibn Şāriyah – Allahs Wohlgefallen auf ihm – verzeichnet, der gesagt hat, dass der Prophet – möge Allah ihn loben und Heil schenken – gesagt hat:

„Wer von euch (lange) am Leben ist, der wird viel Meinungsverschiedenheiten sehen. So haltet euch an meine Şunnah fest und die Şunnah der rechtgeleiteten, rechtschaffenen Nachfolger. Beißt mit den Zähnen darauf. Hütet euch vor den neuen Dingen (in Glaubensfragen); denn jede neue Sache ist eine Neuerung, und jede Neuerung ein Irregehen, und jedes Irregehen führt ins Höllenfeuer.“ [4]

Wer im Buche Allahs und in der Şunnah Seines Gesandten schaut und sich den Weg der rechtschaffenen Nachfolger und die Lage der drei rechtgeleiteten Generationen verdeutlicht, der wird die Falschheit erkennen, auf dem sich der Sufismus beruht, wie seine Vergötterung von Personen, seiner Anbetung von Toten, seine Erfindung von Aurād und das Festhalten an Märchen. Derjenige, der rechtleitet, ist der erhabene Allah. Der erhabene Allah hat gesagt:

"Wem Allah kein Licht gibt – für den ist kein Licht." [5]

 

Und Allah weiß es am besten!

 

 

 

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[1] al-Aurād:  Ist eine Sammlung von Bittgebeten und Worte der Sufis, die sie für ihre Murīdīn (strebenden Schüler) zusammengestellt haben, damit sie diese zu bestimmten Zeiten, auf eine bestimmte Art und Weise und mit einer festgelegten Anzahl an Wiederholungen aufsagen.

[2] Sure 6, al-An’ām, Vers 153

[3] Als Şaĥīĥ eingestuft von al-Albani im Buch „at-Tawaşul“ S.125

[4] Als Şaĥīĥ eingestuft von al-Albani im Buch „Şaĥīĥ Abi Dāwud“ S.3851

[5] Sure 24, an-Nūr, Vers 40

Die verschiedenen Arten der Fürsprache

Frage:

Ich habe gehört, dass manche sagen, dass die Fürsprache ein Besitzt Allahs allein ist  und dass sie bei niemanden gefragt werden darf außer bei Ihm. Andere wiederum sagen, dass Allah die Fürsprache auch Seinem Gesandten – möge Allah ihn loben und Heil schenken – und Seinen Gefolgsleuten (Auliyā`) gegeben hat und dass man sie darum fragen kann. Was ist nun richtig und was sind die Beweise dafür?

 

Antwort:

Gepriesen sei Allah.

Die Fürsprache (asch-Schafā’ah) ist das nehmen eines Vermittlers, um einen Nutzen zu erzielen oder um einen Schaden abzuwenden.

Die Fürsprache unterteilt sich in zwei Kategorien:

Erste Kategorie:       Die Fürsprache (asch-Schafā’ah), die am Jüngsten Tag (al-Āchirah), also am Tage der Auferstehung (al-Qiyāmah) sein wird.

Zweite Kategorie:     Die Fürsprache (asch-Schafā’ah), die in den irdischen Angelegenheiten sein wird.

Wie kann ich den Tauĥīd verwirklichen?

Frage:

Wie kann ein Diener Allahs den Tauĥīd in Bezug auf den erhabenen Allah verwirklichen?

 

Antwort:

Gepriesen sei Allah.

Bruder, du hast nach einer Sache gefragt, die besonders ist und die einfach für denjenigen ist, für den es der erhabene Allah einfach gemacht hat. Wir bitten Allah uns und allen Geschwistern all das Gute stets zu erleichtern.

Wisse, dass man den Tauĥīd dadurch verwirklicht, indem man die Bekenntnisse „Ich bezeige, dass es keinen anbetungswürdigen Gott gibt außer Allah“ („Aschhadu An Lā Ilāha Illa Allah“) und „ich bezeige, dass Muĥammad der Gesandte Allahs ist“ („Wa Aschhadu Anna Muĥammadan Raşūlu Allah“) verwirklicht. Diese Verwirklichung hat zwei Ebenen (eine verpflichtende Ebene und eine gewünschte Ebene):

Die verpflichtende Eben wird erfüllt, wenn drei Dinge umgesetzt werden:

1.         Das sich entfernen vom Schirk (Götzendienst) mit all seinen Farben und Formen, sei es den kleinen, den großen oder den verborgenen.

2.         Das sich entfernen von den Neurungen (Bidda’) in all seinen Farben und Formen.

3.         Das sich entfernen von den Sünden mit all seinen Farben und Formen.

 

Die gewünschte Ebene, bezüglich der die Menschen sehr unterschiedlich sind, ist die Folgende:

Im Herzen darf sich nichts befinden, was eine Zuwendung oder eine Abhängigkeit für jemanden anders neben Allah beinhaltet. Das Herz muss sich völlig Allah widmen ohne sich dabei an jemand anders zu orientieren. Die eigenen Worte müssen für Allah sein, genauso wie die Handelungen und Taten. Selbst die Herzschläge müssen für Allah sein. Diese Ebene bezeichnen einige Gelehrte als die Ebene, bei der man das sein lässt, was akzeptabel ist aus Angst vor dem, was nicht akzeptabel ist. All das umfasst sowohl die Taten des Herzens, der Zunge als auch der Glieder.

Um diese zwei Ebenen zu verwirklichen, bedarf es zweierlei Dinge:

Erstens:            Wissen! Denn wir soll man sonst den Tauĥīd verwirklichen, wenn man ihn nicht kennt und nicht begreift. Jeder verantwortliche Erwachsene muss den Tauĥīd gegenüber Allah lernen, um sein Glauben, seine Worte und seine Taten damit zu bessern. Alles, was über dies hinausgeht, ist gut für einen.

Zweitens:         Die ausdrückliche Bestätigung und der tief verwurzelte Glaube an das, was über den erhabenen Allah und über Seinen Gesandten – möge Allah ihn loben und Heil schenken – an Berichte und Aussagen überliefert wurden.

Drittens:           Der absolute Gehorsam gegenüber den Befehlen Allahs und gegenüber die Seines Gesandten – möge Allah ihn loben und Heil schenken –, indem man all ihren Aufforderungen nachkommt und ihren Untersagungen und Verboten fernbleibt.

Je mehr der Mensch diese Dinge umsetzt, desto stärker wird sein Tauĥīd sein und desto größer auch seine Belohnung.

Der Gesandte Allahs – möge Allah ihn loben und Heil schenken – hat uns gezeigt, dass derjenige, der die höchste Ebene des Tauĥīds verwirklicht hat, zu den Siebzigtausend gehören wird, die in das Paradies eintreten werden, ohne vorher Rechenschaft ablegen zu müssen. Möge Allah uns zu ihnen gehören lassen.

In Şaĥīĥ al-Buchārī (5705) und Muşlim (220) wurde verzeichnet, dass Ibn ’Abbās –Allahs Wohlgefallen auf ihm – berichtete, daß der Gesandte Allahs – möge Allah ihn loben und Heil schenken – sagte:

„Es wurden mir die Völker vorgeführt: Ich sah die Propheten, wie sie eine sehr kleine Gruppe von Gefolgsleuten, zwei Gefolgsleute, einen oder gar keinen Gefolgsmann bei sich hatten. Dann sah ich plötzlich eine ungeheure Menschenmenge, und ich dachte, daß das vielleicht meine Leute seien. Doch mir wurde gesagt, daß dies Moses mit seinen Gefolgsleuten sei, aber ich solle zur anderen Seite des Horizonts blicken. Ich schaute und sah eine ungeheure Menschenmenge. Mir wurde gesagt: "Das ist deine Gemeinde (arab. Ummah), und unter ihnen sind siebzigtausend, die das Paradies betreten werden ohne Abrechnung und ohne vorherige Bestrafung." Dann stand der Prophet – möge Allah ihn loben und Heil schenken – auf und ging in seine Wohnung rein, und seine Gefährten begannen, Vermutungen anzustellen über jene, die ins Paradies eintreten würden ohne Abrechnung und ohne Bestrafung. Einige sagten: Vielleicht sind das jene, die Gefährten des Propheten – möge Allah ihn loben und Heil schenken – waren. Andere sagten, daß das vielleicht diejenigen sein könnten, die seit ihrer Geburt Muslime sind (wörtl. die im Islam geboren sind, d.h. geboren sind, nachdem der Islam gekommen ist) und niemals Schirk betrieben haben – und sie nannten noch einige Dinge. Da kam der Gesandte Allahs – möge Allah ihn loben und Heil schenken – heraus und fragte: "Was beredet ihr?" Man sagte es ihm, worauf er sagte: „Es sind jene, die weder eine Ruqya aussprechen, noch eine Ruqya verlangen, sie sehen auch nicht in Dingen böse Omen und vertrauen voll auf ihren Herrn.“ Da stand ’Ukāschah Ibn Miĥşan auf und sagte (zum Propheten – möge Allah ihn loben und Heil schenken –): „Mach ein Bittgebet zu Allah, daß Er mich zu einem von ihnen macht.“ Da sagte der Prophet: „Du bist einer von ihnen.“ Daraufhin stand ein anderer Mann auf und sagte: „Mach ein Bittgebet zu Allah, dass er mich zu einem von ihnen macht.“ Der Prophet sagte zu ihm: „’Ukāschah ist dir darin zuvorgekommen!““

Diese erwähnten Eigenschaften im Ĥadīth laufen alle auf das gleiche hinaus, nämlich  dass sie sich voll auf ihren Herrn vertrauen. Das heißt, sie haben die höchste Ebene des Vertrauens auf Allah erreicht, sodass alles andere für sie keine Rolle mehr spielt. Und Allah weiß es am besten!

Somit ist die Verwirklichung des Tauĥīds nicht dadurch erreicht, indem man Wunschdenken äußert, indem man nur so tun als ob oder durch leeres Gerede. Die Verwirklichung des Tauĥīds wird erreicht durch das, was sich im Herzen an Überzeugungen des Glaubens und an Wahrheiten des Iĥşān verankert. Der Muslim sollte sich deshalb spurten, um das Gute aus jedem Moment seines Lebens zu machen. Er sollte stets mit der Zeit konkurrieren in der Initiative ergreifen bezüglich guter Taten. Er sollte Schweres erklimmen und Schmerzhaftes ertragen, denn die Ware Allahs ist teuer, denn die Ware Allahs ist das Paradies.

Siehe hierzu das Buch „al-Qaul aş-Şadīd ’Alā Maqāşid Kitāb at-Tauĥīd“ von Scheich ’Abdu-Raĥmān aş-Şa’dī – möge Allah mit ihm gnädig sein. (S. 20 - 23)

Darf man den Ungläubigen zu ihren religiösen Festen gratulieren?

Frage:

Was ist das Urteil bezüglich derer, die den Ungläubigen zu ihren religiösen Festen gratulieren?

 

Antwort:

Gepriesen sei Allah.

Das Gratulieren und Beglückwünschen der Ungläubigen zu Weinachten oder zu anderen religiösen Anlässen ist verboten (Ĥarām). Hierüber herrscht Einigkeit unter den Muslimen, so wie es Ibn al-Qayyim – möge Allah gnädig mit ihm sein – im Buch „Aĥkām Ahli dh-Dhimmah“ beschrieben hat, indem er sagte: „Was die Beglückwünschungen zu den Riten des Unglaubens anbetrifft, die allein dafür gemacht werden, so sind diese verboten. Hierüber herrscht Einigkeit unter den Muslimen. Wie zum Beispiel, dass man sie zu ihren Festen oder zu ihrem Fasten beglückwünscht, indem man sagt: „Frohes Fest“ oder „Mögen Sie Ihr Fest genießen“ oder ähnliches. Auch wenn derjenige, der dies sagt, zwar vom Unglauben verschont geblieben ist, so gehört dies immer noch zu den verbotenen Dingen. Dies gleicht der Tatsache, dass man jemanden für seine Niederwerfungen  für ein Kreuz beglückwünscht. Bei Allah ist all dies viel schlimmer und hassenswerter, als wenn man jemanden für sein Trinken von Alkohol, für sein Morden oder für irgendeine Sünde, die er begann, beglückwünscht. Viele, bei denen die Religion keine große Rolle spielt, geraten in solche Handlungen und sind sich nicht bewusst, wie abscheulich ihre Tat in Wirklichkeit ist. Wer einem Diener für seine Sünde, für eine Neuerung (Bid’ah) oder für sein Unglaube beglückwünscht, der hat sich selbst dem Zorn Allahs augesetzt.“

Das Beglückwünschen der Götzendiener zu ihren religiösen Festen ist dadurch verboten – und zwar auch zu dem Umfang, den Ibn al-Qayyim beschrieben hat – da dies impliziert, dass man das anerkannt hat, worauf sie sich an Unglaube befinden und es für sie einwilligt, auch wenn man für sich selbst diesen Glauben nicht einwilligt. Trotzdem ist es für einen Muslim verboten, die Riten des Unglaubens einzuwilligen oder jemanden bezüglich dieser zu beglückwünschen. Denn Allah willigt so etwas nicht ein. Er – Erhaben ist Er – hat gesagt:

Was ist der Unterschied zwischen dem kleinen und großen Schirk (Götzendienst)?

 

Frage:

Was ist der Unterschied zwischen dem kleinen und großen Schirk (Götzendienst)?

 

Antwort:

Der große Schirk:     Der große Schirk bedeutet, dass der Mensch Allah andere neben Ihm zur Seite stellt. Dies geschieht zum Beispiel im Bezug auf Seine Namen und Eigenschaften. Der Mensch benennt andere mit Namen Allahs und gibt ihnen Eigenschaften, die allein Allah gebühren. Der erhabene Allah hat gesagt:

"Und Allahs sind die Schönsten Namen; so ruft Ihn mit ihnen an. Und lasset jene sein, die hinsichtlich Seiner Namen eine abwegige Haltung einnehmen. Ihnen wird das vergolten werden, was sie getan haben." [1]

Zum Unglauben bezüglich Seinen Namen gehört, dass man andere mit Seinen Namen benennt, die ausschließlich Ihm gebühren. Auch bezüglich Seinen Eigenschaften verhält es sich gleich.

Man kann aber auch in den großen Schirk fallen, wenn man im Bezug auf die Anbetung (al-’Ibādah) Allah andere neben Ihm zur Seite stellt. Dies geschieht zum Beispiel, indem man seine Bittgebete an jemand anders richtet, als an Allah – dem Erhabenen –, wie an die Sonne, an den Mond, an Propheten, an Engel oder an einem Gefolgsmann Allahs (Wāli). Dabei kann die Art und Weise der Annährung sehr unterschiedlich sein. Es können Gebete sein, die man an diese richtet, Hilfeschreie bei Unheil und Katastrophen und dass erbitten um Beistand um eine Sache zu bewältigen. Weiter fallen auch alle Arten der Bittgebete an die Toten, das sie einem Helfen mögen oder ähnliches in diese Kategorie des Schirk. Denn die Fähigkeit für all diese Dinge besitzt allein der erhabene Allah. Deshalb sind all diese Handlungen Anbetungen, die an andere neben Allah gerichtet werden. Man nimmt sich dadurch Teilhaber neben Allah. Der erhabene Allah hat gesagt:

"Sprich: „Ich bin nur ein Mensch wie ihr, doch mir ist offenbart worden, daß euer Gott ein Einziger Gott ist. Möge denn derjenige, der auf die Begegnung mit seinem Herrn hofft, gute Werke tun und keinen anderen einbeziehen in den Dienst an seinem Herrn.“" [2]

Es gibt im Qur`ān zahlreiche Verse, die auf die Notwendigkeit des Tauĥīd al-’Ibādah (die Aufrechterhaltung der Einheit im Gottesdienst für Allah) hinweisen.

Man kann außerdem in den großen Schirk fallen, wenn man im Bezug auf die Gesetzgebung (at-Taschrī’) Allah andere neben Ihm zur Seite stellt. Dies geschieht, wenn man sich einen Gesetzgeber neben Allah nimmt oder Allah einen Teilhaber bei der Gesetzgebung stellt. Man stimmt dann diesen Gesetzen zu und verwendet diese beim Gebieten und Verbieten in einer Form der Anbetung und Annährung. Diesbezüglich sagte der erhabene Allah über die Juden und Christen:

"Sie haben sich ihre Schriftgelehrten und Mönche zu Herren genommen außer Allah; und den Messias, den Sohn der Maria. Und doch war ihnen geboten worden, allein den Einzigen Gott anzubeten. Es ist kein Gott außer Ihm. Gepriesen sei Er über das, was sie (Ihm) zur Seite stellen!" [3]

Im Bezug auf die Zustimmung für andere Gesetze als die von Allah oder der Ablehnung der Gesetze Allahs bei Rechtsfragen gibt es zahlreiche Verse und Ĥadīthe.

Dies sind die drei Sorten des großen Schirk, die denjenigen vom Glauben abfallen lassen (Riddah), der sie begeht oder daran glaubt. Für diesen darf dann weder das Totengebet verrichtet werden noch darf er mit Muslimen begraben werden oder sein Vermögen vererben. Sein Vermögen kommt in die „Schatzkammer der Muslime“ (Bait Māl al-Muslimīn). Das Tier, das er schächtet, darf nicht gegessen werden. In einem islamischen Staat mit islamischer Gesetzgebung würde er dann auch zum Tode verurteilt. Dies ist dann Aufgabe des Führers der Muslime. Er wird ihm jedoch vorher noch die Möglichkeit geben zu bereuen. Wenn er bereut, wird seine Reue akzeptiert und er wird dann auch nicht mehr hingerichtet, sondern so behandelt wie alle anderen Muslime auch.

Der kleine Schirk:     Der kleine Schirk beinhaltet alles, was die islamische Rechtslehre (Scharī’ah) verboten hat und der zum großen Schirk führen kann. In den Texten wurden all diese Handlungen mit Schirk bezeichnet, wie zum Beispiel das Schwören bei anderen außer  bei Allah. Denn dieser Schwur kann dazu führen, dass man in den großen Schirk fällt, deshalb hat der Gesandte Allahs – möge Allah ihn loben und Heil schenken – dies verboten. In einem authentischen Ĥadīth ist überliefert worden, dass er – möge Allah ihn loben und Heil schenken – sagte:

„Wahrlich, Allah verbietet euch (Gläubigen), dass ihr bei euren Vätern schwöret. Wer unbedingt schwören will, der soll nur bei Allah schwören oder schweigen!“ [4]

Er nannte sogar denjenigen, der diesen Schwur leistet, einen Muschrik. Ibn ’Ummar – Allahs Wohlgefallen auf sie beide – hat berichtet, dass der Gesandte Allahs – möge Allah ihn loben und Heil schenken – gesagt hat:

„Wer bei anderem außer bei Allah schwört, hat (Allah) schon (etwas) beigesellt.“ [5]

Denn das Schwören bei anderen außer bei Allah beinhaltet eine Übertreibung in der Verehrung von jemandem neben Allah. Somit kann diese Verehrung denjenigen, der bei anderen außer bei Allah schwört, zum großen Schirk führen.

Zum kleinen Schirk gehört auch folgendes: Bei vielen Menschen ist es zur Gewohnheit geworden zu sagen: „Wenn Allah und du wollt, dann…“ oder „Wäre nicht Allah und du, dann…“ oder ähnliches. Der Gesandte Allahs – möge Allah ihn loben und Heil schenken – hat solche Formulierungen verboten. Er sagte zu denen, die dies gesagt habe, sie sollen sagen: „Wenn allein Allah will, dann…“ oder „Wenn Allah will, dann du…“. Denn dadurch schloss er die Gefahr aus in den großen Schirk zu fallen, indem man glaubt, dass neben Allah jemanden gibt, der gleichgestellt ist und dieselben Fähigkeit besitzt. Es gibt viele solcher Formulierungen, wie zum Beispiel: „Ich verlasse mich dabei auf Allah und auf dich“ oder „Hätte der Hahn nicht gekräht, dann hätten sie all meine Sachen gestohlen“.

Was auch zum kleinen Schirk gehört, ist der Riyā` [6], der sich leicht in die Taten des Gottesdienstes und den Worten einschleichen kann, wie zum Beispiel das Länger machen des Gebetes, damit andere einen sehen oder das Laut rezitieren des Qur`āns und des Dhikrs, damit andere einen hören und dafür loben. Iman Aĥmad hat den folgenden Ĥadīth von Maĥmūd Ibn Labīd mit einer guten (Ĥaşan) Überlieferungskette verzeichnet, der gesagt hat: Der Gesandte Allahs – möge Allah ihn loben und Heil schenken – hat gesagt:

 „Die Sache, die ich am meisten fürchte für euch ist der kleine Schirk: Riyā`.“

Wer jedoch den Gottesdiensten ausschließlich aus dem einen Grund nachkommt, nämlich damit andere ihn sehen und ihn dafür bewundern, das heißt, wäre diese Bewunderung nicht da, dann würde er weder beten, fasten, Allah gedenken noch Qur`ān lesen, dann ist diese Person ein Muschrik im Bezug auf den großen Schirk! Außerdem gehört er dann auch zu den Heuchlern, über die der erhabene Allah gesagt hat:

"Wahrlich, die Heuchler versuchen, Allah zu überlisten; doch Er wird sie überlisten. Und wenn sie sich zum Gebet hinstellen, dann stehen sie ungern auf; (sie tun dies nur), um von den Menschen gesehen zu werden, und sie gedenken Allahs nur selten. Unentschlossen schwanken sie zwischen diesen und jenen und gelangen weder zu diesen noch zu jenen. Und wen Allah irreführt, für den wirst du nimmermehr einen Ausweg finden." [7]

Allah der erhabene sagt dann weiter:

"Wahrlich, die Heuchler befinden sich auf dem untersten Grund des Höllenfeuers, und du findest für sie keinen Helfer; außer jenen, die es bereut haben und sich bessern und zu Allah Zuflucht nehmen und die sich mit ihrem Glauben nur an Allah richten. Diese gehören also zu den Gläubigen. Und Allah wird den Gläubigen einen gewaltigen Lohn geben." [8]

Außerdem sagte Allah, erhaben ist Er, in einem Ĥadīth Qudşī:

"Ich brauche keinen Teilhaber, und wenn jemand etwas für Mich und jemand anderen außer Mir zugleich tut, dann nehme Ich diese seine Tat nicht an, sondern überlasse sie dem anderen ganz." [9]

Der kleine Schirk führt denjenigen, der ihn begonnen hat, nicht aus dem Kreis dieser Religion des Islam hinaus. Trotzdem gehören diese Taten zu den aller größten Sünden nach dem großen Schirk. Deshalb sagte ’Abdullah Ibn Maş’ūd:  „Lieber schwöre ich bei Allah, während ich lüge, als dass ich bei einem anderen außer bei Allah schöre, während ich die Wahrheit sage.“

Deshalb sind die Regeln bezüglich demjenigen, der in den kleinen Schirk geraten ist, wie folgt: Er wird behandelt, so wie alle anderen Muslime auch behandelt werden. Seine Angehörigen erben ihn. Er erbt sie auch, so wie es in der islamischen Rechtslehre festgehalten ist. Es wird für ihn das Totengebet verrichtet, wenn er stirbt. Er wird mit den Muslimen begraben. Wenn er ein Tier schächtet, darf dieses Fleisch gegessen werden. Er wird außerdem nicht ewig im Höllenfeuer bleiben, wenn er allein wegen den großen Sünden hineingekommen ist. Dies ist der Glaube der Ahl-u ş-Şunnah wa l-Djamā’ah, der im Gegensatz steht zum Glauben der al-Chawāridj und der al-Mu’tazilah.

 

Al-Ladjnah ad-Dā`mah li l-Buĥūth al-’Ilmiyyah li l-Iftā`

Scheich ’Adbul-’Azīz Ibn ’Abdullah Ben Bāz, Scheich ’Abdu-Razāq ’Afifī, Scheich ’Abdullah Ibn Ĝadyān und Scheich ’Abdullah Ibn Qa’ūd.

 

 

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 [1] Sure 7, al-A’rāf, Vers 180

 [2] Sure 18, al-Kahf, Vers 110

 [3] Sure 9, at-Taubah, Vers 31

 [4] verzeichnet bei al-Buchari

 [5] Verzeichnet bei Aĥmad, at-Tirmidhi und al-Ĥākim mit einer guten (Djayyid) Überlieferungskette.

 [6] Riyā` ist die Zuschaustellung von Guttaten und gottesdienstlichen Handlungen mit der Absicht, nicht in erster Linie Allahs Geboten zu folgen, sondern einen guten Eindruck auf die Menschen zu machen. Riyā` heißt auch der kleine Schirk.

 [7] Sure 4, an-Nişā`, Vers 142f

 [8] Sure 4, an-Nişā`, Vers 145f

 [9] verzeichnet in Şaĥīĥ Muşlim

 

Darf man den Geburtstag des Propheten feiern?

 


Frage:

Darf man den Geburtstag des Propheten möge Allah ihn loben und Heil schenken, („al-Maulid an-Nabawī“) feiern und an Festlichkeiten teilnehmen, die für diesen Anlass organisiert wurden?

 

Antwort:

Das Feiern des Geburtstages des Propheten, möge Allah ihn loben und Heil schenken, („al-Maulid an-Nabawī“) ist eine Neuerung (Bidd’ah) in der Religion. Das spezifizieren von bestimmten Anbetungen, wie zum Beispiel das Lobpreisen Allahs (at-Taşbīĥ), das Danken Allahs (at-Taĥmīd), das sich zurückziehen in der Moschee (al-I’tikāf), das rezitieren des Qur`ān und das Fasten für diesen Tag ist eine Neuerung in der Religion, bei der man keinen Lohn für all diese Taten bekommt, da diese Taten vom erhabenen Allah zurückgewiesen werden.

Von ’Ā’ischah,  Allahs Wohlgefallen auf ihr, wird berichtet, dass der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, gesagt hat: „Wer etwas in dieser unserer Sache neu einbringt, ihm wird diese zurückgewiesen.“

Im Wortlaut von Muşlim heißt es unter der Nummer 1718: „Wer eine Tat macht, zu dem wir nicht aufgerufen haben, so wird ihm diese zurückgewiesen.“

Kann man den Propheten im Wachzustand sehen?

Frage:

Es gibt einige Brüder und Schwester die behaupten, den Engel Djibrīl und den Propheten Muĥammad – möge Allah ihn loben und Heil schenken – im Wachzustand mit bloßem Auge gesehen zu haben. Ist das wirklich möglich?

 

Antwort:

Alles Lob gebührt Allah.

Erstens:

Die Engel wurden aus Licht erschaffen, wie es von Muşlim (Nr. 2996) verzeichnet wurde und niemand kann behaupten, die Engel in ihrer wahren Gestalt gesehen zu haben, außer er ist ein Prophet, dessen Wort geglaubt werden muss. Was die betrifft, die die Engel in menschlicher Gestalt gesehen haben, so ist dies möglich. Es gibt viele Berichte in der authentischen Şunnah wo darin berichtet wird, dass das Sehen der Engel in menschlicher Gestalt in dieser Ummah und in den Nationen, die vor uns kamen, vorkam.

Der Prophet – möge Allah ihn loben und Heil schenken –, der gesegnet war mit einer unergründlichen Weißheit und Verständnis der Religion, konnte es nicht verkraften, Djibrīl – Allahs Segen und Frieden auf ihm – in seiner wahren Gestalt, in der ihn der erhabene Allah  erschaffen hat, zu sehen. Wie können es dann diese Menschen sein?

Scheich ’Ummar al-Aschqar [1] sagte:

„Dadurch, dass die Engel ja Geschöpfe aus Licht sind, können Menschen sie nicht sehen, zumal Allah unseren Augen nicht die Fähigkeit gegeben hat, die Engel sehen zu können. Niemand aus dieser Ummah hat jemals behauptet, die Engel in ihrer wahren Gestalt  gesehen zu haben, ausgenommen der Prophet – möge Allah ihn loben und Heil schenken –. Er sah zweimal Djibrīl in der Gestalt, indem ihn der erhabene Allah erschuf. Die Schriften zeigen, dass Menschen die Engel nur dann sehen können, wenn diese eine menschliche Gestalt angenommen haben." [2]

Er sagte weiter im Zusammenhang, dass die Gesandten Menschen waren und widerspricht damit denen, die sagten, sie seien Engel gewesen:

„Es ist schwer die Engel zu sehen. Als die Ungläubigen forderten, die Engeln sehen zu wollen und deshalb erwarteten, dass der Gesandte, der zu ihnen geschickt wird, ein Engel sein muss, sie nicht die Beschaffenheit der Engeln verstanden und die Schwierigkeit und die Beschwernis, welches sie dadurch ausgesetzt wären, hätten sie die Engeln gesehen.

Das Kontaktieren und Sehen der Engel ist keine einfache Sache. Obwohl der Gesandte Allahs – möge Allah ihn loben und Heil schenken – der beste Geschöpf der Menschheit war und die körperliche und geistige Stärke in einem hohen Maße besaß, war er – möge Allah ihn loben und Heil schenken – trotzdem angeschlagen durch die immense Angst die ihn ergriff, als er – möge Allah ihn loben und Heil schenken – Djibrīl in seiner wahren Gestalt sah und floh deshalb zurück in sein Haus, während sein Herz weiter zitterte. Er – möge Allah ihn loben und Heil schenken – erlitt große Beschwernisse, als die Offenbarung zu ihm herabgesandt wurde. Daher sagte Allah, um diese Behauptung zu widerlegen:

"Am Tag, da sie die Engel sehen, an dem Tag wird es für die Übeltäter keine frohe Botschaft geben, und sie (die Engel) werden sagen: Das (der Zugang zu Paradiesgarten) sei (euch) verwehrt und versperrt!" [3]

Dies wird so sein, da die Ungläubigen die Engel nur während des Sterbens sehen werden oder wenn die göttliche Bestrafung herunterkommt. Das heißt, wenn sie in die Lage kommen die Engel zu sehen, wird es der Tag ihres Unterganges sein.

Es war notwendig menschliche Propheten zu schicken, um die Menschheit ansprechen zu können. Denn nur so konnte die Menschheit sie (die Propheten) verstehen und von ihnen  lernen. Hätte der erhabene Allah die Propheten in einer Gestalt von Engeln herabgesandt, dann wäre es nicht so einfach gewesen.

"Und nichts anderes hielt die Menschen davon ab zu glauben, als die Rechtleitung zu ihnen kam, außer dass sie sagten: „Hat denn Allah ein menschliches Wesen als Gesandten geschickt?“ Sag: Wenn es auf der Erde Engel gäbe, die (da) in Ruhe umhergingen, hätten Wir ihnen vom Himmel wahrlich einen Engel als Gesandten hinabgesandt." [4]

Da die Erde von Menschen bewohnt wird, hat der erhabene Allah in Seiner Gnade und Weißheit Seine Gesandten aus derselben Gattung herabgesandt.

"Allah hat den Gläubigen wirklich eine Wohltat erwiesen, als Er unter ihnen einen Gesandten von ihnen selbst geschickt hat." [5]

Da Menschen nicht einfach Engel sehen und von ihnen lernen können bedeutet dies, wenn Allah einen Engel zu der Menschheit als Gesandten geschickt hätte, hätte Er ihn als einen Mann (in menschlicher Gestalt) erschaffen:

"Und wenn Wir ihn (den Gesandten auch) zu einem Engel gemacht hätten, so hätten Wir ihn (doch) wahrlich zu einem Mann (menschlicher Gestalt) gemacht, und wir hätten ihnen wahrlich verdeckt, was sie zu verdecken suchten (d.h. Wir hätten ihnen die Antwort auf ihre Frage, ob es sich beim Gesandten um einen Menschen oder um einen Engel handelt, noch verworrener gemacht)." [6]

Sie wären verwirrt gewesen, da seine Erscheinung trotzdem in menschlicher Gestalt wäre und sie somit nicht in der Lage wären zu überprüfen, ob er nun ein Engel ist oder nicht. Dies ist das Argument, warum sie keinen Gesichtspunkt hätten, Engeln als Gesandten in dieser Art und Weise zu schicken. Vielmehr würde das schicken der Engel als Gesandten in dieser Art und Weise das vorgesehene Ziel nicht erreichen, weil ein Gesandter als Engel nicht das fühlen kann, was Menschen fühlen. Er könnte nicht Anteil an deren Emotionen und Reaktionen haben, auch wenn er ihnen in ihrer Gestalt erscheinen wäre." [7]

 

Zweitens:

Im Hinblick auf das sehen des Propheten – möge Allah ihn loben und Heil schenken – im Wachzustand, so gleicht dies den Märchen der Sufis! Es gibt keine Grundlage dafür in der Scharī’ah oder im wahren Leben. Gewaltige Geschehnisse ereigneten sich den Gefährten – Allahs Wohlgefallen auf sie – nach dem Tod des Propheten – möge Allah ihn loben und Heil schenken – und sie waren in der größeren Not ihn – möge Allah ihn loben und Heil schenken – unter ihnen zu sehen. Deshalb, warum ist er ihnen nicht erschienen und warum haben sie ihn nicht gesehen, obwohl sie ihn von allen Menschen am meisten geliebt haben und er – möge Allah ihn loben und Heil schenken – sie von allen Menschen am meisten liebte?

In Betrachtung einiger, die den Ĥadīth zitieren, welcher in beiden Şaĥīĥ-Büchern (al-Buchari & Muşlim) über den Propheten – möge Allah ihn loben und Heil schenken – überliefert wurde und wo er – möge Allah ihn loben und Heil schenken – sagte: „Wer mich im Traum sieht, der wird mich in Wirklichkeit sehen“ – und diesen als Beweis dafür nehmen, dass es möglich sei, den Propheten – möge Allah ihn loben und Heil schenken – im Wachzustand sehen zu können, so steht nichts in diesem Ĥadīth, was ihre Aussage belegen könnte. Vielmehr ist es eine frohe Botschaft für den, der den Propheten – möge Allah ihn loben und Heil schenken – im Traum gesehen hat, ihn – möge Allah ihn loben und Heil schenken – im Paradies zu sehen. Es ist nicht damit gemeint, dass er ihn – möge Allah ihn loben und Heil schenken – in dieser Welt im Wachzustand sehen wird.

Al-Ĥāfidh Ibn Ĥadjar [8] – möge Allah mit ihm gnädig sein – sagte:

„Viele rechtschaffene Menschen haben sich diesbezüglich geirrt und haben behauptet, man könne ihn – möge Allah ihn loben und Heil schenken – mit eigenen Augen sehen.“ [9]

An-Nawawi [10] – möge Allah mit ihm gnädig sein – sagte bezüglich der Bedeutung der Worte des Propheten – möge Allah ihn loben und Heil schenken – „der wird mich in Wirklichkeit sehen“: „Es gibt mehrere Bedeutungen hierzu:

  1. Es sind nur die Menschen damit gemeint, die in seiner Zeit (also zu den Lebzeiten des Propheten – möge Allah ihn loben und Heil schenken –) gelebt haben. Jeder, der ihn – möge Allah ihn loben und Heil schenken – im Traum gesehen hat und noch nicht ausgewandert ist, wird der erhabene Allah die Auswanderung ermöglichen, um den Propheten – möge Allah ihn loben und Heil schenken – auch mit seinen eigenen Augen und im Wachzustand sehen zu können.
  2. Er (der Träumer) wird die Bestätigung seines Traumes im Jenseits finden, wo er wach sein wird, weil alle Menschen ihn – möge Allah ihn loben und Heil schenken – im Jenseits sehen werden.
  3. Er (der Träumer) wird ihn – möge Allah ihn loben und Heil schenken – im Jenseits in einer besonderen Beziehung sehen, indem er ihm – möge Allah ihn loben und Heil schenken – nahe stehen wird und die Fürsprache bekommt und so weiter.“ [11]

Was an-Nawawi im Hinblick auf die erste Bedeutung erwähnt hat, steht nicht im Widerspruch mit der Auffassung von al-Ĥāfidh Ibn Ĥadjar, nämlich dass es nicht möglich sei, ihn – möge Allah ihn loben und Heil schenken – zu sehen, da an-Nawawi angegeben hat, dass nur die Menschen damit gemeint sind, die zu seinen Lebzeiten – möge Allah ihn loben und Heil schenken – gelebt haben. Das, was al-Ĥāfidh Ibn Ĥadjar beanstandete war im Bezug auf derer die behaupteten, den Propheten – möge Allah ihn loben und Heil schenken – nach seinem Tode  in einer realen Wahrnehmung gesehen zu haben.

Abu l-’Abbāş al-Qurtubi [12] sagte, um denen die behaupten, dass der Prophet – möge Allah ihn loben und Heil schenken – im Wachzustand gesehen werden kann zu widersprechen:

„Diese Meinung, dass der Prophet – möge Allah ihn loben und Heil schenken – im Wachzustand gesehen werden kann, kann einfach und vernünftig widerlegt werden. Denn dies würde ja voraussetzen, dass niemand ihn – möge Allah ihn loben und Heil schenken – in der Gestalt sehen kann, in der er gestorben ist, und dass zwei Menschen ihn – möge Allah ihn loben und Heil schenken – in der selben Zeit an zwei verschiedenen Orten sehen können, und dass er – möge Allah ihn loben und Heil schenken – manchmal ins Leben kommt und damit sein Grab verlässt,  über dem Marktplatz geht und mit  den Menschen spricht. Dies würde ja wiederum voraussetzen, dass sein Körper nicht mehr im Grabe liegt, und dass nur ein (leeres) Grab besucht wird und Salam zu einem gesagt wird, der nicht dort liegt, da er – möge Allah ihn loben und Heil schenken – nachts und tagsüber außerhalb seines Grabes in seiner wahren Gestalt – möge Allah ihn loben und Heil schenken – gesehen wird.“ [13]

Außerdem, wenn es wahr wäre, dass jemand den Propheten – möge Allah ihn loben und Heil schenken – im Wachzustand sehen kann, wäre er ja dann ein Gefährte und es würden Sahaba bis zum Tage der Auferstehung geben.

Al-Ĥāfidh Ibn Ĥadjar al-’Aşqallānī gab an, dass Ibn Abi Djumrah erzählte, dass einige der Sufis den Propheten – möge Allah ihn loben und Heil schenken – im Traum und danach im Wachzustand gesehen haben wollten und ihn dann über einige Dinge fragten, die sie beunruhigten, sodass er – möge Allah ihn loben und Heil schenken – ihnen mitteilte, wie sie diese zu bewältigen haben. Sie folgten seinem Rat – möge Allah ihn loben und Heil schenken – und erreichten den gewünschten Erfolg. Al-Ĥāfidh kommentierte dieses wie folgt: „Dies ist schon sehr merkwürdig! Wenn wir davon ausgehen sollten, dass so etwas vorkommen kann, dann hieße es doch, dass diese Personen nun zu Gefährten (Şaĥābah) geworden sind und dass es weiterhin Şaĥābah geben wird bis zum Tage der Auferstehung. Doch dies wird mit der Tatsache widerlegt, dass viele den Propheten im Traum gesehen haben ohne dass sie danach sagten, ihn auch im Wachzustand gesehen zu haben.“ [14]

Die Gelehrten der al-Ladjnah ad-Dā`imah (Ständiger Ausschuss) widerlegen die Ansichten von at-Tīdjāni, indem sie sagen:

„Es gibt keinen nachweisbaren Bericht von den rechtgeleiteten Kalifen oder den Gefährten, welche ja die beste Menschen nach dem Propheten – möge Allah ihn loben und Heil schenken – waren darüber, dass diese jemals behaupteten, den Propheten – möge Allah ihn loben und Heil schenken – im Wachzustand gesehen zu haben. Es ist wohl bekannt und kein Moslem hat die Ausrede es nicht zu wissen, dass die Religion während der Lebzeit des Propheten – möge Allah ihn loben und Heil schenken – vollendet wurde und dass de erhabene Allah die Religion dieser Ummah vervollkommnet hat. Er, der Erhabene, vollendete Seine Gunst bevor Sein Gesandter – möge Allah ihn loben und Heil schenken – gestorben ist. Der erhabene Allah sagt im Qur`an:

"Heute habe Ich euch eure Religion vervollkommnet und meine Gunst an euch vollendet, und Ich bin mit dem Islām als Religion für euch zufrieden." [15]

Nun gibt es keinen Zweifel mehr darüber, dass das, was Aĥmad at-Tīdjāni behauptet hat, nämlich dass er den Propheten – möge Allah ihn loben und Heil schenken – im Wachzustand gesehen haben will und dass er von ihm – möge Allah ihn loben und Heil schenken – mündlich die Tīdjāni-Tareqah (Tīdjāni-Orden) gelernt habe und dass er – möge Allah ihn loben und Heil schenken – ihm gesagt haben soll, wie er Allah gedenken soll und was er sagen soll, wenn er den Propheten – möge Allah ihn loben und Heil schenken – Segenswünsche aussprechen möchte, verlogen und eine erwiesene Irreführung ist.“ [16]

Die Gelehrten sagen weiter:

„Der Gesandte Allahs – möge Allah ihn loben und Heil schenken – starb, nachdem er die komplette Botschaft erhalten hat und nachdem der erhabene Allah Seine Botschaft durch ihn – möge Allah ihn loben und Heil schenken – vervollkommnet hat. Seine Gefährten – Allahs Wohlgefallen auf sie – entrichteten dann das Totengebet für ihn und beerdigten ihn dort, wo er gestorben ist, nämlich im Zimmer von ’A`ischah – Allahs Wohlgefallen auf sie. Nach ihm kamen die rechtgeleiteten Kalifen – Allahs Wohlgefallen auf sie. Während dieser Zeit traten Geschehnisse auf, die unter Grundlage ihrer eigenen Beweisführung (Idjtihād) behandelt wurden. Sie verwiesen bei all diesen Dingen nicht auf den Propheten – möge Allah ihn loben und Heil schenken. Wer auch immer nach dem Tod des Propheten – möge Allah ihn loben und Heil schenken – behauptet, er würde den Propheten – möge Allah ihn loben und Heil schenken – im Wachzustand sehen, mit ihm leben und sprechen, oder irgendetwas von ihm vor dem Tage der Auferstehung hören, seine Behauptungen falsch sind, da es den Schriften, den überlieferten Berichten und dem Gesetzt Allahs, das Er für Seine Schöpfung bestimmt hat, widerspricht.

Es gibt nichts in diesem Ĥadīth was belegen könnte, dass man ihn – möge Allah ihn loben und Heil schenken – auf dieser Welt im Wachzustand sehen kann, weil es vom Sinn her nur so gedeutet werden kann, nämlich als „Wer mich im Traum sieht, der wird mich im Jenseits sehen“ oder als „Wer mich im Traum sieht, der wird die Bedeutung seines Traumes sehen“, da diese Art von Traum gemäß dem ist, was in anderen Überlieferungen steht, nämlich dass der Prophet – möge Allah ihn loben und Heil schenken – gesagt hat: „… er hat mich in der Tat gesehen.“ Derjenige, der gläubig ist, wird in der Tat den Propheten – möge Allah ihn loben und Heil schenken – im Traum in der Gestalt sehen können, in der er erschien ist, als er lebendig war.“ [17]

Zusammengefasst kann man sagen:

Es ist für niemanden zulässig – außer den Propheten – zu behaupten, Engeln gesehen zu haben, da diese Wesen aus Licht sind und Allah uns Menschen nicht die Möglichkeit gegeben hat Engeln zu sehen, außer wenn sie in einer menschlichen Gestalt erscheinen.

Es ist für niemanden zulässig zu behaupten, den Propheten – möge Allah ihn loben und Heil schenken – im Wachzustand gesehen zu haben. Vielleicht kommen solche Illusionen ja von denen, die keinerlei islamisches Fachwissen haben oder denjenigen, die die islamische Reife noch nicht besitzen, sodass sie sich Dinge vorstellen, die nicht existieren.

Und Allah weiß es am Besten

 

 

_____________________________________

[1] Dr. ’Ummar Şulaimān al-Aschqar ist der Direktor der Fakultät für Islamrecht in der al-Zarqa` Universität in Jordanien. Er verfasste bedeutsame Bücher wie al-Djannah wa an-Nār (Das Paradies und das Höllenfeuer), ’Aalam al-Djinn wa sch-Schayatīn (Die Welt der Djinn und der Schayatīn), ’Aalam al-Malā`ikah al-Abrār (Die Welt der edlen Engeln) und noch viele weitere.

[2] ’Aalam al-Malā`ikah al-Abrār, S. 11 („Die Welt der edlen Engeln“) von ’Ummar al-Aschqar

[3] Şūrah 25, al-Furqān , Ayah 22

[4] Şūrah 17, al-Işrā` , Ayah 94f

[5] Şūrah 3, Āl-i ’Imrān, Ayah 164

[6] Şūrah 6, al-An’ām , Ayah 9

[7] Ar-Ruşul wa r-Rişālah, 72, 73 (Die Gesandten und die Botschaften) von ‘Ummar al-Aschqar

[8] Abu l-Fādil Aĥmad Ibn Ĥadjar, besser bekannt als Ibn Ĥadjar al-’Aşqallānī, geboren in Kairo, lebte von 1372-1449 und gilt als einer der größten Gelehrten im Hinblick auf Ĥadīthe und ihre Bedeutung. Er verfasste Fatĥ al-Bari fi Scharĥ Şaĥīĥ al-Buchāri, welches aus 18 Bändern besteht und als Standardwerk der islamischen Lehre gilt.

[9] Fathĥ al-Bāri, 12/384

[10] Abu Zakariya Yaĥyah Ibn Scharaf an-Nawawi, besser bekannt als an-Nawawi oder Imam Nawawi , geboren in der Nähe von Damaskus, lebte von 1233-1278 und gilt als einer der größten Gelehrten im Hinblick auf Fiqh und Ĥadīthe und ihren Bedeutungen. Er verfasste al-Minhadj Be Scharĥ Şaĥīĥ Muşlim und Riyād aşŞāliĥīn, die als Standardwerke der islamischen Lehre gelten.

[11] Scharh Muşlim, 15/26

[12] Abu l-’Abbāş al-Qurtubi, besser bekannt als Imam Abu ’Abdullah al-Qurtubi, geboren in Cordoba (Spanien), lebte im 13. Jahrhundert und gilt als einer der größten Gelehrten im Hinblick auf Fiqh, Ĥadīthe und Tafşīr. Er verfasste al-Djami’ li Aĥkām al-Qur`an, besser bekannt als Tafşīr al-Qurtubi, welches als die klassischste Erläuterung des Qur`an gilt.

[13] Zitiert von Al-Ĥāfidh Ibn Ĥadjar in Fatĥ al-Bāri, 12/384

[14] Fatĥ al-Bāri, 12/385

[15] Şūrah 5, al-Mā`idah, Ayah 3

[16] Fatāwah al-Ladjnah ad-Dā`imah, 2/325, 326

[17] Fatāwah al-Ladjnah ad-Dā`imah, 1/486, 487

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